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Jbykus, gleich dem Siegesfest, die Farbe des Alterthums so rein und treu an sich, als man es nur immer von einem modernen Dichter erwarten könne. Da Schiller den Sinn des Alterthums ganz in sich aufgenommen hatte, und sich darin mit Freiheit bewegte, wåre daraus eine in allen ihren Theilen neue und nur ihn athmende Dichtung hervorgegangen. Was dem Dichter einerseits den Stoff werth gemacht, wäre die daraus hervorspringende Idee der Gewalt künstlerischer Darstellung über die menschliche Brust. Diese Macht der Poesie, einer unsichtbaren, blos durch den Geist geschaffenen, in der Wirklichkeit verfliegenden Kraft, håtte wesentlich in den Ideenkreis gehört, welcher Schillern lebendig beschäftigt habe. Wie aus den Künstlern erhellte, håtte ihm derselbe, noch ehe sich ihm der Stoff zur Ballade gestaltet habe, vorgeschwebt:

,,Vom Eumenidenchor geschrecket

Bieht sich der Mord, auch nie entdecket, ,,Das Loos des Todes aus dem Lied."

Diese Idee hätte eine vollkommne antike Ausführung erlaubt, da das Alterthum alles gehabt, um fie in ihrer ganzen Reinheit und Stärke hervortreten zu lassen. Darum wäre auch alles in der Erzählung daraus unmittelbar entnommen, und der aeschyleische Chor so kunstvoll in die moderne Dichtungsform, in den Reim und das Sylbenmaß verflochten worden, daß nichts von der stillen Größe des alten Chors aufgegeben schiene.

Die Aehnlichkeit des Inhalts diefer Ballade mit den beiden Gedichten, der Macht des Gesanges und den Künstlern fällt in die Augen. Auch spåter finden sich ähnliche Sagen in Legenden und Mährchen erzählt.

Man gedenke nur der allgemein bekannten Sage aus der Schweiz von den St. Meinrads Raben.

Im Ringe des Polykrates ist das Bewußtsein über die böse That noch nicht erwacht. Aber das böse Ge= wissen verråth sich schon in den Kranichen des Jbykus. Erst in

Hero und Leander"

bekennt es sich selbst. In den beiden erstern Balladen waltet die Nemesis schon, in der lehtern tritt sie ins Bewußtsein.

Hero und Leander lieben sich gegenseitig :

Doch der Båter feindlich Zürnen ,,Trennte das verbundne Paar, Und die süße Frucht der Liebe

Hing am Abgrund der Gefahr."

Aehnlich wie in Romeo und Julia. Auch diese liebten sich', während die Våter sich haßten. Hero sikt auf Sestos Felsenthurm und schaut nach Abydos Küste hin, wo der Heißgeliebte weilt. Wie der Haß der Våter, trennte auch noch der Hellespont die Liebenden. Aber die Liebe fand den Weg durch Haß und durchs Meer. Abends wenn vom Söller die Fackel brannte, das Zeichen der Liebe und Sehnsucht Hero's, stürzte sich Leander in den Pontus, und schwamm zu ihr von Asien nach Europa hinüber, des Abends hinüber, des Morgens herüber. Auch Byron schwamm hinüber und herüber.

Und so flohen dreißig Sonnen

,,Schnell, im Raub verstohl'ner Wonnen,

,,Dem beglückten Paar dahin.

Hero und Leander freuten sich der immer kürzer

werdenden Tage. Einstens am Abend, als das Meer still und ruhig war, gab Hero wieder das Zeichen, aber diesmal in ihrem Gewissen von banger Ahnung erfüllt:

,,Schöner Gott! du solltest trügen?

,,Nein, den Frevler straf' ich Lügen,
,,Der dich falsch und treulos nennt.
„Falsch ist das Geschlecht der Menschen,
„Grausam ist des Vaters Herz;
,,Aber du bist mild und gütig,

,,und dich rührt der Liebe Schmerz."

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Hero klagt ihren Vater an, und wird deshalb an der Pietåt schuldig, an der Kindesliebe. Das kann der Gott nicht ungestraft hingehen lassen. Sie erinnert ihn zwar daran, wie auch er von den Reizen der schönen Helle besiegt, der Liebe nicht habe widerstehen können. Doch umsonst. Nachdem Leander sich auf das gegebene Zeichen wieder ins Meer gestürzt, fångt dasselbe zu toben, zu sausen und zu brausen an. Während er mit den Wogen kämpft, stürzen Wetterbäche vom Himmel herab, und alle Stürme brechen los. Vergebens ruft Hero Zeus und Leukothea, alle Götter und Göttinnen an. Der Sturm legt sich zwar, und die Wellen brechen fanfter an's Ufer, aber spielen Leander entseelt an den Strand. Hero starrt, als sie ihn erblickt, verzweifelnd vor sich hin, und kann vor Schmerz nicht weinen. Ihr Gewissen erwacht, ein edles Feuer ihre Wangen röthet, indem sie spricht:

Ich erkenn euch, ernste Mächte! „Strenge treibt ihr eure Rechte, Furchtbar, unerbittlich ein.

Früh schon ist mein Lauf beschlossen: ,,Doch das Glück hab ich genossen,

„Und das schönste Loos war mein,
Lebend hab' ich deinem Tempel
,,Mich geweiht als Priesterin;
„Dir ein freudig Opfer sterb' ich,
,,Venus, große Königin!"

Und sie stürzt sich vom Thurm herab in die nasse Fluth, in welcher Leander den Tod gefunden. Das Meer, die Geburtsstätte der Liebeskönigin, wird das Grab der Liebenden. Die arme Hero! Im Gefühl des Rechts und der sittlichen Bestimmtheit in der Liebe, und damit des Unrechts ihrer Empfindung und Neigung gibt sie sich den Tod. Die Stimme des Gewissens duldet die Heimlichkeit der Liebe nicht, sie fordert die Deffentlichkeit. Die Liebe, die sich dieser nicht bedürftig zeigt, kommt wohl zur Einheit aber nicht zum wirklichen Rechte derselben. Solche Liebe kann groß, sehr groß seyn, aber ist, indem sie nicht geheiligt ist, wider's Gewissen. Hero opfert sich freudig der Liebe, aber auch noch diese ihre Aufopferung ist ein Vergehen. Die Nemesis verbotner Liebe straft sie noch im Tode.

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Die Liebesgeschichte Hero's und Leanders ist sehr alt. Schon Virgil und Ovid kannten sie. Das alte Gedicht, welches unter dem Namen Hero und Leander bekannt ist, ist verschieden beurtheilt worden. Ueber das eigentliche Alter dieses Gedichts ist man nicht einig. Der ältere Scaliger hielt es für ein Werk des alten athenischen Musåus, und für lange vor der Ilias und Odyssee entstanden. Aber die Art und Weise, wie die Liebe in dem Gedichte behandelt ist, läßt auf einen spåtern Ursprung schließen. Andre wieder haben dasselbe in das zwölfte oder dreizehnte Jahrhundert ge

seßt, wo sich allerdings die erste und einzige Erwähnung des Gedichts in den Chiliaden des Tzetzes findet. Sprache und Darstellungsweise deuten jedoch auf ein früheres Alter hin. Mehrere haben gezeigt, daß der Erotiker A. Tatius und der Sophist Aristånetus dasselbe vor Augen gehabt und nachgebildet haben, die wahrscheinlich im fünften Jahrhundert lebten. Nach Hermann ist das Gedicht jünger, als die Dionyfiaka des Nonnus. Alles das zusammen läßt vermuthen, daß das Gedicht ungefähr fünfthalb Jahrhundert nach Christi Geburt entstanden seyn mag. Der Urheber des Gedichts ist Musâus der Grammatiker.

Erst schildert der Dichter die schöne Gegend am Pontus, wo Sestos und Abydos liegen. Hier, so singt er, spannte Eros den Bogen, und ein Pfeil entflog ihm in die beiden Städte. Von demselben Pfeil wurde Leander der Reizende und Hero die schöne Jungfrau getroffen, die Genossin der Schmerzen erregenden Sehnsucht.

Hero, erzählt das Gedicht weiter, leitete ihren Ursprung von Zeus ab, und war eine Priesterin der Aphrodite. Sie mischte sich nie in den Kreis der versammelten Frauen, aus Scham und Züchtigkeit sondern nur in den der gleichaltrigen Jugend. Sie opferte der Göttin, welcher sie diente, und dem Eros, und hatte vor beiden große Scheu.

Da nahte heran das Fest der Aphrodite und des Adonis. Bon allen Inseln kamen die Frauen und Mädchen zusammen, und die Jünglinge, diese, mehr in dem Verlangen, wie der Dichter sagt, den Reiz der versammelten Jungfrauen zu schauen, als die Unsterblichen zu fühnen. Hero im weißen Gewande trat in

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