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da heißts: Wer sich aber entziehen und desertiren wird, an dem hat meine Seele keinen Gefallen, Hebr. 10,38.

2. Der Ort unsers Leidens soll nicht mit Unwillen und Widerspenstigkeit, sondern mit williger Geduld von uns betre ten werden. Auch dieses liegt in dem Nachdruck des griechischen Wortes. Es heißt nicht, da er nun an den Ort hingerissen ward, sondern es wird damit eine freiwillige Handlung angezeiget. Ach, wenn auch alle Welt ihre Kräfte zusammen gethan und vorgespannet hätte, so hätten sie dich), o Heiland, nicht mögen mit Gewalt an diesen Ort bringen, wo dich nicht deine unaussprechliche Liebe dahin getrieben hätte. Mit uns. ist es freilich ganz anders! Es heißt da oft: Ein anderer wird dich führen, wo du nicht hin willst, Joh. 21, 18. Fleisch und Blut hat natürlicher Weise einen Abscheu vor dem Orte des Leidens. Aber wie du durch deine Willigkeit unsere Unwilligkeit versöhnet; also muß auch, o williger Jesu, dein Exempel die Kräfte darreichen, solch Widerstreben freudig zu überwinden.

II.

Bei der Unrede Christi an seine Jünger ist überhaupt dieses merkwürdig, daß er erst seine Jünger zu versorgen fuchet, ehe er seine eigene Sache vornimmt. Diese armen Schaafe lagen dem guten Hirten auf seinem Herzen, und wie er hatte geliebet die Seinen, so liebet er sie bis ans Ende. Wie der Hoheprie ster des Alten Testaments die Namen der zwölf Stämme Ifrael in dem Amtsschildlein auf seiner Brust trug, wenn er am großen Versöhnungsfest in's Allerheiligste gieng; so trug auch dieser wahre Hohepriester seine Apostel, als die Stammväter des geistlichen Israels, auf seinem Herzen, da er mit seinera Gebet in's Heiligthum Gottes gehen wollte.

Es faffet aber diese Anrede Christi in sich, theils was er selbst thun wolle, theils was er von seinen Jüngern wolle gethan haben.

Von dem ersten spricht er: Bis ich dorthin gehe und bete. Er will also hingehen und beten. Wie er sonst gewohnet war, sein Gebet allein zu verrichten, so wollte er auch jeho solches in der Einsamkeit zu seinem Vater schicken. Die allermerkwür

digste Handlung die jemals geschehen, sollte mit Gebet ange= fangen werden. Da der König David, einer von den besondern Vorbildern Christi, auf seiner Flucht vor Absolom auch über den Delberg gehen mußte, so heißt's 2 Sam. 15, 32. Hebr. "Es geschahe da David auf die Höhe kam, daß er daselbst den Herrn anbetete.” Denn daselbst auf der Höhe konnte er der Lade des Bundes nachsehen, die nach der Stadt wieder zurück gieng, und über welcher der Herr der Heerscharen wohnete. Hier will der Herr und Sohn Davids auch am Delberge sein Gebet verrichten, aber nicht oben auf der Höhe, sondern unten in der Tiefe, weil diese Sache gar eine außerordentliche Erniedrigung und Herunterlassung erforderte.

Es hat aber der heilige Geist bereits durch den Griffel Davids den Messiam also beschreiben lassen, daß er in seinem schweresten Leiden den Anker seiner Hofnung in das Heiligthum Gottes hinein werfen würde. Als Psalm 18, 6. da auch das Seelenleiden Christi in dem Gefühl des Zornes Gottes beschrieben wird, heißt's v. 7. "Wenn mir angst ist, so ruf ich den HErrn an, und schreie zu meinem GOtt." Pf. 22, 3. "Mein GOtt, des Tages ruf ich, und des Nachts (wie es denn jeho Nacht war) schweig ich auch nicht.” Ps. 69, 14. "Ich aber · bete HErr zu dir, zur angenehmen Zeit." Ps. 109, 4. "Ich aber bete, oder eigentlich: ich aber bin das Gebet selbst, ich thue nichts anders, als daß ich im Gebet dir meine Sache anbefehle." Denn ob er wohl erst von dem Gebet und Unterredung mit seinem himmlischen Vater herkam, Joh. 18, 1. verglichen mit c. 17, 1. so dachte er doch nicht, wer kann immer beten? sondern schritt abermal dazu, weil dieses das Element war, darinnen feine Seele lebete. Es muß aber dies Gebet mit ganz andern Augen angesehen werden, als das Gebet cines andern heiligen Mannes. Es war hier nicht nur blos auf die Gebetsübung angefangen, sondern in diesem Gebet wollt er sich seinem Vater darstellen, als das Opfer für die Sünden der Welt, und als das wahre Lamm Gottes. Es war also eine priesterliche Handlung, und der Inhalt seines Gebetes war: "Siehe, hier bin ich, zu thun, GOtt deinen Willen." Hieraus haben wir zu lernen:

1. Das Beten ist die vornehmste Sache, die man in der Stunde der Versuchung vornehmen kann. Wußte Christus selbst in seinen Seelenleiden nichts Besseres und Nöthigeres vorzunehmen, so werden wir gewiß auch nichts Nöthigeres ausfinden können. Das Gebet stehet mit unter den sieben geistlichen Waffen, die man in dem bösen Stündlein zu gebrauchen hat, Eph. 6, 18. Wo man ohne diesen Schild sich unter die Pfeile des Satans hinunter wagen will, so wird man gewiß verwundet zurück kommen. Aber wie oft versehen es auch hierinnen' Kinder Gottes, daß sie über der ängstlichen Bemühung um menschliche Mittel das Gebet in der Noth vergessen. Die schalkhafte Vernunft kommt und saget: Gott strecket nicht unmittelbar die Hand vom Himmel herunter, "sondern er bedienet sich der Menschen als Werkzeuge, zur Erweisung seiner Hülfe. Ob nun dieses gleich an sich richtig ist, so kann doch der Unglaube diesen Sah so weit ausdehnen, daß Gebet, Vertrauen und alles darüber zurück bleibet. Für welcher Klippe man sich also wohl zu hüten hat.

2. Wie das vereinigte Gebet seine besondern Verheissungen und Segen hat, so ist auch das besondere und geheime Gebet zuweilen nicht weniger nüßlich und nothwendig. Wir sehen an Christo, wie keines das andere aufheben muß. Er hatte Joh. 17. mit seinen Jüngern und in ihrer Gegenwart gebetet; nun will er auch allein beten. Daher soll man dieses thun und jenes nicht lassen. Es ist gut, daß Eltern und Kinder, nicht we niger auch Stubengesellen, Morgens und Abends ihr Gebet zusammen verrichten; aber es ist auch nöthig, daß ein jeder außer diesen besonders sein Herz vor Gott ausschütte, in sein Kämmerlein gehe, nach Matth. 6, 6. und recht kindlich und einfältig mit seinem himmlischen Vater spreche. Beides hat einen großen Nutzen, und mit dem lehtern ist weniger Versuchung zur Heuchelei verknüpfet.

Es giebt aber der Herr JEsus auch ferner zu erkennen, was er von seinen Jüngern wolle gethan haben:

Er spricht: 1),,Sehet euch hier." Ohne Zweifel bezeichnet er hierbei mit der Hand seinen Jüngern einen gewissen Ort, etwa im Eingange des Gartens, an welchem sie sich unterdessen auf

halten sollten, bis er sein Gebet verrichtet habe. Dergleichen Vorbild auch bei der Aufopferung Isaacs vorkommt, 1 Buch Moj. 22, 5. Er redet aber in diesen Worten eigentlich achte von seinen Jüngern an, welche etwa die schwächsten seyn mögten, und die wenigste Tüchtigkeit haben, sein schweres Leiden mit anjujehen. Denen weißt er ein Dertchen an, da sie unterdessen bleiben sollten; die übrigen drei aber nimmt er mit, etwas näher um ihn zu seyn. Daraus folgendes zu lernen ist.

1. Es ist nicht rathsam, daß ein Kind Gottes in seiner Leidens - Stunde jedermann ohne Unterschied sein Herz offenbare. Das siehet man hier an Christo selbst, der nicht alle seine eilf Jünger hinzu läßt, seine Angst mit anzusehen, sondern den mehresten befiehlet, von ferne zu bleiben: weil er wohl erkannte, daß sie sich ärgern möchten: wenn sie sein Zittern und Zagen in der Nähe mit anschauen sollten. Kinder Gottes sind in ihren Leiden, sonderlich in innerlichen hohen Anfechtungen, oft ein Stein des Anstoßes, darüber auch wohl gute Gemüther hinfallen und sich an ihnen ärgern; daher allerdings Behutsamkeit in solchen Umständen von Nothen ist, daß man nicht sein Herz und dessen verborgene Bewegungen jederman unvorsichtig entdecke.

2. Es ist ein Zeichen, daß uns Gott noch nicht vor reif zum Leiden erkenne, wenn er uns noch von ferne stehen und andern zusehen lässet. Es ist das eben kein Kennzeichen einer besondern Gaade Gottes, wenn man im Christenthum mit dem Kreut verschonet bleibet, sondern ein Zeichen unserer Schwachheit. Bollen wir demnach auch der edlen Maalzeichen des HErrn Jesu würdig werden; so müssen wir diejenigen Mittel fleißig gebrauchen, dadurch wir stärker werden können.

Er spricht: 2) Betet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Also wollte Christus nicht, daß sie unterdeßen müßig da sihen, schlafen, oder die Hände in den Schoos legen; sondern daß sie, obwohl abwesend, sich im Gebet mit ihm vereinigen sollten. Er fordert demnach das Gebet von ihnen, und zwar ein Gebet, welches der ankommenden Versuchung als eine Mauer entgegen gefehet werden sollte. Denn das Gebet ist das Mittel, nicht eingeschlossen zu werden in die Versuchung. Das sind die Pallisaden, dahinter man sich verstecken muß,

wenn man merket, daß eine Versuchung unterweges sey. Daraus fließen folgende Lehren:

1. Durch die Angst muß man sich nicht von Gott abreissen und entfremden, sondern vielmehr zu dem Thron der Gnaden näher hinzu treiben lassen. Diejenigen, welche acht geben auf die geheimen Regungen, die in ihrer Seele vorgehen, werden angemerket haben, daß der Satan sonderlich in der Angst das Gebet zu verhindern suche: und sind auch wohl gute Gemüther alsdenn geneigt, es hängen zu lassen. Hernach beißt es fie doch im Gewissen, und rückets ihnen der Versucher wohl selber vor. Des ist ein gefährlicher Geist, der auch wohl unter einem mystischen Schein das Gemüth betrügen kann, wenn man sich will wie ein Kloh verhalten, und nur sehen, wo es hinaus will. Das ist gar ein subtiler Betrug darunter sich das trage Fleisch treflich verstecken kann. Da muß man sich lieber zum Gebet zwingen, wenn die Angst und das Fleisch uns daran hindern wollen, und sich also herzu beten, durch alle Hindernisse und Zerstreuungen.

2. Die Vorbitte Chrifti und andrer Gläubigen überhebet uns nicht der Pflicht des eigenen Gebets. Christus wollte für seine Jünger beten; nichts destoweniger ermahnte er sie, daß fie auch beten sollten. Wenn andre für uns beten, sollen sie es mit solchem Ernst thun, als ob wir gar nicht beteten; wir aber sollen thun, als wenn niemand für uns betete, sondern diese Pflicht uns allein obläge. Simon der Zauberer bat sich anderer Vorbitte aus, damit er unverworren mit dem Gebet bleiben dürfte, Apostelg. 8, 24. Es sey ferne, daß wir in dessen Fußstapfen treten wollten.

3. Das Gebet muß nicht so lange verschoben werden, bis man wirklich in der Versuchung sich befindet, sondern es muß auch als ein Verwahrungsmittel gebrauchet werden, der Bersuchung vorzukommen. Das gehört mit zu den Ränken des Satans, daß er die Menschen vor der Versuchung sicher, in der Versuchung träge zum Gebet machet. Wenn er uns der gestalt die Hände binden kann, so hat er freilich gewonnen Spiel. Darum müssen wir nicht warten, bis uns die Bersuchung über den Hals kommt, sondern wenn sie noch im Anzuge ist, müssen wir uns gefaßt machen, und mit dem Gebet uns

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