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Schiller schrieb an Goethe, daß er den Stoff zu der Bürgschaft von Hyginus entlehnt habe. „Ich bin neugierig, ob ich alle Hauptmotive, die in dem Stoffe lagen, glücklich herausgefunden habe. Denken Sie nach, ob Ihnen noch einer beifällt; es ist dies einer von den Fällen, wo man mit einer großen Deutlichkeit verfahren, und beinahe nach Principien erfinden kann.“ Goethe meinte, daß es physiologisch nicht wohl zu passiren wåre, daß einer, der sich an einem regnigen Tage aus dem Strome gerettet, vor Durst umkommen wollte, da er noch ganz nasse Kleider hätte. Aber auch das Wahre abgerechnet, und ohne an die Resorption der Haut zu denken, käme der Phantasie und Gemüthsstimmung der Durst des Wanderers hier nicht ganz recht. Ein andres schickliches Motiv, das aus dem Wandrer selbst hervorginge, fiele ihn zum Ersah nicht ein; die beiden von Außen, durch Natur und Menschengewalt, wären recht gut erfunden.

Das erstre Motiv findet sich schon beim Hyginus. Man hat Schillern der Erfindung dieser Motive wegen, getadelt, aber mit Unrecht. Da nicht Selinuntius, sondern Moros der Held ist, konnten der Hindernisse nicht zu viel seyn. Sie dienen dazu, den Möros, welcher um zu sterben, sein Leben retten will, recht hervorzuheben.

In der Bürgschaft ist die Nemesis keine Strafe mehr; denn die böse Gesinnung hält nicht mehr an sich fest, sondern läßt von sich ab. Der Wille gibt seinen Gegensatz und Widerspruch gegen den Zweck auf, welcher das Gute ist. Die Liebe, die schöne Empfindung und Neigung ist nun noch weiter das Element, worin der Wille feinem Zweck gemäß wird.

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Leander tauchte ins Meer; nach überstandner Gefahr beglückte ihn die Liebe. Zuleht zogen ihn die Mören doch in den Strudel hinab. Aber

der Taucher"

geht im Meere unter, ohne je den süßen Lohn der Liebe. davon getragen zu haben. In der Bürgschaft war die Neigung treue Freundschaft, im Taucher ist sie die Ehre, und darnach die Liebe; die Ehre geht hier der Liebe voraus. Der Taucher wagt sein Leben, wie Möros, aber nicht wie dieser, um eines objectiven Zweckes willen, des Vaterlandes wegen, sondern um der Ehre, um sein selbst willen.

Der König will den Muth der Ritter prüfen, und wirft deshalb einen goldenen Becher in den Strudel des Meeres von der steilen Höh herab. Er ermuntert die Ritter und Knappen, denselben aus der Tiefe wieder hervor zu holen. Schon hat er sie zweimal vergebens dazu aufgefordert. Als er zum drittenmal fragt, ob denn keiner das Herz habe, tritt sanft und kec ein Edelknecht hervor, und wirft den Gürtel und den Mantel ab.

,,und alle die Männer umher und Frauen

Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen."

Der Jüngling sieht hinab in die schäumende See, wie das Wasser so wühlt,

„Und es wallet und siedet und brauset und zischt.”

Er nimmt den Augenblick wahr, wo die Brandung in den Strudel gezogen wird, und springt, ehe sie wiederkehrt, schnell hinein, indem er Gott seine Seele befiehlt. Nachdem der Wirbel ihn gefaßt, und

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ihn in die Tiefe geriffen hat, schlagen die Wogen über ihm zusammen. Sie harren seiner ängstlich von Augenblick zu Augenblick, und da er noch immer nicht erscheint, glaubt man ihn verloren. Aber plöhlich ruft's: er lebt! er ist da! und Schwanenweiß hebt sich's aus der Fluth empor, indem er den Becher in der Hand hålt, und damit glücklich ans Ufer schwimmt. Während er dem König den Becher reicht, winkt dieser seiner lieblilichen Tochter, ihn mit funkelndem Weine zu füllen. Darauf erzählt er, was er alles in der Tiefe gesehen, und beschreibt die Ungeheuer des Meers, welchen er nur dadurch entgangen sey, daß ihn ein Strudel gefaßt habe. Der König schenkt ihm verwundert den Becher. Aber die Erzählung hat seine Neugierde erregt, so daß er gern wissen möchte, was auf dem Meeresgrunde alles zu finden wäre? Deswegen. bestimmt er ihm einen Ring vom köstlichsten Edelgestein zum Preise, wenn er sich nochmals in die Tiefe begeben wolle.

,,Das hörte die Tochter mit weichem Gefühl,
„Und mit schmeichelndem Munde sie fleht:
,,Laß, Vater, genug seyn das grausame Spiel!
Er hat euch bestanden, was keiner besteht,
,,und könnt ihr des Herzens Gelüste nicht zähmen,
So mögen die Ritter den Knappen beschämen."

Die kühne That hat das Herz der schönen Königstochter gerührt. Ihre süße Rede und Fürbitte beschämt die Ritter, indem sie die That eines Ritters werth erklärt, und zugleich Empfindung für ihn verråth. Abermals wirft der König den Becher in den Strudel hinab, und spricht:

„Und schaffst du den Becher mir wieder zur Stell, „So sollst du der trefflichste Ritter mir seyn,

Und sollst sie als Ehegemahl heut noch umarmen, „Die jezt für dich bittet mit zartem Erbarmen.“

Wie sollte das nicht seine ganze Seele ergreifen? Er sieht die schöne Gestalt erröthen, seine Augen blihen kühn. Auf Leben und Sterben stürzt er in die Fluth hinunter.

,,Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück,
Sie verkündigt der donnernde Schall;

„Da bückt sich's hinunter mit liebendem Blick,
,,Es kommen, es kommen die Wasser all,
,,Sie rauschen herauf, fie rauschen nieder,
„Den Jüngling bringt keines wieder.”

Der arme Edelknecht! Ehre, Liebe und die süße Hoffnung, des höchsten Erdenglücks theilhaftig werden zu können, stürmte auf ihn ein. Die Versuchung war zu gewaltig. Aber der Mensch versuche die Götter nicht.

Die Geschichte vom Taucher wird von den Alten verschieden angegeben. Anders erzählt sie Alexander ab Alexandro, anders Fazelli, anders Athanasius Kircher. Wenn Schiller auch gar keine von diesen Erzählungen ges kannt haben mag, so liegt doch die des lehtern dem Stoffe der Ballade zu Grunde. Vielleicht hat er sie in einem Märchen überarbeitet vorgefunden. Denn in den alten Erzählungen findet sich nur der Taucher von Handwerk, welchen Schiller in seiner Ballade in einen Edelknecht umgewandelt hat. Aber Vieles stimmt in der Schil lerschen Ballade fast wörtlich mit der Erzählung Kirchers überein, welcher die Geschichte factisch aus den Quellen angibt, während Alexander und Fazelli fie nur

von Andern vernommen haben. „Ich füge hier eine Geschichte bei, so erzählt er, die sich unter König Friedrich von Sicilien zugetragen hat, und das wirklich bestätigt, was man bisher von der Unebenheit des Meeresboden gesagt hat. Es war damals in Sicilien ein sehr berühmter Taucher, Namens Nicolaus, der wegen seiner großen Fertigkeit im Schwimmen gewöhnlich Pescecola, d. h. Nicolaus der Fisch, genannt wurde. Von Jugend auf an's Meer gewöhnt, und allen im Schwimmen überlegen', beschäftigte er sich fast nur mit Aufsuchung von Austern und Corallen, von deren Verkauf er lebte. Er liebte den Aufenthalt in der See so sehr, daß er öfters pier bis fünf Tage lang im Meere ver weilte, und sich von Fischen nåhrte. Mehr als einmal soll er bis zu den Liparischen Inseln geschwommen seyn. Auch hatte sich seine Natur durch den beständigen Aufenthalt im Wasser so geändert, daß er mehr einer Amphibie als einem Menschen ähnlich gesehen. Als einmal der König von Sicilien nach Messina kam, und allerlei von dem Taucher gehört hatte, wünschte er denselben zu sprechen. Man suchte ihn lange Zeit auf dem Lande und im Wasser, bis er endlich gefunden wurde. Nun hatte der König viel Wunderbares von der Charybde gehört, deshalb, wollte er das Innere derselben durch den Taucher erforschen lassen. Er befahl ihm, fich in die Tiefe zu begeben, aber Nicolaus schütte große Gefahren vor. Um ihm Muth zu machen, ließ der König eine goldne Schale ins Meer werfen, und sicherte sie ihm als sein Eigenthum zu, wenn er sie aus der Tiefe wieder herauf holen würde. Darauf stürzte Nicolaus sich in den Strudel, und blieb drei Viertel

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