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holten ihre Schäße wieder und rächten das schwer be leidigte Nationalgefühl. Es ist bekannt, daß die Franzosen wegen ihrer gediegenen Nationalität die Kunstwerke anderer Nationen weniger schäßen und daß sie ge gen diese oft höchst ungerecht sind. Sicherlich war es deshalb weniger Liebe zur Kunst, als vielmehr die Eitelkeit der großen Nation, der Welt die geraubten Schäße als Siegstrophäen zu zeigen:

,,Und in prangenden Museen
„Zeigt er seine Siegstrophåen

,,Dem erstaunten Vaterland!"

Mit schönen Kunstwerken auf Kosten der Welt zu prangen und damit den Ruhm der Nation zur Schau zu stellen, ist nationelle Eigenliebe, weniger Liebe zur Kunst, die kein getheiltes Interesse leidet.

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Ewig werden sie ihm schweigen,

Nie von den Gestellen steigen

,,In des Lebens frischen Reihn. Der allein besigt die Musen,

Der sie trågt im warmen Busen;

,,Dem Vandalen sind sie Stein."

Das Schöne will geschaut werden. Sehen und Se hen ist ein Unterschied. Das blos sinnliche Empfinden reicht für das Schöne und die Kunst nicht hin. Dies spricht

"

die Antike an den nordischen Wanderer"

aus, der gekommen ist, ihre von der ganzen Welt ge priesene Schönheit zu schauen:

Und nun stehst du vor mir, du darfst mich Heil'ge berühren, ,,Aber bist du mir jegt nåher, und bin ich es dir?"

Doch, wer wollte läugnen, daß in der neueren Zeit Wanderer aus dem Norden gekommen sind, die besser gesehn und tiefer empfunden haben, was das Schöne der antiken Welt ist, als die Kinder des Südens, die die Verse, welche Schiller in den Horen zu diesem Epigramme noch hinzugefügt hatte, und welche den verdüsterten Sinn des Nordens der Sonne Joniens gegenüber ausmalen, fast verstummen machen? Winckelmann und so viele Kenner des Antiken sind aus dem Norden, Thorwaldsen, der Schöpfer des neuen Schillerschen Standbildes, ist aus dem hohen Norden. Die größten Künstler im Süden, Bildhauer und Maler, sind Nordländer. Die nordische Innerlichkeit und Tiefe gebiert sich im Süden zur Anschauung heraus. Humboldt nennt die Antike ein prächtiges Stück. Der ernste, scheltende Ton mache eine große Wirkung in Hinsicht auf Betrachtungen über die Vergangenheit und Gegenwart und die unwiderruflichen Wirkungen der Zeit, die sich in eine Art von Wehmuth auflösten.

Aber der Dichter gibt auch zu, daß es auf den Norden und Süden in solchen Dingen nicht ankommt. Der Genius spricht in allen Låndern zu allen Individuen, die ihn verstehn. So

„der griechische Genius an Meyer
in Italien."

„Tausend Undern verstummt, die mit taubem Herzen ihn
fragen,

,,Dir, dem Verwandten und Freund, redet vertraulich der Geist."

Meyer, Goethes und Schillers gemeinschaftlicher Freund, wußte zu fragen. Man muß mit dem Geiste

vertraut seyn, wenn er auf unsere Fragen antworten soll. Der Geist spricht nur zum andern Geist, sagt Goethe.

Man kann aber auch verständig fragen und das Wahre nicht treffen. Dies Schicksal hat die

„Ilias“

gehabt:

Immer zerreißt den Kranz des Homer, und zählet die Väter ,,Des vollendeten ewigen Werks !

„Hat es doch Eine Mutter nur, und die Züge der Mutter, Deine unsterblichen Züge, Natur."

Der Philologe Wolf hat den Homer zerrissen, wie der Philosoph Wolf früher den Leibniß auseinander ges zerrt hatte. Wolf stellte in seinen Prolegomenen zum Homer die Ansicht auf: weder die Ilias noch die Odyss see wäre das Werk Eines Dichters, sondern beide epis sche Gedichte wären aus den Jahrhunderte lang von Rhapsoden vorgetragenen Gesängen mehrerer Dichter zusammengeseßt, und erst durch vielfältige Ueberarbeitungen und Ergänzungen, ja selbst kritische Läuterungen in die jetige Form gebracht worden. Schon früher hatten mehrere alexandrinische Grammatiker, die man deshalb Chorizonten, Trennende nannte, die Ilias und Odyssee verschiedenen Dichtern zugesprochen. Herder hatte gleich, falls einen Auffah über den Homer geliefert, den Wolf hart angriff und tadelte, was man damals fast allgemein mißbilligte. Herder wollte sich mit Wolfen weiter nicht einlassen, aber Schiller nahm sich vor, als Redacteur der Horen darauf zu repliciren. Die Re

plik sollte jedoch nur das Aeußere des Wolfischen Angriffs und seine Beziehung auf diese Zeitschrift betreffen.

Der kritische Verstand der Philologen trennt und scheidet gern, wogegen der schöpferische Genius des Dichters in dem ganzen großen Werke nur Rundung und Vollendung sehen kann. Humboldt fand in der „Ilias“ einen großen und historisch wahren Gedanken sehr glück lich ausgedrückt.

Es gehört lebendige Wechselwirkung zum Gesange.

„Die Sänger der Vorwelt"

hatten das Glück, daß ihre Lieder unmittelbar zu Herzen gingen und sich von Mund zu Mund fortpflanzten, von Geschlecht zu Geschlecht. Denn sie sangen die Thaten der Völker:

,,An der Glut des Gesangs entflammten des Hörers Gefühle,

,,Un des Hörers Gefühl nåhrte der Sånger die Gluth. „Nährt' und reinigte sie! Der Glückliche, dem in des Volkes ,,Stimme noch hell zurücktônte die Seele des Lieds,

,,Dem noch von außen erschien, im Leben, die himmlische Gottheit, ,,Die der Neuere kaum, kaum noch im Herzen vernimmt.”

Bei den Alten waren die Dichter auch Sånger. Dies kann man nur loben, denn in die Richtung auf . den Hörer fällt das wahrhaft Poetische. Der Sånger tritt mit einer innern, objectiven Bedeutung auf, sein Pathos geht nach Außen, was den Hörer unmittelbar ergreift, indem es das allgemein Vernünftige enthält.

Der Sånger ist gottbegeistert. Aber wenn er auch des Gottes voll ist, so ist er doch selbst kein Gott. Da zu gehört ein Herkules.

Zeus zu Herkules:"

,,Nicht aus meinem Nektar hast du die Gottheit getrunken; „Deine Götterkraft war's, die dir den Nektar errang.“

Herkules wurde unter die Götter versest; er verdankte diese seine Erhebung zum Gotte seiner eignen Kraft, seiner Thätigkeit und Arbeit. Es ist ein Zeichen göttlicher Abkunft, daß der Mensch sich selbst zu Allem machen muß und kann. Von Natur hat er blos das Leben. Darum war

„Rousseau“

kein Herkules, indem er die Menschen wieder zur Natur zurückführen wollte. Er glaubte die ganze Welt gegen sich verschworen, und hatte deshalb weder Ruhe noch Frieden. Über die Welt thut solche große Ehre Einem Menschen nicht an; es gehört viel Eitelkeit dazu, dies zu glauben. Gehaßt und verfolgt im Leben sterben viele Menschen:

,,Wann wird doch die alte Wunde narben?
,,Einst war's finster und die Weisen starben;
,,Nun ist's lichter und der Weise stirbt.
,,Sokrates ging unter durch Sophisten,
,,Rousseau leidet, Rousseau fällt durch Christen,
,,Rousseau der aus Christen Menschen wirbt."

Diese Klage ist alt, und wird immer wiederkehren. Fichte wurde noch zuleht in der sogenannten aufgeklärten Zeit fast durch ganz Deutschland verfolgt, bis er in Berlin Anerkennung und eine ruhige Ståtte fand. Es wäre doch endlich Zeit, daß man die Philosophen laufen ließe. Aber der Unverstand der Theologen, daß

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