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Die Personen, die sich unterfiengen die Hinwegführung Chrifti zu verhindern, waren diejenigen, die um ihn waren. Hierdurch werden die Jünger des HErren JEsu verstanden. Diese hatten noch immer gemeinet, Christus würde sich mit der Flucht erretten, und mitten durch den Haufen der Feinde hindurch gehen, wie Joh. 8, 59. und sonsten geschehen war. Aber da sie sahen, daß Ernst daraus wurde, und daß sich ihr Meister wirklich in den Händen der Feinde befand, so meinten sie, es sey nun hohe Zeit, ihn los zu machen, und etwas zu sei= ner Vertheidigung vorzunehmen. Daher fragten sie: "Herr sollen wir mit dem Schwerdt drein schlagen ?” Es war hierbei etwas, das zu loben, und etwas, das zu tadeln war. Zu loben war, daß sie erst fragten, dabei sie sich vielleicht der Gebote Christi von der Geduld und Sanftmuth erinnerten. Zu tadeln aber war, daß sie solche thörichte Anschläge hegten, und mit ihren zwei Schwerdtern, die sie hatten, sich einer ganzen Schaar Kriegsknechte widerseßen wollten, welches aber scheinet hergekommen zu seyn aus unrechtem Verstande der Worte Chrifti, Luc. 22, 36. "Wer nicht hat, der verkaufe sein Kleid, und kaufe ein Schwerdt." Damit Christus nur hatte anzeigen wollen, sie würden in solche gefährliche Umstände kommen, da sie gleich seyn würden den Leuten, die unter lauter Straßenräubern reisen, und daher das Schwerdt nöthiger haben würden, als die Kleider; ja sie würden außer den Schuß der Obrigkeit, die sonst das Schwerdt zum Besten der Unschuldigen trägt, gesehet werden, und allerlei Gewaltthätigkeiten leiden müssen. Er sagte aber keinesweges, daß sie das Schwerdt_nehmen, und damit drein schlagen sollten. Daraus lernen wir :

1. Die Reizungen zu Zorn und Rachgier sind in der Stunde des äußerlichen Leidens für die gefährlichsten Anläufe des Satans anzusehen. Es ist sehr natürlich, daß man davon angefochten werde. Die fleischliche Vernunft giebt vor, GOtt komme nicht unmittelbar vom Himmel herunter, und helfe, man müsse die Mittel gebrauchen. Welches wohl an sich gut ist, aber man ergreift gar leicht die unrechten Mittel, nämlich fleischliche Waffen und Anschläge, und vergißt, daß man zum Leiden berufen sey. Diesen ungestümen Trieb hat JEsus

hier büssen müssen, da er denselben mit so großem Leidwesen an seinen Jüngern sehen mußte; er hat uns aber auch Kraft erworben, dagegen zu kämpfen, und die Reizungen zur eigenen Rache zu überwinden.

2. Die Stunde des Leidens ist die Probe, darin das Innerste des Herzens offenbar wird. Die Jünger mogten wohl sonst wunder denken, wie sanftmüthig sie wären; aber hier wird's offenbar, wie kurz ihre Geduld sey, indem sie sobald auf gewaltsame Mittel und Anschläge fallen. Mancher Mensch trauete sich so viel Gutes zu, und wollte wohl Brief und Siegel geben über die Redlichkeit seines Herzens. Daher läßt ihn GOtt zuweilen in solche Umstände kommen, darinnen das Innerste seines Gemüths offenbar wird. Hat er sich große Demuth eingebildet, so läßt ihm GOtt etwa einmal eine wichtige Sache wohl gelingen, daß er darüber von andern gelobet wird; da regt sid) bald der hoffärtige Sinn. Hat er sich sonderbare Geduld und Sanftmuth eingebildet, so läßt GOtt zu, daß er von andern beleidiget wird, da sich denn die unleidliche Natur bald meldet. Da heißt's: Gelegenheit macht Diebe. Außer der Gelegenheit zu sündigen scheinet mancher: weit gekommen zu seyn in der Ueberwindung seiner selbst, aber bei der Gelegenheit zeigt sich's anders: wer alsdenn überwindet, der ist stark. Doch ist auch das eine Wohlthat, wenn Gott Gelegenheit verschafft, daß man sich selbst kennen lernet; solche muß man wohl brauchen, in sich gehen, eine allgemeine Musterung seines ganzen Herzens vornehmen, und Haussuchung thun, ob nicht noch mehr solche Tücke verborgen stecken mögten, welche denn angegriffen und bestritten werden müssen.

Es wird ferner auch beschrieben die Ausführung des Unternehmens. Die Person, die es ausführet, ist Simon Petrus, einer von denen, die bei JEsu waren, und dabei standen. Eine merkwürdige Beschreibung! Dadurch zu bedenken gegeben wird, wie nahe es dem lieben Heiland müsse gegangen seyn, daß einer von seinen Jüngern diesen Fehler begangen und zwar eben der, welchen er so oft für Uebereilung, Verwegenheit und hißigen Anschlägen gewarnet hatte. Allein Petrus blieb auf feinen alten Wegen, und weil er sich einer redlichen Liebe zu

Christo bewußt war, so fuhr er zu, und sahe nicht darauf, daß er bei seiner guten Absicht auch die rechten Mittel gebraucht hätte.

Die Art und Weise der Ausführung war sehr mächtig und gewaltthätig. Das Instrument, dessen er sich bedienete, war ein Schwerdt. Woher er solches bekommen, oder wie es ausgesehen, ist nicht nöthig zu untersuchen. Es war freilich sonst die Art der Jünger nicht, daß sie Degen an der Seite trugen. Daher einige meinen, daß es ein großes Messer gewesen, damit er zuvor das Osterlamm geschlachtet. Andere aber halten besser dafür, daß die Jünger auf dem Wege von Galiläa nach Jerusalem, der oft voller Räuber und Mörder war, sich mit ein paar Schwerdtern versehen, welche sie auch mit nach Gethsemane genommen, um sich gegen besorgte Gewalt zu vertheidigen. Dieses Schwerdt zog er aus der Scheide. Er erwar= tete nicht auf seine Frage des HErrn Antwort, sondern war nach seiner gewöhnlichen Hiße alsobald fertig, und wollte denen übrigen zuvor kommen. Ohne Zweifel dachte er an sein Versprechen, das er gethan, und meinte, er müsse doch nun was wagen, damit es nicht bloße Worte blieben. Da er demnach sahe, daß andere ihre Hände an Christum legten, so dachte er, er wollte seine Hände auch brauchen und beweisen, daß er Muth habe. Doch es blieb bei dem bloßen Ausholen nicht, sondern er schlug nach des Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm sein recht Ohr ab. Dieser Knecht mag sich wohl vor andern unnüß gemacht haben bei der Gefangennehmung Christi, daher Petrus ihm vor andern zu Liebe gehet. Und vielleicht hat er gedacht, ihm den Kopf von einander zu spalten; aber Christus lenkte den vermessenen Streich also, daß nur das Ohr, und zwar das rechte Ohr getroffen, und abgehauen wurde; welche Verwegenheit aber Petrus hernach theuer büssen mußte, da ihm ein Befreundter dieses Knechts einen ziemlichen Angstschweiß abjagte, Joh. 18, 26. Hieraus lernen wir :

1. Wenn eine gute Intention oder Absicht von einem blinden Eifer unterstüßet wird, so wird oft viel Böses dadurch gestiftet. Wer wollte zweifeln, daß Petrus eine gute Absicht bei dieser Gegenwehr gehabt habe? Er meinte, jeho müsse man

sich Christi annehmen, jeho sey es Zeit, eine Probe seiner Liebe gegen seinen Meister abzulegen. Aber in der Wahrheit that er nichts anders, als daß er das Leiden Christi vermehrte, die Sache seines Meisters befleckte, und ihn in den Verdacht seßte, daß er mit Aufruhr umgegangen und seine Jünger gelehret, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben und sich der Obrigkeit zu widerseßen. Er verschaffte also den Feinden Christi Materie zu der Anklage: er hat das Volk erreget. Daher leicht zu erachten, daß diese That Christo sehr nahe gegangen sey. Er hat aber dadurch büßen wollen für allen blinden und unverständigen Eifer und für alle Sünden derer, die sich auf ihre eingebildete gute Meinung verlassen, und wenn sie nach dem Trieb einer natürlichen Hihe etwas unternehmen, noch dabei als fonderbare Helden angesehen seyn wollen, die das Herz hätten etwas zu wagen, das Maul aufzuthun, und unter so viel stummen Hunden die Wahrheit zu sagen: dadurch man oft nichts anders ausrichtet, als daß man den Menschen das Ohr abhauet, das ist, ihnen die Lust benimmt, GOttes Wort ferner zu hören. Laßt uns demnach das wohl merken, daß die gute Meinung eine Sache noch lange nicht gut und GOtt gee fällig mache. Eine gute Sache muß auch auf eine gute Art getrieben werden.

2. "Die wenigsten Menschen sind geschickt, ihre Freiheiten recht zu gebrauchen." Christus hatte seinen Jüngern mit dem Wort: lasset diese gehen, Freiheit verschaffet. Aber sehet, wie Petrus dieselbe mißbrauchet, und solche Dinge vornimmt, dabei er sich ordentlicher Weise des Schuhes Christi nicht getrösten konnte. Doch wir dürfen ja nicht auf Petrum schelten, indem wir mit gleicher Unart behaftet sind. Wie wenig sind, zum Erempel, auf Universitäten, die ihre academi sche Freiheit recht zu gebrauchen wissen. Und das kann auch niemand thun, als der fein Herz der Weisheit ergiebet, der sich zum Knecht der Gerechtigkeit machet und das Ohr an ihrer Thür durchboren lässet. Wer sich von seinen unordentlichen Affecten und Neigungen regieren lässet, der ist der elendeste Sclave, wenn er auch hundert Freibriefe mit güldenen Buchstaben geschrieben, aufweisen könnte.

3. "Es ist eine große Weisheit unter dem Leiden nicht auf die Hände der Menschen, sondern auf die Hand GOttes zu sehen." Hätte das Petrus gethan, hätte er bedacht den Rath GOttes in dem Leiden Christi, und wie die Menschen keine Macht über ihn haben würden, wo sie ihnen nicht von Oben gegeben wäre; er würde seinen Degen wohl haben stecken lassen. Aber wir machen's nicht beffer, wir beissen immer in den Stein, damit wir getroffen werden, und sehen nicht auf die Hand GOttes. Ja, will man den Menschen im Leiden auf GOtt weisen, so fängt er wohl einen Streit darüber an, und will behaupten, daß es erlaubt ssey, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. So will sich die arme Vernunft stets selbst helfen, da doch kein näherer Weg ist, aus der Noth heraus zu kommen, als daß man die gewaltige Hand GOttes küsse und sich unter dieselbe demüthige.

4.,,GOtt regieret auch die Fehler seiner Kinder, daß kein größerer Schade darans entstehe, als er zuzulassen beschlossen hat." Hier lenkt die Allmacht Christi das verwegene Schwerdt Petri, daß es nur das Ohr traf. So begehen oft Anfänger im Christenthum manche Fehler, welche Gott aus heiligen Urfachen zuläßt, aber doch alles so lenket und mäßiget, daß seine Sache nicht so sehr darüber leide. O ein gütiger GOtt, der uns auch im Fallen seine Hände unterbreitet.

5. Die Fehler schwacher Christen können nicht dem Christenthum überhaupt zugeschrieben werden." Ohne Zweifel hat man Christo die Schuld von dieser That Petri beigemessen. Da siehet man, wird's geheissen haben, was der Jesus von Nazareth für Lehren hat. Das ist nun einer von seinen ältesten Jüngern, wo wird er das anders gelernet haben, als von seinem Meister? Wer wollte aber sagen, daß die Feinde Christi hierinnen recht geurtheilet hätten? Gleichwohl ist das noch immer die Art der Welt, daß sie die Fehler einiger Frommen dem ganzen Christenthum aufbürdet. Die Christen sind gemeiniglich im Anfange ihrer Bekehrung noch arme Patienten und versehens hie und da: da frohlocket denn die Welt, die Braut des höllischen Schadenfrohes, wenn ein solcher schwacher Anfänger einen Fall that, oder auch nur stolpert,

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