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Hunger, der Trieb des einen nach dem andern, und Liebe, die Einheit beider, ist der Sah der Natur und alles Lebens. Dieser Trieb ist auch der Trieb des Wissens.

Der Dichter erblickt diesen Weltweisen mit dem Saße der Identität, gegenüber der leeren Weisheit

im

„Tanz,“

als in der wechselnden Bewegung und Verwirrung das Gesetz und die Regel, im Unterschiede die Einheit. Tanzen ist kein prosaisches Gehen und Marschiren, sondern ist poetisch. Im Gehen und Marschiren wiederholt sich der gleiche Schritt, das Gehen ist identisch, aber im Tanze kommt Ungleiches in die Bewegung. Darum die musikalische Begleitung und der Rhythmus beim Lanze, während man zum Gehen Musik nicht braucht, sondern höchstens im Gehen mit sich selber spricht und selten fingt. Zum Marschiren sind Trommeln und Pfeiffen hinlänglich; zum Tanz gehört Musik, die nicht getrommelt und gepfiffen werden sollte. In der Musik ist zwar auch Takt, regelmäßige Wiederkehr der gleichen Zeit, aber der Takt bindet den flüchtigen Ton nur, und macht den Unterschied der Länge und Kürze der Tóne in bestimmten Abschnitten wieder gleich. Darum hebt der Takt diese Ungleichheit nicht auf und kann sie nicht aufheben. Der Rhythmus bewegt sich der Symmetrie des Taktes und seiner verständigen Einheit ungeachtet nach seiner Eigenthümlichkeit und nach seinem Maße. Die Töne erklingen im melodischen Wohllaut, wie der Tanz rhythmisch ist, nicht symmetrisch. Rhythmus und Melodie sind das Poetische in der Musik, und

machen das eigenthümliche Wesen derselben aus. Beides ist unterschiedene Einheit der Bewegung und Töne, nicht bloße Einheit, sondern harmonische Einheit. In der Bewegung ist Ruhe und Maß, und die verschiede nen Tóne stimmen zusammen. In Tanz und Musik ist das blos Identische etwas Untergeordnetes und hat für sich keinen Sinn.

,,Sprich, wie geschiehts, daß rastlos erneut die Bildungen schwanken,

„Und die Ruhe besteht in der bewegten Gestalt? „Ieder ein Herrscher, frei, nur dem eigenen Herzen gehorchet, „Und im eilenden Lauf findet die einzige Bahn? Willst du es wissen? Es ist des Wohllauts mächtige Gottheit,

„Die zum geselligen Tanz ordnet den tobenden Sprung, ,,Die, der Nemesis gleich, an des Rhythmus goldenem Zügel „Lenkt die brausende Lust und die verwilderte zåhmt; · Und dir rauschen umsonst die Harmonieen des Weltalls? „Dich ergreift nicht der Strom dieses erhabnen Gesangs, ,,Nicht der begeisternde Tact, den alle Wesen dir schlagen, „Nicht der wirbelnde Tanz, der durch den ewigen Raum Leuchtende Sonnen schwingt in kühn gewundenen Bahnen? ,,Das du im Spiele doch ehrst, flichst du im Handeln, das

Maß.

Schiller stellt hier die Nemesis als die Göttin des Maßes und der Regel vor. Sie wurde auch von den Alten so gedacht, als die Göttin, die in allem den Zügel hielt, den Handlungen Maß und den Worten Zaum anlegte. Wie nun im Tanze mit immer verändertem Reize sich die Regel herstellt, und in der Verwandlungen Spiel das Gesetz herrscht, so ist auch im lebendigen Wechsel der Welt Harmonie und Einheit, die wir erkennen, und in welche wir thätig mit eingreis

fen sollen. Aber alles mit Maß: schreite nicht über das Maß, sagt die Göttin.

Herder liebte den,,Tanz“ von allen Schillerschen Gedichten am meisten. Man hat sogar behaupten wollen, daß er dies Gedicht mit veranlaßt habe. Humboldt nannte den Tanz meisterhaft gelungen und fand Herders Wahl sehr charakteristisch. Denn die Harmonie und scheinbare Verwirrung, vorzüglich auf das Weltall bezogen, wäre eine bei ihm oft wiederkehrende Idee. Auch wäre der Vortrag, ein Gleichniß, das zu einer künftigen Anwendung führte, ganz in seiner Manier. Wenn das Gedicht nicht eine Klarheit håtte, eine Kraft und Grazie, die nur Schillern eigen sey, so würde er es ohne Anstoß für ein Herdersches haben nehmen können. Im Ausdruck wäre es nicht minder fürtrefflich; der Bewegung und Leichtigkeit der ersten Hälfte, welche vorzüglich in einzelnen Versen unübertrefflich ausgedrückt sey, stellte sich die Festigkeit und der Ernst der zweiten prächtig entgegen. Die Idee drückte die Individualitåt Schillers treffend aus, welcher immer in dem Verwirrten das Gefeß aufsuchte, und dieses wieder in scheinbare Verwirrung zu verbergen gewußt hätte. Wie er sich aus Gesprächen erinnerte, gehörten selbst die Bilder, die er brauchte, zu den ihm am geläufigsten. Seit seiner Trennung von Schiller hätte es ihm das lebhafteste Bild von demselben wiedergegeben, weshalb es ihm doppelt werth wäre. Ueberhaupt hätte dies Gedicht einen großen philosophischen Gehalt, und das Bild der Tanzenden, wäre göttlich schön gemalt und voller Leben. Der Coadjutor nannte das Gemålde vom Tanz den reinen Ausdruck dessen, was

er oft als Zuschauer lebhafter Reihen empfunden hätte.

Die Wahrheit ist zwar`unmittelbar im Gemüth, im Gefühl. Aber nur dem Inhalt, nicht der Form nach. So lange die Wahrheit im Gefühl ist, sind Herz und Verstand, Sinn und Gedanke unmittelbar eins. Deshalb gibt der Dichter

„einem jungen Freunde, als er sich der

Weltweisheit widmete"

den guten Rath, keinen Zweifel in sich aufkommen zu lassen. Er warnt ihn, kein gewisses Gut für ein ungewisses dahinzugeben. Die Wahrheit ist im Gefühle unmittelbar gewiß, aber mit dem Denken wird sie ungewiß, indem sie die Form der Unmittelbarkeit verliert. Man kommt aber doch zum wirklichen Wissen nur durch den Zweifel, welcher Sinn und Gedanken entzweit. Alsdann gilt es, denselben zu bekämpfen und zu befiegen:

Fühlst du dir Stärke genug, der Kämpfe schwersten zu

kämpfen,

Wenn sich Verstand und Herz, Sinn und Gedanken entzwei'n,

,,Muth genug, mit des Zweifels unsterblicher Hydra zu ringen, ,,und dem Feind in dir selbst månnlich entgegen zu gehn, Mit des Auges Gesundheit, des Herzens heiliger Unschuld 3u entlarven den Trug, der dich als Wahres gesucht? Fliche, bist du des Führers im eigenen Busen nicht sicher, Fliche den lockenden Rand, ehe der Schlund dich verschlingt.

,,Manche gingen nach Licht und stürzten in tiefere Nacht

nur;

Sicher im Dammerschein wandelt die Kindheit dahin."

Wer nicht Herr wird über den Zweifel, der stürzt in tiefe Nacht, und geht trostlos unter. Der håtte besser gethan, in seinem Gefühle unmittelbar der Wahrheit gewiß zu bleiben, und im Dåmmerscheine sicher dahin zu wandeln. Aber wer den Zweifel überwindet, erblickt die Wahrheit im Lichtglanze, in der Gewißheit des Denkens und der Erkenntniß selbst, der weiß und erkennt mit Goethe, daß der Gehalt im Busen, und die Form im Geiste ist.

Aber der Trieb des Wissens ist unwiderstehlich, eben weil er der Trieb der Wahrheit, des Geistes selbst ist. Die Wahrheit ist, so lange sie nicht wirklich gewußt wird,

„das verschleierte Bild zu Sais,“

das Bild der Isis in Aegypten, der verschleierten Göttin. In Aegypten war die Wahrheit ein Räthsel, und die griechischen Jünglinge gingen dahin, um sich Weisheit zu holen. Der Dichter führt uns einen solchen Jüngling vor, der voll Begierde ist, den Schleier zu heben, welcher vom Wissensdurst getrieben wird:

,,Was hab' ich,

,,Wenn ich nicht alles habe? sprach der Jüngling:
„Gibt's etwa hier ein Weniger und Mehr?

Ist deine Wahrheit, wie der Sinne Glück,
,,Nur eine Summe, die man größer, kleiner
,,Besigen kann und immer doch befigt?
Ist sie nicht eine einz'ge, ungetheilte ?
,,Nimm einen Ton aus einer Harmonie,
,,Nimm eine Farbe aus dem Regenbogen,

„Und alles, was dir bleibt, ist Nichts, so lang
,,Das schöne AU der Tône fehlt und Farben."

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