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Wer von Hels Apfeln genoss, muss bei ihr bleiben. So wenigstens lässt sich eine Stelle der jungen Saga af Viga-Styr ok Heidarvigum, Kap. 26 auslegen. 1) So wird Proserpina durch den Genuss des Granatapfels gezwungen, in der Unterwelt zu verweilen; auch deutsche Sagen bieten Beispiele, dass lebende Menschen durch den Genuss von Speisen im Seelenreiche den Toten anheimfallen.

In dem vollständig christlichen Sólarljód, das vermutlich erst dem 17. Jahrh. angehört, sagt der Geist des toten Vaters zum Sobne: Hels Bande umstrickten mich. Ich wollte sie zerreissen; aber sie waren stark. Überall bedrückte mich Angst. Jeden Abend entboten Hels Mädchen mir heim zu sich. Die Sonne, das Tagesgestirn, sah ich versinken; die Pforte der Hel hörte ich dumpf ertönen.

Aus biblischen Stellen fliesst die Unersättlichkeit der Hölle, das Öffnen ihres Mundes und dadurch der Versuch, sie persönlich darzustellen, wie J. Grimm in älteren und jüngeren deutschen Schriften beobachtet. In mhd. Gedichten spricht die Hölle mit dem Teufel. J. Grimm sieht darin eine Nachwirkung der persön lichen germanischen Halja. Aber dem steht entgegen, dass der örtliche Begriff der älteste und ursprünglichste, der persönliche der abgeleitete ist. Da Hel von Anfang an als Lokis Tochter erscheint, also in Verbindung mit dem Teufel, ist die Möglichkeit vorhanden, dass eine persönliche Hel im Norden überhaupt erst unter christlicher Einwirkung aufkam. Ihre Persönlichkeit ist ebenso wenig weiter ausgeführt, als es bei der christlichen Hölle der Fall ist; sie verharrt in ihrer farblosen Allgemeinheit. Eine echt nordische ursprüngliche Hel wäre wol kräftiger und lebendiger gestaltet worden. Die persönliche nordische Hel unterscheidet sich durch nichts von den entsprechenden Ansätzen zur Persönlichkeit der christlichen Hölle und ist daher letzterer gleich zu achten, ja sogar daraus zu erklären. 2)

kjóll ferr norpan:
of log lýber,

Die Hss. haben austan statt norpan,

die Lesart Bugges voraus.

koma mono Heljar

en Loke styrer.

muspellz statt heljar; aber SE. setzt

1) Íslendinga sögur 2, 361 an mér olselja Heljar eplis, die Frau gönnt mir Hels Apfel, d. h. will meinen Tod. Zur Stelle Sveinbjörn Egilsson, Lex. poet. 318. Deutsche Seitenstücke zur griechischen Mythe bei W. Müller, Niedersächsische Sagen S. 372 ff.

2) Myth. 291; 3, 94. Unter den vielen Sagen von verwünschten Jung

2. Die Ran.

Ran, die Räuberin 1), welche einmal unter die Asinnen gerechnet wird, ist Ägirs des Meergottes Weib. Sie haben neun Töchter mitsammen, die persönlich gewordenen Wellen. Als die Götter in der von Golde erleuchteten Halle des Ägir beim Gelage sich versammelten, gewahrten sie, dass Ran ein Netz besass, das sie nach allen Menschen, die auf die See gingen, ausstellte. Als Loki den Zwerg Andwari fangen wollte, ging er zu Ran und borgte sich ihr Netz. In den Gedichten wird häufig beschrieben, wie Ran ihre Beute erjagt, aber dabei verlautet nichts mehr vom Netze. Von einer Riesin, die Helgis des Hjorwardsohnes Schiffe zum Scheitern zu bringen suchte, wird gesagt, sie wollte sie der Ran geben. Von Helgis des Hundingtöters Schiff, das der Sturmgefahr entronnen, heisst es: Kräftig riss sich aus Rans Krallen das Gischtross Helgis. Also herrscht die Vorstellung, Ran greife mit den Händen nach dem in Seegefahr befindlichen Schiffe. Kurz zuvor ist von den unholden Wogentöchtern Ägirs die Rede, welche die Schiffe umzustürzen trachteten. In Seesturm und Wogenprall schien den Skalden die Ran selber thätig zu sein. Im 11. Jahrh. sagt der Skald Ref: das Wogenpferd (d. i. Schiff) reisst die rot bemalte Brust aus dem Rachen der Ran (or munni Ránar). Den Tod seines ertrunkenen Sohnes betrauernd sang Egill: Ran hat mich sehr niedergeschlagen. Ein anderes Bild braucht die Fóstbro-dra

frauen, die Panzer, Beitrag z. deutschen Myth. 1, München 1848, behandelt, kommt auch einmal eine schwarz und weiss gefärbte Jungfrau, vom Volk die Held genannt, vor; daraus eine germanische Halja zu erschliessen, wie es seit Panzer beliebt, ist nicht zu billigen. Die Sagen fallen ins Bereich des Gespensterglaubens, in den die höllische Verdammniss oft hereinspielt.

1) Rán bedeutet Raub. Über die Ran vgl. SE. 1, 338; Reginsmól Prosaeingang; Helgakv. Hj. 18; Helg. Hund. I, 31; die Strophe des Ref, SE. 1, 326; Fóstbro drasaga älterer Text Kap. 4, jüngerer Text Kap. 6; Friðþjofssaga Kap. 6; Eyrbyggjasaga Kap. 54; Sneglu-Halla þáttr (Fornmannasögur 6, 376); Egill im Sonartorrek 7. Thjodolf in der Haustlong nennt Ran, indem er das Meer als Rán-himinn bezeichnet. Das Netz der Ran führt Bugge, Studien 20f. auf das Netz der Aranea zurück; Aranea casses in alto suspendit sei missverstanden, in alto als in der Meerestiefe gefasst worden. Übrigens hat nach Kuhns märk. Sagen, S. 374, der Wassermann auch ein Netz, und der Vita Sulpicii (614) zufolge wird in einem Wasserstrudel von Geistern mit Stricken den Menschen nachgestellt (repente funibus daemoniacis circumplexus amittebat crudeliter vitam); vgl. W. Müller, System der altdeutschen Religion S. 375 Anm. 4.

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saga: Die Töchter der Ran versuchten die Bursche und trugen ihnen ihre Umarmung an. Die junge, dem 14. Jahrh. angehörige Fridthjofssaga gefällt sich besonders in der Schilderung der Ran. Bei einem gefährlichen Sturme sagt Fridthjof: Jetzt muss ich wahrlich der Ran Bett besteigen, ein andrer wird das der Ingibjörg einnehmen. Weiterhin wird berichtet: Es steht zu erwarten, sprach Fridthjof, dass einige von unsern Leuten zur Ran fahren werden. Wir werden nicht viel gleich sehen, wenn wir dahin kommen, wenn wir uns nicht prächtig schmücken. Es scheint mir rätlich, dass jedermann einiges Gold bei sich trage; da hieb er den Ring entzwei, das Geschenk der Ingibjörg, und teilte ihn unter seine Leute aus und sprach die Weise: Diesen roten Ring, den Halfdan besass, muss man entzwei hauen, ehe uns Agir verdirbt. Gold soll man sehen an den Gästen, ehe wir der Gastung bedürfen. Das taugt vornehmen Recken mitten in Rans Sälen. Fridtjof schilt die Ran ein grausames, fühlloses Weib (sidlaus kona). Obwol die Beutegier der grausamen Meeresgöttin auf diese Art anschaulich geschildert wird, ist doch der Aufenthalt in den Sälen der Ran keineswegs mit düstern Farben ausgemalt. Wer im Kampf mit den Gewalten des Meeres erliegt, wird dadurch zu den Sälen der Seegötter geladen und dort ebenso ehrenvoll aufgenommen und gehalten, als derjenige, den eine andre Todesart in die Gemeinschaft anderer Götter und Geister ruft. Aus der Zeit kurz nach Annahme des Christentums auf Island wird berichtet: Da hielt man es für gewiss, dass die Leute bei Ran wol aufgenommen worden seien, wenn zur See umgekommene Leute ihr Erbmahl besuchten; denn da war noch der alte Aberglaube wenig geschwächt, obwol die Leute getauft waren und Christen genannt werden mochten. Um die Mitte des 11. Jahrh. singt der Isländer Sneglu-Halli, wenn er den Untergang seines Schiffes voraussagen will: Deutlich sehe ich, wie ich bei Ran sitze; einige sind beim Schmaus mit den Hummern; klar ist's, dass man beim Dorsche gaste. Das Verhältniss der Ertrinkenden zur Ran ist dasselbe wie das Verhältniss der durch Waffen Gefallenen zu Odin. Nur ist weder hier noch dort der Glaube allgemein und ausnahmslos. Wie auch waffentote Männer zur Hölle fahren, so kommen auch Ertrunkene mitunter anderswohin als zur Behausung der Ran. Thorstein und seine Genossen waren ertrunken. Man erwartet, dass sie zur Ran kämen. Aber ein Hirte sieht, wie die Seelen der Verstorbenen in den Berg Helgafell eingehen und

von den Geistern mit grossem Schalle und Hörnerklang begrüsst werden. 1)

Ran, als Meergöttin und Gemahlin Agirs, darf als eine Schöpfung der Skalden betrachtet werden. Doch erhebt sie sich aus den Gebilden der allgemeinen Volkssage, aus den Wassergeistern, die im räuberischen Wesen ihr vollkommen gleichen, die ebenso wie sie freundliche und feindliche Seiten aufweisen.

V. Nordisch-finnische Göttinnen.

I. Skadi.

Über Skadi, des Riesen Thjazi Tochter, die im Riesenland haust, auf Schneeschuhen läuft und Wild mit dem Bogen schiesst, die durch die Vermählung mit Njord in den Kreis der Asinnen eintritt, deren Gunst genossen zu haben, Loki sich rühmt, wurde schon berichtet. 2) Hier ist noch der Sage zu gedenken (Ynglingasaga Kap. 9), wonach sie die Gemeinschaft mit Njord aufgab und dem Odin sich vermählte. Sie hatten manche Söhne mit einander, einer hiess Säming. Davon dichtete Eywind im Haleygjatal: Ihn erzeugte der Asen Urheber mit der Riesin, als der Freund der Helden und Skadi in der Menschenwelt hausten und manche Söhne die Schlittschuhgöttin von Odin empfing. Auf Säming leitete Jarl Hakon der Reiche (970-995) seine Ahnen zurück. Die Volsungasaga scheint Sigi als den Sprössling Odins und der Skadi betrachtet zu haben. Der mächtige Mann Skadi, dessen Knecht Bredi, der geschickteste und glücklichste Jäger, von Sigi, dem hochfertigen Sohne Odins, weil er es ihm auf der Jagd zuvorthut, erschlagen wird, gleicht der riesischen Göttin Skadi, die als Jägerin auf Schneeschuhen im norwegischen Gebirge umherstreift. Vermutlich wurde einst Sigi wie Säming für einen Sohn Odins und der Skadi ausgegeben, der erst wegen seines frevelhaften Eingriffs in den Betrieb der Mutter deren Land räumen musste. Der Name der Göttin, Skadi, der Form nach männlich, gab zu dem Missver

1) Eyrbyggjasaga Kap. 11.

2) Vgl. oben S. 238 ff.; Detter, Beiträge 18, 76 ff. sucht Spuren des Skadimythus in andern Sagen nachzuweisen.

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ständnisse des Verfassers der Volsungasaga Anlass, welcher die Skadi zu einem mächtigen Manne machte.')

Für Skadis Wesen zeugt am deutlichsten ihr Sohn Säming, der ein Vertreter der skandinavischen Urbevölkerung, der Finnen und Lappen, zu sein scheint. Müllenhoff in der Altertumskunde 2, 55 f. erklärt Skadi auf diese Weise.2) Gleichwie andere Gestalten der nordischen Mythologie, z. B. Ullr, Thorgerd Hölgabrud und Irpa finnische Art an sich haben, so auch Skadi. „Der norwegische Mythus lässt die als Mannweib gedachte und daher masculinisch, wol im Sinne wie as. scatho, ags. sceada, latro, hostis, benannte Göttin Skadi im alten Reiche ihres Vaters, des Riesen Thjazi, auf dem Gebirge ganz nach Finnenart als Jägerin auf Schneeschuhen hausen, auch nachdem sie zur Sühne für den Tod des von den Asen erschlagenen Vaters mit dem reichen Wanen, dem als Handels- und Schifffahrtsgotte am Seestrand wohnenden Njord vermählt ist. Als Vertreterin des Finnentums wird sie angesehen, wenn sie mit Odin ausser andren Ahnen edler Geschlechter vor allen den Säming, den Ahnen der Herrscher von Halogaland, also derjenigen Landschaft, wo Lappen und Germanen zusammen lebten wie nirgendwo sonst, erzeugt haben soll. Denn altn. Sámr, das wie Finnr als Name, als Adjectiv in dem Sinne „schwärzlich von Aussehen" gebraucht wird, scheint durchaus dasselbe mit lapp. Sabme, plur. Samek, wie die Lappen sich selbst und ihr Land Same-ædnam benennen, so dass das davon gebildete Patronymicum Sæmingr nur den aus der Ehe eines Germanen mit einer Lappin Entsprossenen anzeigt. In diesen Mythen tritt unverkennbar die Ansicht entgegen, dass Lappen und Finnen die älteste Bevölkerung des Landes waren, die durch die im Dienste der Asen und Wanen stehende der Nordmannen zurückgedrängt wurde." Der Name Skadi hängt wol mit dem ältesten Landesnamen Skadinavia (nicht Skandinavia) zusammen. Diese Landesbenennung entlehnten aber die im Norden eindringenden Germanen von den Lappen. Dass Skadi eine Riesentochter ist, besagt ebenso, dass ihre Heimat in den unwirtlichen nordischen Gegenden Skandi

1) So Müllenhoff, ZfdA. 23, 117.

2) Dass Skadi eine Vertreterin der Finnen und Lappen, der vorgermanischen Bevölkerung des Nordens sei, behaupten W. Müller, Zur Mythologie der griechischen und deutschen Heldensage S. 101 und Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 2, 55 ff.; über den Namen Skandinavia Müllenhoff, a. a. O. 357 ff.

Golther, Germ. Mythologie.

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