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Vorrede

zur ersten Auflage dieses Buchs,

von

D. Johan Jacob Rambach.

(Geschrieben zu Halle, den 24. Februar, 1730.) Mit besonderer Rücksicht auf gegenwärtige Ausgabe,

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Werthgeschätzte Leser,

Ich übergebe Ihnen hiermit meine Betrachtungen über die Geschichte des Leidens JEsu Christi, welche bisher einzeln erschienen, nun aber zusammen im größern Format und mit leserlicher Schrift Ihnen vorgelegt werden.

Die gütige Vorsehung Gottes hat mich über mein Denken ganz nnvermerkt in diese Arbeit gezogen, dafür ich nun hernach seine unendliche Weisheit mit demüthiger Verwunderung preise.

Ich hatte im Jahr 1721, in der Fastenzeit, die Geschichte des innerlichen Leidens JEsu im Oelgarten einer großen Anzahl von Studenten zu Jena in neun dazu ausgesetzten Stunden dergestalt erkläret, daß ich, nach einer kurzen Erläuterung der historischen Umstände, einige triftige Lehren daraus gezogen, und solche, nach Erforderung des Zustandes academischer Zuhörer, kürzlich ausgeführet und eingeschärfet.

Auf gleiche Art ist auch im folgenden 1722sten Jahre die Geschichte des außerlichen Leidens Jesu Chrifti im Gel#garten, gleichfalls in neun Stunden, von mir abgehandelt worpen. Da nun viele bezeugten, daß sie dadurch erwecket worden, und daher wünschten dasjenige, was sie mündlich gehört hat

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ten, schriftlich lesen und wiederholen zu können; so habe ich ernstlich Bedenken getragen, diesen Wink der göttlichen Vorsehung auszuschlagen, und habe demnach noch in eben demselben Jahr beiderlei Betrachtungen dem Druck übergeben.

Ob nun gleich solche unvollkommene Arbeit dennoch mit Zufriedenheit von vielen aufgenommen und ich ersucht wurde dieselbe fortzusehen, so war ich doch fest entschlossen, dieses andern zu überlassen, die mehr Gnade, Salbung und Einsicht dazu haben.

Ich wurde von Jena nach Halle berufen, und obgleich ich daselbst eine erwünschte Gelegenheit fand, alle Sonnabend eine öffentliche Erbauungsstunde zu halten, um die übrigen Stücke des Leidens JEsu zu erklären, so fand ich mich doch nicht eher als im Jahr 1727 dazu erwecket, da ich in der Fastenzeit einige von den gedachten Erbauungsstunden zur Betrachtung der Geschichte des Leidens JEsu vor dem geistlichen Gericht der Juden" aussette, und selche Betrachtungen, wie sie theils nachgeschrieben, theils von mir hin und wieder erweitert worden, zu Anfange des folgenden Jahres an's Licht stellete; darauf im Jahr 1729 das Leiden JEsu vor Pilato und Ze rode, und 1730 das Leiden JEsu auf dem Berge Golgatha gefolget. Dies ist kürzlich die Folgereihe dieser Arbeit.

Was nun die Einrichtung dieses Buchs betrifft, so habe ich dabei folgendes zu bemerken:

1. Zum Grunde der Betrachtungen habe ich die Beschreibung der vier Evangelisten, welche über das Leiden JEsu handeln, in einem harmonischen Zusammenhang zu bringen gesuchet. Einem jeden Theil der Passions Geschichte ist der ganze harmonische Text vorgesehet und zu Anfang einer jeden · Betrachtung wird das Stück desselben, das darin abgehandelt wird, wiederholet, mit Anführung der Evangelisten, aus wel

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chen dasselbe genommen ist. Allein in dem lehten Theil sind in der vierten, neunten, zwölften und dreizehnten Betrachtung einige Vorbilder und Weissagungen des alten Testaments von Christi Leiden zum Grunde geleget.

2. Auf den harmonischen Tert folget die Abtheilung des selben in seine größere Theile, damit man bei der Abhandlung einen Leitfaden haben und eine richtige Ordnung beobachten könne.

3. Die größere Theile sind nachgehnds wiederum nach denen dabei vorkommenden Umständen in kleinere zergliedert; so, daß es gar leicht seyn würde, den Inhalt einer jeden Betrachtung in einer Tabelle vorzustellen. Einige wenige Betrachtungen sind hiervon auszunehmen, darin die Meditation und Gebet mit einander abwechseln; als die achte Betrachtung über das innerliche Leiden Christi im Delgarten; die zehnte Betrachtung über das Leiden vor dem geistlichen Gericht; die zwölfte Betrachtung über das Leiden vor dem weltlichen Gericht, und die achte Betrachtung über das Leiden auf dem Berge Golgatha. Auch ist dem Leiden vor dem geistlichen Gericht eine Passionspredigt angehänget, und dem Leiden auf Golgatha eine Bußpredigt über einen Passions-Text in der zweiten Betrachtung einverleibet, welche ihre eigene Einrichtung haben.

4. In einer weitläuftigen Erklärung aller und jeder historischen Umstände, und in eine Auflösung aller und jeder Schwierigkeiten mich einzulassen, ist mein Zweck nicht gewesen. Der Text ist hinlänglich bald kürzer, bald reichlicher erkläret ; der Nachdruck der vornehmsten Worte, den sie in der Grundsprache haben, gezeiget, die Schwierigkeiten mit wenigen gehoben, bei den historischen Umständen der Rath der göttlichen Weisheit und das Recht und der göttlichen Wiedervergeltung

fleißig bemerket, und alle unnöthige Ausschweifungen gänzlich vermieden worden.

5. Aus dem erklärten Text sind viele practische Lehren hergeleitet, welche theils aus dem Innern des Textes ungezwungen fließen, theils erbauliche Anmerkungen über denselben in sich fassen, die bald zur Warnung und Bestrafung, bald zur Ermunterung, bald zum Troste angewendet werden. Einige sind auf dem Zustand aller Christen, andere ins besondere auf den Zustand der Studirenden gerichtet. Einige sind länger, andre kürzer. Einige scheinen nur moralische Lehren in sich zu fassen, die aber doch in das Innere des Christenthums hinein`geführet werden. Viele zielen dahin, die Aehnlichkeit zwischen Christo und seinen Gliedern in dem Geheimniß des Kreußes zu entdecken, und die wahre Gestalt der im Argen liegenden Welt abzubilden.

6. Einer jeden Betrachtung ist ein kurzes Gebet beigefüget, um denen, die keine Uebung im Gebet des Herzens haben, einige Anleitung zu geben, wie sie bei dem Beschluß einer jeden Betrachtung ihr Gemüth in andächtigen Seufzern zu GOtt erheben können.

7. Auf einigen Seiten sind Anmerkungen in deutscher Sprache beigefügt. In einigen wird der Leser auf andre Stellen der Betrachtungen gewiesen, allwo die Materie bereits abgehandelt worden. In andern wird etwas aus den Alter

thümern zur Erläuterung angeführet.

8. Aus diesen Anmerkungen kann zugleich ein jeder schlie Ben, daß nicht alles aus eigenem Nachdenken geflossen, sondern daß ich zuweilen auch andre Gedanken und Einsichten nachgelesen, geprüfet und mir zu Nuße gemacht habe. Da aber doch das meiste aus eigenem Nachdenken geschrieben ist, so wird hoffentlich diese Arbeit den Titel Betrachtungen gar wohl behaupten können.

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