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den Verstand, welcher das Wirkliche als ein der Idee feindfeliges behandelte, in Natur und Kunst darnieder. Die Einheit des Sinnlichen und Gedankens war deshalb das Element, worin sie zusammen trafen, obwohl von verschiedenen Seiten. Zwischen ihren Ideen fand eine unerwartete Uebereinstimmung" statt, die um fe interessanter war, als sie aus der größten Verschiedenheit der Gesichtspunkte hervorging.

Diese ihre Unterhaltungen über das Schöne und die Kunst riefen die Schillersche Abhandlung über naive und sentimentale Poesie hervor. Goethe hatte die Marime des objectiven Verfahrens, und wollte nur dies gelten lassen, wäh rend Schiller das subjective für das rechte hielt. Aus dieser Differenz, und um sich gegen Goethe zu wehren, zeigte er, daß Goethe selbst wider Willen sentimental sey, und romantisch, daß seine Iphigenie durch das Porwalten der Empfindung keineswegs so classisch wåre und im antiken Sinne, als er glaubte. Aber aus Briefen Schillers an Wilh. von Humboldt erfah Goethe, daß Schiller wirklich die Intention hatte, die sentimentale Poesie von der naiven trennen zu wollen. Dies meinte Goethe, håtte ihn in entseßliche Verwirrung gebracht, denn die sentimentale Poesie könnte ohne einen naiven Grund nicht bestehen, woraus sie hervorwüchse. Man würde sich aber täuschen, wollte man glauben, daß Schiller das je håtte bewerkstelligen können und mögen. Wenn auch bei ihm das Bewußte, der Gedankeninhalt überwiegt, so wäre es doch Unrecht, ihn darauf einschränken zu wollen.

Goethe feste alle Kraft und Wirkung eines Gedichts in

Goethe

die Situation, in das Motiv. Die ächte poetische Stimmung wäre die unbewußte, aller Reflexion ferne. Man würde verrückt, sagte er, wenn man darüber denken wollte, ein Gedicht zu machen, und würde nichts Gescheidtes zu Stande bringen. Der Dichter müßte ganz gewöhnlichen Dingen ein poetisches Iresse abgewinnen können. Da es der Wirklichkeit an Interessen, an Motiven aller Art nie fehlte, vielmehr die Welt dazu groß und reich genug wäre, soll der Dichter geistreich genug seyn, daraus ein schönes, be= lebtes Ganze zu bilden. Kein realer Gegenstand wäre und bliebe unpoetisch, sobald er ihn nur gehörig zu brauchen verstånde. Darum müßten alle Gedichte Gelegenheitsgedichte seyn. Man muß aber nicht glauben, daß Göthe, weil er das Unbewußte als für die Poesie besonders günstig erachtete, darum das Bewußte und Allgemeine als derselben ganz ungehörig betrachtet håtte. Er hatte gar nichts dagegen, wenn man in seinen Dichtungen das Allgemeine, den Gedanken erblickte, der auch doch darin ist, und denselben zu erfassen bemüht war. Er schrieb mir darüber folgendes: „Ihre freundliche Zuschrift kann ich nur aufs Dankbarste beantworten, denn was möchte dem Dichter Angenehmeres begegnen, als daß er, der seine Anlagen und Plane zwar nach Kräften überlegt, die Ausführung aber doch einem unbewußten und unberechenbaren Triebe hingeben muß; was kann ihm mehr gegründete Sicherheit verleihen, als wenn er von dem Philosophen vernimmt, daß seine Produktionen, auch vor dem Richterstuhl der Vernunft gelten können.“

,,Mein Sohn hat gesagt", schreibt Frau Rath, Goethes Mutter, an Bettinen, was einem drückt, das muß man

verarbeiten, und wenn er ein Leid gehabt hat, da hat er ein Gedicht daraus gemacht." Das Allgemeine, meinte er, könnte uns jeder nachmachen, aber das Besondre Niemand, weil der Andre es nicht erlebt hat. Er will, daß die Kunst das Einzelne, und Erlebte, das Charakteristische und Individuelle darstellen soll. Daraus hat man gefolgert, daß Goethe als Dichter nur schildern könne, was sinnlich und natürlich sey, und was der Mensch sinnlich empfinde. Das Ideale, das Ueberfinnliche und Uebernatürliche wäre ihm ganz fremd geblieben; desto reizender hätte er das Gemeine und Geringe darzustellen gewußt. Das wirklich Erhabne, Edle und Reine håtte ihn nie begeistert, immer nur das Alltägliche. Man hat sogar den Ausspruch Goethes, wornach das Schöne das Resultat einer glücklichen Behandlung sey, so gedeutet und auf ihn angewendet. Aber man übersieht alsdann, und erkennt nicht, was er unter,,glücklicher Behandlung", eigentlich versteht. Solche Behandlung ist bei ihm dasfelbe, was er Composition nennt, als das Wichtigste in der ganzen Kunst, ohne welche Composition er ́alle Gegenstånde für bedeutungslos erklärt: Er sagt ausdrücklich, daß alles Darzustellende in seiner Eigenthümlichkeit vom Stein herauf bis zum Menschen Allgemeinheit habe. Und die Darstel= lung, Auffassung alles Gegenständlichen als des Besondern, vom Allgemeinen durchdrungen, worin dieses gegenwärtig und lebendig sey, ist ihm jene glückliche Behandlung. Goethe leugnete das Allgemeine, Ideale nicht, aber das Allge= meine ohne das Einzelne, indem er das Allgemeine nur in Einheit mit dem Individuellen gelten läßt. Was Schiller

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einander entgegenseşte und trennte, das Einzelne und Allge= meine, das faßte er in lebendiger Einheit. Bei Goethe ist deshalb der Kunstinhalt nicht das nur Einzelne, was das Alltägliche, Aeußerliche wäre, sondern das Einzelne als die Realität des Allgemeinen, das Individuelle als universell existirend.

Schillers Production lag mehr in dem, was man das Ideale nennt. In dieser Richtung, sagt Goethe, hätte er so wenig in der deutschen Literatur seines Gleichen, als in irgend einer andern. Es war nicht seine Sache, mit einer gewissen Bewußtlosigkeit, gleichsam instinctartig zu verfahren.“ Schiller forderte vom Dichter, daß er das Ganze der Menschheit ausspreche. Aber das Ganze und Allgemeine ist nur für den Gedanken, weshalb die Poesie bei ihm an die Kraft des Gedankens gebunden ist. Man hat Schiller den innerlichen Dichter genannt, auch den denkenden Dichter, und Goethe den äußerlichen. Das sind bloße Rebensarten. Man kann ihn auch den kritischen Dichter nennen, denn er dichtete mit Bewußtsein, wie Goethe sagen würde, mit Kritik. Er sprach den Gedanken als die Tiefe der Poesie aus. Darum fuchte er für den Gedanken das Individuelle und Wirkliche, ohne es immer zu finden. Er hatte ein großes, edles Gefühl seines Talents, und sah seine Producte mit freiem Geiste an, das Mangelhafte daran sah keiner schärfer, als er selbst. Sein Ringen mit dem Gedanken und der Idee, die derselben angemessene Existenz und Realität zu erzeugen, war gewaltig. Das Innere und Subjective nach allen Richtungen war sein poetischer Stoff: darum sein großer Einfluß auf die Zeit und auf unser Volk, was ganz besonders in der

Innerlichkeit lebt. „Meine ganze Zeit, sagt Goethe, wich von mir ab, denn sie war ganz in fubjectiver Nichtung befangen, während ich mit meinem

Nachtheil und völlig allein stand.

Hinsicht vor mir große Avantagen.

objectiven Bestreben im

Schiller hatte in dieser

Ich ging auf meinem

Wege ruhig fort, ohne mich um den Succeß weiter zu bes kümmern, und von allen meinen Gegnern nahm ich so we nig als möglich Notiz." Auch erkennt Goethe Schillers Sendung für die Nation sehr wohl: „der Deutsche verlangt einen gewissen Ernst, eine gewisse Größe der Gesinnung, eine gewisse Fülle des Innern, weshalb denn auch Schiller von allen so hoch gehalten wird." Während Goethe alles still in sich trug und schuf, sprach dagegen Schiller mit ihm über alles, was er dichtete und dachte, und las ihm vor: um sein rein menschliches Urtheil zu vernehmen." Goethe dankte es seinem Naturstudium und der bildenden Kunst, woran er ein Fundament gehabt, daß er sich in der schlechten Zeit und deren täglichen Einwirkungen oben gehalten; aber das hätte ihn geschüßt, sowie er auch Schillern von dieser Seite zu Hülfe gekommen.

Was Goethe unmittelbar und von Natur hatte, das mußte Schiller erkämpfen. Bei Goethe concentrirte sich alles auf die Phantasie, die bei ihm ausschließlich wirkte, dagegen war Schillers Phantasie von der Reflexion getrübt. Man hat deswegen behaupten wollen, daß er überhaupt aller Thatsache und Anschauung ermangelt habe. Die sonderbare Mischung von Anschauung und Abstraction in Schillers Natur läßt sich nicht läugnen. Auch muß man zugeben, daß sie in seine Poesie übers

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