ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Sollens, und darum gewöhnlich gråmlicher Natur. Die Ursache ihrer Gråmlichkeit ist eben ihre Abstraction von allem lebendigen Inhalt. Kommt nun noch das Alter hinzu, so nimmt das Moral - Predigen gar kein Ende. Sie denken nicht mehr an ihre Jugend zurück, sondern zürnen aller Jugend und aller Freude. Jugend hat keine Tugend, sagen fie. Genug, die Menschen sollen anders seyn, als sie sind:

„Wohl, wenn ins Eis des klügelnden Verstandes
„Das warme Blut ein bißchen muntrer springt!
Laß den Bewohnern eines bessern Landes,

,,Was nie dem Sterblichen gelingt.“

3wingt doch der irdische Gefährte

,,Den gottgebornen Geist in Kerkermauern ein, „Er wehrt mir, daß ich Engel werde:

„Ich will ihm folgen, Mensch zu seyn.“

Die Epigramme fangen mit dem menschlichen Leben an, und dieses mit dem Kindesalter.

„Das Kind in der Wiege"

liegt forglos da, und hat in der Wiege Raum genug. Das Leben des Kindes beschränkt sich auf die nächste Umgebung, es muß sich erst in die Welt hineinleben, die ihm noch nicht gegenständlich ist. Indem es in der Welt etwas werden, und etwas Bestimmtes werden muß, kann ihm die sonst so große Welt bald zu enge werden.

,,Werde Mann, und dir wird eng die unendliche Welt."

Herder nannte dies Epigramm vortrefflich, und Humboldt hielt es für ein sehr schönes, ganz im griechischen Sinne. Ihm wåre bei diesen Kleinigkeiten die

Vergleichung mit den ähnlichen Herderschen auffallend. Doch wäre bei Herdern fast nirgends der Gehalt so gediegen; auch die Diction wäre nicht so rund und kurz, und das Ganze nicht so stark und vollendet.

Das Kind spielt unschuldig in der Mutter Schooß. Aber der spielende Knabe"

"

ist schon voll Muthwillen. Doch folgt er noch dem fröhlichen Triebe und dem unmittelbaren Gefühle. Sein Leben ist noch Kinderspiel, denn das Bewußtsein ist noch nicht erwacht mit seinen Zwecken:

,,Spiele! Bald wird die Arbeit kommen, die hag're und ernste, ,,Und der gebietenden Pflicht mangeln die Lust und der Muth."

Humboldt fand dies Epigramm überaus schön, lieblich und zart, und so charakteristisch.

Aber ohne Arbeit kann das menschliche Leben nicht seyn. Diese ist vielmehr zugleich Inhalt des Lebens. Das Arbeiten ist vom Leben und Genießen ungetrennt.

,,Der Sämann"

muß den Acker pflügen, ehe er den goldenen Samen der Erde anvertrauen kann. Auch folgt der Lohn nicht sogleich auf die Arbeit; der Samen muß keimen und wachsen:

,,Nur in die Furche der Zeit bedenkst du dich Thaten zu streuen,

Die von der Weisheit gesä't, still für die Ewigkeit blühn? So fragt der Dichter. Über das Leben und Genießen läßt die Arbeit nicht ruhen; es bedarf der Mittel immer fort und fort. Darum kann der Såmann keine für die Ewigkeit blühenden Thaten såen.

Er

forgt für's Leben, und sorgt dafür, daß die Weisheit solche Thaten såen kann.

Humboldt hielt den Ausdruck dieses Distichons mit für am meisten vollendet. Vorzüglich sagte ihm der Inhalt zu. Auch machten sich der Herameter und Pentameter zu solchen kurzen Sentenzen gut. Für die Genußmittel sorgt

„der Kaufmann,“

dessen Blick auf die ganze Weltcharte gerichtet ist, indem er alle Lånder der Welt in Verbindung bringt.

,,Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen „Geht er, doch an fein Schiff knüpfet das Gute sich an.“

Dies Gute ist nicht nur das Gute im Leben, daß man bequemer, besser lebt. Sondern der Handel bildet auch; in welcher Hinsicht er für die Völker von unendlicher Bedeutung ist. Herder nannte den Kaufmann' in seiner Art ausgezeichnet. Ueberhaupt scheinen die Epigramme Schillers Herdern am meisten angesprochen zu haben, wohl des Gedankens wegen.

,,Karthago"

war ein Handelsstaat, eine phönicische Kolonie. Es stritt mit Rom eine Zeit lang um die Weltherrschaft. Der Dichter nennt es ein

Ausgeartetes Kind der beßern menschlichen Mutter

,,Das mit des Nomers Gewalt paaret des Tyriers List!"

Die Römer hätten die eroberte Erde mit Kraft beherrscht, und der Tyrier hätte die Welt belehrt, wenn er sie auch mit Klugheit bestohlen. Aber:

,,Sprich, was rühmt die Geschichte von dir? Wie der Römer erwarbst du

,,Mit dem Eisen, was du tyrisch mit Golde regierst."

Karthaginenser selbst berichten nichts über die Ge schichte Karthagos. Die Griechischen und Römischen Schriftsteller reden meistens nur gelegentlich davon. Es geht die Sage, daß Dido Karthago gegründet habe. Die Geschichte dieses Staates beginnt erst mit dem Kriege, welchen derselbe mit den griechischen Städten um den Besit der Inseln des Mittels meers führte. Alsdann folgten die Kriege mit den Römern, ungleich und abwechselnd an Glück für beide Theile, die zuleht mit der Zerstörung Karthagos durch Scipio endeten. Außer seinem Feldherrn Hannibal verdankte Karthago seine Stärke und Macht insbesondere seinem Gelde, und dem Gelde fremder Länder, Spaniens und Italiens. Höheren Interessen scheint es nicht ges huldigt zu haben, wenigstens schweigt die Geschichte davon. Karthago ist von der Erde ganz verschwunden. Alles åndert sich im Leben. Um seine Heimath wieder zu finden, durchkreuzt

„, Odysseus “

die Gewässer, er, der sonst vielgewandte, fährt nun in der Irre herum. Er kommt unter die Phȧaken, die ihn ehren und beschenken, aber ungeduldig sieht er die Sonne untergehen, und sehnt sich nach der Heimath. Er bittet sie, ihm das Geleite geben zu wollen, und geht zu Schiffe. Nachdem er sich zur Ruhe gelegt, schlummert er bald ein, und vergißt, was er alles erduldet. Schnell durchruderte das Schiff die Wogen, und kam bei der

Heimath an, als eben der Morgenstern heraufstieg. Die Phåaken trugen den schlafenden Odysseus an das Ufer auf den Sand, legten die Geschenke neben ihn, und eilten heimwärts.

,,Er erwacht und erkennt jammernd das Vaterland nicht."

Er glaubt sich in der Fremde, und ist in Ithaka, in der Heimath. Indem er um sich jammert und um seine Schäße, die er mitgebracht, glaubt er, die Phåaken hätten ihn ausgefeßt, auf eine unbekannte Insel, und anstatt, wie sie ihm gelobt, in die Heimath zu bringen, ihn treulos verlassen. Athene die Göttin hatte Nebel rings ergossen, damit die Gattin und die Städter und Freunde ihn nicht erkennen sollten, bevor er den Frevel an den Freiern gerächt habe. schien ihm alles verändert in der Heimath. Göttin nahte sich ihm, in der Gestalt eines Hirten, und offenbarte ihm, daß er in Ithaka sey, auf der lang ersehnten Insel. Nachdem sie den Nebel vor seinen Augen zerstreut, küßt Odysseus entzückt über sein Vaterland die Erde, erhebt die Hände und betet zu den schüßenden Najaden des anmuthigen Eilands.

Darum Aber die

Herder beneidete Schillern um den Odysseus, der Simplicität wegen. Humboldt fand darin einen großen und tiefen Sinn, den er jedoch nicht ausspricht. Dieser ist einfach der, daß der Mensch einsam und verlassen in der Irre ist, daß ein freundliches Geschick seine Unternehmungen im Leben begleiten muß, welches sich nicht erzwingen låßt.

„Die unüberwindliche Flotte"

welche Schiller nach einem åltern Dichter gearbeitet hat, die Armada, wollte England zwingen. Stolz auf ihre

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »