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richtlichen Leidens des Sohnes, daß auch wir zu Kindern Gottes wieder können angenommen werden. Gal. 4, 5. Denn durch den Fall hat der Vater seine Kinder verloren; die innerliche Seelenangst Christi aber ist die Gebärmutter, darinnen wir mit Schmerzen wiedergeboren werden. Da hebt der Vater eine gläubige Seele gleichsam aus den Wunden seines Sohnes, und spricht zu ihr: Du bist mein Kind, das ich auf meinen Schoos sehen will; und sobald das neugeborne Kind aus seiner Mutter Leibe, aus den Wunden der ewigen Liebe, hervorkommt, so schreiet schon der Geist, der gleichsam das Amt einer Hebamme dabei vertritt, in und durch dasselbe: Abba, lieber Vater! nach Gal. 4, 6. Selig ist, der dieses erfahren!

II.

Nach der Unrede folgt nunmehr der Vortrag selbst, welcher aus einem Vorsatz und Nachsah bestehet.

Der Vorfah heißt: „Es ist dir alles möglich. Ist's möglich, so überhebe mich dieses Kelchs." Es seht also der Herr Jesus eine gewisse Grundwahrheit voraus, daß nämlich Gott alles möglich sey, welches auch die Schrift Psalm 115, 3. Luc. 1, 37. Ephes. 3, 20. und anderswo bezeuget. Doch giebt es Dinge, von welchen man gewissermaßen sagen kann, daß sie dem allmächtigen Gott unmöglich sind, nämlich solche, die entweder gegen seine Natur und wesentlichen Eigenschaften, oder gegen seinen ewigen Rathschluß streiten. Nach dem ersten ist es unmöglich, daß Gott lüge, oder seine Verheissungen breche, Hebr. 6, 18. denn dieses würde gegen seine Wahrheit streiten. Und ist also dieses Unvermögen keinesweges als eine Unvollkommenheit anzusehen, indem er, wenn er dieses könnte, nicht mehr das vollkommenste Wesen wäre. Gegen seinen ewigen Rathschluß aber würde es streiten, wenn er einen muthwilligen Verachter seiner Gnadenordnung selig machen wollte, und also ist ihm auch dieses unmöglich.

Beil nun die Menschheit Christi in dem gegenwärtigen Stande der tiefsten Erniedrigung, da der empfindliche Einfluß des göttlichen Lichts auf eine Zeitlang gehemmet war, und fie

demnach die Rathschlüsse GOttes nicht so deutlich erkannte, jeho nicht wußte, ob nicht der Vater auch davon einen Schluß möchte gemachet haben, wie lange das innerliche Gefühl seines Zornes in ihr währen sollte; so seht er hinzus wenn es möglich ist, wenn diese Bitte ohne Verlegung deiner wesentlichen Eigenschaften oder deines ewigen Rathschlusses geschehen kann, oder, wie es Lucas ausdrücket, wenn du willst, wenn dein heiliger Wille und vorgefaßter Rathschluß solches zuläßet.

Nachdem er diese Bedingung wohlbedachtig vorausgeseßet, so drücket er den Inhalt seiner Bitte selbst aus mit den Worten so gehe dieser Kelch von mir, wie es Matthäus erzählet; oder, wie es Marcus und Lucas ausdrücket: „so nimm diesen Kelch von mir", welche Worte aus dem, was in der vorigen Betrachtung bereits erinnert worden, einiges Licht werden empfangen haben. Es sind dieses außer Streit die schweresten und bedenklichsten Worte in dieser Historie, darinnen ein Wunder vor unsern Augen, und ein Schrecken vor unsern Herzen enthalten ist. Man hat aber bei deren Erklärung sich sonderlich für zwei Stücken zu hüten, 1) daß man das Leiden Christi nicht verkleinere, und etwas von dessen Größe und Wahrheit hinwegnehme, 2) daß man der leidenden Person keine sündliche Unvollkommenheit zuschreibe. Denn wo auch die allerkleineste böse Begierde und sündliche Neigung in Christo gewesen wäre, so hätte er selbst unter dem Gesetz und dessen Fluch gelegen, und hätte uns also nicht davon befreien können. Er mußte allerdings, wie Adam im Stande der Unschuld, ohne böse Lust seyn. Christus hat, (wie der feel. Luther im 2ten Altenb. Theil, Seite 695. hievon redet) seinen Vater geliebet aus allen Kräften; aber diese Schmerzen, weil sie über die Kräfte waren, zwangen die unschuldige schwache Natur, daß sie mußte erseufzen, erschreien, schrecken und fliehen; gleich als wenn du einen Balken über seine Kräfte beschwerest, so muß er wegen Schwachheit seiner Natur krachen und brechen, nicht seines Fehls halben.

Da dieses voraus erinnert ist, so wollen wir die Worte selbst, nimm diesen Relch von mir, kürzlich erwägen. Das meiste kommt an auf den rechten Verstand des Wortes dieser

Relch. Nun ist zwar nicht zu läugnen, daß Christus überhaupt sein ganzes Leiden, Matth. 20, 22. einen Reich nennet, nach der gewöhnlichen Redensart der heiligen Schrift, Esa. 51, 17. Jer. 25, 15. Ps. 75, 9. daher auch die meisten Ausleger in den Gedanken stehen, daß Christus hiermit sein ganzes bevorstehendes, auch äußerliches Leiden, Schmerzen, Kreuß und Lod von sich abbitten wollen; doch so, daß er sich alsobald wieder gefasset, und in dem göttlichen Willen beruhet. Allein 1) würden wir Christum auf solche Art weit geringer als die Märtyrer machen, unter welchen keiner jemals die Hinwegnehmung seines Leidens von Gott begehret. 2) So hatte Chriftus bereits die vornehmsten Stücke seines äußerlichen Leidens seinen Jüngern vorher gesagt, Luc. 18, 22. 23. und also längst zu dessen Uebernehmung sich völlig entschlossen, 3) So muß die Sache, die er hier bittet, so beschaffen seyn, daß er davon muthmaßen konnte, daß sie möglich sen; die Ueberhebung aber alles auch äußerlichen Leidens war schlechterdings unmöglich, indem auf solche Art das ganze Werk der Versöhnung hätte unterbleiben müssen. 4) So muß es eine Bitte seyn, darinnen er erhöret worden ist, nach Hebr. 5, 7. welches man nicht sagen kann, wenn er überhaupt um Hinwegnehnung alles Leidens gebeten hätte. Welche Ursachen hoffentlich so beschaffen sind, daß sie wichtige Zweifel gegen die gemeine Erklärung machen können.

Es ist demnach wohl vielmehr durch den Becher oder Kelch zu verstehen das gegenwärtige ängstliche Gefühl des Zornes Gottes, und die Entziehung des empfindlichen Trostes und Beistandes, den sonst seine menschliche Natur von der göttlichen zu genießen hatte. Daher von allen Evangelisten hinzugesebet wird, diesen Kelch. Alle übrige Leidenskelche wollte er gern trinken, nach Joh. 18, 11. aber dieser Kelch, den er jego anfieng zu kosten, darin die Bäche Belials und die Hefen des Zornes und Fluches Gottes eingeschenket waren, der hatte eine solche Bitterkeit, daß seiner zarten und unschuldigen Menschheit die Haut dafür schauerte.

Er rufet demnach: es gehe dieser Relch von mir, mit welchen Worten er eigentlich um eine Verkürzung bittet, daß

die große innerliche Todesangst bald vorüber gehe, daß das grausame Ungewitter des Zornes Gottes, das auf seine Seele stürmte, da sein Vater in einem Gezelt von schwarzen dicken Wolken verborgen war, und seinen Donner ausließ mit Hagel und Bligen, Ps. 18, 12. 14. sich bald verziehen und legen mögte. Es zielet also dies Wort auf den Uebergang. Denn damit gehet ein beklemmtes Gemüth um, wie es hinüber kommen wolle. In der Art und Weise aber schreibt er seinem Vater nichts vor. Daraus wir folgendes zu lernen haben:

1. Christus hat in allen Arten der Kämpfe ohne Sünde wollen versuchet werden, damit er Mitleiden haben könnte, mit denen die versuchet werden, Hebr. 2, 17. 18. Dies kann einer angefochtenen Seele einen sichern Grund des Trostes geben. Wenn das Gemüth ins Gedränge kommt, so müssen die Augen unverrückt gerichtet werden auf das unschuldige Lämmlein Gottes, welches die Beklemmungen auch gefühlet; aber darinnen ein kindliches Vertrauen gegen seinen Vater behalten. Dein treuer Heiland! Er ließ die starken Bewegungen des menschlichen Willens zwar an sich anlaufen; stand aber dabei unbeweglich wie eine Mauer. Nun weiß er Geduld zu haben mit seinen armen Gliedern und ihnen in denen Versuchungen, darinnen er selbst geübet worden, kräftig beizu= stehen.

2. Daß wir Gott um eine Verkürzung und Linderung des Leidens bitten dürfen, das haben wir Christo und seinem heiligen Leiden zu danken. Gott kann uns niemals fo viel zu leiden auflegen, daß wir nicht noch mehr verdienet hätten. Und da ohnedem zu unserm Leiden bald allerlei Ungeduld und unlautere Bewegungen des Willens schlagen, so hätten wir für uns kein Recht, Gott um Linderung und Verkürzung der Angst zu bitten. Damit uns demnach solches Recht erworben würde, so mußte eine unschuldige und heilige Person, die für sich kein Leiden verdienet hatte, hertreten, und die auf eine Abwendung des Leidens zielende Bewegungen ohne Sünde fühlen, damit uns solche vergeben werden könnten, und wir die Freiheit erhielten, auch um eine Gott gefällige Linderung des Kreuzes zu bitten. Diese Gna

de, welche angefochtene Seelen allein hoch zu schätzen wissen, haben wir unserm theuern Heilande fu danken. Bis hieher gehet der Vordersatz in dem Gebet Christi,

Der Nachsatz in demselben heißt: Doch nicht was ich will, sondern was du willst." Der Wille des Vaters und der Bille Jesu Christi ist zwar von einander unterschieden, aber keinesweges einander entgegen; wie auch in Christo selbst der Wille der beiden Naturen unterschieden ist, doch so, daß der menschliche Wille in einer heiligen Unterthänigkeit unter dem göttlichen stehet. Dieser menschliche Wille, der die Last des Leidens und Zornes GOttes wahrhaftig gefühlet, wird hier allerdings wahrhaftig unterworfen. Und will demnach Christus so viel sagen: Der Wille meiner menschlichen Natur hat freilich einige unschuldige Widrigkeit gegen das Leiden; gleichwie auch selbst Adam vor dem Fall würde gehabt haben; weil der Leidensstand ein fremdes Werk ist, dazu der Mensch anfänglich nicht geschaffen worden. Insonderheit drücket mich jeho das Gefühl deines Zornes so hart, daß ich, wo es mit deinem Willen übereinkäme, gerne bald aus diesem Schweiß- und Angstbade erlöset seyn wollte. Wo aber dein richterlicher und väterlicher Wille mit sich bringet, daß ich auch diese Art des Leidens noch länger ausstehen, und diesen bittern Kelch bis auf den letzten Tropfen austrinken soll, so unterwerfe ich von Herzen gern meinen menschlichen Billen deinem Ausspruch, und verlange nichts anders, als daß dein Wille geschehe.

Dieses giebt demnach der ganzen Sache den Ausschlag. Hier wird die dritte Bitte des Vater Unsers recht einbalsamiret und geweihet von den hohenpriesterlichen Lippen unfers Mittlers. Er wollte nicht, daß ihn der Vater nach dem gegenwärtigen Stande der Angst und Schmerzen beurtheilen sollte; sondern nach seinem Herzen, darinnen das Gesetz des Vaters geschrieben stand, Pf. 40, 9. Der menschliche heilige Wille Christi bewegte sich freilich in dem Vorsatz der Rede mit Zittern hin und wieder, wie das Zünglein in der Waage; in dem Nachfah aber stehet er endlich stille in dem Willen des Vaters. Hier ist der höchste Gipfel des Gehorsams an

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