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Der Dichter urtheilt über solche Seelen nåher so, in seiner Abhandlung über das Erhabene: „Es ist ein Kennzeichen guter und schöner, aber jeder Zeit schwacher Seelen, immer ungeduldig auf die Existenz ihrer moralischen Ideale zu dringen und von den Hindernissen derselben schmerzlich gerührt zu werden. Solche Menschen seßen sich in eine traurige Abhängigkeit von dem Zufall, und es ist immer mit Sicherheit vorherzusagen, daß sie der Materie in moralischen und åsthetischen Dingen zu viel einräumen und die höchste Charakterund Geschmacksprobe nicht bestehen werden."

Wofür der Mensch innerlich beseelt ist, für das Gute und Wahre, das möchte er auch äußerlich in der Welt verwirklichen. Dies ist der poetische Stoff in ,,Licht und Wärme."

Der Mensch glaubt, was er innerlich denkt und em pfindet, auch außer sich zu sehen:

Der beßre Mensch tritt in die Welt

,,Mit fröhlichem Vertrauen;

,,Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
,,Auch außer sich zu schauen,

„Und weiht, von edlem Eifer warm,

„Der Wahrheit seinen treuen Urm.“

Da aber das Gute und Wahre nur im Inneren seyn soll, findet er sich bald getäuscht. Er will es in die Welt hineinbringen, was unmöglich ist, weil er sie seiner Innerlichkeit entgegengesett vorstellt. So wird er aus der Welt wieder in sich zurückgedrångt:

,,Doch Alles ist so klein, so eng;

,,Hat er es erst erfahren,
Da sucht er in dem Weltgedrång

„Sich selbst nur zu bewahren;

,,Das Herz in kalter stolzer Ruh

,,Schließt endlich sich der Liebe zu.".

Er erfährt, daß die Welt ihren Gang geht, und kalt bleibt gegen seinen warmen Eifer. Aber darum hört auch seine Wärme gegen die Welt auf, sein Denken und Wissen schließt sich in stolzer Ruhe ab. Nach solcher Erfahrung wird der Bruch seiner mit der Welt nur noch årger. Sein Herz verschließt sich aller Liebe:

,,Sie geben, ach! nicht immer Gluth
,,Der Wahrheit helle Strahlen.
,,Wohl denen, die des Wissens Gut

,,Nicht mit dem Herzen zahlen.
„Drum paart zu eurem schönsten Glück

,,Mit Schwärmer Ernst des Weltmanns Blick."

Selten ist dies zum Glücke der Menschen vereint. Die Meisten leben nur in der Welt und ihrer Aeußerlichkeit; die Wenigsten bringen es zu etwas Höherem,

„Breite und Tiefe"

vertragen sich nicht gut mit einander. Es wissen Viele von allem zu sagen, aber sie wissen nichts gründlich und recht, ihr Wissen geht in die Breite, wie ihr Reden; nur Wenige arbeiten angestrengt fort, ihr Wissen concentrirt sich auf einen Punct, geht in die Tiefe. Hier ist die Tiefe, das Centrum zugleich Peripherie, während dort Peripherie ist, ohne Centrum.

,,Der Stamm erhebt sich in die Luft
,,Mit üppig prangenden Zweigen;
,,Die Blätter glänzen und hauchen Duft,
,,Doch können sie Früchte nicht zeugen ;
Der Kern allein im schmalen Raum
,,Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum.”

Das Intensivste ist auch das Extensivste. Je stärker und mächtiger die Kraft und das Leben ist, das sich auf einen Punct concentrirt, desto größer ist auch die Wirkung nach Außen. Das Innere ift eins mit dem Aeußern, das blos Innere, was sich nicht äußert, ist kraftlos. Es hat keinen Kern, wenn es seine Innerlichkeit und Tiefe nicht an den Tag bringen kann. Es muß, was es innerlich ist, auch äußerlich entfalten können. Die Weisheit bringt nicht immer Glück und Ansehn in der Welt.

,,das Glück und die Weisheit"

sind gar selten befreundet. Das Glück gesellt sich denen am meisten zu, die für irdische Zwecke thätig sind. Das Irdische geht ins Unendliche, und deshalb auch das Be gehren; je mehr der Glückliche hat, desto mehr er haben will. Die Reichsten und Glücklichsten sind häufig auch die Geizigsten:

,,Mit meinen reichsten schönsten Gaben

Beschenkt' ich ihn so mütterlich,
,,Und sieh', er will noch immer haben,

,,Und nennt noch geizig mich."

So spricht das Glück von seinem Favoriten, von dem es nur Undank erfahren hat. Darum will es nun mit der Weisheit Freundschaft halten. Aber der Arme, vom Glück verlassene, ist nun nichts, weil er nichts mehr hat. Das Glück verloren, alles verloren. Die Weisheit bedarf des Glückes nicht, sie wird um ihrer selbst willen begehrt. Daher ruft sie dem Glücke zu:

,,Dort eilt dein Freund sich zu ermorden,
,,Versöhnet euch! Dich brauch' ich nicht."

Das wahre

Glück"

ist ein Geschenk von oben.

,,Selig, welchen die Götter, die gnådigen, vor der Geburt

schon

,,Liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt, „Welchem Phöbus die Augen, die Lippen Hermes gelöset,

„Und das Siegel der Macht Zeus auf die Stirne gedrückt! „Ein erhabenes Loos, ein göttliches, ist ihm gefallen.” —

Diese Verse liest man an der Säule der Statue Goethes von David in der Bibliothek zu Weimar. Man håtte keine passendere Inschrift wählen können. An der Säule von Schillers Statue stehen Verse aus dem Gedichte Goethes über Schiller. Die Charis liebte beide gleich sehr, und der höchste der Götter schenkte ihnen seine Gunst.

,,Wem er geneigt, dem sendet der Vater der Menschen und Götter

,,Seinen Adler herab, trägt ihn zu himmlischen Höhn. "Unter die Menge greift er mit Eigenwillen, und welches ,,Haupt ihm gefällt, um das flicht er mit liebender Hand „Ießt den Lorbeer und jezt die Herrschaft gebende Binde; ,,Krönte doch selber den Gott nur das gewogene Glück.“ Freude und Schönheit, Kraft und Sieg, Herrschaft, die Gabe des Liedes, Wissen und Erkenntniß, alles ,,Alles Höchste, es kommt frei von den Göttern herab."

Der Gedanke ist die Form der Erkenntniß. Um diese Form seyn zu können, muß er die Form des Inhalts seyn. Alsdann ist er Entwickelung der Sache, die sich durch sich selbst rechtfertigt. Auch ganz einfach kann der Gedanke einen Inhalt haben, ohne alle Ent

wickelung. Dann ist er Gedanke von irgend etwas, und wird epigrammatisch. Das Epigramm stellt irgend eine Seite des Lebens, eine Anschauung aus der uns umgebenden Welt, ein Moment aus dem großen Zusammenhange der Gedankenwelt als einen Sah hin. Nach der Form seiner wissenschaftlichen Entwickelung gehört der Gedanke der Prosa an. Wo diese Entwickelung und Bewegung aufhört, kann das Poetische anfangen. Man kann in Betreff des Gedankens eigentlich nicht sagen, wo das Prosaische ein Ende nimmt. Der Gedanke kann in seiner Einfachheit eben so sehr prosaisch als poetisch seyn; nur darf er keinen praktischen Zweck haben, alle und jede Absicht, belehren zu wollen, muß entfernt bleiben.

Von der Art sind die Epigramme Goethes und Schillers, und deshalb poetisch. Goethe und Schiller arbeiteten gemeinschaftlich am Musenalmanach, und dichteten im schönen Vereine mit einander. Dies ges meinschaftliche Arbeiten machte, daß sie sich fast ganz in einander hinein lebten. Jeder war an der Seite des andern productiv. Wegen dieser Mittheilung der Ges danken im Entstehen derselben geschah es wohl, daß sie spåter nicht mehr wußten, wem von beiden der Ges danke ursprünglich angehörte. So entstanden viele Epis gramme, Distichen und Sprüche Schillers, die Votiv tafeln und die Xenien.

Epigrammatisch kann der Gedanke allen und jeden Inhalt haben, aber inhaltsvoll muß er seyn. Das Gedicht

„an einen Moralisten“

kann wegen der Abstraction seines Inhalts die Epis gramme einleiten. Die Moralisten sind Menschen des

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