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Dienst. Er wird Heerführer, schlägt die Feinde in die Flucht und wirbt beim König, der es wol aufnimmt. Aber die Königstochter ist spröde, statt des Kusses gibt sie ihm eine Ohrfeige. Im nächsten Jahr kehrt er als Goldschmied unter dem Namen Rosterus wieder. Er fertigt prächtiges Geschmeide; wie er aber nochmals einen Kuss verlangt, erhält er die zweite Maulschelle. Zum dritten Mal kommt er als kriegsgeübter Kämpe. Nachdem er sich als ausgezeichneter Reiter bewährt, naht er wieder der Jungfrau. Er wird aber so heftig zurückgestossen, dass sein Kinn den Erdboden berührt. Jetzt greift er zu Zauberlist. Er ritzt Runen auf Baumrinde, berührt Rinda damit und macht sie dadurch wahnsinnig. In Mädchentracht stellt der unermüdliche Wanderer sich hierauf am Hofe ein. Er nennt sich Wecha und gibt sich für heilkundig aus. Wecha wird unter die Dienerinnen der Rinda aufgenommen. Der Erkrankten erbietet er sich zu helfen, doch sei die Arznei so bitter, dass man sie binden müsse. Als das geschieht, vollbringt Odin seinen Willen und zeugt den Bous, der einst Baldr rächt. Die Götter aber, die nach Saxo in Byzanz wohnen, finden diese Handlung des Gottes unwürdig und verstossen ihn aus ihrer Mitte. Den Ollerus (Ullr) bekleiden sie mit seiner Macht und seinem Namen. Odin versteht es, unter den Göttern von neuem sich Anhänger zu verschaffen und es endlich nach zehn Jahren zu bewirken, dass Ollerus aus Byzanz flüchten muss; in Schweden, wo dieser seine Herrschaft aufs neue zu begründen sucht, wird er von Dänen erschlagen. Man muss hier von dem Zusammenhang der Sage absehen und nur das festhalten, dass Ullr einmal an Odins Stelle und mit seinem Namen herrschte.

Frigg hatte sich einem Diener hingegeben, damit er eine goldene Bildsäule Odins zerstöre, deren Gold sie zu ihrem Schmuck verwandte. Darüber grämte sich Odin so sehr, dass er das Land verliess und freiwillig in die Verbannung ging. An seiner Stelle herrschte Mitodin, ein berühmter Zauberer, der das Opfer neu ordnete, indem er befahl, jedem Gotte einzeln, nicht mehr allen gemeinschaftlich zu opfern. Als Odin zurückkehrte, musste Mitodin nach Fünen (Pheonia) fliehen, wo ihn das Volk erschlug. Er rächte sich noch nach seinem Tode, indem aus seinem Grabe die Pest hervorging, bis man die Leiche ausgrub, den Kopf lostrennte und einen spitzen Pfahl durch den Leib trieb. Frigg starb, Odin setzte alle falschen Götter ab, die unter Mitodin aufgekommen waren, und vernichtete ihre Priester, die Magier, mit einem ein

zigen Blick wie Schatten.') Die Geschichte von Mitodin ist ein deutliches Seitenstück zu der von Ollerus. Beide werden als zauberkundig bezeichnet, von beiden heisst es, sie hätten nicht bloss Odins Weib und Macht, sondern sogar seinen Namen besessen, beide entfliehen vor dem heimkehrenden Odin nach Dänemark oder Schweden, also nach Saxos Meinung aus Byzanz in den Norden und werden dort erschlagen. Besondere Beachtung verdient auch der Umstand, dass beide neue Opferbräuche einführen wollen, Ollerus allerdings erst in Schweden, wo er gleich wie in einer neuen Welt den Glauben an sich einzusetzen versuchte. Wir haben es mit zwei Fassungen einer und derselben Erzählung zu thun, deren Grundzüge auf zwei sich bekämpfende Kulte, den Odinkult und den eines anderen Gottes hinweisen. Durch Saxos Verlegung der Asenherrschaft nach Byzanz ist es schwer zu entscheiden, was vor allem zu wissen Not thäte, in welchen Ländern des Nordens sich in der Ursage die Kultkämpfe abspielten. Ullr (got. wulpus), der Herrliche, scheint einmal der Name einer hohen Gottheit gewesen zu sein. Mitothin darf kaum als Mit-Odin, Mithelfer, Mitregent ausgelegt werden. Saxo verstand ein Wort ,,mituth-inn" d. i. *mituth, *mitoth mit angehängtem Artikel als Namen. Mitoth bedeutet die richtende und das Schicksal bestimmende Gottheit. Somit ist die Sage dahin auszulegen, dass der Odinglaube zeitweilig von einem andern Kult verdrängt wurde, aber hernach wieder zu Ehren kam. Dabei lässt sich eine zwiefache Erklärung finden. Im Norden ist der Odinkult ursprünglich fremd, aus Deutschland eingeführt. Ullr mitoth-inn könnte eine nordische Gottheit sein, die vor dem eindringenden Odinglauben zurückwich. Andererseits ist schon der deutsche Wodan ein Gewaltherr, der den alten Himmels- oder Hauptgott der Germanen, Tiuz, seiner Macht und seiner Frau beraubte. Also der deutsche Wodan und der nordische Odin, beide sind Eindringlinge in Besitz und Recht anderer, älterer Götter. Eine Erinnerung daran lebt in der nordischen Sage fort. Dass die Sache so dargestellt wird, dass Odin der im Recht Gekränkte, später aber aufs neue Eingesetzte ist, beweist, dass der Bericht unter Anhängern Odins entstand. Für Eroberung und

1) Die Sage von Mitothin Saxo I S. 42 ff. Zur Erklärung von mitothinn, aisl. mjotuđr-inn, ags. meotod, and. metod vgl. Munch, det norske folks historie 1, 217; Das heroische Zeitalter der nord. germ. Völker 30 Anm. 2; unabhängig kam neuerdings Kauffmann, Beiträge 18, 188 zur selben Erklärung

Odins Dienst im Kampfe mit andern Kulten.

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Gewaltthat stellt sich immer ein beschönigender Rechtsgrund ein. So lässt z. B. auch die gotische Heldensage Dietrich von Bern nur sein Vatererbe, aus dem er vertrieben worden war, zurückgewinnen, nicht der Wahrheit gemäss Italien erobern. So behauptet die Göttersage, Odin ist der Oberste und Höchste; wenn ein Andrer vor ihm herrschte, kann das nur durch List und Unrecht geschehen sein. So erschliesst sich der Mythus von Odins Verbannung und Vertretung auf dieselbe Weise, wie der vom Wanenkrieg als ein Kampf zwischen altem und neuem Glauben, aus dem letzterer siegreich hervorgeht. Dieser Kern ist nicht berührt, so verschieden die Ausbildung im einzelnen und die Anknüpfung an andere Sagen sich vollzog. Odin im Streite mit Nebenbuhlern kann auch auf den Gegensatz zwischen dem nordisch-germanischen Kulte und einem älteren, vor der germanischen Bevölkerung im Norden heimischen Glauben, etwa dem der Finnen und Lappen zurückgehen, wie im Abschnitt über Ullr ausgeführt werden soll. Jedenfalls liegen Glaubenskämpfe hinter diesen Sagen, alter und neuer Glaube desselben Volkes oder die Kulte verschiedener Völker.

Odin in nordischer Sage.

In der Ynglingasaga Kap. 6 ff. schildert Snorri Odins Wesen mit folgenden Worten: Als Asa Odin nach den Nordlanden kam und mit ihm die Diar, da wird mit Wahrheit berichtet, dass sie Künste übten und lehrten, welche die Menschen seitdem lange vollbracht haben. Odin war der vornehmste von allen und von ihm lernten sie alle Künste, weil er zuerst alle wusste und die meisten. Aber das ist zu sagen, weshalb er so gelehrt war. Dazu veranlassten diese Gründe: er war so schön und vornehm anzuschauen, wenn er bei seinen Freunden sass, dass allen das Herz darüber lachte; aber wenn er im Heer war, da schien er seinen Feinden grimmig. Und das hatte darin seinen Grund, dass er Gestalt und Aussehen wechseln konnte, wie er nur wollte. Eine andere Kunst war die, dass er beredt und glatt sprach, dass das allein allen, die es hörten, wahr däuchte. Er redete immer im Versmaasse, so wie man jetzt das spricht, was Skaldenkunst heisst. Er und seine Hofgoden heissen Liederschmiede, weil von ihnen diese Kunst in den Nordlanden ausging. Odin wusste zu bewirken, dass in Kämpfen seine Feinde blind und taub und schreckerfüllt wurden und ihre Waffen nicht mehr als blosse Gerten einschnitten; aber seine Leuten fuhren ohne Brünnen und waren wütend wie

Hunde oder Wölfe, sie bissen in ihre Schilde und waren stark wie Bären oder Stiere. Sie erschlugen das Volk, weder Feuer noch Eisen hatte ihnen etwas an. Das nennt man Berserkergang. Odin wechselte die Gestalt; da lag sein Leib wie schlafend oder tot, er aber war Vogel oder Tier, Fisch oder Wurm und fuhr im Augenblick in ferne Lande in seinen eigenen oder andrer Leute Sachen. Das auch verstand er mit blossen Worten auszurichten: Feuer zu löschen, See zu beruhigen, Wind zu wenden, wie er wollte. Odin besass ein Schiff, das Skidbladnir hiess, womit er über grosse Meere fuhr; das konnte man wie ein Tuch zusammenfalten.') Odin hatte das Haupt des Mimir bei sich; das sagte ihm mancherlei Kunden aus andern Welten. Aber zuweilen weckte er tote Leute aus der Erde auf oder setzte sich unter Gehängte; darum wurde er Herr der Gespenster oder Herr der Gehängten genannt. Er hatte zwei Raben, die er sprechen gelernt hatte; diese flogen weit in den Landen herum und sagten ihm viele Kunden. Von diesen Dingen wurde er sehr klug. Alle diese Künste lehrte er durch Runen und Lieder, welche Zauber (galdrar) heissen; deshalb werden die Asen Zauberschmiede (galdrarsmidir) genannt. Odin verstand die Kunst, die am meisten Kraft hat, und übte sie selbst, welche seidr (Zauberei) heisst. Und darum. vermochte er die Geschicke der Leute und ungeschehene Dinge zu wissen, den Leuten Tod, Unglück oder Krankheit zu bereiten; so auch den Leuten Verstand und Kraft zu nehmen und andern zu geben. Aber dieser Zauberei, wenn sie vollbracht wird, haftet so arges Wesen an, dass es den Männern nicht ohne Schande dünkte, damit umzugehen; und den Göttinnen wurde diese Kunst gelehrt. Odin wusste um alle Erdschätze, wo sie vorhanden waren, und er kannte solche Beschwörungen, dass sich die Erde vor ihm aufthat und Berge und Steine und Hügel, und er band mit seinen blossen Worten die, welche dabei wohnten, und ging hinein und nahm, was er wollte. Durch diese Kräfte wurde er sehr berühmt; seine Feinde fürchteten ihn, seine Freunde vertrauten ihm und bauten auf seine Kraft und auf ihn selber. Er lehrte die meisten. Künste seinen Opferpriestern, diese standen ihm zunächst an Klugheit und Zauberei. Viele andere lernten manches davon und so verbreitete sich die Zauberei weit und erhielt sich lange.

Odin bestimmte für seine Lande die Gesetze, welche zuvor

1) Das Schiff Skidbladnir wird sonst allein dem Freyr zugeschrieben.

Odin nach Snorris Schilderung.

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unter den Asen gegolten hatten. So bestimmte er, dass man alle toten Männer verbrennen sollte und mit ihrem Eigentum auf den Holzstoss bringen. Er sagte, jeder werde mit den Reichtümern nach Valhall kommen, welche er auf dem Holzstoss habe. Auch werde er das geniessen, was er selber in die Erde vergraben habe. Die Asche sollte man ins Meer hinaus tragen oder in die Erde graben. Vornehmen Männern zum Denkmal sollte man einen Hügel aufwerfen; aber allen Männern, die tapfer waren, sollte man Bautasteine aufstellen. Und diese Sitte hielt sich lange.

Odin ward in Schweden todkrank; als es zum Sterben ging, liess er sich mit der Speerspitze bezeichnen und eignete sich alle waffentote Leute zu. Er sagte, er werde nach Götterheim fahren und dort seine Freunde begrüssen. Die Schweden glaubten, dass er ins alte Asgard eingegangen sei und dort ewig leben werde. Da erhob sich von neuem Glauben und Anrufung an Odin. Oft schien es den Schweden, er zeige sich vor bevorstehenden grossen Kämpfen, da gab er dem einen Sieg, aber den andern entbot er zu sich; beide Loose dünkten gut. Odin wurde nach seinem Tode verbrannt und das Verbrennen ward sehr prächtig zubereitet. Das war ihr Glaube, je höher der Rauch in die Luft aufsteige, desto geehrter sei der, welcher verbrannt wurde, im Himmel und umso reicher, je mehr Gut mit ihm verbrenne.

Bringt man aus diesem Berichte die euhemeristische Auffassung in Abzug, so bleibt ein lebendiges Bild vom Odinglauben, wie er bei den Dichtern uns entgegentritt. Alle Haupteigenschaften Odins, seine Beziehungen zu Schlacht und Sieg, zu Gespenstern und Toten, zu Zauber und Dichtung sind richtig erkannt und aufgezählt. Für alles gewähren die Sagen reichliche Belege.

Wenn Odin in feierlicher Weise auftritt, dann erscheint er in glänzender kriegerischer Rüstung wie schon Tiuz, und Freyr, nur dass er als Hauptwaffe nicht das Schwert, sondern den Speer führt. 1)

1) Odins kriegerisches Aussehen nach Gylfag. Kap. 51 (SE. 1, 190); Gylfag. Kap. 49 (SE. 1, 176); Saxo II S. 106 Othin armipotens, uno contentus ocello, albo clypeo tectus, flectit equum, horrendus Friggae maritus vgl. Yggr, der Schreckliche. Adam von Bremen 4, 26 Wodanem sculpunt armatum sicut nostri Martem sculpere solent. Odin mit Helm und Schwert Sigrdr. 14; über Gungnir Skáldsk. Kap. 3; die Sagen über Gungnir stellt A. Raszmann, in Ersch-Grubers Encyklopădie I. Section, Bd. 97 (1878), S. 281 ff. zusammen. Über Sleipnir Gylfag. Kap. 42; zur Erklärung des Namens als Läufer, Springer (*sklæipnir: hlaupa) Noreen, An. Gr.2 § 149, 1; § 256. Odin als Wanderer

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