ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

sind oder vertreten die Brisingar. Da nun Freyja ebenfalls von Anfang an mit dem Vorwurfe der Buhlerei bedacht wird, lässt sich sehr wol die Erzählung, wie sie in den Besitz dieses ,,Brisinga men" kam, als einer der Gründe hierfür annehmen. Wenn Saxo von Frigga weiss, sie habe sich,,uni familiarium" um goldenen Schmuck ergeben, so wird die nämliche Sage gemeint sein, nur mit Verwechslung zwischen Freyja und Frigg. Wenn endlich die am Rande des Himmels auf einem Berge schlafende Lichtgöttin, die Sonnenjungfrau, welche der rasche Tag, der Held Swipdag sich gewinnt, den Namen Menglod, die Halsbandfrohe führt, so vereinigen sich alle diese Züge zu einem von der Gemahlin des Tiuz einst geltenden Mythus.

Frija wird von den Brisingen, den Göttern des Zwielichts, dem reissigen Brüderpaar griechischer und indischer Sage, aus dem nächtigen Dunkel heraufgeführt. Die Brisingen sollen die Braut dem Tiuz zuführen, trachten aber selber nach ihrer Liebe. Ein glänzendes Halsband, das Brisinga men, von ihnen selbst gefertigt, bieten sie der Göttin für ihre Gunst. Und sie willigt ein, der goldene Schmuck bringt ihre Treue zu Fall. Frija wird einmal als die alleinige Eignerin des Schmuckes, der glänzenden Sonne, gedacht worden sein und darum Menglod heissen. Nur in Norwegen und auf Island nahm später Freyja, wie so häufig, auch hier ihre Stelle ein. Saxos oben erwähnte Erzählung bringt also zwei an und für sich ganz verschiedene, nach Alter und Ursprung weit auseinander liegende Berichte in Verbindung, die allerdings denselben Grundgedanken, Frijas Untreue, enthalten. Der eine Mythus entstand, so lange Frija noch dem Tiuz allein gehörte, der andre, als Wodan-Odin ihn verdrängte.

6. Freyja und die Riesen.

Freyja wird mehrmals von Riesen zum Weibe begehrt, und nur dem Dazwischentreten Thors ist es zu danken, dass sie den Göttern erhalten bleibt. So verlangt Thrym die Göttin gegen Herausgabe des Hammers. Der Riesenbaumeister, welcher den Göttern eine Burg zu bauen versprochen hatte, bedang sich als Lohn Freyja, dazu Sonne und Mond. Loki hatte zur Annahme des Vertrages geraten. Hrungnir wollte Freyja und Sif mit sich fortführen und alle andern Götter töten. Freyja als Schwester Freys mag in solchen Sagen die schöne Jahreszeit, Glanz und

Freyja und die Riesen. Freyja als Buhlerin.

443

Wärme der Sonne, die Grundbedingung des Wachstums und Gedeihens bedeuten.') Darum stellen ihr die rauhen Riesen, die entfesselten Elemente, die winterlichen Stürme nach. Ohne Licht und Wärme verdirbt die Welt, und nach dem Verderben der Götterund Menschenwelt trachten die Riesen. Die Wanen haben manche Züge mit den Elben gemeinsam, und so gleicht Freyja einer Lichtelbin. Elbinnen werden vom wilden Jäger, von den entfesselten Elementen verfolgt. Auf der Grundlage solchen allgemein bezeugten Aberglaubens mochten Sagen erwachsen wie die eben erwähnten.

7. Freyja als Venus vulgivaga.

Im Lied von Thrym erscheint Freyja streng und herb. Als Loki an sie das Ansinnen stellt, mit dem Brautschleier geschmückt nach Riesenheim zu fahren, da schnaubt Freyja vor Zorn, dass die Burg erbebt und das Brisingenhalsband zerbrochen niederfällt. ,,Die Männertollste müsste ich heissen,

Reiste ich mit dir ins Riesenland."

Als sie den Zwergen um das Brisingenhalsband sich ergab, war sie andern Sinns. Auch die von Loki in der Lokasenna erhobenen Vorwürfe werfen ein sehr schlimmes Licht auf die Göttin:

30. Schweige du, Freyja,

Du bist nicht von

dich kenne ich völlig,

Fehlern frei:

Von den Asen und Elben, die hier innen sind,

Hast du jeden gern beglückt.

Noch ärgerer Frevel war es, als die Götter Freyja im Bette des eigenen Bruders, des Freyr, ertappten. Die böse Schelte wird. durch keine entsprechende Sage gerechtfertigt, überhaupt wurzelt sie schwerlich in nordischer Überlieferung, sondern ist antiken Ursprunges. Da heisst es freilich, Venus sei so schamlos gewesen, dass sie mit einem jeden buhlte, sogar mit ihrem Vater und Bruder.2) Eine Übertragung von Zügen der Venus war umso leichter, als der Frijatag aus dies Veneris bereits Frija und Venus in Zusammenhang brachte.

1) Uhland, Schriften 6, 58; 154.

2) Bugge, Studien 11; in der im 6. Jahrh. verfassten Abhandlung de origine idolorum sagt der Bischof Martinus von Braga von der Venus: etiam cum patre suo Jove et cum fratre suo Marte meretricata est; Mai class. auct. 3, 382.

Anknüpfungspunkte für die Wandlung der Freyja zur Venus vulgivaga boten allerdings auch die nordischen Sagen selber. Freyja buhlt mit den Zwergen; wo Frigg als Gattin Odins zugleich festgehalten wird, sinkt Freyja ihrer Vertraulichkeit mit Odin halber zur Buhlerin des Gottes, zu seiner fridla, herab. Weil Thor die Freyja vor den begehrlichen Riesen schirmt, heisst er langvinr prungvar 1), alter Freund der Freyja, was zweideutig ausgelegt werden konnte. Als Freyja von Ottar, einem edlen Norweger um Beistand angerufen wurde und, um die ihm notwendige Kenntniss der Vergangenheit zu erlangen, die Hilfe der Riesin Hyndla in Anspruch nimmt, schleudert auch diese ihr Schmähungen nach. ,,Dem Odr liefst du lüstern nach und auch. andre schlüpften dir unter die Schürze. Du schweifst zur Nacht draussen wie Heidrun die Ziege unter den Böcken." 2)

8. Freyja und Odr.

Freyja war dem Manne vermählt, der Odr heisst. Die Tochter der beiden ist Hnoss (Kleinod); sie war so schön, dass nach ihrem Namen kostbare Gegenstände hnossir genannt werden. Odr zog fort in ferne Lande; Freyja aber blieb weinend zurück und ihre Thränen sind rotes Gold. Freyja hat viele Namen; das kommt daher, dass sie sich selbst verschieden benannte, als sie zu fremden Völkern kam, um den Odr zu suchen. Sie heisst Mardoll, Horn, Gefn, Syr. Als Óps mær, Ods Braut kennt bereits die Volospó 25 die Freyja. Schon im Abschnitt über Wodan wurde darauf hingewiesen, dass die Sagen vom Wode, der einer Frau nachreitet, damit zusammenhängen können. Wer in der Zaubrerin Gullweig, der Goldigen, welche in Odins Halle verbrannt den Anlass zum Wanenkriege gab, eine aus der nach der Ynglingasaga gleichfalls zauberkundigen Freyja abgezweigte Gestalt annehmen will, kann auch hierin eine Spur jener Volkssage finden. Die Sage von Freyja und Odr kehrt das Verhältniss der vom Wode und von der Elbin um; die Gestalt der die Lande durchschweifenden, goldene

1) So Eilif Guðrúnarson SE. 1, 300.

2) Auf Freyjas Buhlerei gehen die Anspielungen Hyndl. 47 u. 48. Über das Gedicht Finnur Jónsson, Litteraturshistorie 1, 195 ff. Die Entstehungszeit bestimmt Finnur auf 950-975. Den Schutz, welchen Freyja dem Ottar gewährt, betrachtet Hyndla als unerlaubtes Verhältniss.

Freyja und Odr. Freyjakult.

445

Thränen weinenden Göttin sieht nicht germanisch aus. Die wunderlichen Namen wie Mardoll 1) (aus dem Meer aufleuchtend oder hell glänzend), Syr (dea Syria?), Horn oder Horn (cornuta, Mondessichel) kommen gerade hier vor und gemahnen an Entlehnung. Zur Erklärung pflegt man Jahresmythen heranzuziehen: der sommerliche Gott entschwinde mit dem Herbst der Gattin, die trauernd und verlassen zurückbleibe. Freyja und Odr bilden den Gegensatz zu den Werbungssagen Freys und Swipdags um Gerd und Menglod, Odins um Rind u. ä. Aber diese allgemeine Formel reicht nicht aus, sie lässt die gold weinende und trauernd umherschweifende Freyja unerklärt. Die Weichheit, die über dieser Erzählung lagert, erinnert an orientalisch-griechische Mythen. Dort mag vielleicht der Ursprung der Sage zu suchen sein. Aber Sicheres ist noch nicht ermittelt. Nur soviel steht fest, dass der Mythus von Odr und Freyja allein dem Norden gehört, nicht germanisch ist. Die zum Vergleich herangezogenen deutschen Sagen, die hohes Alter der Mythe erweisen sollten, sind gefälscht oder mindestens anders, ohne Beziehung auf Odr und Freyja, zu erklären.2)

9. Freyjakult.

Für den Freyjadienst zeugt ausser dem zweifelhaften Minnebecher, welcher Nachrichten des 14. Jahrhunderts zufolge der Göttin geweiht wurde, die Strophe 10 des Hyndlaliedes, wo Freyja ihrem Verehrer nachrühmt:

1) Kögel, Indogerm. Forschungen 4, 313 erklärt mardoll als die Hellglänzende. mar-, mari- im Sinne von glänzend (vgl. μaquaioa bei Fick, Vgl. Wörterbuch I 515) begegnet in deutschen Frauennamen Meridrûd, Meripure, Merihilt, Meriswind u. ă. In einem isländischen Märchen, das um 1700 aufgezeichnet wurde, heisst ein Mädchen Mærpöll; wenn sie weint, verwandeln sich ihre Thränen in Gold; vgl. Jón Árnason, Þjóðsögur og æfintýri íslenzkar 2, 424 f. Die goldene Thränen weinende Mærþöll (Mardoll-Freyja) ist hier gelehrten Ursprungs, nicht nachwirkende echte Volkssage.

2) Zur Herkunft der fremden Züge in Freyjas Art Bugge, Christiania Morgenbladet vom 16. Aug. 1881; gefälscht ist die Geschichte von Woud und Freid, Schönwerth, Sagen u. Sitten aus der Oberpfalz 2, 312 ff., obwol J. Grimm, Kleinere Schriften 5, 427 f. und danach M. Hirschfeld, Lokasenna 28 ff. sie für echt halten; weitere angebliche Freyjasagen s. bei Mannhardt, Germanische Mythen, Berlin 1858, S. 288 Anm. 1 u. 295, Anm. 5.

Er türmte aus Steinen
Der Gneis ist nun
Gefärbt ward er
Ottar glaubte

den Altar mir auf

zu Glas zerschmolzen 1)
mit frischem Stierblut

an die Asinnen stets.

Mit Nerthus fuhr ein Priester umher, mit dem Bilde des Freyr eine Priesterin. Damit scheint die Umfahrt des göttlichen Ehepaares angedeutet, dessen eine Hälfte durch einen Menschen vertreten war. Dass mit Freyr unter der Gestalt seiner Priesterin Freyja umfuhr, ist möglich, wird aber in der Quelle nicht angedeutet.

10. Gefjon.

In Gefjon 2) verbirgt sich wol niemand anders als Freyja, wenigstens wird dasselbe von ihr erzählt. Der Name gehört vielleicht zu Gefn 3), wie ein ausdrücklich der Freyja zugelegter Beiname lautet. Der Gefjon dienen diejenigen, welche als Jungfrauen sterben. So hofft auch Thorgerd, Egils Tochter, Abends bei Freyja zu gasten. In der Lokasenna entspinnt sich folgendes Gespräch zwischen Loki und Odin.

Loki:

Schweige du, Gefjon, nimmer vergess ichs,

Wer zur Lust dich verlockt;

Der blonde Bursche

bot dir den Schmuck,

Da schlangst du die Schenkel um ihn.

1) D. h. das Gestein zerschmolz durch die Hitze zahlreicher Opferfeuer zu Glas; Ottar ist ein eifriger Opferer.

2) Über Gefjon Gylfag. Kap. 35; Lokas. 20, 21; Volsa-Þáttr, hrsg. von Gudbrandr Vigfússon in Nordiske oldskrifter 27, 133 ff. und Corpus poeticum boreale 2, 381 f.; die Bauerntochter beteuert: þess sver ek vid Gefjon ok við gođin önnor. Über den Namen Gefjon Bugge, Beiträge 12, 417; er vergleicht die inschriftlichen Junones Gabiae, matronis Gabiabus, Alagabiabus (Kern, Revue celtique 2, 156) und stellt dazu got. gabei, Reichtum. Urverwandt sei copia. Gefjon wäre etwa einer Copia zur Seite zu setzen. Vgl. noch Much, ZfdA. 35, 316 f.; dagegen Kauffmann, Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde 1892, S. 42 Anm.

3) Dass Gefn mit ags. geofon, as. gebun, „Meer" zusammenhänge und auch Gefjon hierher gehöre (J. Grimm, Myth. 219), also etwa eine Seegöttin, eine Wanin (Noreen, Abriss der urgerm. Lautlehre, Strassburg 1894, S. 50 u. 53, Vaner,,die Seegötter") bedeute, behauptet auch Much, ZfdA. 35, 327. Die Beziehung ist zu unsicher, würde aber zu Freyja als der Schwester des Freyr passen.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »