ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Hlin, Syn, Snotra, Gna, Sol, Sunna, Freyja.

437

Endlich werden Sol (die Sonne) und Bil (Mondabnahme) zu den Asinnen gerechnet. Im Merseburger Zauberspruch entsprechen vielleicht Sunna, die Sonne, und Sinthgunt, die den Weg Erkämpfende. Siegreich über die Finsterniss beschreitet die Sonne ihre Bahn. Da Frija auch Sonnengöttin ist, kann der Name auf sie zielen.

4. Freyja.

Freyja 1) ist nach Frigg die angesehenste unter den Göttinnen. Sie ist die Schwester des Freyr, Njords Tochter. Sie hat den Wohnsitz im Himmel, der Folkwang heisst, und wenn sie zum Kampfe sich begibt, so empfängt sie die eine Hälfte der Gefallenen und Odin die andere. So steht im Grimnirliede 14 Folkwang nenn ich, Freyja entscheidet,

Wer die Sitze dort fülle im Saal;

Von den toten Helden wählt sie täglich die Hälfte,
Die andre fällt Odin zu.

Dort in Folkwang, auf dem Volksgefilde, erhebt sich die Halle Sessrymnir, die an Sitzen geräumige. Wenn sie eine Reise unternehmen will, so fährt sie mit ihren Katzen und sitzt in einem Wagen. Sie ist gern zur Hilfe bereit, wenn Menschen sie anrufen. Im Liede von Oddruns Klage 8 spricht die aus den Geburtswehen befreite Borgny den Heilwunsch über Oddrun:

So mögen dir helfen
Freyja und Frigg

Wie du mich befreitest

die holden Wesen,
und noch viele Götter,
aus Fährde und Not.

Gut ist es, in Liebesangelegenheiten Freyja anzurufen. Ihr gefällt das Liebeslied. Zu den weiteren Eigenschaften der Freyja gehört das Brisingenhalsband, das lichte Geschmeide, und das Falkenhemd, das Loki mehrmals von ihr entlehnt. In der Ynglingasaga Kap. 4 wird von Freyja berichtet, sie habe zuerst unter den Asen den bei den Wanen längst gebräuchlichen Zauber (seidr) geübt.

Von der Göttin Freyja findet sich ausserhalb des Nordens keine Spur. Während Frija gemeingermanisch ist, bleibt Freyja auf Norwegen und Island beschränkt. Zumal auf Island gedieh der Freyjakult am meisten, dort verdrängte sie geradezu die Frigg,

1) Über Freyja Gylfag. Kap. 24 u. 35; Grímn. 14; Ynglingasaga Kap. 4 u. 13. Freyjas Namen SE. 1, 304.

wie sie auch in der spätisländischen Dichtung, den Skidarímur, Odins Frau genannt wird. Freyja ist im Norden zu Freyr gebildet wie gydja zu god, Finna zu Finnr.) Ihre Art stimmt zu ihrem späten Ursprung, indem sie als Nachahmung bereits vorhandener Vorbilder sich erweist. Als Schwester Freys, Tochter Njords ist sie natürlich auch den Wanen zugehörig, vanabrúdr, vanadís, vanagod d. h. Wanengöttin. Im Hyndlaliede 5 u. 7 reitet sie auf dem goldborstigen Eber Hildiswini, welchen die Zwerge Dain und Nabbi ihr schufen, sie ist also mit Freys Eigentum ausgestattet. Im übrigen aber wiederholt Freyja die Frigg, indem dieselben oder doch sehr ähnliche Mythen von ihr berichtet werden. Dabei lässt sich erkennen, dass die Sagen ursprünglich allein an Frigg haften und nur dort, wo Freyja im Vordergrund stand, auf diese übertragen wurden. Es handelt sich schwerlich um eine urgermanische Spaltung einer Göttin in zwei demzufolge wesensverwandte Gestalten, vielmehr um eine spätere nordische Abzweigung der Freyja aus Frigg Deshalb geht Freyja zu einem guten Teil in Frigg auf. Die Freyjamythen dienen mehrfach dazu, das Bild der Frigg zu ergänzen. Endlich scheinen auch fremdartige Bestandteile, Züge der Venus mit Freyja verschmolzen, die sich somit als eine Schöpfung der Wikingerzeit herausstellt. Die verschiedenartigsten Motive sind zu einem eigenartigen neuen Gesamtbild vereinigt.

Wenn sich Freyja mit Odin in die gefallenen Helden teilt, wenn sie in geräumiger Halle ihnen Sitze anweist, so kann eine derartige Vorstellung nur dort aufkommen, wo Freyja den höchsten Rang unter den Göttinnen einnimmt. Nur die Hauptgöttin, Odins Gemahlin, kann gleiches Recht mit dem Gotte beanspruchen. Sessrymnir ist ein zweites Walhall, wo nicht Walvater, sondern Walfreyja, die Herrin der Wal, den Vorsitz hat. Wie Odin als König und Häuptling an der Spitze der Einherjer steht, so wird

1) Freyja kennt die an. Sprache auch als Appellativum, so in húsfreyja, wofür auch das vielleicht aus dem Deutschen entlehnte húsfrú eintritt; für frú hat die ältere Sprache frauva, froua, frúva, vgl. Noreen, An. Gr.2 § 340, 1. Snorre betont den Zusammenhang: af hennar nafni er þat tignarnafn, er ríkiskonur eru kallattar frúvor (frúr). snyrtifreyja, fægifreyja sind schwerlich eigentliche Wörter, vielmehr skaldische Umschreibungen für den Begriff Frau. Dem nordischen Freyr (urgerm. fraujaz) steht möglicherweise wegen der ags. und altdeutschen Namen Fréawine, Fròwin ein Frea, Frò (urgerm. frawo) gegenüber. Aber von einer deutschen Frouwa ist keine Spur nachweisbar.

Freyja an Stelle der Frigg.

439

Freyja die erste der Walküren. Wenn Wingolf das Heiligtum der Göttinnen heisst und andrerseits die Wunschsöhne Odins in Walhall und Wingolf Aufnahme finden, könnte Wingolf mit Sessrymnir gleich sein, eine Halle, die unter Walfreyjas Obhut steht. Zu den Walküren stellt sich Freyja auch dadurch, dass sie in Walhall einmal das Schenkamt übt, was ja sonst Sache der Wunschmädchen ist. Wie der Riese Hrungnir mit prahlerischen Reden in Asgard gross that, wagte Freyja allein, ihm einzuschenken. Übrigens blieb Freyja als Führerin der Walküren und Eignerin der Wal ein dichterischer Versuch, indem die Vorstellung dieser zweiten Totenhalle unter Freyja weder allgemein noch vollständig ausgebildet erscheint. Freyja und Sessrymnir erlangten kaum dieselbe Bedeutung und Anerkennung wie Odin und Walhall; hier tritt uns der dichterische Glaube vieler, dort der weniger entgegen. Mit Frigg gleichgesetzt begegnet aber Freyja namentlich auf Island. Am Allding 998 suchte der Priester Dankbrand den Isländern das Christentum aufzudrängen, doch ohne grossen Erfolg. Hjallti Skeggjason, der bereits Christ war, gab seinem Ärger über den missglückten Bekehrungsversuch in einem Schmähvers 1) auf die Heidengötter Ausdruck:,,Ich will nicht wider die Götter bellen: ein Hund dünkt mir Freyja. Jedenfalls ist eines von beiden, Odin oder Freyja, ein Hund." Hjallti wurde wegen dieser Lästerung des Landes verwiesen. In dieser Schelte will Hjallti die ersten isländischen Götter treffen und nennt Freyja und Odin. Das Verhältniss zwischen beiden ist wol als ein eheliches aufzufassen, Freyja steht für Frigg.

In den Tagen Olafs des Heiligen hielten die Bauern um Drontheim zu Anfang des Winters Gastmähler und Opfer um gute Jahreszeit. Da wurde alle Minne dem Thor geweiht und dem Odin, der Freyja und den Asen. Wahrscheinlich liegt aber hier ein Versehen des Schreibers der Saga vor: dem Odin, Thor und

1) Der kvitlingr lautet in der ausführlichen Olafssaga Tryggvasonar Kap. 217: grey þykki mér Freyja Odinn grey eđa Freyja.

vil ek eigi god geyja
æ mun annat tveggja

Ähnlich lautet der Vers in der Njálssaga Kap. 102. Ari in der Íslendingabók Kap. 7 und Kristnisaga Kap. 9 haben nur die erste Hälfte der Strophe, die Schelte auf Freyja, ohne Odin zu nennen. Zur Überlieferung Njála, Köbenhavn 1875-79, Bd. II, 504 ff.; Finnur Jónsson, Íslendingabók, Kaupmannahöfn 1887, S. XXV.

Freyr, der Götterdreiheit, die auch Adam von Bremen für den Uppsalatempel nennt, wurde der Minnebecher geweiht.1)

In der folgenden Sage, wo eine Verwechselung ausgeschlossen ist, spielt Freyja die Rolle der Frigg und befindet sich wol im ehelichen Verhältniss zu Odin.

König Alfrek hatte zwei Frauen, Signy und Geirhild. Die konnte er ihrer Uneinigkeit wegen nicht beide behalten. Da sagte er, er wolle diejenige behalten, welche das beste Bier gebraut haben würde, wenn er von der Fahrt zurückkäme. Sie wetteiferten nun im Brauen. Signy rief Freyja an und Geirhild Hott (d. i. Odin unter dem Namen Hottr, der mit dem Hute). Dieser gab statt der Gähre seinen Speichel und so bestand Geirhilds Bier die Probe. Doch hatte sie ihr Kind, den nachmaligen König Wikar, für die Hilfe dem Odin zu eigen geben müssen.2) Die Wette, welche zwischen den Frauen zum Austrag kommt, ist von der Beihilfe der Götter abhängig. Da messen sich Odin und Freyja ebenso wie sonst Odin und Frigg, Wodan und Frîa, nur dass diesmal Odin gewinnt. Freyja vertritt aber vollständig Frigg.

Eine hervorragende Stellung wird der Freyja auch durch folgenden Zug des isländischen Glaubens zugeteilt. Der Skald Egill hatte beschlossen, keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen und zu sterben. Seine Tochter Thorgerd wollte ihm folgen und sagte: Ich habe kein Nachtmahl zu mir genommen und werde keines mehr nehmen als bei Freyja. Ich will meinen Vater nicht überleben.3) Wie Helden hoffen, noch abends bei Odin Gast zu sein, spricht hier eine Jungfrau einen ähnlichen Gedanken in Bezug auf Freyja aus. Daraus darf der wenigstens teilweise. herrschende Glaube erschlossen werden, dass Freyja die verstorbenen Frauen zu sich versammle. Allerdings wird Walfreyja

1) Jüngere Olafssaga helga Kap. 101 f (Flateyjarbók 1, 283); das gleiche Versehen in der Bósasaga Kap. 12, wo dem Thor, Odin und der Freyja (statt dem Freyr) Minne getrunken wird; vgl. Petersen, om nordboernes gudedyrkelse og gudetro S. 94. Man muss berücksichtigen, dass die spätere Bearbeitung der Olafssaga und die Bósasaga zeitlich mit den Skíðarímur (14. Jahrh.), wo Freyja Odins Weib ist, zusammenfallen. Das Versehen ist kein äusserliches, vielmehr war den Schreibern, welche Freyja statt Freyr den Hauptgöttern Thor und Odin zur Seite stellten, Freyja die wichtigste und höchste Asin, und durfte somit, wie früher ehestens Frigg, mit Odin zusammen genannt werden.

2) Hálfssaga Kap. 1.

3) Egilssaga Kap. 81.

Freyja als Eignerin des Halsbandes.

441

damit kaum zu vereinigen sein, beide Vorstellungen schliessen sich aus. Alter Glaube mag aber zum Gotte die Männer, zur Göttin die Frauen gewiesen haben.

5. Freyja und Brisingamen.

Freyja, Njords Tochter, war die Geliebte Odins von Asgard. Vier Zwerge, kunstreiche Schmiede, wohnten in der Nähe der Königshalle. Als Freyja einmal ihre Höhle besuchte, erblickte sie ein schönes, goldenes Halsband, das jene anfertigten. Nach seinem Besitze verlangend bot sie den Zwergen Silber, Gold und andere Kostbarkeiten dafür. Jene erwiderten, solcher Dinge bedürften sie nicht, doch wollten sie das Halsband an Freyja verkaufen, wenn jeder von ihnen eine Nacht ihr beiwohnen dürfe. Sie stimmte zu, und in den nächsten vier Nächten bekam jeder der Zwerge, die Alfrigg, Berlingr, Dvalinn und Grerr hiessen, den ausbedungenen Lohn. Der Bericht fährt weiter, wie Loki auf Odins Geheiss der Freyja das Halsband stahl. Als Freyja ihren Schmuck von Odin zurückverlangte, erhielt sie ihn nur gegen das Versprechen, zwei gleich mächtige Könige in einen unaufhörlichen Kampf gegen einander zu hetzen. So erzählt der im 14. Jahrhundert auf Island niedergeschriebene Sörla Þáttr.1) Die Sage ist als Einleitung der Geschichte von Hedin und Hilde, deren Kämpfe von Freyja zur Einlösung ihres Versprechens veranlasst werden, vorangestellt. Mögen auch die Einzelheiten der Erzählung jung sein, in der Hauptsache ist sie aus älterer Überlieferung geschöpft. Bereits im Lied von Thrym (12, 14, 18) ist Freyja im Besitze des Schmuckes Brisingamen 2), Ulfr Uggason dichtete, wie Loki ihn raubte und Heimdall ihn zurückgewann. Brisingar ist vermutlich eine Benennung der ursprünglichen Eigentümer und Verfertiger des Halsbandes. Jene kunstreichen Zwerge

1) Der Sörlaþáttr in den Fornaldar sögur 1, 391 und in der Flateyjarbók 1, 275. Über Brísingamen Müllenhoff, ZfdA. 12, 304; über das Halsband in seiner Beziehung zu Freyja Müllenhoff, ZfdA. 30, 220 f.

2) Brisinga men gehört der altgerman. Sage an, im Béowulf 1199 ist mit „brosinga mene“, das zu einem reichen Hort gehört, offenbar dasselbe gemeint. An. brisingar bedeutet die Zusammenflechter, die kunstreichen Verfertiger und würde auf schmiedende Zwerge wol passen. Dass die Künstler nachmals zu Zwergen wurden, versteht sich daraus, dass die Zwerge im Besitz der Schmiedekunst sind. Dem Wortstamme verwandt ist mhd. brisen, einfassen, schnüren.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »