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heit, und glaubte, daß sie einen trefflichen Effect machen würden. Wenn es möglich wäre, daß die Deuts schen begriffen, daß man ein guter, tüchtiger Kerl seyn kann, ohne gerade ein Philister oder Maß zu seyn, so müßten diese Sprüche das gute Werk vollbringen, indem in denselben die großen Verhältnisse der menschlichen Natur mit so viel Adel, Freiheit und Kühnheit dargestellt wåren. Jedoch meinte er auch, daß die Xenien die Votivtafeln und was sonst Gutes und Ernsthaftes in dem Büchlein stånde, mit verkaufen müßten.

Goethe äußert sich in

Auch Humboldt hatte, wie er sagte, einen großen Respect vor den Votivtafeln; aber eine Auseinandersehung von Goethes und Schillers Eigenthum an dies sen ihren gemeinschaftlichen Productionen wäre höchst schwierig. Von solcher Auseinandersehung wollten Goethe und Schiller nichts wissen. Darum beschlossen sie, ihre Eigenthumsrechte an den Votivtafeln und den Xenien nie auseinander zu sehen, sondern in aller Ewigkeit auf sich beruhen zu lassen. den Gesprächen mit Eckermann darüber so: „Die Deutschen können die Philisterei nicht los werden. Da quângeln und streiten sie über verschiedne Distichen, die sich bei Schiller gedruckt finden, und auch bei mir, und sie meinen, es wäre von Wichtigkeit, entschieden heraus zu bringen, welche denn wirklich Schillern gehören und welche mir. Als ob etwas darauf ankäme, als ob etwas damit gewonnen würde, und als ob es nicht ge=· nug wäre, daß die Sachen da sind. Freunde, wie Schiller und ich, Jahre lang verbunden, mit gleichen Interessen, in tåglicher Berührung und gegenseitigem Austausch, lebten sich in einander so sehr hinein, daß

überhaupt bei einzelnen Gedanken gar nicht die Rede und Frage seyn konnte, ob sie dem einen gehörten oder dem andern. Wir haben viele Distichen gemeinschaftlich gemacht, oft hatte ich den Gedanken und Schiller machte die Verse, oft war das umgekehrte der Fall, und oft machte Schiller den einen Vers und ich den andern. Wie kann nun da von Mein und Dein die Rede seyn? Man müßte wirklich selbst noch tief in der Philisterei stecken, wenn man auf die Entscheidung solcher Zweifel nur die mindeste Wichtigkeit legen wollte."

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Der Gedanke wendet sich als Element der Wissenschaft und Erkenntniß: zuleht nach Außen. Er wird kritisch, indem er auf der Höhe der Zeit und ihrer Bildung, das Bewußtsein über dieselbe gewinnt, und deshalb das Recht hat und sich das Recht nimmt, sie zu richten. Goethe und Schiller fühlten bald das Bedürfniß, ein solches Richteramt über Alles, was ihnen da= mals entgegenarbeitete, auszuüben. Goethe hatte den Gedanken zuerst, oder vielmehr den Einfall, wie er an Schiller schrieb, auf alle Zeitschriften Epigramme, jedes in einem Distichon, zu machen. Er nannte sie

,,Xenien"

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nach Martial, nach dem 13ten Buche von dessen Sinngedichten, das unter dem Namen Xenia Distichen enthält, oder Epigramme, die unter dem Bilde zum Gastmahl gehöriger Dinge entweder: Lob oder Tadel aussprachen. Xenien waren daher Geschenke, welche die Alten ihren Gästen machten, keine Geschenke an die Götter, wie die Votivtafeln, söndern Geschenke an Menschen.

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Es ist für beide, für Goethe und Schiller, charaktes ristisch, daß sie nur Epigramme zusammen gemacht has ben. Zu andern Gedichten trieben sie sich gegenseitig an, wie Schiller Goethen zu seinen Balladen, und die ser wieder Schillern zu den seinigen und zu den dramatischen Werken. Sie gingen, aber in diesen dichteri schen Productionen ihren eigenen Weg. Nur in dem Urs theil über ihre Zeit stimmten sie poetisch zusammen. Diese war damals fast unempfindlich gegen die neueren Schö pfungen der Poesie, während Mittelmäßigkeit und Platts heit alle Anerkennung fand. Insbesondere war Schiller: gereizt und erbittert über die Kålte und Geringschäz hung, womit sein Unternehmen, die Horen, wofür er sich begeistert hatte, aufgenommen wurde. Im Vertrauen auf den Beistand der größten Schriftsteller der Nation hatte er auf eine große Wirkung gehofft, undɔ sah nun nichts, als Mangel an Empfänglichkeit und Theilnahme. Goethen bekümmerte das weniger.

Es mußte daher Schillern ganz willkommen seyn, daß Goethe den Einfall hatte, auf alle Zeitschriften Epigramme, Xenien, zu machen. Er konnte dieser Aufforderung in seiner Stimmung nur beipflichten, eine solche Sammlung im Musenalmanach für das nächste Jahr 1797 zu veranstalten. Außer der Neuheit, und interessanten: Eigenthümlichkeit der Idee, schrieb er an Goethe, ist: der Gedanke, ein gewisses Ganzes in Gemeinschaft mit Ihnen auszuführen, so reizend für mich gewesen. Aber seyn Sie versichert, daß ich die Idee nicht meiner Cons. venienz aufgeopfert habe." Man betrachtete damals: Goethe allgemein als den Verführer, und Schiller klagt: darüber, daß bei allen Urtheilen: über die‹ Xenien; ihm

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die miserable Rolle des Verführten zu Theil würde: Goethe habe doch noch den Trost des Verführers. Daß Goethe zuerst den Gedanken der Xenien gehabt, ist wahr, aber daß Schiller demselben gleich eine größere Ausdehnung gegeben, ist auch wahr. Goethe hatte nur den Einfall mit den Zeitschriften, aber Schiller machte ihm gleich den Vorschlag; auch einzelne Werke und Schriftsteller vorzunehmen. Er schrieb an Goethe:,,ich denke, wenn wir das Hundert voll machen wollen, werden wir auch über einzelne Werke herfallen müssen, und welcher reiche Stoff findet sich da! Sobald wir uns nur selbst nicht ganz schonen, können wir Heiliges und Profanes angreifen. Welchen Stoff bietet uns nicht die Stolbergische Sippschaft, Rackwik, Ramdohr, die metaphyfische Welt mit ihren Ichs und Nicht-Ichs, Freund Nis colai, unser geschworner Feind, die Leipziger Geschmacksherberge, Thummel, Göschen als sein Stallmeister und dergleichen dar!" Goethe war auch gleich bei der Hand, und schickte ein Dußend, mit welchen man sich sowohl dem Publikum als seinen Collegen aufs Angenehmste empfehlen könnte.

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In Betreff der Xenien äußerte Schiller nach F. von Wolzogen: Die Einheit kann bei einem solchen Produkt blos in einer gewissen Grenzenlosigkeit und alle Messung überschreitenden Fülle gesucht werden, und damit die Heterogenität der beiden Urheber in dem Einzelnen nicht zu erkennen sey, muß das Einzelne ein Minimum seyn. Kurz die Sache besteht in einem gewissen Ganzen von Epigrammen, deren jedes ein Monodistichon ist. Das Meiste ist wilde Satyre, besonders auf

Schriftsteller und schriftstellerische Produkte, untermischt mit einzelnen poetischen und philosophischen Gedankenblizen. Es werden nicht unter 600 solcher Monodistichen werden, aber der Plan ist, auf 1000 zu steigen. Sind wir nun mit einer bedeutenden Anzahl fertig, so wird der Vorrath mit Rücksicht auf eine gewisse Einheit sortirt, überarbeitet, um einerlei Ton zu erhalten, und jeder wird dann von seiner Manier etwas aufzu opfern suchen, um sich dem andern mehr anzunähern.“ Spåter sagte er: „Nachdem ich die Redaction der Xenien gemacht, fand sich, daß noch eine erstaunliche Menge neuer Monodistichen nöthig sey, wenn die Sammlung auch nur einigermaßen den Eindruck eines Ganzen machen sollte. Weil aber etliche hundert neue Einfälle, besonders über wissenschaftliche Gegenstånde einem nicht so leicht zu Gebote stehen, auch die Vollendung des Meisters Goethen eine starke Diversion macht, so sind wir übereingekommen, die Xenien nicht als ein Ganzes, sondern zerstückelt dem Almanach einzuverleiben. Die ernsthaften, philosophischen und poetischen werden daraus vereinzelt, und bald in größeren, bald in kleineren Ganzen vorn im Almanach angebracht. Die sa= tyrischen folgen unter dem Namen Xenien."

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Schiller hatte für die Xenien allerlei Ideen. meinte, man müßte die guten Freunde in allen ordentlichen Formen verfolgen, und selbst das poetische Interesse forderte eine solche Varietät innerhalb des strengen Gesetzes, bei einem Monodistichon zu bleiben. Goethe wollte nur, daß man bei aller Bitterkeit sich vor criminellen Inculpationen hüten sollte, worin auch Schiller mit einstimmte, da die Musen ja keine Scharf

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