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Doch klagte er, daß diese

gegangen ist, aber wie Goethe sagt: im vollkommnen Gleichgewicht, so daß darin alle poetischen Tugenden in schönster Ordnung hervortreten. Strenge Bestimmtheit der Gedanken verhalf Schillern zu einer gewissen Leichtigkeit, was er früher nicht hatte glauben wollen; er war aber doch froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben, den er sonst für die dichterische Phantasie als verderblich angesehen. Thätigkeit sehr abspannte. Wenn nämlich der Philosoph seine Einbildungskraft und der Dichter seine Abstraction ruhen laffen dürfte, müßte er beide Kräfte in gleicher Spannung zu erhalten suchen. In früheren Jahren am meisten übereilte ihn der Philosoph, wenn er dichten, und der Dichter, wenn er philosophiren wollte, indem die Einbildungskraft seine Abstraction, und diese seine Phantasie störte.

Man hat sich erdreistet zu sagen, Schiller wäre blos der kecke Partisan einer Sprache, in welcher er die gewaltsam herausgepreßten Charaktere seiner Erfindungen zur Noth_zusammengehalten habe. Pointe und Accente, die er auf jedes seiner Worte gelegt, hätten eine kräftige Bedeutsamkeit vorstellen sollen: doch hätte eins stets nur gegen das andre protestirt. Aber Schillers Sprache ist voll des Dranges, die Vernunfteinheit und wahre Idee für die Vorstellung auszudrücken. Insofern ist sie poetische Beredsamkeit, keine blos verständige. Viele seiner Gedichte sind zwar nichts andres, als daß sie Gedanken in Vorstellungen eingekleidet darstellen. Aber immer wird man finden, daß bei ihm die Vorstellung ein Gegenbild des Vernünftigen, keine bloße Pointe ist. Ferner kann eins nicht gegen das andre protestiren, ohne innere Bezüge.

Während Schiller Goethes Intuition bewunderte, entging ihm nicht, daß sein Verstand, wie er sagte, blos symbolisch wirkte, zwischen dem Begriff und der Anschauung schwebte. Er fah wohl, daß in Goethes Intuition alles lag, was die Analysis mühsam suchte, und weit vollkommner. Goethes beobachtender Blick, der so still und rein auf den Dingen ruhte, sexte ihn nie in die Gefahr, auf Abwege zu gerathen, in welche sich die Speculation sowohl, als die. willkürliche, nur sich selbst gehorchende Phantasie leicht verirrte. Er nannte dies das Hochste, was der Mensch aus sich machen könnte, wenn es ihm gelänge, seine Anschauungen zu generalisiren und seine Empfindungen gefeßgebend zu machen. Goethe, meinte er, wåre, so lange er arbeitete, im Dunkeln, und das Licht in ihm, und -wenn er anfånge, zu reflectiren, tråte das innere Licht von ihm heraus, ́und bestrahlte die Gegenstände ihm und andern. Bei Schiller vermischten sich beide Wirkungsarten, nicht zum Vortheil der Sache..

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Das schönste Loos, meinte Schiller, würde ihm noch zu Theil werden, wenn er wirklich je vermöchte, sowohl der Phantasie, als der Reflexion mit Freiheit ihre Grenzen bestimmen zu können. Goethe brachte ihn auf die Spur, so daß er immer mehr das Reale erfaßte und bearbeitete. Und Goethe lernte von Schiller mit mehr Billigkeit den inneren Menschen ansehen, indem er ihn von der allzustrengen Beobachtung äußerer Dinge und ihrer Verhältnisse auf ihn selbst zurückführte. Darum fagt Goethe, hätte Schiller ihm eine zweite Jugend verschafft, und ihn wieder zum Dichter gemacht, was er zu seyn, so gut als aufgehört habe. Und seltsam genug, Goethe fand immer mehr Geschmack an Philosophie, da er doch sonst nur

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philofophirte, wenn er den Katarrh hatte, und es ihm stets wunderlich vorkam, wenn er theoretisiren sollte. Was idealistisch an ihm war, das führte er ja in einem Schatullchen wohl verschlossen mit sich herum, wie jenes Undenische Pygmåenweibchen. Und nun studirte Goethe Kantische Philosophie, und bekam ein Interesse fürs Subjective. In der Jugend las er doch den Spinoza, wegen des Objectiven, in dem hatte er sich selbst gefunden. Wie hätte er aber,,feinen rea listischen Tic," seinen skeptischen Realismus verläugnen können. Obwohl Schiller erstaunte, wie Goethes anschauende Natur sich so gut die Philofophie aneignete, so glaubte er doch mit Recht, daß Goethe sich von den Ideen nur diejenigen auswählte, welche seinen Anschauungen zusagten. Das Uebrige beunruhigte ihn nicht, da ihm das Object doch als eine festere Autorität gålte, als die Speculation, wenn diese demselben nicht entspräche.

Goethe verschmäht aber das Ideale keineswegs. Er ver wirft nur die schlechte, inhaltslose Idealität. Er fragt: Was soll das Reale an sich? Wir haben Freude daran, wenn es mit Wahrheit dargestellt ist; aber der eigentliche Gewinn für unfre höhere Natur liegt doch allein im Idealen, das aus dem Herzen des Dichters hervorging." In diesem Sinne, behauptet er, wåre dem Dichter die Welt angeboren, und diese Welt soll er aussprechen, wozu er der Empirie und Erfahrung nicht bedürfe. Goethe schrieb seinen Göß von Berlichingen als ein junger Mensch von 22 Jahren, und erstaunte zehn Jahre später über die Wahrheit seiner Darstellung. Wahrgenommen, gesehen hätte er dergleichen nicht, er müßte also die Kenntniß mannigfaltiger, menschlicher Zustände durch Anticipation befessen has

ben. Wenn er so langé mit der Darstellung gewartet hätte, bis er die Welt äußerlich gekannt, wäre seine Darstellung,,Per fiflage" geworden. Und alle Erforschung und Erfahrung wäre nichts gewesen, als ein todtes, vergebliches Bemühen. Seine Ideen von den Frauen wären ihm gleichfalls angeboren, und also auch nicht von der Erscheinung der Wirklichkeit abstrahirt. Darum wären sie alle so gut weggekommen, und besser, als sie in der Wirklichkeit gefunden würden. Goethe nannte die Frauen das noch einzige Gefäß, was den neueren Dichtern übrig geblieben wåre, ihre Idealität hineinzugießen. Um diese Idealität näher zu bezeichnen, führte er den Landschaftsmaler Claude Lorrain an, der die reale Welt bis ins kleinste Detail auswendig gewußt, aber sie als Mittel gebraucht hätte, um die Welt seiner schönen Seele auszudrücken. Und dies wäre die wahre Idealität, die sich realer Mittel bediente, daß das erscheinende Wahre eine Täuschung hervorbråchte, als wenn es wirklich wäre. Niemals hätte er die Natur poetischer Zwecke wil len betrachtet, aber weil ihm sein früheres Landschaftszeichnen und dann sein spåteres Naturforschen zu einem beständigen Ansehen der natürlichen Dinge getrieben, hätte er die Natur nach und nach auswendig gelernt, dergestalt, daß wenn er als Poet etwas gebraucht, es ihm zu Gebot gestanden, und er nicht leicht gegen die Wahrheit gefehlt habe. In Schiller hätte das Na turbetrachten nicht gelegen: was in seinem Tell von Schweizerlocalität wäre, hatte er ihm alles erzählt; aber er wäre ein so bewundernswürdiger Geist gewesen, daß er selbst nach solchen Erzählungen etwas machen konnte, was Realität hatte.

Hier gibt der Realste der Dichter dem Idealsten das Zeugs niß, daß er des Realen mächtig gewesen. Und was jener als

die wahre Idealität bezeichnet, hat dieser in seinen schönsten Gedichten als das wahrhaft Reale ausgesprochen. Die Idealität Schillers ist nicht, daß er sein Bischen Inneres ausspricht, sondern die innerliche Welt des Geistes, die mehr ist, als blos subjective Empfindung und Vorstellung. Wer nur diese darstellen kann, sagt Goethe, ist kein Poet, der doch Schillern für einen großen Dichter erklärt. Und so wenig Schiller das nur Innere, stellt Goethe das nur Aeußere dar, oder gar das Alltägliche und Gemeine. Beide große Dichter stimmen darin überein, daß das wahrhaft Reale Idealität ist.

Es ist wahr: man måkelt an Schillers Form, um darüber seinen Geist vergessen zu machen, und tadelt bald die Philosophie, bald die Moralität, wodurch er die Poesie verfälscht habe." Und das ist gewöhnlich alles, was man im oppofitiven Sinne von ihm zu sagen weiß. Es ist ferner wahr: Schiller stellt den Menschen in großen Charakterbildern dar, das Menschliche in edelster Idealität. Er glüht für das Rechte und Wahre, für alles Heilige, und der Zauber feines Liedes ergreift nicht blos die Phantasie, sondern auch das Gewissen. Er idealisirt den Menschen; Ehrenhaftigkeit, Unschuld in ihrer reinsten Glorie, das Feuer edler Leidenschaft beseelt und begeistert ihn." Wenn er alles das aber im Gegensaß gegen Goethe seyn soll, um diesen auf ,,die zeitliche Gemeinheit“ zu reduciren, so ist dies die höchste Verkennung Goethescher Denk- und Dichtweise, dessen Princip die wahre Idealität ist, im Unterschiede von allem NeuBerlichen, Zeitlichen. Und Schiller selbst hålt, das Menschliche in edelster Idealität“ nicht für das Höchste und Leste in der Poesie. Er unterscheidet ausdrücklich zwischen schöner

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