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alt 1), aber schon die älteren Skalden kennen diese Unholde als Kinder Lokis. Dass die persönlich gewordene Hel mit Loki verbunden erscheint, ist so natürlich, wie Teufel und Hölle zusammengehören. Die grosse Seeschlange ist insofern eine Nachahmung des Leviathan, als sie sich rings um die Erde legt.2) Schlangen und Drachen stellt aber biblischer Glaube mit dem Teufel, dem Höllenwurme, der Höllenschlange gleich. Der Wolf Fenrir ist einerseits aus den Ungetümen, die nach dem Volksglauben Sonne und Mond zu verschlingen drohen und dadurch die Welt gefährden, hervorgegangen 3), andererseits wiederholt er nur Loki selber, er ist der ,,Warg" Loki und wird daher auf gleiche Weise gefesselt. Wenn der Teufel loskommt, wenn Loki-Fenrir der Bande ledig wird, geht die Welt unter.

5. Loki beim Weltende.

Wie die Mächte des Verderbens gegen die Götter zur Weltvernichtung heranrücken, da kommt auch Loki aus seinen Banden und vollbringt, was er lange erstrebt. Die Volospȧ 51 sagt: über die See ein Schiff

Es segelt von Norden.
Mit den Leuten der Hel,
Dem Wolfe folgen

Mit ihnen ist Byleipts
Die Gylfaginning Kap. 51

und Loki steuert;

die wilden Gesellen,

Bruder im Zuge.

berichtet, dass der alte Streit zum

Austrag kommt: Loki kämpft mit Heimdall und beide töten sich

1) Bugge, Studien 511 vergleicht die duodecim caeli signa, wo Saturnus infolge einer Gefahr verheissenden Weissagung den Neptun in die Tiefe des Meeres, den Pluto in die Unterwelt versenkt. Lokas. 10 u. Haustlọng heisst Loki Vater des Wolfes, in Eilifs Þorsdrápa Vater der Schlange; im Ynglingatal ist Hel Lokis Tochter. Die Skaldenstellen, welche diese Verwandtschaftsverhältnisse voraussetzen, sammelt Gudbrand Vigfusson, corpus 2, 471.

2) Băda de ratione temporum: Leviathan animal terram complectitur tenetque caudam ore suo; vgl. Finn Magnusen, Lex. myth. 212; J. Grimm, Myth. 166 u. 950; Diemer, Beiträge zur älteren deutschen Sprache u. Litteratur. 4. Teil. Wien 1867. S. 45; R. Köhler, Germania 13, 158 ff.; Bugge, Studien 12.

3) Fenrir als Verfolger des Mondes (álfrođull, der Elbensonne) Vafþr. 46; dass Fenrir eine Wiedergeburt Lokis sei, behauptet schon J. Grimm, Myth. 224; über seine Fesselung Kauffmann, Beiträge 18, 161 ff. Bei Loki und Fenrir muss auch in Anschlag gebracht werden, dass der Teufel bereits bei den Kirchenvätern und im ganzen Mittelalter als Wolf bezeichnet wurde; vgl. J. Grimm, Myth. 948; 3, 294.

gegenseitig. Zu den Vorzeichen des jüngsten Gerichts gehört es, dass Meer und Hölle die Toten auswerfen und dass die Dämonen im Gefolge des Antichrists zum Kampfe sich erheben.1)

Die Göttinnen.

Unter den Göttern treten uns Hauptgestalten entgegen wie Tiuz, Donar, Wodan, die von allen oder doch von den meisten Stämmen verehrt wurden. In allen Mythologien, besonders aber in der germanischen gehören die Göttinnen einer späteren Glaubensschicht an; sie sind jünger als die Götter. Nur Frija ist der Mehrzahl der germanischen Völker bekannt; ihre Gestalt ist vielleicht aus vorgermanischer Zeit übernommen. Ein Kultus der Erdgöttin darf wol auch den ältesten Glaubensvorstellungen der Germanen zugeschrieben werden. Himmel und Erde scheinen das älteste Götterpaar gewesen zu sein. Die Erde ist die grosse Lebensmutter, in deren Schooss aber alles auch wieder zurückfällt. Sie erscheint in blühender Lenzespracht und in winterlicher Erstarrung. Darum sind Leben und Tod ihr unterthan. Zahlreiche Mythen wuchsen aus dem Grunde dieser einfachen Naturanschauung. Unter vielen Namen und Gestalten mag die Erdgöttin durch die deutsche Göttersage wandeln. Sie ist aber zugleich die liebe Gemahlin des hohen, lichten Himmelsherrn und nimmt daher, über den Wolken thronend, an seinem Wesen teil. Sie ist das göttliche Urbild der irdischen Frauen, wie im Gotte der Held und Fürst sich in höchster Vollendung verkörpert. Die alten Quellen, die unverdächtige Zeugnisse des Heidentums darbieten, lassen eine Vielheit von Göttinnen erkennen, deren Art leider selten uns deutlich geschildert wird. Die Göttinnen scheinen bei den einzelnen Stämmen sehr verschieden gewesen zu sein. Möglicherweise ist aber die Vielheit nur äusserlich, indem es sich oft um mehrere Namen einer und derselben Göttin handelt. Sicheres lässt sich darüber nicht sagen, da häufig unsre Wissenschaft mit den Namen auch zu Ende geht und nur Vermutungen über das Wesen der Göttinnen uns möglich sind.

1) Vgl. E. H. Meyer, Völuspa 198 f.

Frija.

I. Frija und ihr Kreis.

I. Frija.

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Die höchste germanische Göttin führt keinen eigentlichen Namen, vielmehr ein allmälig zum Range eines Namens erhobenes Nennwort: Frija, die Geliebte, die Gattin, wie Hera schlechthin auch des Zeus liebe Genossin, qilŋ äzoitus heisst.') Dass Frija

=

1) Der Name der Göttin lautete urgerm. Frijô idg. prijâ, woraus westgerm. Frija und nord. Frigg lautlich sich entwickeln mussten; vgl. Kögel, Beiträge 9, 544, Brugmann, Grundriss 1, 128, Noreen, Abriss der urgerm. Lautlehre, Strassburg 1894, S. 160 f. Ahd. begegnet Frija im Merseburger Zauberspruch; aus den Formen des Wochentagnamens ahd. friadag, frijelag, frigetag, frîtach ergeben sich Frija und Frìa neben einander, vgl. Braune, Ahd. Gramm. § 117 über den Ausfall von intervokalischem j. Langobardisch Frea ist wol nur verschrieben für Fria, wie fulcfree für fulcfrî, vgl. Carl Meyer, Sprache und Sprachdenkmäler der Langobarden, Paderborn 1877, S. 263 u. 286; als lautliche Entwicklung (ija > ea) fasst Bruckner, Sprache der Langobarden S. 78 diese Erscheinung auf. Nach dem überlieferten Tagnamen Frigedæg hiess die Göttin bei den Angelsachsen Frig. Zum Namen vgl. Müllenhoff, Denkmäler 23, 46 f. u. ZfdA. 30, 217. Afries. frìgendei, frìendei, mndl. vrîdach zeigt Bekanntschaft der Göttin bei Friesen und Niederfranken. Mhd. heisst der Tag frietac, fritac, woraus nhd. Freitag. Da der Wochentag übers gesamte wg. Gebiet nach Frija benannt ist, muss die Göttin auch bei allen Stämmen Verehrung genossen haben. Im Norden ist Frigg genügend bezeugt, aber kein Friggjardagr; an. frjádagr ist aus Deutschland entlehnt, Fritzner, Ordbog 12, 486. Verdächtig aber sind eine Anzahl von Zeugnissen, die man für das Fortleben des Frijaglaubens im MA. und in der Neuzeit in Anspruch nahm, so die Frigaholda einer Madrider Handschrift, die J. Grimm, Kleine Schriften 5, 416 ff. mit der Göttin in Verbindung brachte, vgl. jetzt dazu Kauffmann, Beiträge 18, 150 Anm., wonach friga vielleicht Schreibfehler einer Glosse striga, und besonders die nach Kuhn und Schwartz in norddeutschen Sagen noch vorhandenen Namen frû Frien, Vreen, Fricke, Frëke u. 8. w., wogegen O. Knoop in Veckenstedts ZfVolkskunde 2, 449 ff. Verdächtig scheint auch der nordenglische Tanz mit Anrufung ,,der vornehmsten Riesen", die sie Wodan und seine Frau Frigga nennen, was J. M. Kemble aus dem Mund eines ,,old Yorkshireman" gehört haben will; vgl. J. Grimm, Myth. 281. Altdeutsche Namen mit frì- (Förstemann, Namenbuch 22, 582 f.) stehen zum Adj. und dürfen nicht von der Göttin abgeleitet werden; der Name Fricco (Förstemann, Namenbuch 1, 419 f; 22, 584 ff.) samt seinen Ableitungen gehört zum Adj. frech im alten Sinne von kampfgierig, verwegen, kühn und hat mit der Göttin nichts zu thun. Offenbar ist neben altgerm. freka- eine Ableitung frikkjan- anzunehmen; vgl. afz. frique, neuprovenz. fricaud, munter, lebhaft. Weil Adam von Bremen für den nordischen Freyr den Namen Fricco gebraucht, haben J. Grimm, Myth. 278 ff. und nach ihm andere eine deutsche Fricca, der an. Frigg, bei Saxo latinisiert Frigga, gegenübergesetzt. Die neuere Lautgeschichte

allen Westgermanen und den Nordleuten, wahrscheinlich überhaupt allen Germanen, als die Gemahlin des höchsten Gottes, einst des Tiuz, bekannt war, ist mit Sicherheit anzunehmen. Der sechste Wochentag, dies Veneris, der Freitag erhielt von ihr den Namen. Wörter wie got. frijón, an. frjá lieben, das altdeutsche Urwort für mhd. vrien, nhd. freien erhielten dem Sprachgefühl den in Frija ruhenden Begriff,,Liebe" lebendig und darum ist Venus die interpretatio romana für die deutsche Göttin. Ausserhalb des Nordens lassen sich jedoch nur spärliche unmittelbare Zeugnisse für sie aufbringen. Nach der langobardischen Sage weilt Fria (überliefert ist die Form Frea) mit Wodan als seine Gattin im Himmel und mischt sich in Siegvaters Geschäft. Nach Galfrid von Monmouth (Buch 6) berichtet Hengist von den obersten sächsischen Gottheiten, von Woden und von der mächtigsten Göttin, welcher der Friday geweiht sei, also von Fríg. Im Merseburger Heilzauber, auf mitteldeutschem thüringischem Gebiet erscheint Frija zugleich mit Volla, ihrer Schwester, unter den Göttinnen, die vergeblich sich bemühen, den ausgerenkten Fuss des Fohlens wieder einzurichten, was allein Wodan vermag. Damit sind die Nachrichten über Frija bereits erschöpft. Durchweg scheint Frija als Wodans Gemahlin gedacht zu sein. Ebenso steht es in den nordischen Quellen, aus denen mehr zu erfahren ist.

2. Frigg.

Frigg) ist Odins Gattin, die höchste der Asinnen. Wie Odin selbst weiss sie die Schicksale der Menschen voraus, obwol sie

erweist diese Annahme als irrig, Frigg kann im Deutschen nur Frija, Fria heissen, unmöglich Fricca. Bei Adam liegt ein Versehen vor. Er wusste von Freyr, Freyja und Frigg, dazu war ihm der deutsche Name Fricco geläufig. Daraus kombinierte er das Verhältniss Freyja: Freyr Frigg: Fricco. Fricco muss als eine Erfindung Adams betrachtet werden und darf nun und nimmermehr zum Ausgang sprachlicher und mythologischer Unmöglichkeiten dienen.

1) Über Frigg vgl. Vol. 34; Lokas. 29; Gylfag. Kap. 9; 20; 35; Frigg in der Baldrsage Gylfag. Kap. 49. Friggs Beziehung zur Ehe Gylfag. Kap. 35 (SE. 1, 116) und Volsungasaga Kap. 1. Ihre Attribute, Truhe und Schuhe, sind aus Gylfag. Kap. 35 zu entnehmen, wo es von Fulla heisst: sie trägt Friggs Truhe und bewahrt ihr Schuhzeug. Im Eingang zum Grimnirlied heisst Fulla eski-mær, d. h. Mädchen, welches die Truhe (eski) einer vornehmen Herrin in Verwahrung hat. Über die Bedeutung von Friggs Schuhen und Kästchen vgl.

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keine Weissagungen ausspricht. Fensalir '), Meersäle heisst ihr stattlicher Saal. Dort beweint sie Walhalls Weh, den Tod Baldrs, den sie vergeblich abzuwenden getrachtet hatte. Wie Frîa bei den Langobarden Wodans Willen entgegen handelte, scheinen auch Spuren vorhanden, dass Frigg andrer Meinung war und sie bethätigte, als ihr Gemahl. Im Eingang zum Grimnirliede wird auf eine solche Sage angespielt. Odin und Frigg sassen einmal auf Hlidskjalf und schauten über alle Welt. Odin sprach: Siehst du, wie dein Pflegling Agnar in der Höhle mit einem Riesenweibe Kinder zeugt? Aber Geirröd, mein Pflegesohn, sitzt nun als König in seinem Land. Frigg antwortete: Er ist so karg mit der Kost, dass er seine Gäste hungern lässt, wenn er meint, dass deren zu viele gekommen seien. Odin sagte, das sei die grösste Lüge; da wetteten beide, wer Recht behielte. Frigg sandte ihr Kammermädchen Fulla zu Geirröd und liess dem Könige sagen, er möchte sich vor den Hexenkünsten eines Zauberers in acht nehmen, der in sein Land gekommen sei; er wäre, fügte sie hinzu, leicht daran zu erkennen, dass kein Hund, so bissig er auch sei, ihn anzufallen wage. Das war nun eine böse Verleumdung, dass König Geirröd nicht gerne seinen Gästen Speise gebe; aber dennoch liess er den Mann festnehmen, vor dem die Hunde zurückwichen. Um Recht zu behalten und ihrem Wunsche zum Sieg zu verhelfen, greift Frigg ebenso mit Erfolg zur List wie die Frîa der Langobardensage. Odin will in Verkleidung Geirröd versuchen; durch die listige Botschaft veranlasst Frigg den sonst freigebigen Geirröd, den unter dem Namen Grimnir einsprechenden Odin hart zu behandeln. So verspürt Odin an seinem eigenen Leibe, dass Geirröd gegen Fremde ungastlich sich benimmt, dass Friggs Beschuldigung begründet ist. Hier wie dort wird der göttliche Gemahl durch der Göttin Schlauheit übertrumpft. Das Lied von Wafthrudnir hebt mit einer Beratung der Gatten an, woraus zu ersehen ist, dass Odin wichtige Angelegenheiten mit Frigg bespricht. Er will Wafthrudnir ausforschen, sie ist dagegen,

W. Müller, Geschichte und System der altdeutschen Religion S. 276 f. Wenn der Frigg SE. 1, 284 u. 304 ein Falkenhemd zugeschrieben wird, so liegt hier deutlich Verwechslung mit Freyja vor, nicht ältere Sagenüberlieferung, wonach auch Frigg mit dem Fluggewand begabt gewesen wäre; vgl. SE. 3, 2, 780 im Index.

1) Zur Erklärung des Namens Fensalir Bugge, Studien über die Entstehung der nordischen Götter- und Heldensagen 214 ff.

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