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Die Staël nennt die lyrischen Gedichte der Deutschen die originellsten, die dem Volkscharakter angemessensten. Dennoch vergleicht sie Schillers Ideale mit Versen von Voltaire, in welchen dieser über den Verlust der Jugend klagt. Sie meint sogar, daß Schiller fich dem französischen Geschmack nåhere, obwohl es ihm an der Leichtigkeit der Behandlung fehle. Bei Voltaire fånde man den Ausdruck einer lieblich anziehenden Trauer, welche die Freuden der Liebe und die Annehmlichkeiten des Lebens zum Gegenstand håtten, während Schiller über den Verlust des Enthusiasmus und der unschuldigen Gedankenreinheit des früheren Alters weinte. In dem Schillerschen Gedicht wäre nicht jene leichte und glänzende Klarheit, die ein allgemein verständlicher Inhalt zuließe, aber man könnte Trost aus demselben schöpfen, der tief auf die Seele wirkte.

Weibliche Natur.

Nach dem Verluste der Ideale will nun unser Dichter das Wirkliche und die Wirklichkeit anerkennen. Er befand sich deshalb mit der Zeit und ihrer Bildung im Widerspruche. In der damals herrschenden Kantischen Kritik war das Ideal im Gegensahe gegen die Wirklichkeit das Hauptprincip. Ihn, den Dichter, drångte es gewaltig, diesen Unterschied und Gegensah von Sinnlichem und Vernunft, von Triebe und Denken, aufzuheben. Er bemerkte gar bald, daß die Idee der Pflicht bei Kant mit einer Hårte vorgetragen war, die alle

Grazie davon zurückschreckte. Deshalb wollte und konnte er die wahre Freiheit nur in der Uebereinstimmung von beiden erblicken. In der menschlichen Gestalt nahm und sah er sie verwirklicht an.

Kant selbst war schon in seiner Kritik der Urtheilskraft zur Annahme dieser Einheit und Uebereinstimmung getrieben worden. Schiller ging von derselben aus, um den festgewordenen Unterschied der Sinnlichkeit und Vernunft, das allgemeine Vorurtheil des Zeitalters zu bekämpfen und wo möglich zu beseitigen. In seinen kleinen Abhandlungen, besonders über Anmuth und Würde", und in den Briefen „über åsthetische Erziehung" suchte er dies mehr auszuführen.

In jedem Menschen, behauptete er in den lehteren, fånde sich eine Anlage zum Ideale. Dies Ideal könnte sich aber nur im Leben mit anderen Menschen, im Staate ausbilden und verwirklichen. Nun höbe der Staat, die Gattung und das Allgemeine die menschliche Individualität mehr oder weniger auf, wogegen die Natur diese Individualität bestehen ließe. Die ästhetische Erziehung des Menschen müßte daher beides bezwecken, müßte das Allgemeine und Einzelne als das Vernünftige und Natürliche innerlich verknüpfen und` verbinden, was aber nur dadurch möglich wäre, daß die Natur und der Trieb zur Vernunft erhoben, und die Vernunft und der Wille natürlich, lebendig würde. In der weiblichen Natur wäre diese glückliche Einheit und Harmonie, das Ideal unmittelbar natürlich und lebendig individualisirt.

So ist nun der Geist in der unmittelbaren Gegenwart des Lebens anerkannt. Er ist nicht mehr nur in

der Empfindung und im Bewußtsein, auch nicht mehr in einer vergangenen Wirklichkeit, noch in einer solchen, die erst kommen soll, sondern ist in einer Wirklichkeit, welche ist und unmittelbar lebendig ist. Indem diese als schöne Lebendigkeit unmittelbar auf Genuß geht, in der Gegenwart glücklich ist und sich befriedigt fühlt, ist der Geist, was er seyn soll. Er ist

„das weibliche Ideal"

in anmuthig schöner Gestalt. Die weibliche Natur ist diese schöne Individualität, in welcher Vernunft und Gedanke unmittelbare Empfindung ist. Das Weib ist ganz Gemüth; das Natürliche und Sinnliche, Gefühl und Trieb ist in der weiblichen Natur vernünftig bestimmt, unmittelbar, ohne Absicht und Grundsaß. Der Geist und die Freiheit ist Natur, ist natürlich da.

,,Was das Höchste mir sey? des Sieges ruhige Klarheit,
,,Wie sie von deiner Stirn', holde Amanda, mir strahlt.
,,Dünke der Mann sich frei! Du bist es, denn ewig noth-
wendig

,,Weißt du von keiner Wahl, keiner Nothwendigkeit mehr. „Was du auch gibst, stets gibst du dich ganz; du bist ewig nur Eines,

„Auch dein zartester Laut ist dein harmonisches Selbst."

Die wirkliche Freiheit ist persönlich, oder, was dasselbe ist, die Einheit des Natürlichen und Geistigen. Blos solche Freiheit, die seyn soll und keine Wirklichkeit hat, trennt beides von einander. Die weibliche Natur ist die Einheit unmittelbar. Darum die

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„Macht des Weibes"

über den Mann. Das Weib zieht den Mann an, ganz

von selbst, sie gefällt ihm. Sie ist unmittelbar, was er seyn soll, und ist daher schon das von Natur, wozu er sich erst machen muß. Sie herrscht darum, wo sie sich zeigt.

„Kraft erwart' ich vom Manne, des Gesezes Würde behaupt' er! „Aber durch Anmuth allein herrschet und herrsche das Weib. Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht und der Thaten,

„Aber dann haben sie dich, höchste der Kronen, entbehrt. ,,Wahre Königin ist nur des Weibes weibliche Schönheit: „Wo sie sich zeige, sie herrscht, herrschet bloß, weil sie sich

zeigt."

Die Macht des Weibes ist unmittelbar, keine verständige Macht und Herrschaft, die Etwas bezweckte und deshalb drückend wäre. Sie ist freie, absichtslose Macht, die wir uns deshalb gern gefallen lassen.

Die Wiener, deren Volkscharakter viel von dieser schönen Unmittelbarkeit und Gemüthlichkeit hat, nennen wohl scherzhaft ihre Frauen: „mein Gegentheil." Ueberall in der Natur zieht Ungleiches sich an, und stößt Gleiches sich ab. Was verschieden ist und entgegengeseßt, bezieht sich innerlich auf einander. Die ungleichnamigen Pole des Magneten, Mann und Weib ziehen sich an, weil sie einer und derselben Einheit angehören, jene dem magnetischen Körper, diese der Gattung. Die Gattung, welche ihre ursprüngliche Einheit und Natur ist, ist in sie besondert und differenzirt. In diesem Unterschiede sind sie

„Geschlechter,“

die, obwohl entgegengeseßt, doch die Empfindung ihrer ursprünglichen Einheit und Gattung haben. Sie finden sich deshalb:

„Siehe, da finden sie sich, es führt sie Umor zusammen, ,,und dem geflügelten Gott folgt der geflügelte Sieg. Göttliche Liebe, du bist's, die der Menschheit Blumen vereinigt! ,,Ewig getrennt, sind sie doch ewig verbunden durch dich."

Schiller hält in der Glocke, wie auch hier, überall an dem Unterschiede der Geschlechter bis zum feindlichen Gegensate fest. Dagegen bemerkt Goethe schon die Attraction in der Kinderwelt und erkennt als das Erste die freundliche Einheit und Beziehung ihrer ursprünglichen Natur. Schiller schreibt sogar

„Einer jungen Freundin in's Stammbuch,“ daß sie die Huldigungen der Welt ja nur theoretisch ansehen und aufnehmen möge. Denn die Welt wåre ganz anders, als sie schiene:

,,Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen
,,umhüpft, so, Freundin, spielt um dich die Welt;
,,Doch so, wie sie sich malt in deinem Herzen,
"In deiner Seele schönen Spiegel fållt:

So ist sie nicht."

Er warnt sie vor der Welt, die sie von sich ferne halten soll. Und doch kann sie nur in der Welt ihrer Bestimmung entgegengehen. Es zeigt sich auch bald, daß er sie als Braut zu begrüßen hat. Das Herz der „Demoiselle Slevoigt"

hat gewählt, nachdem ihre Anmuth und Schönheit den Sieg davon getragen. Nun darf sie keine Huldigungen von der Welt mehr annehmen, die ihr Glück und Segen wünscht:

,,Sieh, holde Braut, mit unserm Segen,
„Zieh hin auf Hymens Blumenwegen !"

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