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und Hymnen an Nergal; Gray, C. D., The Samas religious texts, Chicago 1901 (hier nur K 3182 bearbeitet, die andern in Autographie). Für die Nachweise der übrigen verstreuten Textpublikationen und Bearbeitungen muß auf Jastrow, Religion, die entsprechenden Monographien von A. Jeremias bei Roscher, Lexikon der Mythologie, und den Index zu Bezolds Catalogue (Bd. V) verwiesen werden. In jüngster Zeit hat Zimmern in AO VII, 3: „,Babylonische Hymnen und Gebete" eine Anzahl der interessantesten Texte dieser Art in meisterhafter Übersetzung geboten. Die Arbeiten von Jastrow und Zimmern wollen zur Ergänzung der im folgenden gegebenen Textproben herangezogen werden.

$35. Allgemeines.

Die lyrischen Stücke der Keilschrift-Literatur tragen durchweg religiösen Charakter. Weltliche Lieder, Volkslieder allgemeinen Inhalts, Trinklieder, Liebeslieder, wie sie z. B. in der ägyptischen Literatur vorkommen, sind uns bis jetzt in keinem einzigen Exemplar zugänglich geworden. Daß übrigens auch die Babylonier geliebt und getrunken und dazu gesungen haben, wi alle Menschen, ist selbstverständlich; es ist uns zu allem Überfluß auch noch durch bildliche Darstellung bezeugt (vgl. das bekannte Idyll, das Assurbanipal und seine Gemahlin beim Trinkgelage in weinumrankter Laube darstellt). Tatsache ist aber, daß die Erzeugnisse der leichtgeschürzten Muse bis heute unter den Schätzen der uns zugänglichen Keilschriftliteratur noch nicht vertreten sind.

Wir haben es darum auch hier nur mit der erhabenen Gattung der lyrischen Poesie zu tun, welche auf einen religiösen Grundton gestimmt ist. Hier lassen sich wenigstens in der Hauptsache drei Arten unterscheiden: Gebete, Hymnen und Psalmen; Gebete, die die Hilfe der Gottheit für den Sänger erflehen, Hymnen zum Preis der Gottheit, Psalmen, d. h. Stimmungsbilder, in denen der Sänger seine leibliche und geistige Not zum Ausdruck bringt, der Gottheit vorträgt. Diese drei Literaturgattungen lassen sich wohl theoretisch auseinanderhalten, eine reinliche Scheidung läßt sich aber nach diesen Gruppen in der lyrischen Poesie der Keilschriftdenkmäler nicht durchführen, sie gehen mehr oder weniger alle ineinander über. Hymnen dienen zur Einleitung von Gebeten, die Psalmen klingen in Anrufung an die Gottheit aus, die den Sänger aus seiner Not herausführen soll, und die Gebete tragen, soweit sie in poetischer Form gehalten sind, oft den Charakter der Litanei und berühren sich aufs engste mit den unten Kap. 11 zu besprechenden Beschwörungstexten, Zauber- und Ritualformeln.

Mit diesen sind sie übrigens auch in vielen Fällen zu literarischen Einheiten verschmolzen worden.

Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal bietet in jedem Falle der höhere Schwung der Gedanken, die reichere Form, das unvergleichlich erhabenere Niveau der religiösen Vorstellung.

Dadurch gewinnen die poetischen Gebete, Hymnen und Psalmen einen von der Masse des babylonischen Schrifttums sich deutlich abhebenden, individuellen Charakter. Freilich kommen wir auch hier in keinem Falle zu einer Möglichkeit, durch das Kunstwerk auch den Künstler kennen zu lernen. Auch die zartesten Äußerungen persönlichen Erlebnisses bleiben für uns anonym, ausschließlich literarische Denkmäler, denen der wichtigste Kommentar fehlt, die Kenntnis der persönlichen Verhältnisse ihres Urhebers. Das ist auch der Fall bei den Stücken, die mit einem historischen Namen verknüpft auf uns gekommen sind. Für diese Texte liegt eine zeitgeschichtliche Würdigung besonders nahe, da die historischen Grundlagen mit aller wünschenswerten Sicherheit gegeben sind. In vielen, ja den meisten Fällen ist aber auch aus ihnen ein sicheres historisches Material für die Literaturgeschichte nicht zu gewinnen. Denn auch die hier verwerteten Gebete und Hymnen sind so unpersönlich und tragen die Merkmale überlieferter, starrer Formen so unverkennbar an sich, daß das Besondere meist lediglich auf die politische Situation zurückzuführen ist, aus der die Inschrift selbst als Ganzes erwachsen ist. Sie sind den Vorbildern in Bibliotheken und Archiven entnommen. Zusammenstellungen und Formelbücher, wie sie die mittelalterlichen Kanzleien für alle Teile der Urkunden besaßen, waren ja wohl auch an den Zentralstellen der offiziellen Historiographie vorhanden. Im großen und ganzen werden ja wohl bei der Abfassung der Königsinschriften die besonderen Neigungen und Wünsche des königlichen Auftraggebers Berücksichtigung gefunden haben, aber irgendwelche literarische Qualitäten werden kaum jemals auf diese zurückzuführen sein.

So wenig wir von der Person des Verfassers wissen, so unsicher ist die Frage nach der Zeit der Abfassung, wie vor allem darnach, ob die Hymnen, Gebete und Psalmen ursprünglich sumerisch oder semitisch abgefaßt sind. Die Tatsache, daß diese Texte großenteils zweisprachig, d. h. sumerisch mit semitischer Übersetzung inter lineas überliefert sind, ist für diese Fragen an sich belanglos, denn wir haben Texte genug, in denen

die sumerische Fassung mit Sicherheit als sekundär nachgewiesen werden kann. Die Redaktion in sumerischer Sprache spricht lediglich dafür, daß die Texte als der heiligen Literatur angehörig galten, daß sie dadurch ein ehrwürdiges Alter äußerlich zur Schau tragen sollten, daß sie bei gottesdienstlichen Funktionen rezitiert wurden.

Wichtiger sind innere Gründe für die Beurteilung der mutmaßlichen Entstehungszeit: einmal direkte oder indirekte Anspielungen, welche eine zeitgeschichtliche Deutung nahelegen, und sodann die zutage tretende religiöse und künstlerische Reife und Abgeklärtheit. Aber auch diese Kriterien führen zu keinem auch nur einigermaßen sicheren Ergebnis. Die direkte Verknüpfung mit Königsinschriften beweist, wie wir sahen, gar nichts für die Entstehungszeit. Auch daraus lassen sich keinerlei Schlüsse ziehen, daß einige Texte im Gegensatz zu andern ausschließlich oder im besonderen assyrischen Verhältnissen Rechnung tragen, an assyrische Götter sich richten; wir wissen, daß in vielen Fällen babylonische Hymnen einfach durch Vertauschung von Götternamen zu assyrischen umgestempelt worden sind. Und wenn ein Hymnus an Marduk in einen Segenswunsch für den assyrischen König Assurbanipal ausklingt (4 R2, 18 Nr. 2), so beweist das nur, daß der assyrische Kopist ein babylonisches Original, das wir zu allem Überfluß auch besitzen, für seinen Herrn zurechtgemacht hat. Anspielungen auf Ereignisse der Zeitgeschichte fehlen in Hymnen fast vollständig, wenigstens solche, die auch nur einigermaßen klar erkennbar wären. Die Exegeten des hebräischen Psalmbuches würden zwar mit Leichtigkeit auch in babylonischen Liedern untrügliche Fingerzeige für die Datierung finden, aber es ist doch wohl zu hoffen, daß der Erklärung der babylonischen Hymnenliteratur die Entwicklung der Psalmenexegese in einem oder dem andern Stück zugute kommen wird, daß sie nicht durch alle die dunkeln Schluchten und Seiten- und Abwege wird hindurch müssen, die jene geführt worden ist. Stellen wie in dem schönen Gebet an Marduk (4 R2, 40):

Deiner Stadt Babylon gewähre Gnade,

Auf Esagila, deinen Tempel, richte dein Antlitz,

Den Söhnen Babels, deinem ganzen Volke, bringe Hilfe! würden kaum der chronologischen Festlegung entgehen, wenn sie mutatis mutandis in einem „Psalm Davids" stünden. Wir wissen nun aber zufällig, daß das Gebet aus einem Ritual stammt,

das in der ersten Nachtwache am ersten Tag des Monats Nisan rezitiert werden sollte, also ein kultisches Inventarstück war. Dabei bleibt der besonnenen Forschung ja immer noch die Möglichkeit offen, für die Geburtsstunde des Gebets nach einem Datum in der Geschichte dreier Jahrtausende sich umzusehen.

Ähnlich aussichtslos sind die Versuche, die religiösen und künstlerischen Qualitäten für die Chronologie einzelner Hymnen usw. auszubeuten. Hier stehen wir fast noch ratloser da. Mit den natürlichen Entwicklungsreihen, die die Religionsphilosophie konstruiert hat, läßt sich den Erzeugnissen der Keilschriftliteratur überhaupt nicht beikommen. Die „Entwicklung" des religiösen Bewußtseins ist in einer für uns vorhistorischen Zeit bereits zum Abschluß gekommen, es gibt keine „Begriffe", die in historischer Zeit einen neuen Inhalt bekommen hätten. Die Entwicklung beschränkt sich höchstens auf rein formale Dinge: Übertragungen und Umsetzungen von einzelnen Gestalten des Systems, Übertragungen von einzelnen Attributen auf diese oder jene Gottheit im Gefolge von politischen Umwälzungen. Diese drücken sich natürlich auch in der religiösen Literatur aus, aber ein Anhaltspunkt für die Entstehungszeit des literarischen Zeugnisses ist damit nicht gegeben. Wie die Herrscher sich durch Annahme der alten Titel und Bräuche in eroberten Ländern als rechtmäßige Herren legitimierten, so wurden auch dem Gott, der einen neuen Wirkungskreis antrat, die legitimen Urkunden seines Amtsvorgängers auf den Leib geschrieben, ob sie ihm passen wollten oder nicht. Das eine läßt sich ja wohl aus allgemein vernünftigen Erwägungen feststellen, daß die Hymnenliteratur ein reiferes und höher zu wertendes Erzeugnis ist als die Literatur der Beschwörungsformeln und Zaubertexte. Aber das schon möchte ich nicht mit Bestimmtheit aussprechen, daß diese notwendig älter sein müßten als jene. Nicht nur, daß sie in der ganzen historischen Zeit im gottesdienstlichen Gebrauch nebeneinander herlaufen, daß Hymnen und Gebete in sehr vielen Fällen integrierende Bestandteile von Beschwörungstexten sind, auch viele Beschwörungstexte zeigen die gleichen literarischen Vorzüge, die wir an den Gebeten, Hymnen und Psalmen hervorheben.

Wir müssen uns wohl vorläufig damit begnügen, anzuerkennen, daß es heute unmöglich ist, über die Entstehungszeit der Hauptmasse der uns bekannten religiösen Texte, der Gebete, Hymnen und Psalmen Näheres auszumachen. Wir müssen die

Möglichkeit offen lassen, daß sie zum Teil in vorhistorische Zeit zurückreichen, Erzeugnisse der sumerischen Periode sind. Wir haben aber auch keinen Grund, daran zu zweifeln, daß zu allen Zeiten neue Hymnen etc. entstanden sein können, daß unter den Priestern, die die alten Gesänge überliefert, auch manch einer die Kinder seiner eigenen Muse den Sammlungen einverleibt hat, denen dann wohl auch die sumerische Gewandung ein altehrwürdiges Aussehen verliehen haben mag. Sichere Unterscheidungsmerkmale für solche Spätlinge gibt es nicht.

Die verhältnismäßig wenigen Beispiele von selbständigen Gebeten und Hymnen, die in der ganzen Komposition sich als Gelegenheitsgedichte, verfaßt im Auftrag eines genannten Königs erweisen, sind Ausnahmen, die nur für die Regel zeugen; sie arbeiten mit dem ganzen, feststehenden Apparat von Wendungen und Gedanken, die auch die anonymen Stücke beherrschen (vgl. z. B. S. 126).

Der Zweck, dem die Gebete, Hymnen und Psalmen dienen, ist ein rein liturgischer, gottesdienstlicher; sie sind Bestandteile des Rituals; in häufigen Fällen werden Hymnen und Gebete ausdrücklich als vorgeschriebene Begleitworte bei Opferdarbringungen gekennzeichnet. Das ist natürlich nicht notwendig in jedem Falle der ursprüngliche. Viele sind gewiß ebenso wie die hebräischen Psalmen ursprünglich spontane Ausflüsse persönlicher Stimmungen. Von den meisten Stücken ist uns ein Zusammenhang mit einem Ritual wenigstens nicht überliefert, wenn er auch bei ihnen durchaus wahrscheinlich ist. In engstem Zusammenhang stehen Hymnen und Gebete oft mit den Beschwörungsformeln, so daß die Frage entsteht, ob sie ursprünglich mit ihnen als ein Ganzes zusammengehören oder erst sekundär mit ihnen verknüpft worden sind. Beides ist wohl der Fall gewesen, ohne daß es möglich wäre, den Sachverhalt in jedem einzelnen Falle klarzustellen. Man wird aber nicht fehlgehen, wenn man den reineren, mehr individuelle Züge aufweisenden Stücken eine selbständige, ursprünglich vom Beschwörungsformular unabhängige Entstehung zuschreibt. Einzelne Hymnen erweisen sich ihrem Inhalt nach deutlich als Festhymnen, dazu bestimmt, bei Götterfesten, vornehmlich dem Neujahrsfest, vorgetragen zu werden (vgl. Zimmern, AO VII 3, S. 9ff).

Die Form dieser Literaturstücke ist die bereits oben § 9 kurz skizzierte, die auch die epischen Erzeugnisse beherrscht, freilich hier wie dort keineswegs immer streng durchgeführt, und

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