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stunden lang unter dem Wasser, weshalb der König und alle Umstehenden auf sein Wiedererscheinen mit großer Sehnsucht warteten. Endlich trieb ihn das Wasser mit großer Gewalt empor. Er hielt die Schale triumphirend in die Höhe, und wurde, nachdem er in den Pallast geführt worden, reichlich beschenkt. Nun erzählte er dem König, was er Alles auf dem Meeresgrund gesehen hatte. Als er gefragt wurde, ob er nicht noch einmal in die Charybde hinunter zu tauchen wagte, verneinte er dies. Aber ein Beutel voll Gold, und eine andre, nochmals in die Charybde geworfene Schale, ermuthigten ihn. Indem er aus Habsucht zum zweitenmal in den Strudel hinabsprang, erschien er diesmal nicht wieder.

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Schiller erfuhr erst von Herder, welchem er die Ballade zugeschickt hatte, daß er in dem Taucher einen gewissen Nicolaus Pesce veredelnd umgearbeitet hätte. Deshalb fragte er bei Goethe an, ob auch er nicht etwa diesen Nicolaus Pesce kånnte, mit dem er so unvermuthet in Concurrenz geseht würde. Goethe antwortete, daß Nicolaus Pesce, so viel er sich erinnern könnte, ein Taucher von Handwerk wäre, und ein Held des Märchens, das er behandelt hätte. Das zu machte er die Bemerkung, daß wenn Herder sich bei einer solchen Bearbeitung noch der Chronik erinnern könnte, welche die Geschichte erzählte, es dem übrigen Publikum nicht verdacht werden dürfte, wenn es sich bei Romanen erkundigte, ob denn das alles auch fein wahr wäre. Schiller sollte seinen Taucher sobald als möglich erfaufen lassen.

Humboldt bemerkt in der Vorerinnerung zum Briefs

wechsel, daß wer einmal am Rheinfalle stehe, beim Anblick desselben unwillkührlich an die schöne Strophe des Tauchers erinnert werde, die das verwirrende Wassergewühl male, welches den Blick gleichsam fesselnd verschlinge. Und doch habe derselben keine eigne Ansicht zu Grunde gelegen. Schiller sah zwar den Rheinfall nicht, auch keinen Meeresstrudel, aber doch eine Mühle. Er schrieb nämlich an Goethe, daß er diese Natur sonst nirgends, als bei einer Mühle hätte beobachten können. Doch hätte er Homers Beschreibung von der Charybde genau studirt, was ihn vielleicht bei der Natur erhalten hätte. Auch nach Goethe's Beobachtung stimmte die Beschreibung des Strudels mit dem Phänomen vollkommen überein. Er schrieb an Schiller auf einer Reise durch Schwaben nach der Schweiz, daß der Vers im Taucher

,,es wallet, es siedet, es brauset und zischt"

fich bei dem Rheinfall trefflich legitimirt håtte; es wåre ihm sehr merkwürdig gewesen, wie dieser Vers die Hauptmomente der ungeheuren Erscheinung in sich begriffe. Er hätte auf der Stelle das Phänomen in seinen TheiTen, und im Ganzen, wie es sich darstellte, zu fassen gesucht, und die Betrachtungen, die man dabei machte, so wie die Idee, die es erregte, abgesondert bemerkt. Schiller würde daraus es ersehen können, wie fich jene wenigen dichterischen Zeilen gleichsam als ein Faden durch dies Labyrinth hindurchzögen.

Man hat von der Bürgschaft gesagt, und vom Taucher, daß Schiller in diesen Balladen die fitt= liche Kraft des Menschen der blinden Naturgewalt gegenüberstellte, um jene in ihrem höheren Adel oder kåm

pfend in ihrer siegenden Stärke zu zeigen. Aber das ist nur ein Moment darin.

Als ein Nach- und Gegenstück des Tauchers ist

„der Handschuh"

anzusehen. Schiller selbst nennt diese Erzählung ein Nachstück des Tauchers, Goethe ein Gegenstück. Der Dichter verläßt mit derselben den antiken Stoff in den Balladen, und wendet sich dem Romantischen zu.

König Franz sist vor seinem Löwengarten, um ihn herum die Großen der Krone, und auf dem Balkone die Damen. Er winkt, und der König der Thiere, ein Löwe tritt bedächtigen Schrittes auf den Kampfplak. Er winkt wieder, und ein Tiger kommt mit wildem Sprunge gerannt. Er winkt nochmals, und zwei Leoparden stürzen auf den Tiger los, der sie packt, worauf der Löwe sich mit Gebrüll erhebt. Der Tiger und die Leoparden legen sich darauf im Kreise herum still nieder.

,,Da fållt von des Altans Rand

„Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leu'n
,,Mitten hinein."

„Und zu Ritter Delorges spottender Weis’
,,Wendet sich Fräulein Kunigund:
Herr Ritter, ift eure Licb' so heiß,
Wie ihr mir's schwört zu jeder Stund',
,,Ei so hebt mir den Handschuh auf!"

,,und der Ritter im schnellen Lauf
,,Steigt hinab in den furchtbar'n Swinger
Mit festem Schritte,

„Und aus der Ungeheuer Mitte

,,Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger."

Der Liebe ist kein Opfer zu groß, doch um der Liebe willen, Liebe um Liebe. Hier liebt nur der Ritter, nicht das Fräulein; eine schöne Liebe, die uns der Gefahr aussett, von wilden Thieren zerrissen zu werden! Fråulein Kunigunde treibt mit der Liebe Spott. Das fühlt Ritter Delorges:

Und er wirft ihr den Handschuh in's Gesicht;

„Den Dank, Dame, begehr' ich nicht,

,,Und verläßt sie zur selben Stunde."

Schiller hat den Stoff zu dieser Erzählung von St. Foix, aus dessen Essay sur Paris entlehnt. Die Geschichte findet sich auch bei Brantome, in dessen Leben galanter Damen. Eine ähnliche Geschichte trug sich in Spanien zu Sevilla zu, zur Zeit Ferdinandz des Katholischen und der Isabella, nach einer Novelle bei Bandello, nach diesem bei Sansovino, und bei BelleForest. Sie wird aber dort anders erzählt, und von den Novellendichtern verschieden behandelt. St. Foix erwähnt der Rue des Lions, près St. Paul, und sagt, daß diese Straße ihren Namen von dem Gebäude und den Höfen erhalten habe, worin König Franz der Erste seine Löwen eingesperrt hielt. „Eines Tags, als der König einem Kampfe seiner Löwen zusah, ließ eine Dame ihren Handschuh fallen und sagte zu de Lorges: Wollt ihr, daß ich glauben soll, ihr liebtet mich so sehr, als ihr mir alle Tage zuschwört, so hebt mir den Handschuh auf. Der Ritter stieg hinab, hob den Handschuh auf, aus der Mitte der Löwen, stieg wieder herauf, warf ihn der Dame an die Nase, und wollte sie nach her nie wiedersehen, ungeachtet vieler Anträge und Neckereien von ihrer Seite." Brantome erzählt, daß er die

Geschichte von der Geliebten des verstorbenen Herrn de Lorges selbst gehört habe, was wohl möglich ist, da er bereits zwanzig Jahr alt war, als König Franz starb. Er berichtet sie eben so, wie St. Foix. Die Dame habe viel von dem Muthe des Herrn de Lorges gehört, welcher einer der muthigsten und bekanntesten Hauptleute bei dem Fußvolk gewesen. Sie habe, um seinen Muth zu prüfen, ihren Handschuh mit den Worten fallen lassen, daß er, wenn er sie so sehr liebte, als er immer sagte, den Handschuh holen möchte. Darauf habe er den Mantel um die Linke geworfen, und sey mit dem Degen in der Rechten muthig unter die Löwen gegangen. Mit schöner Festigkeit habe. er densel ben die Spite feines Degens entgegengehalten, habe glücklich den Handschuh aufgehoben, und ihn der Dame gebracht. Diese und die Umstehenden hätten ihn deshalb hoch gepriesen. Aber Herr de Lorges habe sie unwillig verlassen, weil sie so argen Scherz mit ihm und seinem Muthe getrieben. Auch soller aus Verdruß ihr den Handschuh ins Gesicht geworfen, und ge= sagt haben, es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie ihm geheißen hätte, in ein Bataillon Fußvolk einzubrechen, was er gelernt, als mit Bestien zu kämpfen, wovon er wenig Ruhm hätte.

Goethe nannte den Handschuh einen sehr glücklichen Gegenstand, und hielt die Ausführung wohlgerathen. Hier wäre die ganze reine That, ohne Zweck, oder vielmehr im umgekehrten Zweck, was so sonderbar wohl gefiele. Er hatte seine und Schillers Balladen vorgele sen, und guten Effect davon gesehen. Beim Handschuh habe man nur den Zweifel erregt, ob man fagen könne,

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