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der Person des Sohnes, Hebr. 5, 8. Er stand jeho auf unfrer Wurzel, und mußte unsre Noth wahrhaftig fühlen, doch ohne einige Ungeduld und böse Bewegungen, die bei uns in solchen Umständen nicht außenbleiben. Denn unser Herz ist wie ein Gefäß voll Wasser, auf dessen Boden lauter Koth und Unreinigkeit lieget, welche bald in die Höhe steiget, wenn es beweget wird. Also weil die Unreinigkeit der Erbsünde in unsern Herzen liegt, so darf nur eine ge= ringe Gemüthsbewegung kommen, so wird alles, was wir thun, verunreiniget. Allein mit der Seele Christi, die von keiner Sünde wußte, verhält sich's wie mit einem schön cristallisirten Geschirr voll reinen Wassers. Man mag daffelbe schütteln und rütteln wie man will, es wird nicht unrein noch trübe. So blieb der Wille Christi bei allen diesen heftigen Bewegungen lauter und unschuldig, und endlich siehet man ihn ohne einige Verzweifelung überwinden. Es ist keine gezwungene, sondern kindliche Unterwerfung, verknüpft mit einer zuversichtlichen Herannahung, dabei die Liebe gegen den Vater ungekränket bleibet. Hier ist folgendes zu lernen:

1. Die Unterwerfung des menschlichen Willens Chrifti unter den göttlichen, ist ein Hauptstück, wie seines Versöhnopfers, also auch des Erempels, das er uns zur Nachfolge gelassen hat. Christus ist in dieser Aufopferung seines heiligen Willens vornämlich anzusehen als ein Versöhner, der unsre Widerspenstigkeit gegen Gott und seinen Willen büßen müssen. Ach wie oft geschiehet es, wenn unser Wille und Gottes Wille einander begegnen, daß dieser zurück gesehet, unfrer aber auf eine sündliche Weise vorgezogen wird. Ja auch Wiedergeborne fühlen noch in sich, insonderheit in dem Stande der Anfechtung, die Reliquien oder Ueberbleibsel von diesem so tief eingewurzelten Uebel, daß sie in ihrem Willen eine heimliche Furcht vor dem Gericht Gottes verspüren. Da siehet man recht die Kraft der Erbsünde, welche sich in ei ner Feindschaft gegen Gott und seine Wege äußert. Aber eben dieses überzeuget uns auch von der Nothwendigkeit eines Versöhners, damit dieser heimliche Haß des richterlichen

Willen Gottes, welcher allein hinlänglich wäre uns zu verdammen, und könne vergeben werden. Und diese Feindschaft 'gegen GOtt wird nicht eher gebrochen, als unter der gläubigen Zueignung des Lösegeldes Christi. Da wird das Gemüth aufgekläret und lernet Gott mit andern Augen ansehen. Da lernet man nach dem Exempel Christi die dritte Bitte von Herzen beten: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.

2. Auch die kleinesten Schwachheiten muß man nicht lassen hingehen, sondern sie zu verbessern trachten. Es ist vorhin bereits gezeiget worden, wie heilig und unbefleckt das Berlangen des Herrn JEsu gewesen, der großen Todesangst bald überhoben zu seyn; nichts destoweniger setzt er alsobald an diese unschuldigen Bewegungen gleichsam das Messer der Beschneidung und übergiebt sich dem Willen seines himmlischen Vaters. Wie vielmehr sind wir hierzu verbunden, die wir den Zunder der Erbsünde in uns tragen, in welchen so leicht ein Funke fallen kann, aus welchem ein großes Feuer entstehet, wenn er nicht bald im Anfange ausgelöschet wird. Ber fündliche Schwachheiten nicht achtet, der wird den Bosheitssünden schwerlich entgehen.

Gebet.

Nun du theurester Heiland, du wohlversuchter und barmherziger Hoherpriester, dir sey Lob und Dank gesagt, daß du unsre Feindschaft gegen den Willen Gottes durch die hei lige Aufopferung deines unschuldigen Willens büßen und versöhnen wollen. Du wollest dann auch, Kraft dieses deines Versöhnopfers, und durch die Regierung deines heiligen Geistes, unsern unartigen Willen in die rechte Ordnung bringen, darinnen er anfänglich geschaffen gewesen, daß es unsre Freude und Speise sey, den Willen deines Vaters zu vollenden, und unsern Willen demselben aufzuopfern, Amen.

Die 6. Betrachtung.

Die erste Versuchung der Jünger.

(Matth. 26, 40. 41. Marc. 14, 37. 38.)

„Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend, und ,,sprach zu Petro: Simon schläfest du? Könnet ihr denn ,,nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, ,,daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist willig; ,,aber das Fleisch ist schwach.

In diesen Worten wird die erste Besuchung der Jünger beschrieben, und zwar 1. der Zustand der Besuchten. 2. Die Anrede des Besuchenden

I.

Der Zustand der Besuchten ist elend und erbärmlich genug. Es heißt:,,Er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend. Derjenige, der die Besuchung verrichtete, war der leidende und kämpfende IEsus, der jetzt den Brand des Zorues Gottes in seinem Inwendigen fühlte und unsre Sache vor dem Richterstuhl der höchsten Gerechtigkeit auszumachen habe; der aber unter aller Angst für seine arme Schaafe sorgte, daß sie nicht dem Versucher in die Hände gerathen mögten. Da er demnach sein Herz in den Schoos seines Vaters ausgeschüttet, und sich seinem Willen aufgeopfert hatte, so kommt er wieder zu seinen drei Jüngern, Petrus, Jacobus und Johannes, von welchen er sich vorhin einen Steinwurf weit entfernet hatte, um zu sehen, was sie machten. Eben wie David, das besondere Vorbild Christi, da er den Streit mit dem Goliath antreten sollte, erst in's Lager kam, seine Brüder zu besuchen, und sich nach ihrem Wohlstande zu erkundigen, 1 Sam. 17, 22.

Allein der Zustand, in welchem er seine Jünger antraf, war sehr schlecht, er fand sie schlafend. Es gieng hier, wie mit den zehen Jungfrauen, Matth. 25, 5. da der Bräutigam vorzog, wurden sie alle schläfrig und entschliefen. Es war freilich spät in die Nacht; daher ihnen aus Müdigkeit die Augen zufielen. Allein der Versucher hatte seine Hand mit im Spiel ;

wie ihnen denn Christus zuvor gesagt, daß der Satan ihrer begehret habe, sie zu sichten wie den Waißen. Wie nahe aber dieses dem lieben Heiland gegangen, daß sein Leiden auch seinen besten Freunden so wenig zu Herzen gehe, ist leicht zu erachten. Dies giebt uns folgende Betrachtungen an die Hand: 1. Es ist für eine besondere Wohlthat zu achten, wenn GOtt durch seine Gnadenheimsuchungen eine Seele aus ihrer geistlichen Sicherheit stöhret. Den lieben Jüngern war wohl wenig damit gedienet, daß sie ihr Meister aus ihrer füßen Ruhe frohrete. Denn dem Müden ist der Schlaf süße, Pred. 5, 11. Gleichwohl war es die höchste Wohlthat, die ihnen der Herr erweisen konnte. In welcher Bestürzung würden sie sich befunden haben, wenn sie im Schlaf von der Schaar der bewaffneten Soldaten wären überfallen worden. Auf gleiche Weise haben wir es für ein Zeichen einer zarten Liebe Christi gegen unsre Seelen zu erkennen, wenn er uns keine Freiheit verstat tet der Trägheit nachzuhängen, wenn er uns fleißig heimsuchet, wenn er durch die geheimen Bestrafungen seines Geistes uns in unsern Gewissen beunruhiget, uns den Schlaf aus den Augen wischet und uns aufjaget, wenn wir falsche Ruhestätte suchen wellen. Ach wehe einer Seelen, welche der Geist GOttes nicht mehr bestrafet, die fühllos worden, der das Herz nicht mehr schläget, wenn sie etwas thut, das Jesu Christo mißfället. Das ist ein betrübtes Zetchen einer herannahenden Verstokfung. Herr JEsu, du Hüter Israels! laß nicht nach auf unsre Seelen ein beständig wachsames Auge zu haben!

2. Wir haben an dem Satan so einen listigen Feind, der sich aller unsrer Umstände zu seinem Zweck zu bedienen weiß. Die Jünger waren jeho müde und traurig, und es war schon spat in die Nacht. Wie listig bedienet sich der Satan dieser Umstände, sie in Schlaf zu bringen? Ach er ist ein verschmitzter Bogelsteller und weiß jederzeit unsern Neigungen eine solche Lockspeise vorzustreuen, von welcher er vermuthen kann, daß wir an derselben am ersten anbeißen werden. Merket er, daß das Gemüth benebelt ist, mit dicken Dünsten, die aus der Völleren und Trunkenheit aufsteigen, so lauert er und zeiget ihm Gelegenheit, die Luste des Fleisches ferner zu büßen. Siehet

er einen Menschen, der zum Zorn aufgebracht ist, so weiset er ihm bald Gelegenheit an, sein hißiges und wallendes Blut durch Ausübung eigener Rache zu kühlen, u. s. w. Wie nöthig haben wir demnach, alle Augenblick zu wachen, damit wir ihm nicht in sein Garn gerathen!

3. Die Schlafrigkeit und Trägheit im Christenthum ist gemeiniglich ein Vorbote eines schweren Falles. So gieng es hier mit den armen Jüngern. Auf diesen Schlaf erfolgten, hernach allerlei Sünden, da Petrus seinen Meister erst mit dem Schwerdt vertheidigte, hernach verläugnete; die übrigen Jünger aber alle flohen. Die geistliche Trägheit ist eine gefährliche Pest, ein süßes Gift, welches das Gemüth dergestalt forglos machen kann, daß man seinen Fall mit verbundenen Augen entgegen gehet. Wenn wir demnach dergleichen bei uns spüren, so sollen wir recht von Herzen erschrecken und denken, daß wir unsern Fuß bereits auf die Stufen gesetzet haben, welche uns in den Abgrund hinunter führen werden, wo wir ihn nicht bei Zeiten zurück ziehen.

4. Kinder Gottes fallen selten in eine schwere Sünde, da nicht besondre Gnadenheimsuchungen und Erweckungen ihrer Seele vorher gegangen. Wer in der Gnade stehet und auf sein Herz acht giebt, wird das wohl angemerket haben, daß der Satan dem Gemüth ernstlicher nachstelle, als wenn man eine besondre Gnade und ungemeine Erweckung im Gebet oder in der Betrachtung des Wortes Gottes genossen. Der Fall der Jünger war jeht sehr nahe, aber vorher gieng diese mehrmal wiederholte Besuchung des Herrn JEsu. Ehe Petrus Christum dreimal verläugnete, so wurde er von ihm vorher dreimal besucht, aufgewecket und gewarnet. So muß der Mensch überzeuget werden, daß Gott nicht Schuld sey an seinem Fall. Er giebt Gnade genug vorher, er bemühet sich genug die Seele zu verwahren. Wenn nun der Fall nichts destoweniger geschiehet, so müssen wir ihm selbst das Zeugniß geben, daß er treu gewesen, und daß wir unsern Schaden nicht ihm, sondern uns selbst zuzuschreiben haben. Selig ist derjenige, der die Gnadenheimsuchungen Gottes, die vor der Versu chung vorhergehen, sich recht zu Nuße machet.

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