ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

derland liegen soll; der Strom treibt ihn auf's hohe Meer, und er kommt immer nicht zum Ziele; endlos liegt's vor ihm da:

,,Uch, kein Steg will dahin führen,

„Uch, der Himmel über mir

,,Will die Erde nicht berühren,

„Und das Dort ist niemals Hier.“

Ideal und Wirklichkeit, das Dort und Hier bleiben ewig auseinander.

„Die Ideale, “

welche er sich macht, zerrinnen. Darüber klagt er, und gleich ihm hat gewiß Jeder in seinem Leben Ursache, von Herzen in diese Klagen einzustimmen :

„Erloschen sind die heitern Sonnen,
,,Die meiner Jugend Pfad erhellt,
„Die Ideale sind zerronnen,

„Die einst das trunkne Herz geschwellt;
„Er ist dahin, der süße Glaube
,,Un Wesen, die mein Traum gebar,
„Der rauhen Wirklichkeit zum Raube,
,,Was einst so schön, so göttlich war.“

Er erinnert sich der Jugendzeit und ihrer holden Phantasie, die, zur Natur sich wendend, Alles belebte und beseelte. Ihre Flügel trugen ihn in alle Höhen und Fernen, und sie gebar Entwürfe jeglicher Art in seiner Seele. Noch voll Muth und ohne Sorgen blickte er in die Welt hinein, sein Leben begleiteten die Ge= nien Liebe, Glück, Ruhm und Wahrheit; doch umgaukelten sie dasselbe nur, und verloren sich schon auf des Weges Mitte:

[blocks in formation]

Ich sah des Ruhmes heil'ge Kränze
„Auf der gemeinen Stirn' entweiht;
,,Ach! allzuschnell nach kurzem Lenze
,,Entfloh die schöne Liebeszeit."

Von all' den Idealen blieb Nichts, als die Freundschaft und die Beschäftigung:

,,Bon all' dem rauschenden Geleite,
,,Wer harrte liebend bei mir aus?
,,Wer steht mir tröstend noch zur Seite,
Wer folgt mir bis zum finstern Haus?
,,Du, die du alle Wunden heilest,
,,Der Freundschaft leise zarte Hand,
Des Lebens Bürden liebend theilest,
,,Du, die ich frühe sucht' und fand.

,,und du, die gern sich mit ihr gattet,
,,Wie sie, der Seele Sturm beschwört,
,,Beschäftigung, die nie ermattet,
„Die langsam schafft, doch nie zerstört,
„Die zu dem Bau der Ewigkeiten
,,3war Sandkorn nur für Sandkorn reicht,
Doch von der großen Schuld der Zeiten
Minuten, Tage, Jahre streicht."

Der Jüngling hat seine Ideale: er hat sich noch nicht in die feste Welt, in die bestehenden Verhältnisse hineingelebt; darum ist er für die Ideale begeistert und möchte sie um alles gern verwirklicht sehen. Aber er kann noch von Glück sagen, wenn es ihm vergönnt ist, fie in eines Freundes Busen auszuschütten.

Die Beschäftigung ist das wahre Ideal, es ver

söhnt mit der Wirklichkeit. Der Mensch muß sich selbst zu dem machen, was aus ihm werden soll. Die Wirklichkeit der Welt im Zeugnisse des Geistes verstehen zu lernen, darin und dafür arbeiten, ist der wahre Genius des Lebens. Und ihre Gestalten durch die schöne Phantasie innerlich wiederzubilden, ist das Ideal, was der Dichter verwirklicht hat, kein Schattenbild, kein Traum; es hat ihn im Leben nicht verlassen und zu dem Bau der Ewigkeiten mitgeholfen. Denn unsterblich ist seine Beschäftigung geworden, er hat nicht umsonst, sondern für sein Volk gearbeitet und hat demselben auf mannichfache Weise die Tiefen seines Geistes aufgeschlossen. Solche Beschäftigung ist ein Ideal,

das Wirklichkeit hat.

Die Ideale, schrieb Humboldt an Schiller, trügen ganz das Gepräge der Stimmung an sich, in welcher fie, wie er ihm mitgetheilt, entstanden wåren. Eine Wehmuth, die sich in Ruhe aufgelöst, wäre über das Ganze verbreitet, und die glänzenden und lebendigen Gestalten, welche die erste Hälfte aufstellte, thåten eine sehr gute Wirkung. Auch wären einzelne Stellen überaus glücklich. Dennoch hätte dieses Gedicht nicht ganz den Effekt auf ihn gemacht, wie die übrigen Gedichte, und auch auf seine Frau nicht. Die strengste Kritik müßte gestehen, daß es ein sehr schönes Gedicht wäre, und dies sagte ihm auch sein Gefühl. Nur vermißte er die gedrängte Fülle, den Schwung, den raschen Gang, kurz den ganz eigenthümlichen Charakter Schillers in seinen andern Gedichten. Die Wirkung schiene ihm weniger auf seinen dichterischen Vorzügen, als auf dem Interesse zu beruhen, welches eine so

menschliche und das Gefühl so stark ergreifende Stimmung nothwendig mit sich führte. Es hätte unleugbar etwas sehr Rührendes, aber es wäre zu zweifeln, ob dies Rührende nicht auf eine zu überwiegende Weise aus dem Stoffe und weniger aus der Form entsprånge. Es hätte einen so nahen Bezug auf den Dichter selbst, die Empfindung wäre so schön und natürlich, und der Ausdruck so wahr, daß kein anderes Stück ihm so werth seyn dürfte. Es schilderte auf eine überaus eigenthümliche Art die Individualität des Dichters, dess sen fortwährende Geistesthätigkeit, die keiner Schwierigkeit erliege und nie ermüde, immer zum Ziele gelange. Ueberall wäre das Gefühl so viel bemerkbarer, als die Phantasie, wodurch es sich von den meisten anderen Gedichten so sehr unterschiede. Ob dieser Eindruck ganz rein wäre, ob das Gefühl, wie es der Kunst eigen sey, durch die reine Form, oder auf einem unmittelbaren Wege zugleich rege gemacht würde, das wäre die Frage. Ueber keins der Schillerschen Gedichte wåre ihm das Urtheil so schwer geworden, und doch, wie er selbst fühlte, so mißrathen. Auch Körner konnte sich mit diesem Gedichte nicht befreunden. Man sieht leicht, daß es ihnen Beiden nicht ideal genug ist. Sie möchten gerne, wie ebenfalls Jean Paul, die FreundDie schaft und die Beschäftigung hinweg haben. ser findet den Schluß des Gedichts mit seiner Anweisung an Freundschaft und Thätigkeit karg und unpoetisch. Dagegen machten die Ideale auf Goethe den stärksten Eindruck und wurden sein Lieblingsgedicht. Humboldt meinte darum, weil Niemand sich so sehr des Besizes alles Dessen rühmen könnte, worüber Schiller als über ein

Verlorenes klagte. Schwerlich dürfte dies der Fall seyn. Eher möchte die Vorliebe daher kommen, daß Goethe mit Schiller durch Freundschaft und Beschäftigung auf's Innigste verbunden war. Die Befriedi gung, womit das Gedicht endigt, hat gewiß am Meiften gewirkt. Auch ist schwerlich das Rührende der Grund, wie Humboldt glaubte, weshalb die Ideale Goethen so zusagten; sondern die wirkliche Empfindung des nun beruhigten Gemüthes.

Humboldt warf den Idealen Mangel an Feuer und Stärke vor, worüber Schiller sich insofern verwunderte, als dies Gedicht ein klagendes sey, und eigentliche Gedrängtheit nicht Statt finden dürfe. Die Kraft könne und dürfe ja nicht klagen. Schiller wollte, wie er sich ausdrückt, mit den Idealen ein treues Bild des menschlichen Lebens geben, und das Gefühl ruhiger Einschränkung erwecken. Herder, sagte er, würde es einen Naturlaut genannt haben. Die Empfindung, aus welcher es entsprungen, theile es auch mit, und einen höheren Anspruch mache es nicht.

Jean Paul nennt dies Gedicht ein Gedicht für Mittelmärker und Deutschbritten. Er findet es unbestimmt; bald wåren die Ideale heitere Sonnen, bald zerronnen, bald eine schöne Frucht, bald Träume. Schiller hätte dies noch weiter ausdehnen können und zwar so weit, als die Wirklichkeit Glanzgegenstände darbôte, durch deren Erbleichung der Untergang der Ideale ausgedrückt würde. Jean Paul gibt mehrere solche Glanzgegenstånde an, bricht aber bald ab, um nicht, wie er sagt, umsonst Juwelenbliße zu verschleudern, und sich um so manche erträgliche Allegorie zu bringen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »