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I.

Was den Anführer der Feinde Christi betrifft, so heißts: Ilsbald, da er noch redete, siehe da kam der Zwölfen einer, Judas genannt, dahin. Es wird demnach die Ankunft des Berräthers mit der vorhergehenden Rede verknüpfet, darinnen Christus seine Jünger vor dem Schlaf gewarnet, und unter andern diesen Bewegungsgrund gebrauchet hatte: Siche, der mich verräth, ist nahe da, Matth. 26, 45. 46. Wie gesagt, so geschehen. Denn da diese Weissagung noch auf den Lippen dieses großen Propheten war, da kamen die Feinde von ferne angezogen. O wie werden da die trägen Jünger aus dem Schlaf aufgefahren und munter worden seyn, da sie dergestalt nach so vielen Warnungen so plötzlich übereilet wurden. Es wird aber der Rädelsführer etwas eigentlicher beschrieben, und von ihm gemeldet.

1) Das Amt, darinnen er sich) befunden: Es war der zwölfen einer, folglich kein gemeiner Jünger, sondern ein Apostel Jesu Christi, der über drei Jahr mit diesem seinem vollkommenen Meister umgegangen, seine heilsame Lebensworte gehöret, und seine Bunder mit angesehen, ja selbst das Evangelium andern geprediget hatte. Dieser läßt sich nach und nach vom Geiz und Eigennuh dergestalt einnehmen, daß er sich zu den Feinden des Herrn schlägt, und aus einem Apostel ein Verräther des Menschensohnes wird. Welchen erschrecklichen Abfall anzuzeigen, Matthäus und Lucas das gewöhnliche Ermunterungswort des heiligen Geistes: Siehe da kam der zwölfen einer, der Erzählung vorsehen. So wurde erfüllet die Weisjagung des 41. Psalms, v. 10: Auch mein Freund, dem ich mich vertrauete, der mein Brodt aß, tritt mich unter die Füsse. Es wird gemeldet :

2) Der Name, den er geführet: Judas genannt. Ja wohl, [wie es Lucas ausdrücket] der sogenannte Judas, bei dem aber Name und That Himmelweit von einander entfernet waren, indem er nicht ein Bekenner, sondern ein Verläugner und Verräther Jesu Christi worden? gleichwie die Gößen sogenannte Götter genennet werden, 1. Cor. 8, 5. Es wird gemeldet:

3) Der Ort den er unter dem Haufen der Feinde eingenommen: Er gieng vor ihnen her, und hatte sich also an die Spitze der gewaffneten Schaarwache gestellt; jedoch ohne Zweifel also, daß er etliche Schritte voraus gegangen, damit es nicht das Ansehen haben mögte, als ob er mit den Feinden käme. Er war als ein Spürhund voraus geschicket, den Jägern, die Christum verfolgten, den Weg zu zeigen. Daher er auch Apostelgeschicht 1, 16. genannt wird ein Führer derer, die Jesum griffen. Es wird gemeldet

4) Die Losung, derer er sich bedienet. Der Verräther hatte ihnen ein Zeichen gegeben. Da wird ihm sein rechter Titel gegeben. Denn er war kein Bekenner Christi, wie sein Name Judas erforderte, sondern ein Verräther, und hatte sich gegen die empfangene Silberlinge den Hohenpriestern verbindlich gemacht, die Person des Jesu von Nazareth in ihre Hände zu überliefern. Weil nun die römischen Soldaten, die den Angriff thun sollten, den Heiland von Angesicht nicht kannten, und demnach zu besorgen war, daß sie etwa in der Person irren, und anstatt des Meisters einen von seinen Jüngern ergreifen mögten; so hatte es der Verräther so mit ihnen abgeredet, daß er durch ein gewisses Merkmal die Person Christi bezeichnen wolle. Und zu diesem verrätherischen Zeichen hatte er einen Kuß erwählet, der sonst bei den Alten ein Zeichen der Liebe und Freundschaft war, damit sich bei den morgenländischen Völkern gute Freunde, wenn sie einander begegneten, zu grüssen pflegten. Er hatte ihnen aber nebst dem Zeichen auch den Schlüssel zur Bedeutung desselben gegeben, und gesagt: welchen ich küssen werde, der ist's, den ihr suchet. Und endlich hatte er ihnen dabei einen guten Rath ertheilet, den greifet und führet ihn gewiß. Als wollt, er sagen: Ich thue nichts weiter, als daß ich ihn euch überliefere. Läßt ihr ihn nun entwischen, so will ich entschuldiget seyn. Ich habe das Meine gethan, und werde euch von den ehrlich und redlich verdienten Silberlingen keinen Heller wieder heraus geben. So meinte er, hätte er seine Sache recht klug angestellet. Niemand wisse, daß er in der Absicht Jesum geküsset, daß andre ihn greifen sollten: und was seinen Meister betreffe, so werde sich derselbe

schon zu helfen wissen, und mitten durch seine Feinde durchgehen, wie er sonst gethan habe, Joh. 8, 58. Luc. 4, 30. Unterdessen könne er die dreißig Silberlinge mitnehmen. Hieraus wollen wir folgende Wahrheiten zur Erbauung merken.

1. Es ist ein Zeugniß unsers tiefen Verderbens daß wir mehr durch die äußerliche Gefahr, als durch die liebreichen Barnungen GOttes und seines Geistes gerühret werden. Wie oft hatte Christus seinen Júngern zugerufen: Wachet! Aber das hatten sie mit tauben Ohren angehöret, und einmal nach dem andern sich von neuem zur Ruhe bequemet. Nun aber werden sie munter, da die Feinde kommen. So gehets noch öfters. GOtt suchet manchen Menschen von seinen bösen Wegen abzubringen, und giebt ihm eine Warnung über die andre, bald in seinem Gewissen, bald durch gute Freunde und andre Gelegenheiten. Aber das schläget er alles in den Wind. Benn ihn aber GOtt durch Unglück angreift, oder ihn durch eine gefährliche Krankheit aufs Sterbebette hinwirft; da kommt er erst zu sich selbst, da schlägt er erst die Augen auf, da bereuet er sein thörigtes Leben, und verspricht sich zu bessern. Diese Unart unsers Herzens, hat also mit ihren Einfluß gehabt in das Leiden Christi; auch dafür hat unser treuer Hoherpriester gebüßet.

2. GOtt pflegt zwar niemanden mit seinen Gerichten zu übereilen, aber wenn alle Warnungen gering geschäßet, und alle Gnadenfristen versäumet werden, so läßt er die Erfüllung seiner Drohungen plößlich hereinbrechen. Die Jünger hatten vorher Zeit genug gehabt, sich zu ermuntern; da sie aber solche nicht anwendeten, so wurden sie von den Feinden so plöglich übereilet, daß sie kaum Zeit hatten, sich zu besinnen. Kaum war die lehte Ermunterung aus Christi Munde gegangen, siehe da war bereits der Schwarm der Feinde in vollem Anzuge begriffen. So gieng es den Leuten vor der Sündfluth, die hatten erstlich Frist gehabt hundert und zwanzig Jahr; dazu kam noch die Zeit, da Noah an der Arche bauete; und endlich die fieben Lage, da er die nöthigen Sachen einpackte. Aber da in diesen dreien Terminen keine Besserung erfolgte, da heißt's endlich 1 B. Mof. 7 11: da brachen auf alle Brunnen der gro

Ben Tiefe. So gehts nun auch. Es ist lange Zeit die Stimme erschollen, daß große Gerichte GOttes vor der Thür sind; wir haben dieselben auch wohl an einzeln Personen mit Erstaunen wahrgenommen. Aber niemand kehrt sich dran. Ale Ueppigkeiten und Bosheiten werden fortgesetet, alle Warnungen werden in den Wind geschlagen. Nun, wir können selbst die Rechnuug machen, wie es endlich ablaufen werde, wenn die Strafen GOttes kommen wie ein aufgehaltener Strom, den der Geist des Herrn treibet: und es ist zu besorgen, daß mancher, der jetzt seine Buße so freventlich aufschiebet, einmal nicht so viel Zeit haben werde, sich zu besinnen; wie GOtt schon an manchem faulen Baum bewiesen, der liegen blieben, wie er gefallen. daß wir doch unsre Gnadenzeit besser anwenden, und der gegenwärtigen Gelegenheiten recht wahrnehmen mögten!

3. Es ist kein Amt und Stand so heilig, dazu der Satan nicht einen freien Zutritt haben sollte. Selbst in der Zahl der Apostel war ein Dieb, Joh. 12, 6. ein Verräther, Matth. 10, 4. ja ein Teufel, Joh. 6, 70. Wo ist ein heiliger Amt, als das Lehr- und Bischoffsamt? Daher es auch 1 Timoth. 3, 1. ein gutes köstliches Werk genennet wird. Nichts destoweniger hat sich in demselben der Antichrist, der Mensch der Sünden und das Kind des Verderbens aufgeworfen, und sich also mitten in den Tempel GOttes gesehet; 2 Thess. 2, 4. Darum darf niemand auf sein heilig Amt trohen, noch sicher seyn, und denken, der Satan dürfe sich dahin nicht wagen. Hat er eines Apostels Christi nicht verschonet, so wird er eines andern gewiß auch nicht verschonen.

4. Die Laster der Personen müssen nicht dem. Amte und Stande selbst zugeschrieben werden. Judas war einer von den Zwölfen. Da nun dieser einen solchen Fall begangen, so wird es ohne Zweifel geheißen haben: Da siehet man, wis die Apostel des Jesu von Nazareth für Leute sind; solche Früchte wachsen in dem neuangelegten Garten des Apostolischen Amtes. Wer wollte aber sagen, daß sie hierinnen recht geurtheilet hätten? Bei den Lastern solcher Personen, die im Lehramt stehen, kann man sich auf zweierlei Art vergehen. 1) Wenn man dieselben, wenn sie gleich Stadt- und Landkündig sind,

dennoch entschuldigen, vertheidigen und vertuschen will, und fordert, daß man solche öffentliche Aergernisse, das Lehramt bei Ehren zu erhalten, zudecken, und entschuldigen solle. Wie kann doch aber darinnen die Ehre des Lehramts bestehen, daß man es zu einem Deckmantel der Bosheit misbrauche? Gereicht es nicht demselben zu einem größern Ruhm, wenn es sich seiner Schandflecken nicht annimmt, sondern sein Misfallen über ihren Bosheiten bezeuget? 2) Wenn man die Fehler solcher Personen vergrößert, aus Mücken Elephanten, aus Kleinigkeiten große Sünden machet, und wohl das Amt selbst verachtet, wenn die, so es führen, sich der Heiligkeit desselben nicht würdig bezeugen. Beides ist unrecht. Indessen, weil die Welt sonderlich zu dem lehtern geneigt ist, so hat man die Ermahnung Pauli 2 Cor. 6, 3. desto sorgfältiger zu merken: Lafset uns niemand irgend ein Aergerniß geben, damit unser Amt nicht verlästert werde.

5. Die meisten Menschen wollen bei allem ihrem sündlichen Besen doch noch immer fromm und aufrichtig scheinen. Judas hatte die allerleichtfertigsten Anschläge geschmiedet; nichts destoweniger will er seine Falschheit mit dem Schein der Liebe und Freundschaft schminken, und braucht daher den Kuß zu einer Losung seiner verdammten Verrätherei. Wenig Men= schen sind so verrucht, daß sie auch den Schein der Tugend und Gottseligkeit vermeiden; die meisten wollen so böse nicht scheinen, als sie in der That sind. Daher geben sie auch ihren Lastern schönere Namen. Geiß heißt Sparsamkeit. Fressen, Saufen und Ucppigkeit wird eine vergönnte Lust genennet. Hochmuth bekommt den Titel einer löblichen Ambition; Lügen den Namen einer artigen Ausflucht. Hurerei und Unreinigkeit wird unter dem Titel der Liebe und einiger vergönnten, Freiheiten desto ungescheuter ausgeübet. Dies alles hat hier der Sohn GOttes büßen müssen, da er leiden mußte, daß Judas seine Verrätherei mit der Farbe der Freundschaft schmückte.

II.

Was die Gefährten des Anführers der Feinde Christi betrifft, so können dieselben in drei Klassen getheilet werden.

1) Die Schaar, oder Schaarwache. Hierdurch werden die

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