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allerfürchterlichsten Gestalt vor seinen Augen dargestellet, nicht anders, als ob er ihn auf einmal verschlingen wollte, so, daß seine ganze Natur dafür erschrocken. Er fieng 3) an zu zagen, welches Wort die allerschwereste Beängstigung und Zusammendrückung des Herzens anzeiget, da man sich hin und her wendet und nicht weiß, wie man sich helfen und rathen soll, sich jämmerlich gebärdet und in der ganzen Stellung des Leives seine innerliche Angst zu erkennen giebt.

Wir sehen also, daß die Evangelisten sich recht befleißigen die allernachdrücklichsten Worte auszusuchen, mit welchen sie diese ungemeine Seelenangst, die sich zugleich in alle Glieder des Leibes ergossen, einigermaßen zu beschreiben suchen. Denn weil der Mensch, an dessen Stelle diese Person getreten, aus Leib und Seele bestchet, so mußte auch dieser Bürge an Leib und Seele leiden. Sonst ist über diese Worte eine weitläuftige Erklärung in den Passions-Psalmen anzutreffen, allwo die Seelenangst Christi sehr lebendig abgebildet ist, als Psalm 18, 5. 6. 8. Pf. 40, 13. Pf. 69, 2. 3. 15. 16. Ps. 88, 4. 5. 8. 16. 17. 18. Doch es melden die Evangelisten auch

2) Wie er solche Angst durch Worte entdecket. Und JEfus sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis in den Tod, bleibet hie und wachet mit mir." Hierinnen thut Christus zweierlei :

Er meldet zuförderst, was ihm jeho begegne. Es ist dieses ein sehr merkwürdiger Umstand, daß Christus seinen Jüngern sagt, wie ihm zu Muthe sey. Wäre er hier wie ein stummes Lamm gewesen, so hätten wir nichts von diesem Geheimniß erfahren. Er mußte selbst der Ausleger seiner Traurigkeit werden. Die Sache mußte nicht allein geschehen, sondern auch uns kund gemacht werden. Das erste gehört zum Verdienst; das andre giebt den Grund zur Zueignung des Verdienstes, ohne welcher unserseits keine Seligkeit statt findet. Also beweiset sich hier Christus als ein Priester und Prophet, und da er das Verdienst leistet, so forget er zugleich für die Zueignung des Verdienstes, dazu der Weg durch die Kundmachung gebahnet wird. O ein wunderbares Band der Liebe und Weisheit!

Was spricht er aber zu seinen Jüngern: Meine Seele ist

betrübt bis in den Tod. Der vornehmste Siß der Angst war seine Seele, die gleichen Leidenschaften mit der unsrigen unterworfen war. Diese war jezt mit Traurigkeit ganz umringet, wie eine Stadt, die vom Feinde eingeschlossen und belagert gehalten wird, wie der Messias auch Fss. 40, 12. klagend einge führet wird: „Es haben mich Unglücke umgeben." Und zwar gieng diese Traurigkeit bis an den Tod, d. i. 1) sie war so groß, daß sie ihn zu ersticken, das Herz abzustcßen und also seinen Ted zu befordern machtig gewesen wäre, wie von dem Hiskia stehet, Eja. 38, 1. „Er war krank bis zum Tcde,” das ist, so gefährlich, daß der Tod daraus erfolgen sellen: sie wird nicht eher aufhoren, bis der Tod derselben ein Ende machet. In diesem Stück war also schon das Ganze. Alles, was Tod heisset, hat hier auf Chriftum losgedrungen. Denn an der Seele kann in einem Augenblick mehr geschehen, als kaum an dem Leibe in vielen Jahren nach und nach geschehen kann.

Er meldet ferner, was er von den Jüngern verlange. Bleibet hie und wachet mit mir. Er verlanget nicht, daß sie mit ihm zittern und zagen, sondern nur, daß sie bei ihm bleiben, und mit ihm wachen sollen; theils damit sie Zeugen seiner Angst seyn könnten, theils damit sie sich selbst gegen die Versuchung, die auch ihnen bevor stand, rüsten und waffnen mögten, theils, damit ihre Ohnmacht offenbaret und der Hochwr uth ihrer natürlichen Kräfte bei diesem traurigen Schauspiel gebrochen würde. Hieraus laßt uns lernen:

,,Christus ist in seinem innerlichen Seelenleiden als die Terson anzusehen, welche die Sünde der Welt, und den Zorn Gottes an unsrer stadt träget." Das ist die Hauptlehre bei dieser erschrecklichen Handlung, ohne welche alle mrstische und moralische Speculationen, die man dabei anstellen könnte, nichts helfen werden. Hier gehören demnach Augen her, die durch den heiligen Geist erleuchtet sind, Christum in seiner Traurigkeit anzusehen als das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, Joh. 1, 29. Esa. 53, 4. Andre Märtyrer giengen so freudig zu ihrem Tode, ja man sahe sie zum Schwerdt, Feuer und andern Plagen, als zur Hochzeit eilen. Warum entstehet hier ein solch Trauern und Zittern? Ist der Herzog aller Mär

tyrer verzagter und weichlicher als sie? Fürchtet er sich vor der bevorstehenden Geisselung, Schmach und Tode? Das sey ferne. Seine Furcht entsteht aus ganz andern Ursachen. Er mußte einen Tod leiden, der noch den Stachel hatte, da jener ihr Tod bereits den Stachel in Christo verloren. Gott stellte ihn vor sein Gericht, und ließ ihn seinen Zorn fühlen, der bis in die unterste Holle brennet. Da ein Uebelthäter, wenn er zum zeitlichen Tode verurtheilet wird, oft nicht weiß, wo er vor Furcht bleiben soll: so bedenke man, was für eine Furcht und Bangigkeit die heilige Seele Christi müsse erfüllet haben, als ihr der ewige Tod anstatt aller Menschen nicht nur zuerkannt, fondern auch auf ́s allerempfindlichste auferleget worden. Sie hatte jeho nichts anders vor sich, als das erschreckliche Gericht Gottes, und das gräuliche Bild der Sünden der ganzen Welt. Wie kann eine einige Sünde, wenn sie auf das Gewissen fällt, einen Menschen ängstigen und ihm die Welt zu enge machen? Und wenn einem frommen Gemüth nur die Sünden, die in Einem Jahr in einer großen Stadt begangen werden, lebendig follten vor die Augen gestellet werden, mas sollte für Betrübniß daraus entstehen. Hier aber hat Jesus im Licht seiner Alwissenheit die Sünden des ganzen menschlichen Geschlechts gegenwärtig. O was für Betrübniß wird ihm solche verursachet haben! Dieses ist nun anzuwenden

1) Zur Beförderung einer heilsamen Reue und Zerknirschung. Ach siehe, armer Mensch, du begehest die Sünde mit Lust, und der Sohn Gottes muß sie mit solcher unbegreiflichen Angst büßen. Du findest ein Paradis darinnen; er aber den offenen Rachen der Höllen. Ist dirs nicht leid, daß du deinem Schöpfer solch Zittern und Zagen verursachet hast? Wenn eine ungemeine Execution an einem Missethäter verűbet wird, so schließet man daraus, daß der Mensch eine grausame That müsse verübet haben, gegen welche die Obrigkeit einen schrecklichen Haß trage. Nun hat der Herr nicht um eigner, sondern um unsrer Sünde willen gelitten. So schließe demnach aus der Größe seiner Traurigkeit, wie abscheulich die Sünde seyn müsse, welche den gerechten Gott gegen feinen Sohn zu solcher schweren Strafe gereizet. Was du

ihn hier ausstehen siehest, das hättest du leiden sollen. Diese Ingst und Traurigkeit hätte dich in Ewigkeit sollen drücken. Und in der That wartet noch alles dieses Leiden in der finstern und bangen Ewigkeit auf alle diejenigen, welche sich der Frucht seines Leidens durch Buße und Glauben nicht theilhaftig machen. Darum höre auf, o Sünder, zu sammlen an den Schatz des Zorns, mit welchem ein unendlich beleidigter Gott deine Gebeine zermalmen und dich ohne Aufhören ängstigen wird, wo du dich durch diese Todesangst seines Sohnes zu keiner Reu und Buße bewegen lässest. Es ist ferner anzuwenden

2),,3ur Beförderung eines wahren Glaubens." Siche, o Seele, die du einen herzlichen Haß gegen die Sünde hast; hier liegt deine Sünde auf den Schultern des Lammes Gottes. Sie ist mit eingewickelt in das Bündel, das ihn drücket. Sie hat nun kein Recht mehr an dir, fürchte dich nicht, du sollst nicht noch einmal dafür büßen. Gott ist nicht ungerecht, daß er eine Schuld, die sein Sohn mit seiner Angst und Traurigkeit bezahlet, noch einmal von dir fordern sollte. Erkenne nur in diesem Spiegel dein Uebel, erkenne, daß du Christo diese Traurigkeit verursachet; aber erkenne auch, daß er dir dadurch ein kostbar Freudenöl erworben. Durch seine unermeßliche Traurigkeit hat er dir eine gleichmäßige und folglich auch unermeßliche Freude verdienet. Wie du nicht Ursach ge= habt hättest, einen Augenblick fröhlich zu seyn in Zeit und Ewigkeit, wenn Christus dieses nicht für dich ausgestanden hätte; so hast du nun hingegen nicht Ursach, auch mitten im Kreutz einen Augenblick betrübt zu seyn, wenn du wahrhaftig im Glauben und in der Gnade Gottes stehest. Es ist ferner zu gebrauchen

3),,3ur Beförderung einer herzlichen Liebe gegen den Herrn JEsum." Ach, wer wollte den nicht lieben, der aus einem freiwilligen Triebe seiner allerhöchsten Liebe eine so große Traurigkeit und Angst um unsertwillen übernommen. Wenn eine hohe Person um unsertwegen nur ein Jahr wäre in steter Angst und Schrecken gewesen, würden wir nicht auf alle nur ersinnliche Weise unsre Dankbarkeit dafür zu bezeigen suchen? Was wäre aber solche Angst gegen diejenige,

welche die gesegnete Menschheit Chrifti für uns Elende ausgestanden? Je schmerzlicher seine Liebe gegen uns gewesen, je brünstiger und williger zu allen Arten der Schmerzen soll unsere Liebe gegen ihn seyn. Es soll endlich dienen

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4) 3u einem kräftigen Trost in saweren Anfechtungen und Aengsten." Faffe, o angefochtene Seele, ein gutes Vertrauen zu deinem barmherzigen Hohenpriester, der deine Noth und Betrübniß aus der Erfahrung kennet, und weil er deine Krankheit selbst empfunden, nicht nur Geduld mit dir zu haben, sondern dir auch zu helfen weiß. Bei deiner Traurigkeit und Furcht vor Gottes Gericht läuft viel Sündliches mit unter; er aber hat seine unaussprechliche Angst ohne Murren, Ungeduld und andre bose Bewegungen, ertragen, und durch diese seine unschuldige und unbefleckte Traurigkeit die Flecken deiner Traurigkeit zugedecket, daß sie dir vor dem gottlichen Gericht nicht sollen zugerechnet werden. So wickle dich dann unter deiner Seelenangst in die Todesangst deines Mittlers ein, und sey gewiß, daß, so wahrhaftig er nicht darinnen versunken, sondern aus der Angst und Gericht gerissen worden; so wahrhaftig auch du dein Haupt wieder empor heben, und auf seiner Traurigkeit, als einer sichern Brücke, zu dem Genius der ewigen Freude übergehen werdest.

Gebet.

So sey dir dann Lob und Dank gesagt, allertheuerster Heiland, für deine Traurigkeit und für dein Zittern und Zagen, darin sich deine mit der Gottheit persönlich vereinigte Seele aus freiwilliger Liebe versenken lassen. Du bist die Kraft des Allerhochsten und hast dich demnach einzig uns zu gut gefürchtet. Durch die Entziehung deines Angesichts werden alle Creaturen erschrecket, und du wirst um deiner Creaturen willen voller Schrecken, damit sie sich nicht ewig fürchten müßten. In deiner Kraft hast du sie geschaffen, aber in deiner Ohnmacht und Schrecken mußt du sie wieder erwerben. Deine Kraft hat uns auf die Welt gesehet, deine Ohnmacht aber befordert uns in den Himmel. O, laß uns denn die Früchte deiner Angst und Traurigkeit wie in unserm ganzen Leben,

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