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Schillers Dichtungen

nach

ihren historischen Beziehungen

und nach

ihrem inneren Zusammenhange

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F. W. Hinrichs.

3weiter, dramatischer Theil.

Erste Abtheilung.

TIB.

Leipzig, 1838.

Verlag der I. C. Hinrichsschen Buchhandlung.

BIBLIOTHECA

REGLA

MONAGENSIS.

Bayerische
Staatsbibliothek
München

22314

Einleitung.

Der Herzog Karl hatte anbefohlen, daß die Zdglinge auf

der Karlsschule sich gegenseitig charakterisiren mußten. Die Schilderung jedes Einzelnen wurde dann zu einem Ganzen zusammengetragen. Die Charakteristik Schillers war folgende:,,er sey lebhaft und lustig, und zeige gar viel Einbildungskraft und Verstand, gefalle durch seine Freundlichkeit und Bescheidenheit, lese beinahe immer Gedichte, und beweise vorzügliche Neigung zur Poesie, hauptsächlich zum Tragischen." Man erlaubte den Zöglingen einige Mal im Jahre, Theaterstücke in einem der academischen Såle aufführen zu dürfen; aber die weiblichen Rollen mußten ebenfalls von Jünglingen gespielt werden. Auch Schiller versuchte sich als Schauspieler, und übernahm eine Rolle im Clavigo, spielte aber dergestalt, daß er und seine Freunde noch lange darüber scherzten und lachten. Dessen ungeachtet trug er sich noch in Mannheim mit der Idee, Schauspieler zu werden, und eröffnete Beil und Beck

sein Vorhaben. Aber Beil fagte zu ihm: „nicht als Schauspieler werden Sie der Stolz deutscher Bühnen werden, sondern als Schauspieldichter.",,Schiller", sagt Göthe,,,mochte sich stellen, wie er wollte, er konnte gar nichts machen, was nicht immer bei Weitem größer heraus kam, als das Beste unserer neuesten Tragiker; ja wenn Schiller sich die Nägel beschnitt, war er größer, als diese." Nach Streicher machten diejenigen Schriften auf ihn den größten Eindruck, welche für's Theater geschrieben waren. Sie erweckten in ihm alle schlummernden Kräfte, deren die Natur für diese Dichtung so viele in ihn gelegt hatte. Er durfte mit einem dramatischen Gedanken nur angehaucht werden, um gleich in Feuer und Flammen aufzulodern. Schillers Talent, sagt Göthe, war recht für's Theater geschaffen. Mit jedem Stück schritt er vor und ward er vollendeter; doch war es wunderlich, daß ihm noch von den Räubern her ein gewisser Sinn für das Grausame anklebte, der selbst in seiner schönsten Zeit ihn nie ganz verlassen wollte.

Als Schiller noch in Stuttgart war, schrieb er im Würtembergischen Repertorium der Literatur eine Abhandlung: Ueber das gegenwärtige deutsche Theater", die sowohl gegen die damaligen Schauspieler gerichtet war, als gegen die Schauspieldichter. Er wirft jenen Mangel an guter Des clamation vor, Reflexion auf die Zuschauer und auf die Rollen, die sie spielten; diesen französische Decenz und Schilderung der rohen Natur. Er stellt darin das Theater mit der Moral und Religion zusammen, und behauptet, daß die Schaubühne wegen der sinnlichen Anschauung nach

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drücklicher wirke, als jene beiden durch bloße Sentenzen und Tradition. Darauf schrieb er in Mannheim zum Eintritt als Mitglied in die deutsche Gesellschaft eine Abhandlung:,,Was kann eine gute Schaubühne eigentlich wirken ?” die später unter dem Titel: Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet", in der Thalia erschienen ist. Schiller vergleicht hierin das Theater mit der Schule und Kirche, und zieht zulegt das Resultat, daß das Theater und die Kunst die Wirksamkeit der Moral und Religion vollenden soll. Später corrigirt er diese Wendung auf das Praktische der Besserung und Belehrung, und faßt die Kunst und die Bühne als Selbstzweck auf. Sonst finden sich in dem Auffah treffliche Gedanken, z. B. daß das Theater wesentlich Volkstheater seyn müsse, daß die Kunst auf dem harmonischen Spiele und mittleren Zustande der sittlichen und geistigen Kräfte beruhe, und dergleichen mehr.

Dalberg hatte die Einrichtung getroffen, daß jährlich mehrere dramatische Preisfragen gestellt würden, wodurch er die Schauspieler veranlassen wollte, daß sie über ihre Kunst auch weiter nachdenken sollten. Die Beantwortung folcher Fragen brachte Schiller auf den Gedanken, das Mannheimer Theater, welches schon damals das erste Theater in Deutschland war, und den Namen „Mannheimer Nationaltheater" führte, wo möglich zum Volkstheater zu erheben, nach dem sich alsdann alle Theater zu richten håtten. Um dies zu bewirken, wollte er eine dramatische Monatsschrift herausgeben, die sich zur Aufgabe machte, das Theoretische der Kunst mit dem Praktischen des Thea

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