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Einleitung.

Es ist nicht wohl möglich, von Schiller, ohne zugleich

von Goethe zu reden. Die Welt", sagte Bettina zu diefem, sieht Euch an, wie zwei Brüder auf einem Thron, er hat so viel Anhänger, wie Du; sie wissen's nicht, daß sie durch den einen vom andern berührt werden; ich aber bin dessen gewiß." In Erwähnung des einen hört man zugleich immer den andern nennen, als wäre keiner, was er ist, ohne den andern. Auch können wir uns weder Goethe noch Schillern mit sonst Jemanden so innigst verbunden und vertraut vorstellen. Und doch waren beide so ganz verschiedne, heterogene Naturen, daß man sich wohl verwundern darf, wie sie sich im Leben das haben seyn und werden können, was sie einander wirklich gewesen sind.

Der Unterschied und Gegensaß beider hat die einseitigste Kritik hervorgerufen. Schiller, sagt Jean Paul, ist der poes tische Gott und der Gottesläugner zweier Parteien, also zu gleich vergöttert und verläugnet. Von Goethe gilt offenbar

dasselbe. Man hat den einen öfters nur deswegen so hoch erhoben, um den andern desto mehr zu erniedrigen, zur großen Betrübniß beider. Die sich im Leben geliebt und geehrt, und überall gefördert, die das Große, was jeder unstreitig hatte, frei anerkannt und geschäßt, und im gemeinschaftlichen Bunde das Höchste erstrebt und erreicht — diese hat man den einen durch den andern lange Zeit nur verunglimpft. Endlich sollte man doch geneigt werden, keinen mehr auf Kosten des andern zu preisen, und das ungerecht, unwürdig finden. Nun streitet sich das Publikum seit zwanzig Jahren", sagt Goethe in den Gesprächen mit Eckermann,,,wer größer sey, Schiller oder ich, und sie sollten sich freuen, daß überall ein Paar Kerle da sind, worüber sie streiten können." Dies Streiten hat bei Vielen zu weiter nichts geführt, als daß sie sich gegenseitig den Genuß und die Freude an den Schöpfungen beider Dichter nur verkümmert haben.

A. W. v. Schlegel und Tieck haben sich seit lange und öfters gegen Schiller erklärt: erstrer, was allgemein bekannt. ist, auf höchst unnoble Weise, leßtrer mit mehr Anerkennung. Jener hat insbesondere die lyrischen Gedichte Schillers getadelt, dieser die Dramen. Goethe hat das Tiecksche Urtheil überall zu mildern gesucht. Die zulest von Schlegeln auf Schiller gemachten Distichen finden sich im Musenalmanach für das Jahr 1832. Er sagt darin, daß Schiller kein Englisch gewußt, kein Griechisch, kein Latein; daß er im Briefwechsel dem gewaltigen Goethe nur kraßfüßende Bücklinge gemacht; ferner daß er nicht habe reimen können, da

er Rose auf Schoße gereimt habe, und was dergleichen mehr ist. Darüber sagt Goethe zu Eckermann: „Ueberhaupt geht alles jezt aufs Technische hinaus, und die Herren Kritiker fangen an zu quångeln, ob in einem Reime ein s auch wieder auf ein s komme und nicht etwa ein ß auf ein 3. Wåre ich noch jung und verwegen genug, so würde ich absichtlich gegen alle solche technische Grillen verstoßen, ich würde Al literationen, Assonanzen und falsche Reime blos gebrau= chen, wie es mir käme und bequem wåre; aber ich würde auf die Hauptsachen los gehen, und so gute Dinge zu sa= gen suchen, daß jeder geneigt werden sollte, es zu lesen und auswendig zu lernen." Man könnte folche Phrasen über Schiller getrost als eine Albernheit hingehen lassen. Die Nation wird sie nicht auswendig lernen, oder höchstens nur zum Spaß, auf Kosten Schlegels, der noch dazu den edlen Stamm unsers Volkes geschmäht hat, in welchem Schiller ge= boren ist:

" So lang' es Schwaben gibt in Schwaben,

,,Wird Schiller stets Bewundrer haben."

Gewiß! Ich bin kein Schwabe, aber würde es mir zur Ehre rechnen, einer zu seyn. Ich fühle tief, welch' ein Glück es ist, einem nicht minder edlem deutschen Stamme durch die Geburt anzugehören. Unfre größten Dichter, unsre tiefsten Denker sind Schwaben. Man muß aller substanziellen Empfindung los und ledig seyn, um dergleichen nur in den Mund nehmen und sagen zu können. Ich sollte meinen, wir Deutsche håtten alle Ursache, uns andern Völkern gegenüber als Stammverwandte und Glieder eines und desselben Volks ge=

genseitig nur lieben und achten zu dürfen. Deutsche Stämme schimpfen, heißt die ganze Nation, sich selbst beschimpfen. Schiller war ein ehrlicher Schwabe, ein ächter Deutscher. „Ich bin stolz darauf, sagte er, ein Deutscher zu seyn. Einst kannte ich den weiland Vater deutschen Rhein, ich habe ihn die Rebengebirge umfluthen sehen, ich liebte ihn sehr; seitdem er ein französisches Kind geworden, mag ich ihn nicht wieder sehen. Die Dichter sollten es der Mühe werth halten, Patrioten zu seyn."

Täuscht mich nicht alles, so ist der Streit um die poetische Suprematie Goethes oder Schillers seinem Ende nahe, wenn gleich noch die Parteien einander kämpfend gegenüberstehen. Es hält schwer und kostet wirklich Ueberwindung, im Angesichte derselben diejenige Ruhe zu bewahren, welche eine objective Behandlung der Sache erfordert. Keine Partei will anerkennen, daß jeder der beiden Dichter groß ist, einer soll der grdBere feyn. Ich nehme mir die Freiheit,“ sagt Goethe, „Schiller für einen Dichter und für einen großen zu halten, wiewohl die meisten Imperatoren und Dictatoren unsrer Literatur versichert haben, er sey keiner." Je nachdem nun diese oder jene Partei entweder Goethe oder Schiller für größer ausgibt, nennt sie den einen das Genie, und den andern ein bloßes Talent. Wird Goethe als das Genie behauptet, heißt dasselbe erfinderisch, und Schillers Talent blos nachahmend. Wenn umgekehrt Schiller das Genie ist, wird Goethes Talent blos formgebend genannt, und wohl gar fabrikantenmäßig. Wer erkennt hierin nicht die Extreme des Gegensazes, die, ohne alle Beziehung auf einander, der Wahrheit ermangeln?

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