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bracht hatte, so entschloß er sich doch noch als Greis zu einer genauen Prüfung der Schriften, die von den Chriften als göttlich angepriesen wurden. Er las und las wieder, und je dfter er las, desto mehr fühlte er sich von der heiligen Einfalt der Schrift angezogen und von ihrer göttlichen Kraft ergriffen. Und dahin muß gewiß jede redliche Prüfung der heis ligen Bücher führen, wenn nur ein aufrichtiges Verlangen, nach Wahrheit den Forschenden leitet, und das allerdings löbliche Prüfen nicht in dem Sinne genommen wird, in welchem es Manche heut zu Tage fordern, daß nämlich das Verwerfungs urtheil eines wahrhaft göttlichen Ursprungs schon im Stillen zum voraus soll ausgesprochen seyn, und bei'm Lesen des Buchs für dieses årgste Vorurtheil welches es geben kann, nur die weitern Gründe aufgesucht worden. Wer mit solchem Sinne, mit dem zwar nicht offen gestandenen, aber doch heimlich gehega ten Vornehmen, nichts in der Bibel für göttlich gelten zu lassen, als was man schon ohnehin dafür hålt, und was auf den ers ften Blicke fremd und neu erscheint, als vernunftwidrig schlechts hin zu verwerfen; wer mit solchem heimlichen Unglauben zw dem Worte Gottes kommt, wird zwar finden was er sucht, aber der stecke sich doch auch nicht hinter den philosophischen Man= tel der Prüfung, sondern sage es frei heraus, was er im Grunde meint, daß er einmal nicht glauben will, und in der vorgeblichen Prüfung nur ausspricht, wozu er schon vor der Prüfung entschlossen war. Anders kann auch die oft misvers standene und gemisdeutete Forderung, daß man mit glåus bigem Gemüthe in der Bibel suchen müsse, nichts. sagen, als daß man es nicht mit ungläubigem, d. h. nicht zu glauben entschloffenen Gemüthe thun solle, sondern mit ernstem Verlangen nach göttlicher Wahrheit sich unbefangen den Eins drücken des Wortes Gottes überlassen. Dies kann allerdings Jedem angesonnen werden, wie es auch unser Heiland verlangt, in der Aufforderung: Wer Ohren hat zu hdren, der hdre, und wenn Er den Grund, weshalb man das Zeugniß der Schrift von Ihm nicht annehme, in dem bösen Willen sucht, “ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möchtet" (Joh. 5, 39. 40.); und wo die Bibel nicht mit diesem guten Willen ergriffen wird, da wird schwerlich und nur in wenigen Fällen das Licht des Lebens aus

ihr dem Auge aufgehen, denn das sind die verblendèten Augen und die verstopften Ohren und verstockien Herzen, die nichts sehen und vernehmen, daß sie sich bekehren und ihnen gehölfen würde. Joh. 12, 40.

Victorinus, um zu ihm zurückzukehren, verbarg sich nicht vor dem Lichte, welches aus den heiligen Büchern der Christen in sein Herz fiel, sondern fuhr nur um so eifriger fort zu lesen und zu suchen. Wie manchen Kampf mag in feiner Seele die neugewonnene Wahrheit mit all' den Vorurtheilen zu bestehn gehabt haben, die ihm um so schwerer abzulegen wurden, weil sie mit ihm gealtert und gleichsam in sein Leben verwachsen waren, und insonderheit auch darum, weil er vor den Augen des ganzen Volks von ihrer Vertheidigung bisher so vielen Ruhm des Scharffinns und der Gelehrsamkeit gewonnen hatte! Mit einemmale konnte freilich die Wahrheit nicht den Sieg über die Eigenliebe, die hier in das schwerste Gedränge kam, davon tragen. Doch schon nach einiger Zeit kam Victorin zu einem Christen in Rom, dem Simplician, und erklärte ihm, wiewohl unter dem Siegel des Geheimnisses, er solle wissen, daß er schon ein Christ sey. Allein jener antwortete ihm: “Ich werde es nicht eher glauben und dich nicht eher zu den Christen zählen, bevor ich dich in einer christlichen Kirche werde gesehn haben." Indeß zu einem solchen freien und öffentlichen Bekenntniß hatte Victorin noch nicht Muth genug, er suchte das Ansinnen abzulehnen, indem er blos spottend sagte: "Also machen die Kirchenwände einen Christen ?" Daffelbe Gespräch wurde oftmals zwischen den beiden wieders holt, immer wollte Victorin es bei der innern Ueberzeugung seines Herzens bewenden lassen, vorgeblich, weil er das Aeußre in der Religion für unwesentlich hielt, im Grunde aber, weil er sich scheute, seine vielen vornehmen heidnischen Gönner durch einen offenbaren Abfall gar zu schwer zu erzure nen; Simplician hingegen bestand immer darauf, daß der Glaube des Herzens des äußerlichen Bekenntnißes nicht entz behren könne, und der noch kein rechter Christ sey, der sich scheue, ein freimüthiges Zeugniß von seiner Hoffnung abzules gen. Endlich drang die Wahrheit des Evangeliums, bei fortgesetter - Beschäftigung mit demselben immer tiefer in Victorin's Gemüth ein, so daß alle kleinlichen irdischen Rücksichten

dem höhern Gebot des Glaubens weichen mußten; besonders hatte das Wort des Herrn Luc. 12, 8.: Wer mich bekens net vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor den Engeln Gottes, und wer mich verläugnet vor den Menschen, der wird verläugnet werden vor den Engeln Gottes! ihn ergriffen und über seine bisherige Halbherzigkeit beschämt. Er trat eines Tags ganz unerwartet bei seinem christlichen Freunde mit den Worten ein: "Wohlan, jcht komme, laß uns zur Kirche gehn; ich will ein Christ werden!" Jener konnte sich kaum vor Freus den halten und ging mit ihm. Der alte, durch seine Gelehrs samkeit und Kunft berühmte Mann stellte sich zur Verwun derung von ganz Rom, nach der Sitte der christlichen Kirche, unter die Schüler, nahm den Vorbereitungsunterricht zur Aufs nahme in die Gemeinde mit Eifer und Aufmerksamkeit an, und der bisher überall der Erste gewesen war, schämte sich nicht, in der chriftlichen Kirche der Geringsten einer zu werden. Umsonst wurde ihm von allen Sciten zugeredet, umsonst baten und drohten seine angesehnen Freunde, umsonst erhob sich selbst der Zorn der Widriggesinnten und streute die gehässigsten Verläumdungen gegen ihn aus, der bisher nur gewohnt war, gelobt zu werden. Victorin ertrug alles mit Freudigkeit und ließ ruhig die zürnenden Wogen der Welt hinter sich her raus, schen und schäumen, denen er selbst so eben durch die Gnade, Gottes entronnen war. Der Lag der Laufe kam heran, von ihm mit Schnsucht, von ganz Rom mit Neugier erwartet. Es war in der christlichen Kirche Sitte, daß die Lauflinge von einem erhöhten Plage in der Kirche herab vor der ganzen Gemeinde das Glaubensbekenntniß, welches man ihnen vorher zum Auswendiglernen übergeben hatte, mit lauter Stimme. hersagen mußten, ehe sie zum heiligen Bade zugelassen wurs den. Da man aber vorausseßte, daß Victorin sich vor diesem Bekenntniß, welches ein lauter Widerruf aller seiner frühern Worte und Schriften zu seyn schien, scheuen würde, so bor man ihm an, was wohl den Blöden erlaubt zu werden pflegte, sein Glaubensbekenntniß im Stillen vor einigen Presbytern abs zulegen. Allein Victorin hatte zu sicher sein Theil ergriffen, um jezt noch vor irgend etwas zu erbeben, er zog es vor, mit

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den übrigen seine Ueberzeugung vor der Versammlung laut zu erklären. Die Kirche war an dem Tage gedrångt voll, eine große Christenschaar, die sich innig dankbar freute, einen folcher Mann von jezt an zu den Ihrigen zu zählen, stand erwartungsvoll um den Altar versammelt. Als Victorinus auf die Erhöhung stieg, ging ein leises Murmeln durch die ganze Versammlung, und der Name: Victorinus! Victorinus! ertönte wie glückwünschend von einem Munde ̧ zum andern. Aber sogleich war es auch wieder todtenstill, damit keins seiner Worte verloren ginge. Er sprach seinen Glauben mit fefter Stimme und mit großer Freudigkeit aus; die ganze Gemeinde war ergriffen und verließ die Kirche voll tiefer Bewunderung des Mannes, an dem so Wunderbares geschehn war, mehr aber noch der Gnade, die an diesem Manne so Wunderbares gethan hatte. Und so diente Victorin's Bekeh rung und späterhin das leuchtende Beispiel seines Glaubens und seiner Standhaftigkeit Vielen zur Erweckung und Bes festigung.

Zwar mußte Victorin jezt der Ausübung seiner Kunst entsagen, da der abtrünnige Kaiser Julian eben den Christen verboten hatte, Unterricht in den Wissenschaften und in der Redekunst zu ertheilen. Indeß das kümmerte ihn wenig; und es währte auch nicht lange, so ward mit Julian's Lode jenes Gesez aufgehoben. Nun konnte Victorin feine Schule wieder eröffnen, und wandte von jezt an seine Talente zur Vertheidigung des Christenthums und zum Dienst der Wahrheit an. Er starb um das Jahr 370, und hinterließ verschiedne Schriften, in welchen er, im Gegensaß gegen seine frühern Bestrebungen, den Glauben lehren und vertheidigen half, der jegt der theuerste Besig seines Lebens geworden war.

Red.: J. J. Cheveny. Verl.: Hoffmann u. Campe.

Hamburg, gedruckt in der Langhoffschen Buchdruckerey.

Der Friedens bote.

II.

Christus ist unser Friede Er hat uns mit Gott zu einem Leibe durch das Kreuz versöhnt, indem er die Feindschaft tödtete durch fich selbst, und ist gekommen und hat verkündigt den Frieden im Evangelio Euch, die ihr ferne waret, und denen, die nahe waren, Eph. 2, 14. 16. 17.

Freitag, den 21ken Januar 1825.

Was er treibt und vertreibt, der Friedensbote,

daß ihn nicht jemand verachte und er in Frieden geleitet werde, 1 Cor. 16, 10. 11., denn er treibet auch das Werk

des Herrn.

Bei seinem abermaligen Ausgange, jest zum fünften Jah.

resgang, hält der Friedensbote dafür, abermals und mit ans dern Worten es aussprechen zu müssen, was er treibe, und mit noch klarern Worten es bedeuten zu müssen, daß er das Werk des Herrn treibe. Dies achtet er für nöthig beides vor den Lesern und vor den Nichtlefern seiner Zubrin= gungen, vor den lehtern-unter welchen er diejenigen versteht, welche blog hören, was Andre, manchmal selber Nichtleser, vom Friedensboten sagen, und etwa zuweilen einmal ein Blatt ans sehn, damit diese in eine bessere Kenntniß gesezt werden. Vor den wirklichen Lesern aber ist eine wiederholte Erklärung insofern nöthig, als unter ihnen sich einige finden, welche nicht im Stande sind, das zu vertheidigen, was ihnen lieb ist, gegen die, denen es leid ist, was sie gewiß möchten und deßhalb eine Hülfe gern annehmen, die sich darbeut. Es ist ja einmal so; die Gläubigen zwar sind nach wie vor Ein Herz und Eine Seele, allein die Christen sind es nicht, sondern sind in Kirs chen und selbst innerhalb derselbigen Kirche in Parteien leider getheilet, zwischen welchen Kampf und Krieg ist, sey es!

Fünfter Jahrgang.

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