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Odin verlangt Menschenopfer.

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die Ärzte gaben ihn auf. Da kam ein alter wunderbar grosser Mann zum Bett des Kranken und versprach, er werde alsbald den Siwardus gesund machen, wenn dieser ihm das Leben aller der Männer, die er im Kampfe erlege, geben wolle. Der Fremde nannte sich Rostarus. Siwardus gelobte, das Verlangen zu erfüllen. Da legte der Alte seine Hand auf die Wunde, alsbald schwand der Brand daraus und sie vernarbte.')

Auch neben der Wal verlangt Odin die meisten Menschenopfer, wie folgende Sagen beweisen.

König Aun in Schweden opferte Odin um langes Leben. Odin gewährte ihm je 10 Jahre für jeden Sohn, den er ihm opfere. Indem er neun Söhne, jeden zehnten Winter einen, opferte, erkaufte der König langes Leben und ward schliesslich so alt, dass er wie ein kleines Kind zu Bett liegen musste und aus dem Horne trank. 2) Das Volk opfert sogar seinen König bei eingetretener Hungersnot, um Odin günstig zu stimmen. Unter Domaldi opferten die Schweden im ersten Herbst Ochsen, dann im zweiten einen Menschen, doch ohne Erfolg. Im dritten Jahr wurde Domaldi selber getötet und mit seinem Blut der Opferstein bestrichen.3) Unter Olaf Trételgja entstand wieder Hungersnot, das Volk meinte, weil der König kein eifriger Opferer war. Da umringten sie sein Haus und verbrannten ihn darin und schenkten ihn dem Odin um gute Jahrzeit.+)

Der sterbende Krieger spricht die Hoffnung aus, noch am Abend bei Odin Gast zu sein, der Sieger hofft, seinen Feind dorthin zu weisen. So sagt der todwunde Kari zu König Olaf: Lebt wol, Herr; ich werde bei Odin Gast sein. 5) Vor dem Kampf mit den Berserkern sagt Hjalmar zu Odd: Wir beide werden am Abend bei Odin gasten und jene zwölf leben. Odd erwidert: Die zwölf Berserker sollen bei Odin gasten und wir beide leben.") Von Rognwald, dem Ragnarsohne, der in der Schlacht fiel, sagt Aslaug, seine Mutter: Rognwald rötete den Schild im Männerblut. Als jüngster meiner Söhne fuhr er zu Odin.)

1) Saxo IX S. 446.

2) Ynglingasaga Kap. 29.
3) Ynglingasaga Kap. 18.

4) Ynglingasaga Kap. 47.

5) Hromundarsaga Greipssonar Kap. 2; Fornald. s. 2, 366.

6) Hervararsaga Kap. 5; Fornald. s. 1, 423.

7) Ragnarssaga Kap. 9; Fornald. s. 265.

Helgi Olafsson hatte den Thorgrim Thormodarson im Kampfe getötet. Da sang er: Thormods kampfkühnen Erben gab ich dem Odin.) Obwol Odin Sieg und Glück verleiht, ruft er doch seine Lieblinge durch Waffentod zu sich. Am Ende der Laufbahn wird er ihnen gram, wie es in der Halfssage 2) heisst. Wie Half zu Asmund fährt, bei dem er den Untergang findet, sagt Innstein: Dir ist Odin gram geworden, dass du auf Asmund fest vertrautest. Der Held grollt dem Gott, obwol dieser ihn dadurch nur zu seinen Sälen lud. So spricht derselbe Innstein vor seinem Fall: Ubles haben wir Odin zu lohnen, der solchen König des Siegs beraubte. Nach dem Grimnirlied 8 und nach Snorri kommen nur die waffentoten Männer nach Walhall. Dieser Auffassung würde auch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, Halle der Wal, der im Kampfe Gefallenen (wal=strages, Haufe Erschlagener) entsprechen. Trotzdem weilen in Walhall Helden, die nicht den Schlachtentod starben, Sinfjotli, der an Gift zu Grunde ging, Vanlandi, den die Mara zu Tode trat, fuhr zu Odin 3), Halfdan, der an Krankheit umkam, wird zu Odin entboten 4), Ragnar, der in der Schlangengrube sein Ende findet, hofft auf Walhall.) Vorstellungen von der Hölle, einem allgemeinen Seelenheim und von besondern Aufenthaltsörtern der Toten, hier der gefallenen Krieger, laufen gleichzeitig neben einander her.")

Odin als Heldenvater.

Reich entwickelt sind die Sagen, die von Odins Wirken unter den Menschen erzählen. Nicht immer offenbart er sich im Glanze der Göttlichkeit, meistens tritt er in unscheinbarer Gestalt, als Wanderer, an seinen Günstling heran. Mit Rat und That hilft er, was er gewährt, ist meistens Sieg. Doch ist seine Gunst nicht

1) Landnáma 5 Kap. 10; Islendinga sögur 1, 307.

2) Hálfssaga Kap. 11 u. 13; Fornaldar sögur 2, 39 u. 45.

3) Ynglingasaga Kap. 16.

4) Ynglingasaga Kap. 52.

5) Krákumál 29.

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6) Weinhold, Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1891, II S. 566 erklärt den Unterschied so: Was in den dänisch-norwegischen Vorstellungen von Odins Walhalla ausgesponnen ist, von der vornehmen Gesellschaft, in welche schöne Schild- und Helmmädchen einführen, ist jüngeres Erzeugniss der Wikingerzeit. Die Bekenner anderer Kulte als des Odinkults waren ausgeschlossen; sie wurden der Wanin Freyja oder dem Bauerngotte Thor überlassen." Man muss noch die Hel, Ran, die Trolle und Elben hinzusetzen.

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beständig, am Ende verursacht er selber den blutigen Untergang seines einstigen Schützlings, dass dieser also eingehe in Walhalls Wonne. Wenige fügen sich dem letzten irdischen Verhängniss mit der erhabenen stillen Grösse Sigmunds, der auch darin den Gott verehrt. Dieser treulose Zug an Odin gibt Loki den bösen Vorwurf ein:

Schweige du, Odin, ungerecht teilst du
Unter Kriegern des Kampfes Glück;

Du gabest oft,

dem du geben nicht solltest, Dem Schlechteren Sieg in der Schlacht.')

Odin nimmt junge Heldensöhne in eigene Pflege. Er wurde als Hrossharsgrani der Pflegevater Starkads, den Odin begünstigte, Thor verfluchte. Der Knabe hatte, drei Jahre alt, seinen Vater verloren und war Pflegekind König Haralds von Agdir. Durch Heerfahrt brachte Hrossharsgrani Starkad in seine Gewalt und erzog ihn auf der abgelegenen Insel Fenhring neun Winter lang.2) Der achtjährige Geirröd und der zehnjährige Agnar, die Söhne Königs Hraudung, ruderten in einem Boote auf Fischfang hinaus. Da trieb sie der Wind ins weite Meer. In dunkler Nacht scheiterten sie an einer Küste, erreichten das Land und fanden einen Kleinbauern, bei welchem sie überwinterten. Die Hausfrau nahm sich Agnars an, der Bauer sorgte für Geirröd und belehrte ihn mit reicher Weisheit. Der Bauer war Odin, das Weib Frigg, die sich auf solche Weise Pfleglinge erkoren.3)

Uber dem Wolsungenstamm waltet Odin von Anfang an. Von Sigi ward gesagt, er sei ein Sohn Odins. Als Sigi wegen Todschlags friedlos wurde, geleitete ihn Odin aus dem Lande und verschaffte ihm Heerschiffe. Sigi hatte immer Sieg und eroberte sich ein Reich. Sein Sohn Rerir hatte lange keine Kinder. Da flehte er zu Odin und der sandte durch sein Wunschmädchen Hljod der Frau des Rerir einen Apfel, nach dessen Genuss sie den Wolsung gebar, der ein gewaltiger Krieger wurde und allezeit Siegesglück hatte. Der nahm auch das Wunschmädchen Hljod zur Frau, und von ihm stammte Sigmund, von diesem Sinfjotli und Sigurd. Aus Not und Bedrängniss ringt sich unter des Sieges

1) Lokasenna 22; ähnlich Hárb. 25; der Skald Egill tadelt im Sonartorrek Odins Willkür und Gewaltherrschaft.

2) Gautrekssaga, Fornaldar sögur 3, 17 ff,
3) Eingang zum Grimnirliede.

32 ff.

gottes stetiger Leitung der Wolsungenstamm zu gewaltigem Heldentum empor.')

König Wolsung vermählte seine Tochter Signy dem Siggeir. Abends, als die Männer den Feuern entlang in der Halle sassen, die um einen Baumstamm gezimmert war, trat ein unbekannter Mann herein. Der Mann war gross, alt und einäugig. Auf dem Kopf hatte er einen breiten Hut, er war in einen fleckigen Mantel gehüllt, trug leinene Hosen und war barfuss. In der Hand hielt. er ein Schwert, das stiess er bis ans Heft in den Stamm hinein. Dem sollte es gehören, der es herauszuziehen vermöchte. Dann schritt er aus der Halle und verschwand. Die Männer versuchten sich alle am Schwert, umsonst. Doch Sigmund, Wolsungs Sohn, zog es mühelos heraus. Er führte das Götterschwert seitdem in seinen Kämpfen. Als der gealterte Held gegen Lyngwi, Hundings Sohn, focht, da kam ein einäugiger Mann mit breitem Hut und blauem Mantel ihm entgegen. Er schwang den Speer gegen Sigmund, das Schwert zersprang in zwei Stücke. Da war Sigmunds Glück gewendet und er fiel.) Als Hjordis auf die Walstatt geht, um den schwerwunden Sigmund zu heilen, da lässt er es nicht zu.,,Odin will nicht, dass ich fürder das Schwert schwinge, da es nun in Stücke brach. Ich habe gekämpft, solang es ihm gefiel. Wahre die Schwertstücke unsrem Sohn. Daraus wird ein Schwert geschmiedet werden, mit dem er Heldenthaten vollbringt. Ich aber will nun meine vorausgegangenen Blutsfreunde aufsuchen.“ Odin begabt seinen erkorenen Helden mit dem trefflichen Siegschwert, aber er nimmt selber das Glück am Ende seiner Tage von ihm. Sigmund erkennt das Walten des Gottes, der durch den Waffentod ihn zu sich ladet, nach Walhall, wo seine tapfern Ahnen weilen und seiner harren. 3)

Der Dänenkönig Harald Hildetand war von Odin begünstigt, dass kein Eisen ihn verletzen konnte. Dafür hatte er die Seelen aller von ihm Erschlagenen Odin verheissen. Vor einem Krieg gegen die Schweden erschien ihm ein grosser einäugiger Greis mit haarigem Mantel. Der nannte sich Odin, behauptete sehr kriegskundig zu sein, und lehrte ihn die keilförmige Schlachtordnung sowie auch die Anordnung eines Seetreffens. Mittelst

1) Volsungasaga Kap. 1 u. 2; über Odins Eingreifen und dessen Bedeutung Müllenhoff, ZfdA. 23, 116 ff.

2) Volsungasaga Kap. 3 u. 11.
3) Volsungasaga Kap. 12.

Odin fallt seine Lieblinge.

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dieser Belehrungen trug Harald den Sieg davon. Haralds Neffe, König von Schweden, war Ring. Bruni war Haralds Vertrauter und trug alle geheimen Botschaften zwischen den Königen hin und her. Einst wurde er auf einer Botschaftsreise vom Strom verschlungen. Da nahm Odin Brunis Namen und Gestalt an und wusste durch trügerische Ausrichtungen die Bande der Freundschaft und Verwandtschaft zwischen den beiden zu lösen. Sie kündigten sich schliesslich Krieg an und rüsteten sieben Jahre zur Entscheidungsschlacht auf dem Brawallafeld in Schweden. Der altersblinde König Harald stand auf einem Wagen und erhob seine Stimme, so laut er konnte, seine Schaaren anzufeuern. An seiner Statt hatte Bruni die Schlachtreihen in Keilform geordnet. Nun begann die ungeheure Schlacht, an der viele gewaltige Kämpen und Schildjungfrauen teil nahmen. Das Glück wandte sich gegen die Dänen. Der blinde Harald entnahm es aus dem traurigen Gemurmel der Seinigen. Er hiess Bruni, seinen Wagenlenker, beobachten, wie Ring sein Heer geordnet habe. Lachend erwiderte Bruni, der Feind kämpfe in Keilordnung. Bestürzt und erstaunt hierüber fragte der König, von wem Ring diese Weise der Heerschaarung erlernt habe, da doch Odin der Erfinder und Meister derselben sei und von ihm niemand, als Harald selbst, in dieser neuen Kriegskunst unterrichtet worden. Als Bruni hierauf schwieg, gemahnte es den König, derselbe sei Odin, und der ihm einst befreundete Gott habe, um ihm jetzt zu helfen oder die Hülfe zu entziehen, solche Gestalt angenommen. Da begann er ihn anzuflehen, dass er den Dänen, welchen er sonst gnädig sich erzeigt, auch diesmal den Sieg verleihen möge; auch versprach er, die Seelen der Gefallenen dem Gotte zu weihen. Bruni aber, unbewegt durch diese Bitten, warf plötzlich den König aus dem Wagen, stiess ihn zu Boden, entriss dem Fallenden die Keule und zerschmetterte ihm damit das Haupt. Da liess Ring die Schlacht aufhören. Dem gefallenen Harald veranstaltete er eine königliche Leichenfeier. 1)

1) Die Sage von Harald bei Saxo VII u. VIII, S. 361 ff.; der isländische Bericht im Sögubrot af nokkrum fornkonungum í Dana ok Svía veldi (Fornaldar sögur 1, 361 ff.). Vgl. Uhland, Schriften 7, 234 ff. Dass Odin Könige und Freunde gegen einander verhetzt, wird auch Hárb. 24 u. Helg. Hund. II, 33 gesagt. In der späten Erzählung Sorlaþáttr (Fornaldar sögur I S. 391 ff. Flateyjarbók I 275 ff) veranlasst Freyja auf Odins Geheiss den Kampf zweier mächtiger Könige, der in alle Ewigkeit währen soll. Es ist

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