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,,Senke nieber,

„Adlergedank”, dein Gefieder! ,,Kühne Seglerin, Phantasie,

,,Wirf ein muthloses Anker hie."

Wenn die Phantasie zum Gedanken fortgeht, kommt fie an ihre Grenze. Sie muß auf die Erkenntniß als solche resignieren.

Aber auf was muß der Mensch nicht Alles verzichten, so lange er lebt, freiwillig und unfreiwillig? Die Resignation ist nicht bloß theoretisch, sondern auch praktisch. Theoretisch ist der Zweifel ihr Element, praktisch

„der Kampf“

der Neigung mit der Pflicht. Im Grunde nimmt der Kampf das ganze Leben hindurch kein Ende. Entweder siegt die Neigung, oder die Pflicht und Tugend. Im ersteren Falle geht es zur höheren Entzweiung fort, im legteren kommt es zur Ruhe des Gemüthes, die aus Tugend quillt. Der Lohn, welcher die Tugend krönen soll, kann aber zum lehten Augenblicke derselben werden. Dies soll unserm Dichter in Dresden wirklich begegnet seyn. Er lernte daselbst ein Fräulein von A kennen, welche allgemein für das schönste Mådchen der Stadt galt. Er faßte eine leidenschaftliche Neigung für sie, die er vergebens zu überwinden suchte. Im Innersten seiner Seele zerrissen, wurde alle Ruhe durch diese erschütternde Neigung genommen. Viele sagten damals, Fräulein von A — habe ihn zum Freigeiste gemacht, Andere, sie habe ihn katholisch gemacht. Er mußte dies Stadtgerücht, diese Klatscherei über sich ergehen lassen.

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In Schillers Leben äußert sich Caroline von Wolzogen darüber so: Außer dem engen und so reichen Freundeskreise zogen Schillern noch mancherlei andere Verbindungen an. Der Theaterwelt konnte er sich nicht entfremden; zu sehr schloß sie sich an seine Dichtungssphäre. Einer der damals vorzüglichen Schauspielerinnen, Sophie Albrecht, gedachte er immer als einer geistreichen und liebenswürdigen Gesellschafterin. Er besuchte sie häufiger, da sie auch die Vertraute einer Leidenschaft war, die ihm eine ausgezeichnete Schönheit einflößte. Auf einer Redoute hatte er das schöne Fräulein zuerst gesehen, sich ihr genähert, und war gefällig von ihr aufgenommen worden. Er sah sie bei jener Schauspielerin, und durfte sie auch in ihrem eigenen Hause besuchen. Der Mutter schien die Eroberung eines schon damals als ausgezeichnet anerkannten Dichters zu schmeicheln, und die Gewalt der Reize ihrer Tochter zu verbürgen. Der unerfahrne leidenschaftliche Jüngling wurde von diesem Zauberneze umstrickt, das jedoch nur Eitelkeit gewoben hatte. Wenn das gute Kind auch selbst herzlicher Zuneigung fähig war, so mußte sich ihr Gefühl doch immer nur der auf Effect und Glück berechneten mütterlichen Ansicht unterwerfen. An Wahrheit und dauerndes Herzensglück war unter dieser Constellation nicht zu glauben, und Schillers Freunde boten alle Macht klarer Einsicht und herzlicher Sorge auf, ihn diesen Fesseln zu entziehen. Die Geliebte hatte ihrem Freunde die Weisung gegeben, daß, wenn er Licht in einem gewiffen Zimmer sehe, er nicht ins Haus kommen dürfe, weil sie da in Familiengesellschaft sey. Seine Freunde wußten, daß sie dann

von der Mutter begünstigtere Anbeter empfing. Der Kampf zwischen Vernunft und Leidenschaft begann; aber ein Zauberblick der Liebe riß ihn wieder hin, und die Stimme der erstern ward überhört. Zeit, Geld und Herzensruhe wurden versplittert. Seine Freunde selbst, so schmerzlich sie seinen Umgang entbehrten, drangen auf seine Entfernung. Die Trennung kostete dem Mädchen viele Thrånen; sie scheint sich gegen ihr Gefühl nur dem Einfluß ihrer Umgebungen hingegeben zu haben; und Schiller freute sich stets, daß sie in spåterer Zeit glücklich wurde.

Die Einsicht in diese Verirrung, das Gefühl der erfahrnen Täuschung und Selbsttäuschung, welches ihm nach der kurzen Periode dieser Herzensangelegenheit blieb, war nicht erfreulich und von einer bittern Nachempfindung begleitet. Ein glückliches Geschick führte unsern Freund bald zur Wahrheit, zu besseren Naturen in der Frauenwelt. Es ist zu bedauern, daß an fie gerichtete Briefe und Gedichte verloren gegangen find."

Der Kampf" scheint also das einzige Gedicht zu seyn, was das Schicksal uns von dieser Leidenschaft aufbewahrt hat. Ueber die Liebe als solche meinte Schiller, „daß sie mit einem ungewöhnlichen Feuer behandelt, durch sich selbst, als ein inneres Ganzes, auch ohne Moralitåt, wie er sich ausdrückt, imponiren könnte." Ein Mensch, der liebt, sagt er, tritt aus allen übrigen Gerichtsbarkeiten heraus, und steht blos unter den Gesehen der Liebe. Es ist ein erhöhteres Sein, in welchem viele andre Pflichten, viele andre moralische Maßstabe nicht mehr auf ihn anzuwenden sind.“ Wohl gegen Kant

gesagt, welcher die Liebe so sehr herabseßte, und fast für gar nichts achtete.

Nicht nur der einzelne Mensch kommt mit sich in Kampf und Widerstreit, sondern selbst ganze Völker und Nationen mit sich selbst und unter einander. Es ist alsdann sittliche Pflicht des Menschen, auf Alles zu resignieren, selbst auf das Leben, und für die Ehre und Selbstständigkeit seines Volkes mit Freuden in

„die Schlacht“

Der

zu gehen. Alles, wovon sonst so viel Redens ist, die Endlichkeit und Vergånglichkeit der Dinge, die Hinfålligkeit und Nichtigkeit des Lebens, kommt nun wirklich an den Menschen, es wird Ernst damit. Kampf und Krieg ist darum eine sittliche Macht, welche den irdisch oft so festgewordenen Sinn für hö here Zwecke aus dem Schlummer aufrüttelt. Alsdann erwacht vor Allem die Liebe zum Vaterlande, diese edle Liebe, in welcher jede andere, partikulåre Neigung aufgeht. Gern und willig opfert der Mensch sich für sein Volk, wie dieses, der Staat, wieder Sorge trågt für den Einzelnen. Es ist darum nirgends besser, als im Vaterlande, und Schöneres gibt es nicht, als für dasselbe zu leben, und, wenn es seyn muß, zu sterben.

Leben, und nicht im Vaterlande leben dürfen, ist höchst beklagenswerth. Es ist ein grenzenloses Unglück, „Flüchtling"

seyn zu müssen und, verstoßen in's Ausland, ins Elend, sein Leben zu vertrauern. Ist das fremde Land auch noch so schön, das Vaterland ist es doch nicht. In

der Fremde befällt den Armen ein schmerzlich Weh, das Heimweh, die Sehnsucht nach der Heimath zehrt an seinem Leben:

,,Steig' empor, o Morgenroth, und rothe
„Mit purpurnem Kuße Hain und Feld;
,,Såus'le nieder, Abendroth, und flöte
,,Sanft in Schlummer die erstorbne Welt.
,,Morgen
ach! du röthest

,,Eine Todtenflur,'

,,Ach! und du, o Abendroth! umflötest
,,Meinen langen Schlummer nur.“

Die heimische Flur ist die Lebensflur des Menschen. In fremder Erde nur ruhen zu müssen, ist schon eine Vorstellung, die dem Herzen weh thut.

Aber kein Mensch kann immer schwermüthig sein und bleiben. Dasselbe Gemüth wird, wie von Unlust und ́ Leid, auch von Lust und Freude bewegt, solcher entgegengesetzten Stimmungen` gleich fähig. In dem Liede

,,an die Freude"

ist diese wesentliche Natur des Gemüthes ausgedrückt und enthalten. Wir erwarten ungetrübte Heiterkeit, aber nicht einmal Frohsinn spricht sich in demselben aus; und es scheint so, als wenn unserm deutschen Gemüthe nicht vergönnt wäre, sich ganz harmlos freuen zu kónnen. Wir dürften schwerlich viele Lieder haben, worin die Freude ohne alle wehmüthige Empfindung, rein und ungetrübt, laut würde.

In diesem Liede ist nicht die Freude selbst der Inhalt, sondern das, woran wir Freude haben.

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