ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

im Grunde ist es nichts als Mühe und Arbeit gewesen, und ich kann wohl sagen, daß ich in meinen 75 Jahren keine vier Wochen eigentliches Behagen gehabt. Es war das ewige Wälzen eines Steins, der immer von Neuem gehoben seyn wollte. Mein eigentliches Glück war mein poetisches Sinnen

und Schaffen. Allein wie sehr war dieses durch meine åußere Stellung gestört, beschränkt und gehindert. Hätte ich mich mehr vom öffentlichen und geschäftigen Wirken und Treiben zurückhalten und mehr in der Einsamkeit leben können, ich wåre glücklicher gewesen, und würde als Dichter weit mehr gemacht haben.“ Das wahre Glück konnten beide Dichter nur über das irdische Glück und Unglück hinaus in ihrem poetischen Schaffen finden.

Goethes und Schillers Bekanntschaft war für beide von der größten Bedeutung, von unendlichem Werthe. Goethe hatte sich nach seiner Italienischen Reise wesentlich zu seinem Vortheil verändert, und manche Hårten abgelegt. Schiller stimmte ihn noch weicher, zärtlicher. Früher hatte er ihn das arrogante Genie genannt, nun aber gestand er ein, daß er ihn verkannt habe. Goethe sorgte auch gleich dafür, daß Schiller eine feste Stellung im Leben erhielt. Er mußte schon das Jahr darauf als Professor nach Jena gehen, worüber er sehr klagte, und sich die goldne Freiheit lobte. Er wurde. Doctor der Philosophie, was ihn eben so wenig freute, als früher seine medicinische Promotion. An Lottchen von Lengefeldt, `seine nachherige Gattin, schickte er ein Exemplar dəs Diploms, damit sie doch etwas zu lachen hätte, wenn sie ihn in solchem lateinischen Rocke erblickte. Er fragte sie ernstlich, ob sie ihm noch gut bleiben würde, wenn er Professor,

b

ein so pedantischer Mensch würde, und am Joch des gemei nen Wesens zöge. Nun wären seine schönsten Hoffnungen für lange Zeit zu Grunde gerichtet, die Jahre von Unabhängigkeit, die er sich geträumt, wären dahin, und sein künftiger Sommer auch, und das alles sollte ihm ein heilloses Catheder ersehen. Er freute sich nur, daß er selbst keinen Schritt in der Sache gethan, daß er sich hätte,,übertölpeln" lassen, und hoffte, daß wenn nur erst ein Jahr vorüber wåre, sich's alsdann im Schlaf lesen ließe, und er dann die Seele wieder frei haben würde. Er kam sich in dieser neuen Lage nur lächerlich vor, und meinte, daß am Ende mancher Student schon mehr Geschichte wüßte, als der künftige Profeffor. Indessen dächte er hier, wie Sancho Pansa über seine Statthalterschaft: wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand; und hätte er nur erst die Insel, so wollte er sie regieren, wie ein Daus.

Er bemerkt ausdrücklich, daß er nicht hinginge, um Geld zu verdienen, und daß er in dieser Hinsicht mit seinen Herrn Collegen wohl nicht in Collision kommen würde. Er besorgte aber doch, daß er nicht besonders mit denselben stehen werde. Er hatte auch gleich Händel mit dem academischen Senat. "Was für Erbårmlichkeiten!" rief er aus. Weil ich auf dem Titel meiner gedruckten Vorlesung mich einen Professor der Geschichte nenne, beklagt sich der Professor H**, daß ich ihm zu nahe getreten.“ Er war nämlich als Professor der Philosophie überhaupt berufen worden. Der Pedell hatte den Titel seiner Rede von dem Buchladen weggerissen. Je nachdem derselbe das für sich gethan, oder sonst, im Auftrag des Senats,

wollte er feine Maßregel nehmen. Denn so lächerlich ihm dies Verhältniß wäre, so wenig wollte er sich zu viel geschehen lassen. Man denke sich eine Natur, wie Schiller, und einen academischen Senat zusammen! Ihn mitten unter Fa= cultåtsleuten und Pedanten, worunter Menschen, die aus der Wissenschaft ein Gewerbe machen!

Wer möchte es ihm verargen, daß er in solcher Umgebung mehr als je den Drang gefühlt, ein neues Schauspiel anzufangen. Wie willkommen müssen ihm da Goethes Bes suche gewesen seyn, der nun öfters von Weimar nach Jena herüberkam, und wie sehr muß er sich gefreut haben, als Wilhelm von Humboldt zu ihm auf eine Zeit lang nach Jena zog. In Weimar hatte sich auch für Goethe kein näheres Verhältniß zu Herder und Wieland ergeben wollen. Herder hatte ihm Wielanden abwendig gemacht, und Schiller, ob zwar in Manchem Herdern verwandt, wurde doch von diesem nicht besonders angezogen. Goethe bringt seine Annäherung zu Schiller, seine Bekanntschaft mit dem zusammen, was er das Dâmonische nennt.,,So waltete," sagte er,,,bei meiner Bekannt schaft mit Schiller durchaus etwas Dämonisches ob; wir konnten früher, wir konnten spåter zusammengeführt werden z aber daß wir es gerade in der Epoche wurden, wo ich die Italienische Reise hinter mir hatte, und Schiller anfing, der philosophischen Speculationen måde zu werden, war von Bedeutung, und für beide vom größten Erfolg." Das Dåmonische ist nach Goethe nichts Negatives, sondern äußert sich in positiver Thatkraft, und erscheint in allem, was durch den bloßen Verstand unaufldsbar ist. Er findet es auch in der Poesie,

vorzüglich in der unbewußten, die darum so über alle Begriffe wirke, weil aller Verstand dabei zu kurz komme. Die Annäherung und Befreundung der beiden Dichter kann man daher als eine schöpferische, poetische ansehen. Und in der That wirkten sie dåmonisch auf einander, Goethe verlor die Abstraction, die sich seiner bemächtigen wollte, und auch Schiller, den sie fast. beherrschte. Goethe nennt sein Verhältniß zu Schiller darum so einzig, weil sie beide das herrlichste Bindungsmittel in ihrem gemeinsamen Bestreben gefunden, und es für sie keiner sogenannten besondern Freundschaft weiter bedurft hätte.

Die Zeit des Sturmes und Dranges in der deutschen Literatur hatte Goethe bereits überwunden, in Schiller braußte fie noch fort. In Lessing hatte sich der schärfste Verstand sowohl kritisch als poetisch geltend gemacht. Das Fremde war über die Grenzen zurückgewiesen, und der deutsche Geist nun wieder frei. Nur noch Wieland blickte allenthalben umher, bei den Neueren sowohl als bei den Alten, während Herder selbst das Antike human haben wollte. Herder ist das eigentliche Extrem zu Goethe, nicht Schiller, wie man gewöhnlich sagt und meint. Denn zwischen Goethe und Herder ist der Gegensah ohne alle Beziehung. Eben so human, als Herder selbst, war seine Frau, und beide waren leidenschaftlich gegen alles Wirkliche gestimmt. Dies humane Paar nannte Goethen eine Wolfsnatur. Man wollte überhaupt diesen in Weimar anders haben, als er nun einmal war. Man håtte ihn gern human gemacht, oder was dasselbe ist, den Dichter ausgetrieben. Herdern war die höchste Idee die schöne.

Menschheit oder Humanität, worauf er alles, Natur und Menschenleben bezog. So wollte er selbst Kunst und Poesie nur zur Beförderung des Sittlichen und Guten betrachtet wissen, zur Erregung des Religiösen und zur Begründung des Wahren. Nach Goethe und Schiller dagegen sollte die Kunst um ihrer selbst willen begehrt und geliebt werden, das Schöne sollte Selbstzweck seyn. Was bei Herder in alle Ewigkeit getrennt blieb, die Idee und das Wirkliche, das erfaßten sie als das Wesen der Kunst. Und wenn diese Einheit bei Schiller vorzugsweise Theorie war, so schwand doch jener Gegensat i den glücklichsten Augenblicken poetischer Begeisterung auch bei ihm dahin. Dazu kam noch seine Anhänglichkeit an die Kantische Philosophie, die ebenfalls das Schöne als Selbstzweck erkannte, nicht um eines Andern willen, und welche von Herder nicht wenig perhorrescirt wurde. Strebte daher Schiller auch, wie Herder, gern über die Wirklichkeit hinaus nach dem Idealen, so war es doch der Dichter in ihm, der ihn mehr zu Goethe hinzog, als zuHerder, und allen andern.

Anfangs schien dies Streben ihn mit Goethen nicht befreunden zu wollen. Es war gewiß bei ihrer ersten Begegnung in Rudolstadt die Ursache ihrer Kälte gewefen. Schiller sprach fich darüber an Körner so aus: „Im Ganzen genommen ist meine in der That große Idee von Goethe nach dieser persönlichen Bekanntschaft nicht vermindert worden; aber ich zweifle, ob wir je einander sehr nahe rücken werden. Vieles, was mir jest noch interessant ist, was ich noch zu wünschen und zu hoffen habe, hat seine Epoche bei ihm durchlebt. Sein ganzes Wesen ist schon vom Anfang her anders

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »