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II.

Was die Anrede des besuchenden Heilandes betrifft, so ist dieselbe erst in's besondere an Petrum, dann auch überhaupt an die übrigen Jünger gerichtet.

Die besondere Anrede an Petrum lautet also: Simon schläfest du? Petrus hatte vor allen übrigen Aposteln eine große Verwegenheit blicken lassen, und versprochen, mit Christo in den Tod zu gehen. Daher kehret sich der Herr Jesus vor allen andern zu ihm, und erinnert ihn, daß diese Trägheit gar nicht mit seiner Zusage übereinstimme, und daß er seinen übrigen Brüdern mit einem sehr schlechten Erempel vorgehe. Ach, will er sagen, armer Simon, wie will das ablaufen? Kannst du nicht etwas von deiner Ruhe um meinetwillen abbrechen, wie wirst du geschickt seyn, dein Leben für mich zu lassen ? Wenn du im geringen nicht treu bist, wie wirst du im größern treu seyn? Es ist aber merkwürdig, daß Christus in dieser Anrede nicht den Namen Petrus gebraucht, sondern Simon. Da er Matth. 16. in Ablegung des herrlichen Bekenntnisses von Christo sich als einen Felsen bewiesen, hatte ihm Christus den Namen Petrus oder Tephas beigelegt: jest da er eine Probe seiner Trägheit ablegt, und seiner fleischlichen Zärtlichkeit nachhänget, nennt er ihn bei seinem alten Namen Simon, um den Verweiß hierdurch zu schärfen. Hieraus haben wir alsobald zu lernen:

1. Je mehr gute Verheissungen und Versicherungen man Christo gegeben, ihm treu zu seyn; desto empfindlichere Bestrafungen hat man zu erwarten, wenn man sich denselben nicht gemäß bezeiget. Die Pfeile der Bestrafung Christi wurden zuförderst auf Petrum gerichtet, weil er die größten Versicherungen der Treue gegeben. Diese Weise beobachtet der Herr Jesus noch immer. Wer viel versprochen hat, von dem wird viel gefordert; wird es nun nicht gehalten, so sind die Vorwürfe und Bestrafungen des Gewissens desto empfindlicher. Nun laßt uns bedenken, wie viel Versicherungen unsers Gehorsams wir Christo schon in unserm Leben gegeben, von unsrer Taufe an bis hieher, in unsern Gebeten, in unsern Beichten in unsern Krankheiten ic. und wie wenig wir davon er

füllet? Wo wollen wir vor Schaam und Wehmuth bleiben, wenn das Gewissen uns unsre Untreue unter die Augen stellen wird?

2. Ber in geringern Dingen keine Proben seiner Berleugnung ablegen kann, der wird es vielweniger in größern thun. Darauf führet hier Christus den schläfrigen Simon durch die Verweisung seines Schlafs. Und das kann ein jeder versichert seyn. Wer zum Exempel nicht eine scheele Mine, nicht ein unsanftes Wort, nicht einen geringen Schimpfnamen um Christi willen vertragen kann, der wird schlecht bestehen, wenn er um der Wahrheit des Evangelii willen seinen Kopf hergeben foll. Darum soll man sich fein in kleinern üben, damit einem das größere desto leichter ankomme.

3. Durch unsere Trägheit können wir uns mancher Vortheile in unserm Christenthum wieder berauben, welche wir bereits erhalten haben. Simon mußte jest gleichsam auf eine Zeitlang den herrlichen Ehrennamen eines Felsen über seiner Schläfrigkeit einbüßen. Darum heißt's: Halt was du hast, daß niemand deine Krone nehme! Offenb. 3, 11. c. 16, 15. Was ferner die allgemeine Anrede an alle gegenwärtige Jünger betrifft, so kommt darinnen vor :

1) Ein Verweis. Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Zwar bei dem Marco stehet, daß Chriftus diese Worte zu Petro gesprochen; allein es läßt sich solches leicht mit der Erzählung Matthäi vereinigen. Ohne Zweifel sahe er Petro dabei steif unter die Augen, redete aber alle übrigen Apostel an, und verwies ihnen hiermit ihre Schläfrigkeit: So habt ihr denn nicht so viel Kraft gehabt, eine Stunde mit mir zu wachen? Ihr habt euch eine Kraft zugeeignet, mit mir zu sterben, Matth. 26, 35. und nun habt ihr bewiesen, daß ihr nicht so viel Kraft habt, eineStunde zu wachen. Bei euern Nehen habt ihr sonst ganze Nächte ohne Schlaf zubringen können, Luc. 5, 5. da ihr aber mit mir wachen fol let, so ist es euch nicht möglich. Dieser Verweis wird dadurch geschärfet, daß der Herr Jesus hinzu seht, ihr habt nicht können ein einzig Stündlein wachen, und zwar mit mir, eurem Meister, dem ihr jest in seiner großen Angst treulich beizuste

hen durch so vielgenossene Liebe und Wohlthaten verbunden send. Wenn sich ein Knecht aufs Polster hinlegen und schnarchen wollte, da sein Herr die ganze Nacht über in schweren Umständen munter und geschäftig wäre, würde ihm das nicht von jedermann verübelt werden? Es ist aber in dieser Anrede ferner enthalten:

2) Eine Ermahnung, mit ihren Bewegursachen.

Die Ermahnung heißt: Wachet und betet. Bachet, nämlich mit Herzen und Augen; betet mit Herzen und Munde. Eins muß das andere im Schwang und Uebung erhalten. Durch das Wachen werden die Nachstellungen des Satans gemerket und vermieden; durch das Beten begeben wir uns unter die Flügel der Erbarmung Gottes. Durch das erstere wird die Gefahr entdecket; durch das andere die Hülfe dagegen erlanget. Beide Pflichten befiehlt also Christus seinen schläfrigen Jüngern an, als wollte er sagen: Das vorige soll euch vergeben seyn, machts doch nur ins künftige besser.

Dieser Ermahnung sind zwen Bewegursachen beigefüget. Die erste ist hergenommen von der Größe der Gefahr; daß ihr nicht in Versuchung fallet. Es stand ihnen eine große Versuchung bevor, Matth. 26, 31. eine Noth, darinnen sie von ihrer Treue gegen Christum eine Probe ablegen, und ihre Lection auffagen sollten, die sie bisher in seiner Schule gelernet. Weil nun diese Versuchung immer näher heran rückte, so sollten sie durch Wachen und Beten sich wehren, daß sie nicht im 3orn in die Versuchung, als in ein Gefängniß hinein gesperret würden. Denn das können wir nicht allezeit abbeten, daß nicht die Versuchung über uns komme, Jac. 1, 2.3. Wir würden nicht wissen, wie stark oder schwach wir wären, wenn sie nicht an uns ansehte. Über das können wir wohl durchs Gebet erhalten, daß wir nicht im Zorn hinein verschlossen werden, und darinnen unterliegen. Das hat uns Christus in der sechsten Bitte des Vater Unsers gelehret, über welche hier eine Auslegung zu finden ist; gleichwie vorher die dritte Bitte durch das hohe Exempel des Sohnes Gottes verkläret worden.

Der andere Bewegungsgrund ist hergenommen von der Schwachheit ihrer Kräfte. Zwar giebt ihnen der Herr Jesus

zu, der Geist sey willig. Er gestehet, daß sie einen guten Vorsaß gefaßt, treulich bei ihm auszuhalten. Diese Redlichkeit ihres Herzens erkenne er allerdings für eine Würkung des guten Geistes, ob er gleich ihrerseits mit vieler Unlauterkeit vermischet sey. Dabei aber führt er ihnen zu Gemüth, daß das Fleisch schwach sen. Sie hätten noch die verderbte Natur an sich, die sich selbst liebe, und auf ihre Erhaltung oft unordentli= cher Weise denke, die zurück bleibe, wenn der Geist mit seiner Willigkeit vorangehe, und denselben nicht nach Wunsch begleite. Ihr Vorsatz sey demnach zwar gut, aber es stehe nicht in ihren Kräften, denselben auszuführen, sondern sie brauchten göttlichen Beistand dazu, den sie durch ein wachsames Gebet erlangen müßten. Das ist kürzlich der Verstand der Worte, daraus nun folgende Lehren fließen.

1. Das menschliche Herz ist so tief in's Verderben gesunken, daß es sowohl unter dem Genuß der Liebe GOttes, als unter seinen Züchtigungen zu lauter Trägheit geneigt ist. Auf dem Berge Thabor schläferte diese drei Jünger Luc. 9, 32. hier im Delgarten auch. Ach ist das nicht ein Jammer, daß wir der Trägheit so nachhängen, und daß uns weder die große Gnade GOttes, noch unsere eigene Noth den Schlaf aus den Augen wischen kann?

2. Auch die unschuldigste Handlung kann sündlich strafbar werden, wenn sie am unrechtem Orte und zu unrechter Zeit geschiehet. Wer wollte sagen, daß schlafen an sich Sünde sey? Die Nacht ist ja dazu verordnet. Dennoch da es hier nicht am rechten Orte geschiehet, bekommen die Jünger einen Verweis darüber. Daher kann man nicht so frei hinsagen: ist denn das was böses? che man alle Umstände wohl überleget hat. Selbst das Gebet kann zur Sünde werden, wenn man es zu einer Zeit verrichtet, da man eine Gelegenheit hat, seinem Nächsten in Liebe zu dienen, und ihn aus einer Lebensgefahr zu helfen; aber solche über dem Beten muthwillig verfäumet, und ihn umkommen lässet.

3. In schweren Anfechtungen ist das bewährteste Verwahrungsmittel eine mit Gebet verknüpfte Wachsamkeit. Hierdurch kann der Versuchung der Stachel gebrochen, und der

Feind entwaffnet werden. Daher Paulus unter den andern geistlichen Waffen auch das Gebet anpreiset: Und betet stets in allem Anliegen, und wachet dazu mit allem Anhalten, Eph. 6, 18. Ach wenn die Menschen diese Waffen fleißiger brauchten, der Feind würde nicht so manchen Sieg über sie erhalten! Aber da läuft man hie und da hin, und sucht fremde Hülfe, und diese Hausmittel, die hier der höchste Arzt anpreiset, werden verachtet.

4. Ein guter Vorsaß macht die Sache im Kampf gegen die Sünde noch nicht aus; sondern es muß demselben durch Gebet der rechte Nachdruck gegeben werden. Mancher Mensch denkt Bunder, was er für ein Held sey, wenn er einen guten Vorsah gefafset hat; allein weil er es auf seine Kräfte aufänget, und nicht mit einer demüthigen Erkenntniß seiner Schwachheit GOtt um Beistand ersuchet, so liegt er, ehe er sichs versiehet. Daher wohl Lutherus nicht unbillig gesagt: Der Weg zur Höllen sen mit lauter gutem Vorfah gepflastert.

5. Die Schwachheit unsers Fleisches und Blutes muß uns nicht bewegen, das Christenthum für unmöglich zu halten, sondern uns vielmehr in's Gebet hinein jagen, dadurch die Hülfe vom Himmel erhalten wird. Es sind die Worte Chrifti: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach, vielem Mißbrauch unterworfen. Die Welt braucht diesen Spruch, sich des Wachens und Betens zu entschlagen; und Christus treibt eben deswegen zum Wachen und Beten an, weil das Fleisch schwach sey. Andere halten alle ihre vorseßlichen Sünden blos deswegen, weil sie zuweilen eine fliegende Andacht dabei haben, vor lauter Schwachheiten des Fleisches, dabei der Geist dennoch willig seyn könne; daher sie in ihrer Sicherheit immer beharren. Auch dies gehöret mit unter das Leiden Christi, daß er seine, Worte die er in seiner großen Angst gesprochen, so schändlich mißbrauchen lassen muß.

Gebet.

Nun du getreuer Heiland, der du als ein wachsamer Hirt deine sorglosen Schaafe in Gnaden besuchest, und für Gefahr

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