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ZWEITES HAUPTSTÜCK.

Der Götterglaube.

Namen und Art der Götter.

Zum Gottesbegriff kann nur ein höher veranlagtes, geistig fortgeschrittenes Volk gelangen. Zweifellos sind die religiösen Grundlagen oft dieselben wie beim Geisterglauben, ein Zusammenhang zwischen Gott und Naturgeist ist nicht abzuleugnen. Der Machtbereich des letzteren erscheint beim Gotte nur vermehrt und erweitert, die Eigenschaften mehrerer Dämonen sind manchmal vereinigt auf ein höheres Wesen übertragen, ohne dass die Elbe und Riesen deshalb aufhörten, die vielmehr im Gefolge des Gottes oder auch als seine Feinde weiter leben. Gerade aber diese Anschauung setzt einen höheren Gedankenflug voraus, der Gottesbegriff bedeutet den Sieg des Geistes über den rohen Stoff. Der Naturdämon lebt ganz in seinem Element; ist er mit übermenschlicher Fähigkeit begabt, so ist er doch beschränkt wie sein Wirkungskreis. Selbst seine äussere Erscheinung ist durch seinen Ursprung bestimmt. Der Gott aber thront über den Elementen als ordnender, richtender Herrscher. Seine Gestalt ist die des edlen Heldenkönigs, blühend in Schönheit und Kraft oder Ehrfurcht erweckend durch Weisheit und reiche Erfahrung. Die Göttin erscheint als hehre und anmutige königliche Frau. Der Gott, wie er in der Vorstellung der Völker lebt, vereinigt alles Vollkommene in einer glänzenden, mächtigen, geisterfüllten Persönlichkeit. Er ist das Ideal der sterblichen Helden und Fürsten. Der Gottesdienst gewinnt ungleich höhere Bedeutung: Seelen und Elbe empfangen Opfer, weil sie ins alltägliche, gewöhnliche Leben, in die Wirtschaft hemmend und fördernd eingreifen, die Götter aber lenken die Geschicke des gesamten Volkes, Staat und Recht ist von ihnen gesetzt und wird von ihnen geschützt, sie verkörpern die sittliche Macht. Die Indogermanen

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waren bereits zum Gottesbegriff gelangt, und eine gemeinsame Grundlage, so verschieden die spätere Entwicklung bei den einzelnen Völkern sich auch vollzog, liegt überall vor. Es war ein Glaube an das Walten lichter Götter (indisch devas), an deren Spitze der Beherrscher des hellen Tageshimmels stand. Die natürlichen Feinde des Lichtes sind die Mächte der Finsterniss, in deren Schutze die Unholde ihr Wesen treiben. Nicht immer blieb der Himmelsgott in seiner führenden Stellung. Zwar Zeus hat sie behauptet, aber der indische Dyâus räumte bald andern den Platz, schon die ältesten Urkunden zeigen ihn zurückgedrängt. Ebenso geschah es bei den Germanen. Schon hieraus sieht man, wie sehr der Götterstaat dem Wechsel unterliegt. Die allgemeinen Grundtypen des Seelen- und Elbenglaubens sind allerdings gemeingermanisch, schon bei den Riesen aber beginnen die besonderen Gebilde, bedingt durch die Naturverhältnisse, in denen die verschiednen Stämme lebten. Noch viel stärker aber sind die Unterschiede im Götterglauben, in dem fast jeder Stamm eigene Wege wandelte. Nur Weniges, aus der vorgermanischen Urzeit ererbt, gehört allen Germanen gemeinsam und darf daher in die vorgeschichtliche Periode vor Beginn der bestimmten Nachrichten zurückverlegt werden. Drei Göttergestalten sind allein mit Sicherheit zum Urbestand des germanischen Himmels zu rechnen: der des Donners mächtige Himmelsgott (Jupiter tonans) in die zwei Gestalten des Tiuz und Ponaraz gespalten und seine Gattin Frijô, die Liebliche. Alles Andere scheint Sonderbildung der einzelnen Stämme und Kultverbände zu sein. Die folgenreichste Neuerung im Glauben unsrer Väter, das allmälige Aufkommen des Wodanaz, sein Sieg über Tiuz vollzieht sich im Gesichtskreis unsrer Beobachtungen. Eine runde, feste Götterzahl ist weder für die Urzeit noch für später nachweisbar. Der Grundzug des germanischen Götterglaubens ist kriegerisch. Das Schicksal des Volkes entscheidet die Schlacht. Daher ist die Göttersage von Kämpfen erfüllt, um Sieg wird die Gottheit angerufen. Siegesglück ist die höchste Spende, die der Gott verleiht. Im Heldenzeitalter treten die germanischen Stämme in die Geschichte, von Heldengeist ist ihre älteste Dichtung erfüllt, dasselbe Gepräge trägt Götterglaube und Göttersage. Nur selten in abgelegenen Ländern wird der hohe himmlische Herrscher ebenso eifrig als Herr des Friedens wie als Herr des Sieges gepriesen und angerufen.

Golther, Germ. Mythologie.

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Die gemeingermanische Bezeichnung der Gottheit lautet got. gup pl. guda, as. ags. ahd. god, got, an. god, gud. Die urgermanische Grundform ist als gudam, pl. gudô anzusetzen1). Aus dem Gotischen und Nordischen ergibt sich, dass die Form des Wortes ursprünglich neutral war und wol meist in der Mehrzahl vorkam. Erst im Christentum gewann der allgemeine Begriff bestimmte Bedeutung und wurde als Masculinum gebraucht. Dem germanischen Heidentum lag im Worte,,Gott" der Begriff „Gottheit, göttliches Wesen". Die Etymologie führt auf eine indogermanische Participialbildung ghutóm zur Wurzel gheu, ghu, welche im Sanskrit und Avestischen namentlich im sakralen Sinne verwendet wird und das Anrufen der Götter bezeichnet. Ghutom ist das mit Opfer und Gebet angerufene Wesen, erweist mithin uralten, vom höheren Gottesbegriff untrennbaren Gottesdienst. Ein Femininum zu Gott konnte sich erst spät einstellen, nachdem das ursprüngliche, sächliche Geschlecht verblasste und dafür das männliche aufkam. Darum entbehren wir auch einer gemeingermanischen Femininbildung. Im Westgermanischen entstand zu Gott später Göttin (ags. gyden, ahd. gutin, mhd. gutinne, gotinne, götinne), im Nordischen gydja, womit sowol die Priesterin wie die Göttin bezeichnet wird.

Durch alle germanischen Sprachen geht ein zweites Wort, dessen vollen Gehalt die nordische Mythologie erschliesst. Nach Jordanes Kap. 13 führten die Goten ihren Adel, durch dessen Glück sie siegten (quorum quasi fortuna vincebant) auf Halbgötter (semideos id est ansis) zurück. Die gotische Form im Nom. pl. wäre ansiz, der Sing. müsste ans lauten. Diese ansiz waren siegspendende Götter. Die hochdeutschen Stämme haben das Wort in Eigennamen wie Anso, Anshelm, Anshilt und ähnlichen bewahrt, die Sachsen und Angelsachsen in Oswald, Oslaf, Osdäg u. s. w. Im Ahd. lautet also das Wort ans, im As. Ags. 6s, wozu der bewahrte ags. Plural ése (im Fries. ees) stimmt. Auch im Deutschen deklinierte das Wort in der Mehrzahl nach den i-Stämmen. Im Altnordischen ist áss aus älterem oss, ** ósur,ansuz hervor

1) Zur Etymologie Kluge, Etym. Wb. unter Gott; Brugmann, Grundriss 2, 212; Feist, Gotische Etymologie, Strassburg 1888 S. 46; im Altind. lautet die Participialform hutá, hûtá, im Avest. zûta; im Veda ist puruhùta ein stehendes Beiwort des vielgerufenen Indra. Ältere Erklärungsversuche des Wortes Gott verzeichnet Schade, Altdeutsches Wörterbuch 12, 342.

Benennungen der Götter.

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gegangen, der Sing. stand zu den u-Stämmen'), im Plur. tritt aber auch hier der i-Stamm zu Tage, æsir aus *ansiz. Die ursprüngliche Bedeutung ist nicht zu erschliessen, weil das Wort mit Sicherheit nicht ins Indogermanische zurückgeführt werden. kann. Zur männlichen Form bildete die nordische Sprache die weibliche ásynja. Durch besondere Verhältnisse gewann der Begriff der Ansen im nordischen Götterglauben nachmals beschränkte Bedeutung, insofern eine besondere Götterschaar als æsir einer andern (den vanir) gegenüber stand.

Aus indogermanischer Wurzel stammt die an. Bezeichnung tívar 2), die Lichten, von der jedoch sonst keine Spur vorhanden ist. Aus derselben Wurzel scheint aber der Göttername Tiuz (an. Týr, ahd. Zio) geleitet zu sein.

Als eine ratende und richtende Versammlung heissen die Götter regin und metod. Regin ist im Nordischen und Sächsischen bezeugt. Das Wort ist aber gemeingermanisch, ragin im Gotischen bedeutet Rat. Die nordische und wol auch die sächsische Sprache verwenden regin im Sinne der ratenden Götter nur im Plural. In den Hókonarmól 18 wird der Ausdruck noch verdeutlicht: róp oll ok regen, alle ratenden Mächte. In der Volospó 6, 9, 23 gehen alle regin, die hochheiligen Götter zu den Ratstühlen (rökstólar, dómstólar) und halten Rat. Wir sehen die regin in ihrer Eigenschaft als Ratsversammlung niedersitzen. Der Begriff wird noch gesteigert als ginnregin die grossen Götter, und uppregin, die oberen, himmlischen Götter. Im Götterrat wird das Schicksal bestimmt, welches noch im Heliand 2593 und 3348 regano giskapu, der Ratenden Schöpfung ist. Im Altsächsischen und Angelsächsischen wird für Schicksal auch metodo giskapu (Hel. 2190, 4827) und meotodsceaft, metodsceaft (Beow. 1077, 1180, 2815) gesagt.3) Metod wird

1) Die Runeninschrift von Kragehul (Dänemark zeigt den Namen asugisalas für ansugisalas (an. Ásgísl); vgl. Noreen An. Gr.2 S. 260; in der Prymskvipa 16 ist vielleicht sur für oss zu lesen, vgl. Symons, Die Lieder der Edda I, 1 S. XV.

2) Urverwandt ist aind. devas, gr. dioç, lat. divus, air. dia. Die an. diar, welche beim Skald Kormak und in der Ynglingasaga begegnen, sind der irischen Sprache entlehnt, vgl. Bugge, Studien S. 30. Wie sich der Dativ sing. tivor in Vol. 32 zu dem Plur. tivar und dem dazu gehörigen Sing. tir (Noreen, An. Grammatik2 § 72 Anm. 7) verhält, ist rätselhaft. Es wird ein Nom. Sing. tívurr, Gott, angesetzt.

3) Die Stellen, wo ausserdem im Ags. meotudsceaft im Sinne von Verhängniss, Tod, vorkommt (im Crist 888 bedeutet es jüngstes Gericht), bei

ags. und as. auch vom Christengott, ursprünglich wol von der Gottheit überhaupt gebraucht. Dasselbe Wort, aber in verschiedener Bedeutung begegnet auch im Nordischen (mjotudr stm. Verhängniss, Tod) und Gotischen (mitaps stf. Maass). Metod ist der,,Messer", der einem etwas zumisst, der Richter. Auf denselben Gedankenkreis leiten regin und metod, die Götter sind Rater und Richter, das Schicksal ist das von ihnen gefundene und gefällte, festgesetzte und vollzogene Urteil.

Uber die vanir, die Glänzenden oder die Seegötter, wie in der nordischen Mythologie eine besondere Götterschaar heisst, wird im Abschnitt Freys berichtet. Merkwürdig ist die in nordischen Quellen übliche Bezeichnung hopt ok bond, Hafte und Bande, für die Götter. Mit Haften und Banden (ahd. haptbandun) können nur Fesseln gemeint sein. Warum aber sind die Götter Fesseln? Vielleicht weil sie allen Übermut, der die sittliche und natürliche Weltordnung bedroht, sei es von Seiten der Menschen oder Riesen, in Fesseln schlagen und niederhalten. Aus Ehrfurcht vor dem Allwalter betraten die Semnonen den heiligen Hain nur gefesselt (vinculo ligati). Derselbe Gedanke mag den Namen der ,,fesselnden" Götter hervorgerufen haben, der die Semnonen zur freiwilligen Fesselung vor dem Gotte veranlasste. Würde die Fessel, die dem Übermut von höheren Mächten angelegt ist, gesprengt, so müssten alle Bande sich lösen, die Welt geht aus den Fugen. Der Teufel ist gefesselt, kommt er los, so geht die Welt unter. So sind die zwingenden, hemmenden Fesseln zugleich die haltenden Bande und Hafte der bestehenden Weltordnung, das Gesetz, das sie erhält. Neben dem Neutrum vé, Heiligtum, steht im Nordischen das schwache Adj. vé, gen. véa, der Heilige, wie etwa ahd. der wiho, sanctus, neben wih, templum. Im Singular begegnet vé nur als Eigenname, Odins Bruder heisst der Heilige (Lokas. 26), im Hymirlied 40 steht aber der Plural véar, die heiligen Götter. Diese Bezeichnung ist schwerlich altheidnisch.

An Gestalt und Aussehen gleichen die Götter den Menschen. Eine ideale Menschengestalt schwebt dem Gottesbegriffe vor. Daher mag es vorkommen, dass wol gestalte und reich gekleidete

Grein, Ags. Sprachschatz 2, 240; über regano und metodogiscapu vgl. Vilmar, Deutsche Altertümer im Heliand, 2. Ausg. Marburg 1862, S. 12 ff. u. 16; metod als Richter erklärt Kauffmann, Beiträge 18, 180 mit Hinweis auf gr. Meder und irisch coimdiu aus *com-mediu,,Richter“.

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