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Wehmuth klagt elegisch, der süße Schmerz wird laut, das lieb gewordene Leid:

,,Laß rinnen der Thränen ,,Vergeblichen Lauf!

„Es wecket die Klage

,,Den Todten nicht auf!

„Das süßeste Glück für die trauernde Bruft,
„Nach der schönen Liebe verschwundener Lust,
„Sind der Liebe Schmerzen und Klagen."

Das Glück der Liebe sind Schmerzen und Klagen, nachdem ihr Gegenstand dahin geschwunden ist. Der Schmerz wird durch Erinnerung gleichsam wieder empfunden, erneut. Goethe nannte dies kleine Gedicht allerliebst, und sagte, daß es vollkommen den Ton der Klage habe.

Auch das Glück und Leben ganzer Völker schwindet dahin. Die antike Welt lebt als eine vergangene Welt nur noch in der Erinnerung, aber ist, wenn sie auch dem unmittelbaren Leben entnommen ist, zur ewigen Gegenwart des Geistes verklärt. Der Ton dieser wirklichen Erinnerung ist die Wehmuth. Von Wehmuth getränkt wird die Empfindung des Dichters in der Erinnerung des Geistes in Klagetönen laut über das ents schwundene Leben.

Solche Klagelieder kommen aus dem Geiste und seiner Freiheit. Die antike Welt des griechischen Lebens war, wenn anch nicht schon in der Vollendung, die Ge burtsstätte des Geistes und seiner Wirklichkeit. In der Sitte, in dem Leben des Volkes fühlte sich der einzelne Mensch wirklich frei. Das Volksleben war der feste Boden für die Freiheit als substanzielle Empfindung.

Das Individuum war aber deswegen noch nicht nach seiner Persönlichkeit, nach dem Sichselbstwissen zu seinem Rechte gekommen. Mächtig wirkte jedoch der Tempelspruch des Delphischen Apollo: „Mensch, erkenne dich selbst"; und der Mensch fing an, sich nach seiner Partikularität und Individualität zu wissen; womit sich aber das unmittelbare Leben im Volke und deshalb das Leben des Volkes selbst auflöste.

Der Geist ist, wie er sich hier zeigt, nicht mehr unmittelbar in der Empfindung, wie in der Liebe, noch in der Vorstellung und im Bewußtsein, wie in Zweifel und in Resignation, sondern im wirklichen Leben. Aber theils ist die unmittelbare Wirklichkeit desselben entschwunden und kann deshalb nur noch aus der Erinnerung zurück genommen werden, theils reicht fie für das Ideal nicht hin, welches sein soll, und nicht ist. In der Erinnerung an die entschwundne Wirklichkeit macht daher unser Dichter das antike Leben, sowohl nach seiner Entstehung, als nach seiner Auflösung, zum Inhalt seiner Gesänge: und zwar im Zeugnisse des Geistes der Gegenwart selbst. Dies ist der Grund, warum Empfindungen der modernen Welt darin erklin gen, und öfters der antike Stoff zum romantischen umgewandelt erscheint. Humboldt sagt, daß mehrere Gedichte aus diesem Kreise die Farbe des Alterthums so rein und treu an sich tragen, ats wir es nur von einem modernen Dichter erwarten können, und zwar auf die schönste und geistvollste Weise. Schiller nehme den Sinn des Alterthums in sich auf und bewege sich darin mit Freiheit, und so entspringe eine neue in allen ihren Theilen nur ihn athmende Dichtung. Wenn man bedenke,

daß er sich den Geist der alten Poesie aneigne, ohne sie anders, als aus Uebersehungen zu kennen, so müsse man dies um so mehr bewundern. Schiller zog die Uebersehungen, die darauf Verzicht leisteten, für sich zu gelten, allen andern vor; am liebsten waren ihm die wörtlichen lateinischen Parabasen. Seine Uebertragungen aus denselben, meint Humboldt, wären nicht bloß Uebertragungen in eine andere Sprache, sondern in eine andere Gattung von Poesie. Der antike Geist blicke, wie ein Schatten, durch das ihm geliehene Gewand.

Humboldt erinnert ferner, daß die Idee, womit Schiller sich vorzugsweise gern beschäftigte, die Bildung des rohen Natürlichen durch die Kunst war, bevor es der Kultur durch Vernunft übergeben werden konnte. Diese Idee habe er mehrfach, sowohl prosaisch als dichterisch ausgeführt. Auch bei Anfängen der Civilisation, dem Uebergange vom Nomadenleben zum Uckerbau, verweilte seine Phantasie vorzugsweise gern. Was die Mythologie hiermit Verwandtes darbot, hielt er mit Begierde fest.

Schiller trug sich lange mit dem Gedanken herum, die erste Gesittung Attikas durch fremde Einwanderungen episch darzustellen und zu behandeln. An die Stelle dieses unausgeführt gebliebenen Planes trat

,,das Eleusische Fest,"

früher von ihm das Bürgerlied genannt. Die Göttin des Festes ist Ceres, Demeter. Sie fühlt und empfindet ja von all den Olympischen Göttern am menschlichsten; und darum besingt sie unser Dichter auch am lieb. sten. Das Unglück der Menschen geht ihr tief zu Herzen:

„Fühlt kein Gott mit ihm Erbarmen, ?
,,Keiner aus der Sel'gen Chor
„Hebet ihn mit Wunderarmen
,,Aus der tiefen Schmach empor?

In des Himmels ser'gen Höhen
,,Rühret sie nicht fremder Schmerz;
,,Doch der Menschheit Angst und Wehen
Fühlet mein gequältes Herz."

Sie mischt sich unter die Naturmenschen, welche ihr die mit Blut gefüllte Schale zum Opfer bringen. So lange diese die geistigen Götter nicht kennen, ist die Natur noch eine Macht über sie. Aber von Ceres der Göttin, lernen sie die himmlischen Götter kennen. Mit der Wucht des Speeres furcht sie den leichten Sand und senkt einen Kern hinein; alsbald ist der Boden mit grünen Halmen geschmückt. Sie lehrt den Menschen das Feld bauen, und såen und ernten. Und sie fleht zum Vater Zeus, daß ihm das Opfer wohlgefallen möge: ,,Und es hört der Schwester Flehen Beus auf seinem hohen Sik, ,,Donnernd aus den blauen Höhen

Wirft er den gezackten Blik:
,,Prasselnd fångt es an zu lohen,
,,Hebt sich wirbelnd vom Altar,
„Und darüber schwebt in hohen
,,Kreisen sein geschwinder War."

Er ist

Zeus donnert zum Zeichen der Menschen. keine prosaische Naturmacht, sondern Herrscher im Reiche des Selbstbewußtseins, des Geistes; er ist sittliche Macht, die den Menschen über die Natur und das Natürliche hinaus zu sich selbst führt.

„Und gerührt zu der Herrscherin Füßen „Stürzt sich der Menge freudig Gewühl,

„Und die rohen Seelen zerfließen
In der Menschlichkeit erstem Gefühl,
,,Werfen von sich die blutige Wehre,
Oeffnen den düstergebundenen Sinn,
,,Und empfangen die göttliche Lehre
,,Aus dem Munde der Königin.“

Alle Götter kommen nun vom Olymp herab, und belehren den Menschen. Sie lehren ihn die Natur gewältigen, wie sie selbst die Naturmächte, die Titanen, überwunden haben. Das wilde Naturleben hört auf, die Menschen gesellen sich zu einander. Es kommt zur Politie, wozu alle Götter mithelfen. Die Götter haben daher menschliches Interesse, und die menschlichen Angelegenheiten erhalten göttliche Bedeutung. Die allgemeinen geistigen Mächte der Ehe, des Staates, des Volkslebens, der Kunst, Religion und Wissenschaft werden als göttlich vorgestellt. Die Götter sittigen dasLeben,

"

Freiheit liebt das Thier der Wüste,
Frei im Wether herrscht der Gott,

Ihrer Brust gewalt'ge Lüfte
,,Zähmet das Naturgebot;

,,Doch der Mensch in ihrer Mitte
,,Soll sich an den Menschen reihn,
,,Und allein durch seine Sitte

„Kann er frei und mächtig seyn."

Der Mensch soll gesittet seyn, heimathlich leben; feste Wohnsize soll er bauen, Städte und Tempel zur Ehre der Götter; er soll sich über die Natur erheben, was seine göttliche Bestimmung ist. Vom Naturleben zum Geselligen ist der Wendepunkt des Geistes und seiner Freiheit.

Nachdem es zur Politie gekommen, geht das Volk nach außen. Es muß, was es innerlich ist, auch zei

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