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Der Pförtner eilt, um Erischkigal, der Herrin der Unterwelt, das Verlangen Istars zu melden. Diese erschrickt heftig über die Botschaft, allerhand Ahnungen steigen in ihr auf und erpressen ihr laute Klagerufe, aber sie befiehlt dem Wächter, Istar einzulassen und sie „nach den alten Gesetzen“ zu behandeln. Der Wächter kehrt zurück, öffnet das Tor:

,,Tritt ein, meine Herrin! Kutha jauchze dir zu!

Der Palast des „Landes ohne Rückkehr“ freue sich vor dir!" Nun führt er sie durch die sieben Tore, bei jedem Tore ihr ein Schmuckstück abnehmend, die große Tiara, die Ohrgehänge, die Halsketten, die Brustschilder, den Hüftengürtel, die Spangen an Händen und Füßen, und endlich das Schamtuch von ihrem Leibe. Vor jedem Tor fragt Istar:

„Warum, Pförtner, nahmest du fort die große Tiara meines Hauptes?"

usw., worauf ihr immer nur die eine Antwort wird:

„Tritt ein, meine Herrin, denn also lauten der Erischkigal Befehle!"

Endlich gelangt Istar, völlig entblößt, in den inneren Raum der Unterwelt. Wie Erischkigal und Istar einander ansichtig werden, stürzen sie wütend aufeinander los; Erischkigal ruft ihren Diener Namtaru, heißt ihn Istar einsperren und sechzig Krankheiten auf sie loslassen, mit Krankheit der Augen, der Hüften, der Füße, des Herzens, des Kopfes, des ganzen Leibes wird sie geschlagen.

Während nun Istar in der Unterwelt gebunden liegt, erstirbt auf der Erde alle Zeugungskraft: der Stier bespringt nicht mehr die Kuh, der Esel legt sich nicht mehr auf die Eselin, der Mann sucht das Mädchen nicht mehr heim.

Aber Samas, der Sonnengott, erbarmt sich der gebundenen Kreatur, tritt weinend hin vor seinen Vater Sin und vor Ea, und schildert ihnen die Folgen, die Istars Verschwinden in der Unterwelt für die Kreatur gehabt hat:

„Istar ist zur Erde hinuntergestiegen,

Seitdem Istar

gekommen.

nicht wieder herauf

zu dem Lande ohne Rückkehr hinuntergestiegen,

bespringt der Stier
legt sich der Esel

nicht mehr die Kuh,

nicht mehr auf die Eselin,

legt sich auf das Mädchen auf der Straße nicht mehr der Mann, es schläft der Mann auf seinem Lager,

es schläft das Mädchen in ihrer . . . .

Ea bildet Açuschunamir, ein fabelhaftes Wesen, und entsendet es

an Erischkigal, um diese zur Freilassung der Istar bewegen zu lassen. Als Erischkigal Eas Begehren vernimmt, gerät sie wohl zuerst in Raserei, sie „schlug ihre Lende, biß ihren Finger" und überschüttet ihn mit Verwünschungen, aber alsbald gibt sie Namtaru, ihrem Boten, den Auftrag, Istar mit Lebens zu besprengen und mit fortzuführen. Tore wird sie zurückgeleitet, bei jedem Tor vorher abgenommene Schmuckstück zurück.

dem Wasser des Durch die sieben erhält sie das ihr

Der Schluß der Legende ist in seinem Zusammenhang noch unverstanden. Man hat in ihm gewöhnlich eine Klage auf Tammuz, den Gott der Frühlingsvegetation, der alljährlich in die Unterwelt sinken muß, gesehen. Nach Jensen wäre in diesem Schluß aber vielmehr von einem fröhlichen Flötenspiel desselben die Rede, in das auch die Klagemänner und Klageweiber einstimmen, denen sonst die Tammuzklage zukommt" (Zimmern, KAT S. 397f.). Die Schlußzeilen lauten in der Übersetzung

Zimmerns:

"

Wann Tammuz auf der Flöte von Lasurstein (fröhlich) spielt, sollen sie auf dem . . . . Instrument von Porphyr (?)1 mit ihm (fröhlich) spielen,

sollen mit ihm (fröhlich) spielen Klagemänner und Klagefrauen, auf daß die Toten aufsteigen und Weihrauch riechen.

Die sich zunächst aufdrängende Deutung des Mythus ist die Auffassung als Naturmythus, insofern durch das zeitweilige Verschwinden der Istar als der Vegetationsgöttin die Unterbrechung der Fruchtbarkeit auf der ganzen Erde „erklärt" wird. Der eigentliche Sinn liegt aber tiefer, auch Istars Höllenfahrt ist ein Gestirnmythus wie jeder andere. Istar wird sowohl mit dem Planeten Venus als auch mit dem Siriusstern verknüpft, und man hat versucht, nach diesen beiden siderischen Beziehungen den Mythus auszudeuten. Beide Versuche vermögen nicht völlig zu befriedigen; dazu kommt, daß die Eigenschaft der Istar als Vegetationsgöttin in der babylonischen Mythologie kaum eine Rolle spielt und wohl durchaus sekundär ist. Die richtige Auffassung wird durch die Schlußzeilen nahegelegt, wenn sie wirklich mit Jensen die Verherrlichung des Tammuz zum Gegenstand haben. Tammuz ist in der babylonischen Religion der eigentliche Repräsentant der Frühlingsvegetation, siderisch der Frühjahrssonne,

1 bez. auf dem Ring (? Char) von sâmtu-Stein.

der im Hochsommer stirbt und zur Unterwelt hinabfährt, mit dessen Sterben auch alle Vegetation auf der Erde aufhört1. Er ist es also, der nach der ganzen babylonischen Lehre im Mittelpunkt des Mythus stehen sollte. Die Höllenfahrt des Tammuz ist also wohl ursprünglich der Hintergrund des Mythus und die Höllenfahrt der Istar lediglich zu dessen Befreiung in Szene gesetzt. Diesen Sachverhalt deutet offenbar der im jetzigen Zusammenhang sonst ganz unverständliche Tammuzhymnus am Schluß des Mythus an. In der vorliegenden Gestalt freilich ist die Rolle des Tammuz vollständig auf seine Geliebte Istar übertragen, wohl ebenso wie die Eigenschaft als Gottheit der Vegetation im Zusammenhang der Lehre. Es werden übrigens auch andere Götter, die als Vegetationsgötter erscheinen, zeitweilig in die Unterwelt versetzt, ihnen also die Rolle des Tammuz zuerteilt, wie Enmeschara und Ningischzidda.

Von Parallelerzählungen sei vor allem die von Orpheus und Eurydice genannt.

In die Unterwelt führt auch der Mythus von

31. Nergal und Erischkigal.

Der Text ist in Fragmenten erhalten, welche unter den zu Tel el-Amarna gefundenen Tontafeln sich befanden; er stammt also in der vorliegenden Rezension frühestens aus dem 15. vorchr. Jahrhundert. Text bei Bezold-Budge, Tell el-Amarna Pl. 17; Bezold in Oriental Diplomacy nr. 82; Winckler-Abel, Tontafelfund von El-Amarna S. 164f.; besonders Knudtzon, BA IV S. 130 ff. Transkr. u. Ubers.: Jensen, KB VI, 1 S. 74 ff. Zum Inhalt vgl. Jeremias bei Roscher III, 263f.; Zimmern, KAT S. 583f.

3

Inhaltsangabe. Stück I. Die Götter sind eben dabei, ein Gastmahl anzurichten; alle sind sie versammelt, nur Erischkigal, die Herrin der Unterwelt, fehlt, sie kann ihren Posten nicht verlassen. Um aber auch ihr Anteil an dem Festgelage zu bieten, entsenden die Götter einen Boten an sie, der sie auffordert, ihren Anteil holen zu lassen. Erischkigal schickt ihren Boten Namtaru und dieser kommt alsbald vor die schmausenden Götter es folgt nun eine große Lücke im Text, doch ist über den Zusammenhang kein Zweifel-; einer unter den Göttern, Nergal, hat es unterlassen, den eintretenden Boten der Erischkigal durch Erheben von seinem Sitze zu begrüßen. Tief gekränkt

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1 Vgl. die,,Tammuzklage" in den Tammuzhymnen 4. R 27 Nr. 1, 30 Nr. 2 und Reisner Nr. 37.

1

über diese Miẞachtung beklagt sich Namtaru bei seiner Herrin.
Diese empfindet die Mißachtung ihres Abgesandten wie eine
Kränkung ihrer persönlichen Ehre, sie sendet Namtaru wieder
zurück zu den Himmlischen mit dem Auftrag:

,,Den Gott, der vor meinem Boten nicht aufstand,
bringe ihn zu mir, daß ich ihn töte!"

Namtaru geht und redet mit den Himmlischen. Diese, die Böses
gegen ihn im Schilde führen, fordern ihn auf, sich seinen Mann
zu suchen und ihn seiner Herrin vorzuführen. Der Text ist
hier wieder lückenhaft; wie es scheint, findet Namtaru den Übel-
täter nicht, jedenfalls muß er ohne ihn zurückkehren. Aber es
scheint, daß die Götter es für wünschenswert halten, Erischkigal
nicht zu sehr zu reizen, und daß sie Nergal veranlaßt haben,
sich selber der Erzürnten zu stellen. Jedenfalls aber sind unter-
dessen Monate vergangen. Zu seinem Schutze geben sie ihm
vierzehn1 Dämonen mit auf den Weg.

Nergal kommt zum Tore der Unterwelt und fordert Einlaẞ. Der Wächter geht zu Namtaru und bittet ihn, den Einlaßbegehrenden anzusehen, ob man ihn einlassen könne. Namtaru erkennt in ihm sofort den Gott, der seinerzeit nicht vor ihm aufgestanden war und macht Erischkigal Meldung. Diese befiehlt, Nergal einzulassen, damit sie ihn töte. Mit heuchlerischen Worten lädt Namtaru ein:,,Tritt ein, mein Herr, in das Haus deiner Schwester!"... ,,Dein Herz freue sich!" Der Text zeigt hier wieder eine Lücke. - Nergal stellt nun in den vierzehn Toren der Unterwelt seine vierzehn Helfer auf, überwältigt mit ihrer Hilfe zunächst Namtaru, dringt dann in das Innerste des Hauses der Erischkigal ein, zieht sie an den Haaren vom Thron hernieder, um ihr das Haupt abzuschlagen. Sie aber fleht um Erbarmen:

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,,Erschlag mich nicht, mein Bruder! Ich will dir ein Wort sagen!" Nergal läßt sie los und ,,weinend und heulend" sagt sie zu ihm:

,,Du sollst mein Gatte sein,
Ich will dich ergreifen lassen

Ich will die Tafel der Weisheit

ich will dein Weib sein.
die Königsherrschaft auf der
weiten Erde.

in deine Hand legen.

Du sollst der Herr, ich will die Herrin sein."

Nergal leuchtet das ein, er ergreift sie, küßt sie, wischt ihr die
Tränen ab und verspricht ihr, alles zu erfüllen, was sie seit den

1 Entsprechend der Zahl der Tore der Unterwelt. Auch die dem Gott Nergal heilige Zahl ist 14.

vergangenen Monaten von ihm gewünscht hat. Leider ist der Schluß des Textes wieder abgebrochen.

Nergal ist Sonnengott, seine Höllenfahrt ist wie die des Tammuz, des Gilgamesch etc. die Versinnbildlichung des Sterbens der Sommersonne. Zu besonders drastischem Ausdruck kommt dieser Gedanke in der gewaltsamen Eheschließung zwischen Nergal und der Erischkigal, der Unterweltsgöttin. Eine wenn auch in vielem wesentlich verschiedenartige Ausprägung hat der Mythus erfahren in der Figur der griechischen Unterweltsgöttin Persephone. Nergal ist aber auch Gott der Unterwelt. Eine weitere Parallele ist gegeben durch die griechische Erzählung von der gewaltsamen Eheschließung der beiden Unterweltsgottheiten. Daß auch der griechischen Überlieferung der babylonische Ursprung des Mythus noch klar ist, beweist die Zusammenstellung der Namen Κουρη, Περσεφονη Ερεσχιγαλ.

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Kap. 9: Die übrigen Mythen.

$ 32. Der Ira-Mythus.

Die frühere Lesung Dibarra für den Namen des Helden ist jetzt wohl allgemein aufgegeben und dafür die Lesung Ira oder Ura (vgl. die phonet. eme-sal — Schreibung e-ri) angenommen. Die erhaltenen Textfragmente stammen aus Assurbanipals Bibliothek und sind veröffentlicht von Harper in BA II, 477 ff. und 515ff., und von King, ZA XI S. 54 ff. Dort auch Übersetzungen. Solche findet sich außerdem bei Jensen, KB VI, 1 S. 57 ff. Zum Inhalt siehe besonders Zimmern in KAT3 S. 389 ff; Jeremias, Babylonisches im N.T. S. 97 ff.

Inhaltsangabe. Der Anfang des Textes fehlt.

Stück I. Anu übergibt „Ira, dem Gewaltigen unter den Göttern", sieben böse Dämonen, die ihn unterstützen sollen, wenn ihn sein Herz antreibt, über die Menschen ein Sterben zu verhängen, die Tiere des Feldes zu schlagen.

Der Zusammenhang mit dem folgenden ist unklar.

Stück II. Im folgenden scheint ein Zwiegespräch zwischen Ira und Ischum, der wie jener eine verheerende Seuche ist, vorzuliegen. Ischum hält Ira vor, was er schon Verderbliches ausgerichtet, wie er die „Kinder Babylons" wie Vögel mit dem Netz überwältigt habe, wie er die Stadt verlassen habe und mit dem Aussehen eines Löwen (?) hineinging in den Palast des ,,Statthalters,

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