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zu thun hatten, ist eine Meinung, die nur auf dem 13. Gesang von Tegnérs Frithjofssage beruht. Tegnér schöpfte nicht aus alter Überlieferung. Auch J. Grimms Behauptung 1), am 2. Mai, am,,Pfultage" seien Feuer zu Ehren Baldrs oder Phols entfacht worden, hat keine feste Gewähr.

7. Baldr ausserhalb des Nordens.

Schwer zu entscheiden ist, ob Baldr auch ausserhalb des Nordens bekannt war. Im Ags. kommt bealdor nicht als Eigenname, nur als Hauptwort vor. Wenn aber Bældag, Wodans Sohn, welchen die Stammtafeln von Bernicia und Wessex aufführen, mit Baldr gleichzustellen ist, wie schon Snorri 2) vermutete, dann dürfte allerdings der Lichtgott auch den Angelsachsen zuzusprechen sein. Bei den Hochdeutschen ist der Personenname Paltar 3) gebräuchlich, der allerdings ebenso aus dem Appellativum wie aus dem Götternamen geflossen sein kann; denn auch Wotan kommt als Mannsname vor. Wie das Wort im Merseburger Zauberspruch aufzufassen sei, darüber gehen die Anschauungen weit auseinander, wie überhaupt über die Anzahl und Bedeutung der im Segen genannten Gottheiten keinerlei Gewissheit herrscht. Das Lied erzählt: Phol und Wodan ritten zu Walde, da wurde dem Fohlen Balders (demo balderes volon) der Fuss ausgerenkt. Sogleich erwiesen die Himmlischen die grösste Sorgfalt, ihn wieder einzurichten. Doch weder Sinthgund noch Sunna, Frija noch Fulla vermochten es, erst Wodan, der Zauberkundige selbst konnte den Fuss beschwören und heilen. Der Spruch zielt deutlich darauf hin, Wodans Ubermacht in helles Licht zu rücken, namentlich gegenüber seinem Begleiter, dem rätselhaften Phol. J. Grimms

1) Mythologie 581.

2) Im Formáli Kap. 10 SE. 1, 26 annar son Úcins hét Beldeg, er vér kollum Baldr. Im Kap. 9 wird auch richtig Odin mit Woden zusammengestellt. Während fast alle Forscher Baldr und Bældæg als gleich betrachten, was namentlich E. Schröders Erklärung ZfdA. 35, 237 ff. erhärtet, leugnet Bugge, Studien 312/3 jeden Zusammenhang.

3) Paltar belegt J. Grimm, Myth. 201 aus Meichelbeck, Historia Frisingensis 1, 2 Nr. 450, 460, 611 und Myth. 3, 78 aus Monumenta boica 9, 23 und $37; Baldor servus Polypt. de S. Remig. 55a. Der Ortsname Baldebrunno (Myth. 207) gehört nur, wenn man ,,bessert" in Baldersbrunno, zum Gott. Jüngere Namen mit Balder können aus älterem Baldheri stammen, Myth. 201 Anm.; 1210.

Ist Balder ein deutscher Gott?

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Annahme stellt Phol und Balder einander gleich, es sei ein Gott, der mit zwei verschiedenen Namen bezeichnet werde. ,,Das erlahmte, in seinem Gange aufgehaltene Pferd Balders empfängt vollen Sinn, sobald man ihn sich als Lichtgott oder Taggott vorstellt, durch dessen Hemmung und Zurückbleiben grosses Unheil auf der Erde erfolgen muss." Wenn die oben vorgetragene Ansicht richtig ist, dass Wodan sich allmälig an die Stelle des Tiuz aufschwang, wenn Baldr als eine aus dem Lichtgott abgezweigte Gestalt angeschaut werden darf, wenn Baldr nur Tiuz unter anderm Namen ist, dann erhielte der Spruch eine tiefe Bedeutung. Eine Sage mag vielleicht einst von Balders Ritt auf dem strahlenden Sonnenrosse erzählt haben, wie es strauchelte und lahmte, aber vom Gott geheilt wurde. Dass der Tag heranreitet, spricht der Volksglaube aus (Myth. 699), dass dem lichten Reiter von den Mächten der Finsterniss nachgestellt wird, dass ihm Unfall und Untergang droht, ist begreiflich. Doch erhebt er sich auch wieder siegreich. Dem leuchtenden Ritter gesellt sich Wodan auf seinem Sturmrosse. Sie reiten zusammen. Um Wodans Macht zu zeigen, wird ihm allein die Heilung zugeschrieben. Dadurch erscheint er grösser und gewaltiger als Balder, sein Sieg über den älteren Gott ist entschieden. Wer im oberdeutschen Paltar einen Nachklang vom Gott Balder, den der thüringische Merseburger Segen schildert, anerkennen will, darf allerdings im Hinblick auf Bældæg und Baldr behaupten, dass Balder bei allen Germanen ein Name des Tiuz war, dass Balder als besondere Gestalt sich losgelöst hatte. Die nordische Baldrsage wird jedoch dadurch keineswegs als gemeingermanisch erwiesen. Ist aber,,balder" nur Hauptwort, so bedeutet,,demo balderes volon" dem Fohlen des Herrn, worunter Phol oder Wodan verstanden sein muss. Beim Fehlen anderer Zeugnisse und weil ahd. Paltar ebenso aus balder wie aus Balder, aus dem Appellativ wie aus dem Götternamen erklärt werden. kann, bleibt die Frage eines deutschen Balderkultes offen.')

1) Die Göttlichkeit Balders vertritt J. Grimm, Myth. 201 ff. und nach seinem Vorgang nahm man allgemein Balder in diesem Sinn. Dagegen erklärte Bugge, Studien 303 ff. demo balderes volon", dem Fohlen des Herrn mit Zustimmung Kauffmanns, Beiträge 15, 207 und Steinmeyers, MüllenhoffScherer, Denkmäler, 3. Aufl., 2. Band S. 47. Die Auffassung Grimms brachten E. Schröder, ZfdA. 35, 237 ff. und Gering, ZfdPh. 20, 145 ff. wieder zu Ehren. Vgl. auch F. Losch, Balder und der weisse Hirsch, Stuttgart 1892; hierzu R. M. Meyer, AnzfdA. 19, 209 ff. Den Strassburger Blutsegen (Müllenhoff

8. Phol.

Wer aber ist Phol?) J. Grimm glaubt, dem Namen auch sonst zu begegnen, Pholesouwa, zwischen 774 und 780 erwähnt, jetzt Pfalsau bei Passau, Pholespiunt, erwähnt um 113S, jetzt Pfalzpoint an der Altmühl in Bayern, Pholesbrunno, jetzt Pfulsborn in Thüringen. Auen, eingehegte Feldstücke (piunt), Brunnen (vgl. das dänische Baldersbrönd bei Saxo) seien dem Gotte Phol geweiht gewesen; Phol aber sei nur ein anderer Name des Balder. Ortsnamen mit Phol begegnen hauptsächlich in Oberdeutschland, in Gegenden, welche der römischen Kultur am nächsten lagen, vereinzelt reichen sie nach Thüringen hinein, während sie in Norddeutschland fehlen. Beachtung verdient aber der ags. „, Polesleah", Hain des Pol, da er dem Sinne und der Bildungsweise nach genau übereinstimmt mit ,, Balderes lég", Hain des Balder. In England gab es also heilige Haine, die dem Balder-Pol geweiht waren. 2) Sollte Phol, Pol eine Verderbniss aus Apollo sein? Möglicherweise bildete sich wie Mercur- Wodan, Hercules-Donar, Hercules-Magusanus, Mars-Thingsus eine römisch-deutsche Formel Apollo-Balder und wurde das Fremdwort im Volksmunde zu Pol, Scherer, Denkmäler Nr. IV, 6 mit den Anm. in Band II S. 52 ff.) stellt Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 262 ff. so her:

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Eine Parallelfassung des Spruches setzt Christ und Judas für Genzan und Jordan. In der Heidenzeit sollen Balder und Hadu dafür gestanden sein. Damit werde die Baldersage für Deutschland bezeugt. Balder ward in der Seite verwundet. Vrô und Lâzakêre wurden entsandt, um Erde zu betreten. Das Rasenstück, auf die Wunde gelegt, stillte das Blut. Das ist natürlich alles sehr ungewiss und darf zu keinen bindenden Schlüssen über deutschen Götterglauben verführen.

1) Ortsnamen mit Phol J. Grimm, ZfdA. 2, 252 ff.; Myth. 206 ff.; 3, 79; dass die Ortsnamen mit Pfahl (oder auch Pfuhl) zusammenhängen, ist sehr wol möglich; vgl. W. Arnold, Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme, Marburg 1877, S. 22. Apollo-Balder erklärt Gering, ZfdPh. 26, 146. Hierzu noch Kauffmann ebd. 26, 456 ff. und Gerings Erwiderung S. 462 ff. In Phôl, Pôl, erkennt Bugge, Studien 301, den Apostel Paulus. An Vol denkt Scherer bei Mannhardt, Myth. Forschungen (in Quellen und Forschungen 51, XXVII); als Nom. Sing. zum Gen. Volla nimmt Kauffmann, Beiträge 15, 208 ff. das Wort. Aber die Göttin könnte kaum vor Wodan genannt sein, ebenso wenig die Vol als Frija (Bugge, Studien 305). Zu Phol. vgl. noch von Grienberger, ZfdPh. 27, 453 ff.

2) Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur 91 f.

Phol. Angebliche Baldrsagen.

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nach der hds. Verschiebung zu Phol. Allerdings sind Apollo und Balder wesensgleich und können daher einander gegenüber gestellt worden sein. Aber diese Deutung unterliegt auch mehrfachen Bedenken. Die Ortsnamen lassen auch andere Erklärungen zu, man kann an den Pfahl- oder Pohlgraben, die Teufelsmauer denken, auch Pfuhl bietet sich dar, besonders wenn man die Formen Pfoalsowa und Phůlsouua in Betracht zieht. Die Zusammengehörigkeit des Götternamens mit den Ortsnamen ist nicht sicher. Im Zauberspruch kann Phol für Vol stehen, was der Stab Vol: vuoren nahe legt. Vol lässt viele Deutungen zu, man kann einen Gott oder eine Göttin der Fülle (vgl. Volla an. Fulla, griech. Plutos) dahinter suchen. Eine allseitig befriedigende und sichere Lösung ist noch nicht geglückt.

9. Angebliche Baldrsagen.

Dass in Baldr und Wali das göttliche Brüderpaar der germanischen Dioskuren nachlebe, sucht Müllenhoff zu erweisen. Die deutsche Heldensage soll die Dioskuren in den Hartungen, zwei Brüdern bewahren. Besonders eine Schweizersage ') wird angezogen, deren wesentlicher Inhalt so lautet: Zwei Brüder Baltram (Baldr) und Sintram zogen zur Jagd und kamen zu einem Drachenloch. Der Wurm fuhr heraus und verschlang Baltram. Sintram aber setzte sich zur Wehr und bezwang den Drachen. Aus dem gespaltenen Leibe des Untiers befreite er den noch lebenden Baltram. Man muss viel Einbildungskraft besitzen, um bei dieser Sage an Baldr und Wali zu denken. Nur dass beidemale zwei Brüder vorkommen und der eine den andern rächt, lässt sich vergleichen. Der Zug ist aber so allgemeiner Art und alles Einzelne ist so grundverschieden, dass man lieber von einer so ungewissen Beziehung Abstand nehmen wird.

Vom hl. Gangolf wird erzählt, wie er eine Quelle versetzt oder neu aus dem Boden springen lässt, als er aus einem Feldzug heimkehrt. Sein Weib buhlt mit einem Kleriker und wird der Sünde überführt. Der Kleriker wird aus dem Hause gejagt, kehrt aber zurück, um den Heiligen zu ermorden. Er trifft ihn in die.

1) Die Sage von Baltram und Sintram bei den Brüdern Grimm, Deutsche Sagen Nr. 220; Wackernagel, ZfdA. 6, 158; vgl. dazu Müllenhoff, ZfdA. 12, 329 und 353; Bugge, Studien 310 f.

Golther, Germ. Mythologie.

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Hüfte. Dem todwunden Gangolf erscheinen Engelscharen, die ihm seinen Eintritt in den himmlischen Freudensaal ankündigen. Am Grabe Gangolfs zu Toul geschahen wunderbare Heilungen. Damit vergleicht Laistner) die Urgestalt der Baldrsage: Baldrs Frau Nanna hielt zu einem andern, Hotherus. Dieser, von seinem Gegner wiederholt besiegt, flieht in die Wildniss, schöpft aber auf Zureden von Zauberweibern neue Hoffnung, beschleicht Baldr und verwundet ihn in die Seite. Baldr stirbt erst nach einigen Tagen. In der Nacht zuvor erscheint ihm Hel und kündigt ihm den Tod Die Ähnlichkeit zwischen der Baldrsage und Gangolfs Legende ist verschwindend und durch willkürliche Anderungen der ersteren erzwungen. Die Züge, welche einander gleichen, sind auch sonst häufig, können also nichts für die Sage, der sie sich gerade anheften, beweisen.

Die Sage Nr. 52 bei Müllenhoff, Sagen aus Schleswig-Holstein und Lauenburg S. 373 ist verdächtig: Bei Boldersleben sieht man auf einer Anhöhe noch die Spuren eines Schlosses. Da hat früher ein König Bolder gesessen und dem Ort den Namen gegeben. Er geriet mit einem König Hother in Hadersleben in Streit und erschlug ihn. Bolder liegt in Boldershöi begraben; vor mehreren Jahren pflügte man Knochen aus, die von ihm herrührten.

VII. Forseti.

Forseti (Vorsitzer) heisst ein Sohn des Baldr und der Nanna, der Tochter Neps. Er besitzt im Himmel den Saal, welcher Glitnir (der Glänzende) heisst, und alle, die mit schwierigen Händeln zu ihm kommen, gehen versöhnt fort. Dort ist die beste Gerichtsstätte, von der Götter und Menschen wissen. Im Grimnirliede 15 heisst es: Glitnir ruht auf goldenen Säulen, das Dach ist mit Silber gedeckt. Dort weilt Forseti die meisten Tage und begleicht alle Streitsachen. In Forseti ist die richterliche Obergewalt verkörpert. Da er im Himmelsglanze thront, darf er als Ausfluss des Himmelsgottes gedacht werden. Er vertritt eine Seite seines allumfassenden Wesens. Im nordischen Recht wirkt keine Spur dieses göttlichen Oberrichters nach. Auch sonst deutet

1) Laistner, Nebelsagen, Stuttgart 1879, S. 196 ff.

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