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zu bestehen, wie er in großen Familien wohl vor= fallen kann: so war doch all dergleichen Erinnerung in meiner Seele erloschen, als ich das Vaterland in Elend erblickte, in der Fremde, im Elend; selbst seine Gebrechen wurden mir plöglich theuer und werth, selbst mit seinen Krähwinkeleien war ich ausgeföhnt, und ich drückte ihm die Hand, ich drückte die Hand jener deutschen Auswanderer, als gäbe ich dem Vaterland selber den Handschlag eines erneueten Bündnisses der Liebe, und wir sprachen Deutsch. Die Menschen waren ebenfalls sehr froh auf einer fremden Landstraße diese Laute zu vernehmen; die besorglichen Schatten schwanden von ihren Gesichtern, und sie lächelten beinahe. Auch die Frauen, worunter manche recht hübsch, riefen mir ihr gemüthliches Griesch di Gott!" vom Wagen herab, und die jungen Bübli grüßten erröthend höflich, und die ganz kleinen Kinder jauchzten mich an, mit ihren zahnlosen lieben Mündchen.

Und warum habt Ihr denn Deutschland verlaffen? fragte ich diese armen Leute. Das Land ist gut und wären gern dageblieben, antworteten sie, aber wir konntens nicht länger aushalten

Nein, ich gehöre nicht zu den Demagogen, die nur die Leidenschaft aufregen wollen, und ich will nicht alles wiedererzählen was ich auf jener Landstraße, bei Havre, unter freiem Himmel, gehört habe über den Unfug der hochnobeln und allerhöchst nobelen Sippschaften in der Heimath

auch lag die größere Klage nicht im Wort selbst, sondern im Ton, womit es schlicht und grad gesprochen, oder vielmehr geseufzt wurde. Auch jene armen Leute waren keine Demagogen; die Schlußrede ihrer Klage war immer: was sollten wir thun? sollten wir eine Revolution anfangen?

Ich schwöre es bei allen Göttern des Himmels und der Erde, der zehnte Theil von dem was jene Leute in Deutschland erduldet

haben, hätte in Frankreich sechs und dreißig Revolutionen hervorgebracht und sechs und dreißig Königen die Krone mitsammt dem Kopf gekostet.

Und wir hätten es doch noch ausgehalten

und wären nicht fortgegangen, bemerkte ein achtzigjähriger, also doppeltvernünftiger Schwabe, aber wir thaten es wegen der Kinder. Die sind noch nicht so stark wie wir an Deutschland gewöhnt, und können vielleicht in der Fremde glücklich werden; freilich, in Afrika werden sie auch manches ausstehen müssen.

Diese Leute gingen nämlich nach Algier, wo man ihnen, unter günstigen Bedingungen, eine Strecke Landes zur Colonisirung versprochen hatte. Das Land sell gut sein, sagten sie, aber wie wir hören, giebt es dort viel giftige Schlangen, die sehr gefährlich, und man hat dort viel auszustehen von den Affen, die die Früchte vom Felde naschen, oder gar die Kinder stehlen und mit sich in die Wälder schleppen. Das ist

grausam. Aber zu Hause ist der Amtmann auch giftig, wenn man die Steuer nicht bezahlt, und das Feld wird einem von Wildschaden und Jagd noch weit mehr ruinirt, und unsere Kinder wurden unter die Soldaten gesteckt — was sollten wir thun? Sollten wir eine Revclution an= fangen?

Zur Ehre der Menschheit muß ich hier des Mitgefühls erwähnen, das, nach der Aussage jener Auswanderer, ihnen auf ihren Leidenssta= tionen durch ganz Frankreich zu Theil wurde. Die Franzosen sind nicht blos das geistreichste, sondern auch das barmherzigste Volk. Sogar die Aermsten suchten diesen nnglücklichen Fremden irgend eine Liebe zu bezeigen, gingen ihnen thätig zur Hand, beim Aufpacken und Abladen, liehen ihnen ihre kupfernen Kessel zum Kochen, halfen ihnen Holz spalten, Wassez tragen und Waschen. Habe mit eigenen Augen gesehen, wie ein französisch Bettelweiß einem armen kleinen Schwäb

chen ein Stück von ihrem Brod gab; wofür ich mich auch herzlich bei ihr bedankte. Dabei ist noch zu bemerken, daß die Franzosen nur das materielle Elend dieser Leute kennen; jene können eigentlich gar nicht begreifen, warum diese Deutschen ihr Vaterland verlassen. Denn, wenn den Franzosen die Landesherrlichen Plackereien so ganz unerträglich werden, oder auch nur etwas allzustark beschwerlich fallen, dann kommt ihnen doch nie in den Sinn die Flucht zu ergreifen, sondern sie geben vielmehr ihren Drängern den Laufpaß, sie werfen sie zum Lande hinaus und bleiben. hübsch selber im Lande, mit einem Worte: sie fangen eine Revolution an.

Was mich betrifft, so blieb mir durch jene Begegnung ein tiefer Kummer, eine schwarze Traurigkeit, eine bleierne Verzagniß im Herzen, dergleichen ich nimmermehr mit Worten zu beschreiben vermag. Ich, der eben noch so übermüthig wie ein Sieger taumelte, ich ging jezt

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