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Blicken der Welt entzieht und entziehen muß. Die Liebe wird geheim, geheime Liebe, und

„das Geheimniß“

ist der Liebe Glück. Das Glück ist die Göttin der Welt, launisch und veränderlich, wie die Welt selbst, die das Glück erhaschen will. Der Genius der Liebe fesselt das Glück. Aber wie jedes andere Glück, wird auch das Glück der Liebe beneidet und belauert:

,,Daß ja die Menschen nie es hören,

,,Wie treue Lieb' uns still beglückt!
,,Sie können nur die Freude stören,

,,Weil Freude nie sie selbst entzückt.
Die Welt wird nie das Glück erlauben,
,,Als Beute wird es nur gehascht;
Entwenden mußt du's oder räuben,
,,Eh' dich die Mißgunst überrascht."

Es ist nur so lange ein Glück, als es eben glücken will.

Der glückliche Augenblick der Liebe ist das Stelldichein,

,,die Erwartung.“

Er wartet auf die Geliebte zur Abendzeit in schattiger Laube: Er glaubt sie mit jedem Geräusche in der Nähe, da doch nur ein Vogel aus dem Busche auffliegt oder eine reife Frucht vom Baume fällt. Bald täuscht ihn der Wind, der durch die Pappeln schwirrt, bald das Plåtschern des Schwans im Silberteiche, bald das Flimmern einer Såule. Er träumt so lange fort, bis die Geliebte naht:

und leis' wie aus himmlischen Höhen, ,,Die Stunde des Glückes erscheint,

,,So war sie genaht, ungesehen,

,,und weckte mit Küssen den Freund."

Diese Empfindung der Liebe schaut er in einem Gemälde an, welches den

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,,An dem Himmel herauf mit leisen Schritten
Kommt die duftende Nacht; ihr folgt die süße
,,Liebe. Ruhet und liebet!

,,Phobus, der liebende, ruht."

In diesem Gemälde waltet ein einfacher, reiner Ton, den auch Wilhelm von Humboldt lobt. Er fand dasselbe von großer.Schönheit, das Bild malte sich da= rin vor unseren Augen, und der Ausdruck schmiegte sich wie von selbst an, indem Hårten darin nicht gefunden würden.

Aber die Liebe, die Blüthe des Lebens, weilt nicht lange, so wenig als der Frühling, die Jugend und das Leben selbst. Einst wird doch die Zeit die Liebenden trennen. In der

Melancholie an Laura"

klagt der Dichter, daß selbst die himmlische Neigung der Liebe mit der Zeit und Zeitlichkeit verflochten sey. Die duftende Nacht der Liebe ist für ihn dahin, Grab- und Todesgedanken umdüstern ihn; in der Vorstellung, daß selbst die Liebe des Todes Beute werben soll, sieht er schon den Tod in der Geliebten Blicken, in dem Purpur ihrer Wangen. Er trauert über die Rosen ihrer

Jugend, die so früh verbleichen werden, über den kalten Tod, der unbarmherzig das süße Lächeln ihres Mundes von den Lippen hinwegnehmen wird. Er fühlt schon das eigne Leben dahinschwinden, indem er daran denkt, daß ja alles Leben den Keim des Todes in sich habe, und wünscht nur, daß dasselbe in des Lenzes Tagen erlöschen möge, wie die Blumen in ihrer schönsten Blüthe gebrochen würden.

,,Brich die Blume in der schönsten Schöne,
Lösch', o Jüngling mit der Trauermiene,
,,Meine Fackel weinend aus,

,,Wie der Vorhang an der Trauerbühne
,,Niederrauschet bei der schönsten Scene,

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Fliehn die Schatten und noch schweigend horcht das Haus."

Die Gedichte an Laura stammen aus Schillers frühster Jugend. Auch tragen sie ganz das Gepråge eines von erster Liebe trunkenen Gemüthes. Als Schiller noch in Stuttgart auf der Academie war, soll ein Liebesverständniß mit einer mehr geistreichen als schönen Nachbarin sie hervorgerufen haben. Es heißt aber auch, daß Laura ein fingirter Name für Margarete Schwan sey, ein Mädchen, das er später in Mannheim kennen lernte. Caroline von Wolzogen gedenkt dieses seines Verhältnißes zu Margareten nåher. „Die Anziehungskraft“, erzählt die geehrte Frau, „die das liebenswürdige, geistvolle Mädchen auf Schillern ausgeübt, scheint von dauernder Art gewesen zu seyn. Im neunzehnten Jahre besorgte sie das Hauswesen ihres Vaters, der eben seine Gattin verloren, als Schiller nach Mannheim kam. Margarete

Schwan war nach der Schilderung einer verständigen, dem Hause vertrauten Person, ein sehr schönes Mådchen, mit großen ausdrucksvollen Augen und von sehr lebhaftem Geiste, welcher sie mehr zur Welt, Literatur und Kunst, als zur stillen Häuslichkeit hinzog. Im gastfreien Hause des Vaters, welches ein Vereinigungspunkt für Gelehrte und schöne Geister war, ge= wann sie schon in früher Jugend eine ausgezeichnete Bildung, lernte aber auch die Kunst, diese Vorzüge geltend zu machen. Schiller, im Familienzirkel aufgenommen, schien auf sie Eindruck zu machen, ob er gleich ernst und zurückhaltend in seinem Betragen war. Er las ihr Scenen aus seinen Stücken vor, als er fie eben vollendet hatte, und recitirte, ihr Verse mit besonderm Ausdruck. Der Vater war bei diesen Unterhaltungen immer gegenwärtig, und eine geraume Zeit blieb bei Schiller das Verhältniß ein blos freundschaftliches; erst im Herbst und Winter schien das Herz sich einzumischen, und beide junge Leute mochten sich mit dem Gedanken an eine Verbindung für das Leben tra= gen. Bei der Abreise nach Leipzig empfing er von der Freundin ein schönes Andenken, und ein Brief- · wechsel wurde verabredet. Dieser begann, und Margarete äußerte von der Zeit an, gegen die vertrautern Freunde die Hoffnung auf eine baldige Verbindung mit Schiller. Dieser schrieb auch dem Vater, und bat ihn um die Hand seiner Tochter. Schwan, ohne Margareten mit diesem Antrage bekannt zu machen, gab eine abschlägige Antwort und gründete diese auf das mildernde Motiv, daß seine Tochter, bei der Eigenthümlichkeit ihres Charakters, sich zu Schillers

Gattin nicht passe. Margaretens Richtung im folgenden Leben soll bewiesen haben, daß ihr Vater richtig gesehen, und auch hierin als Freund gegen Schiller gehandelt habe. Dieser brach nun natürlich die schriftliche Unterhaltung mit der Tochter ab, wodurch das gute Mädchen, die die Ursache des Schweigens nicht kannte, sehr betrübt ward. Sie soll gegen Freunde ihren Schmerz frei geäußert haben. So löfte sich dies ses Verhältniß ohne alle Schuld von Schillers Seite auf. Eine freundschaftliche Verbindung bestand fort, und Margarete nährte vielleicht noch stille Hoffnun gen, besonders als sie im nächsten Jahre mit ihrem Vater nach Leipzig reisen durfte, wo Vater und Tochter bei Schiller die freundlichste Aufnahme fanden. Als dieser, verheirathet, nach Schwaben reiste, besuchte Margarete ihn und seine Gattin in Heidelberg. Lettere fand sie sehr liebenswürdig, und erzählte mir, sie sey, wie Schiller selbst, bei dem Wiedersehn sehr bewegt gewesen. Margarete verheirathete sich und starb im sechs und dreißigsten Jahre, an den Folgen einer Niederkunft."

Der Tod trennt nach unerbittlichem Naturgeseße, auch die Liebenden. Er nimmt den Geliebten mit sich in die kalte Gruft oder die Geliebte, und überläßt die Liebe sich selbst und ihrer Trauer. Wenn durch den Tod getrennte Liebe auch in der Erinnerung fortlebt, so ist doch die unmittelbare Empfindung dahin, was

,,Amalia"

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