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Ase (óss ragr), der Kinder gebar.) Als Riesin Thokk, welche durch Nichtweinen Baldrs Rückkehr aus der Hölle verhindert, erschien Loki wirklich in Gestalt eines Weibes, ebenso erfragte er von Frigg das Geheimniss, wodurch allein Baldr verwundet werden könne, als Stute warf er vom Hengste Swadilfari den Sleipnir. Ob mit dem Vorwurf etwa mit absichtlicher Entstellung auf verlorene Sagen angespielt wird, ist nicht bekannt. Weibliche Verkleidung nahmen auch Odin bei Rind, Thor und Loki als Freyja und deren Zofe bei der Heimholung des Hammers an. Die Auslegung, Loki sei als das im Innern der Erde thätige Feuer gedacht, das als Weib aufgefasst werde, weil es Wachstum hervorbringe, die acht Winter seien die acht Wintermonate, während welcher die Wärme, die auf der Erdoberfläche den Frostriesen weichen musste, sich unter die Erde zurückgezogen habe und hier im Verborgenen wirke, die von Loki gemelkten Kühe endlich seien die warmen Quellen, die auch im Winter durch Eis und Schnee hindurch ihr mitunter milchfarbenes Gewässer emporsenden, befriedigt in ihrer Allgemeinheit und beim Mangel aller Einzelheiten des fraglichen Mythus, welcher den Vorwurf veranlasste, keineswegs. Die arge Beschuldigung, als Weib behandelt worden zu sein und Kinder geboren zu haben, wird auch sonst gegen Männer erhoben.) Sie soll wol nur Lokis Argheit im

1) Lokas. 23 u. 33; vgl. Hirschfeld, Untersuchungen zur Lokas. S. 37 f. u. 44, wo die Deutungen Weinholds, ZfdA. 7, 11 ff. und Finn Magnusens, Edda 2, 211 mitgeteilt sind. Die natursymbolische Auslegung vertritt auch Gering, Edda S. 34. Hyndl. 43 frisst Lopt ein Frauenherz, das halbverkohlt in der Asche liegt, und wird davon schwanger.

2) In der Helgakv. Hund. 1, 38/40 beschuldigt Sinfjotli den Gudmund, eine Hexe gewesen zu sein und von ihm neun Wölfe empfangen zu haben. Auf den deutschen Bischof Friedrich, der gegen Ende des 10. Jahrh. auf Island das Christentum verkündigte, und seinen Beschützer Thorwald Kodransson machte ein heidnischer Dichter den Spottvers:

Es gebar neun Kinder Bischof Friedrich,

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Vgl. Kristnisaga Kap. 4. Über seinen Feind Thorstein Hallsson liess der Isländer Thorhadd das Gerücht aussprengen, dass er jede neunte Nacht ein Weib werde und mit Männern Umgang pflege; Þorsteins þáttr Síduhallssonar Kap. 3. Auf diesem schmählichen Vorwurf stand Friedlosigkeit; Vigslodi Kap. 105: „Dies sind die drei Worte, auf denen sämtlich der Waldgang steht, wenn die Rede der Leute so sehr schlimm wird; wenn einer den andern weibisch schimpft oder sagt, er habe sich belegen oder beschlafen lassen, und man soll so klagen wie wegen andrer Vollbussworte und man hat gegen diese Golther, Germ. Mythologie.

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schlimmsten Sinne zeigen. Ist er doch auch sonst unkeusch und verführt Göttinnen zur Unzucht. Die Druckgeister, welche als incubi und succubi mit den Menschen sich vermischen, werden aber gerne als Teufel aufgefasst, und so wird auch Lokis Buhlerei als Ausfluss seiner Teufelsart am ehesten sich erklären.')

Im Gedicht von Lokis Wortstreit (Lokasenna) tritt Loki unter die bei Ägir zum Gelage versammelten Götter und Göttinnen. Nur indem er Odin an die Blutbrüderschaft erinnert, erhält er unter den misstrauischen Asen einen Sitz eingeräumt. Loki trinkt den Hochheiligen zu, erhebt aber zugleich seine Schelte, indem er mit Bragi,,,dem feigen Bänkehüter", beginnt. Alle Anwesenden, die sich ins Gespräch mischen, werden von Loki mit überlegenem Witz und grosser Schlagfertigkeit höhnisch auf ihre schwachen Seiten hingewiesen. Dabei wird zum Teil auf bekannte, zum Teil auf verlorene Sagen angespielt. Loki weiss geschickt mittelst Übertreibungen und Verdrehungen jedem Gegner etwas Ungünstiges anzuhängen. Die Göttinnen Idun, Gefjon, Frigg, Freyja, Skadi, Sif werden mit dem Vorwurf der Buhlerei bedacht. Zum Teil rühmt sich Loki selber, ihre Gunst genossen zu haben. Endlich erscheint polternd und drohend Thor. Zwar bekommt auch er seine Verlegenheit auf der Fahrt zu Utgardloki zu hören, wie er jedoch dadurch unbeirrt den Hammer gegen Loki aufhebt, bequemt sich dieser dazu, den Saal zu räumen, mit dem Wunsch, nie mehr solle Ägir ein Gelage abhalten, feurige Lohe solle über seine Habe hin spielen. Damit ist auf den Weltbrand gedeutet. Der Schöpfer der Lokasenna besass einen scharfen Blick für die Gebrechen und sittlichen Mängel der Göttersagen, deren volle Be

drei Worte den Totschlag frei". Dass alte Sagen oder Kultgebräuche missverstanden oder böswillig verdreht wurden, ist möglich; ein Kult wenigstens, derjenige der Alcis, verlangte weibliche Haartracht des Priesters, vgl. Wolfskehl, German. Werbungssagen S. 6 ff. Auf uralten Aberglauben an die Möglichkeit des Geschlechtswechsels führt Weinhold, Ztschr. d. Vereins f. Volkskunde 5, 127 ff. die Sagen vom Kleidertausch zwischen Mann und Weib und von der Weibischkeit der Männer zurück.

1) Man kann aber auch an antiken Ursprung denken. Hermes - Merkur wurde später auch mit Hermaphroditus, dem Sohne des Hermes und der Aphrodite verwechselt. So heisst es z. B. bei Albericus de deorum imaginibus libellus 6 de Mercurio: qui de viro in feminam et de femina in masculum se mutabat, cum volebat: et ideo pingebatur cum utroque sexu. Loki hat aber sicher einige Züge, z. B. die Flügelschuhe, von Merkur.

Lokis Scheltreden. Lokis Unthat an Sif und seine Busse. 419

kanntschaft er voraussetzt. Er dichtete wol gegen Ende des 10. Jahrhunderts, als bei dem Verfall des Heidentums und beim Eindringen des Christentums manche Freidenker jeden Glauben aufgaben. Er verrät treffende Auffassung der einzelnen Göttercharaktere, insbesondere des Loki, wenn er diesem Geiste der Verneinung die Aburteilung des Götterstaates in den Mund legt. Die eigenartige Anschauung eines einzelnen Mannes, nicht eine in den Zusammenhang des Ganzen tiefer eingreifende Sage liegt offenbar in dieser merkwürdigen Dichtung vor.')

Loki der Sohn der Laufey hatte einst aus Bosheit der Sif alles Haar abgeschnitten. Als Thor dies erfuhr, fasste er Loki mit seinen Händen und würde ihm alle Knochen zerschlagen haben, wenn er ihm nicht den Eid geleistet hätte, dass er die Schwarzelben dazu bewegen wolle, der Sif aus Gold neues Haar anzufertigen, welches wachsen solle wie natürliches Haar. Hierauf begab sich Loki zu den Zwergen, die Iwaldis Söhne hiessen, und diese machten das Haar sowie auch das Schiff Skidbladnir und den Speer Gungnir, den Odin besitzt. Darauf wettete Loki um seinen Kopf mit einem Zwerge namens Brokk, dass dessen Bruder Sindri nicht drei Gegenstände herstellen könne, die den eben genannten an Wert gleichkämen. Loki suchte auch in Gestalt einer Stechfliege die Arbeit der Brüder zu stören. Trotzdem brachten sie den Ring Draupnir, Freys Goldeber, Thors Hammer fertig. Die Asen entschieden, der Hammer sei das beste der Kleinode und der wirksamste Schutz wider die Riesen. So hatte Brokk gewonnen. Loki erbot sich, sein Haupt zu lösen; darauf wollte der Zwerg nicht eingehen. So greife mich denn", sprach Loki; aber als er ihn fassen wollte, war er schon weit entfernt. Loki hatte nämlich Schuhe, die ihn durch Luft und Meer trugen. Nun bat der Zwerg Thor, dass er den Loki greifen möge, und Thor that das. Nun wollte der Zwerg ihm den Kopf abschlagen, Loki sagte jedoch, er habe wol Recht auf seinen Kopf, aber nicht auf seinen Hals. Da nahm der Zwerg Messer und Faden und wollte dem Loki die Lippen zusammennähen und zunächst Löcher

1) M. Hirschfeld, Untersuchungen zur Lokasenna (acta germanica 1), Berlin 1889; Finnur Jónsson, litteraturs historie 1, 178 ff. Über glaubenslose Leute aus der Übergangszeit, denen der Verfasser der Lokas. entweder selbst angehört oder die er wenigstens dabei im Auge hat, vgl. Maurer, Die Bekehrung des norwegischen Stammes I 158 Anm. 16; 160; 163; II 247 ff.; 316 ff.

in die Lippen stechen, aber das Messer schnitt nicht. Der Zwerg meinte, dass der Pfriemen seines Bruders tauglicher sein würde, und sobald er diesen genannt hatte, war er auch zur Stelle, und der Pfriemen durchschnitt die Lippen. Er nähte nun Lokis Lippen zusammen, Loki aber riss den Faden aus dem Saume heraus. Dieser Faden, mit dem Lokis Mund zugenäht war, heisst Wartari. So erzählen die Skáldskaparmál Kap. 3.

Im Grimnirliede 43 wird Skidbladnir als Werk der Söhne Iwaldis erwähnt, ohne dass Lokis Teilnahme erhellt. In der Lokasenna 54 spielt Loki darauf an, dass er mit Sif Buhlschaft trieb, und auch das Harbardslied 48 scheint hierauf Bezug zu nehmen. Dann würde dem Berichte Snorris immerhin Gewähr älterer Überlieferung gegeben. Vielleicht wird Loki als das Erdfeuer zu den unterirdischen Zwergen, denen er gleichsam die Schmiede heizt, in Zusammenhang gebracht. Andererseits ist Merkur der Gott der Erfindungen, und gerade in dieser Sage wie sonst allein noch in der Sage vom Nibelungenhort wird Loki mit Merkurs Flügelschuhen begabt. Letztere sind zweifellos aus der antiken Sage entlehnt, wie überhaupt neben Lucifer auch antike Gestalten, Merkur und Apollo auf Loki eingewirkt haben.') Die Wette, auf die Loki sich einlässt, mag auch fremdem Vorbild, etwa Apollo und Marsyas, nachgeahmt sein, wenngleich es sich um Anfertigung anderer Gerätschaften handelt und auch sonst die nordische Sage anders sich entwickelt.

3. Loki als Verderber Baldrs.

Die Asen Odin, Bragi, Tyr, Freyr, Njord, Widar waren bei Ägir dem Meergott versammelt. Agir hatte zwei Dienstleute, Fimafeng (den behend Greifenden) und Eldir. Statt des Feuers diente helles Gold zur Beleuchtung. Die Gäste rühmten sehr, wie gut die Dienstleute Ägirs waren. Loki mochte das nicht hören und erschlug den Fimafeng. Da schüttelten die Asen ihre Schilde und erhoben ein Geschrei wider Loki und trieben ihn in den Wald hinaus. Dann setzten sie sich wieder zum Trank nieder. Loki aber kehrte zurück. (Im Wortwechsel rühmte er sich offen, den Tod Fimafengs verursacht zu haben.) Darauf ver

1) Verwandte Züge zwischen Merkur und Loki zählt J. G. v. Hahn, Sagwissenschaftliche Studien, Jena 1876, S. 162 auf. Bugge, Studien 267 ff. sucht Loki mit Apollo zu verknüpfen.

Loki als Verderber Baldrs.

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steckte sich Loki, nachdem er die Gestalt eines Lachses angenommen hatte, im Wasserfall Franang. Dort fingen ihn die Asen. Er ward mit den Därmen seines Sohnes Narfi 1) gefesselt; sein Sohn Wali wurde in einen Wolf verwandelt. Skadi nahm einen Giftwurm und befestigte ihn über Lokis Antlitz, so dass Gift darüber hin tropfte. Sigyn, Lokis Frau, sass daneben und hielt eine Schale, um das Gift aufzufangen. Wenn die Schale voll war, trug sie das Gift hinaus. Inzwischen aber träufelte Gift auf Loki herab. Da zuckte Loki so heftig, dass die Erde erbebte. Das wird jetzt als Erdbeben bezeichnet.

Die Sage von Lokis Fesselung scheint in einem verlorenen Liede behandelt worden zu sein, welches seinem Inhalt nach in kurzem Auszug dem Lied von Lokis Wortstreit (Lokasenna) voraus und nachgestellt wurde 2), so dass die schwere Strafe über Loki scheinbar wegen seiner Schmähungen auf die Götter und Göttinnen verhängt wurde, während dagegen die eigentliche Unthat, der Totschlag Fimafengs an heiliger Friedensstätte, ohne weitere Folgen für Loki bleibt. Vermutlich hat der Aufzeichner der Lokasenna fälschlicherweise die Sage von Lokis Unthat und Bestrafung als Einkleidung des Scheltgedichtes genommen. Die eingeklammerten Worte deuten den ursprünglichen Inhalt an, wie Loki frech seiner That sich rühmte. Statt dieses Wortwechsels, den der Zusammenhang erfordert, trat die Beschimpfung der Götter ein. Dass die Sage von Lokis Totschlag und Bestrafung unbedenklich von der Lokasenna losgelöst werden darf, bezeugen die übrigen Berichte, die Lokis Fesselung unmittelbar auf Baldrs Tod folgen lassen, die überhaupt zur Ergänzung und zum Verständniss heranzuziehen sind.

Gylfaginning Kap. 50 erzählt: Als die Götter erfuhren, dass Loki Baldr getötet und in Gestalt der Riesin Thokk die Auslösung Baldrs aus der Hölle verhindert hatte, ergrimmten sie wider ihn. Er aber rettete sich auf einen Felsen. In seinem Hause dort hatte er vier Thüren, damit er nach allen Himmelsgegenden

1) Nach der Kenning der Vol. 35 „ór Vala þormom", aus Walis Därmen seien die Fesseln gefertigt, muss hier wie auch Gylfag. Kap. 50 geändert werden: mit den Därmen seines Sohnes Wali. Vgl. Kauffmann, Beiträge 18, 165.

2) Dass die Eingangs- und Schlussprosa der Lokasenna eine unabhängige Überlieferung enthalte, behaupten Jessen, ZfdPh. 3, 72, Hirschfeld, Untersuchungen zur Lokasenna, Berlin 1889 (acta germanica 1), S. 11 u. 32; Kauffmann, Beiträge 18, 160.

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