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Anderseits muß aber doch davor gewarnt werden, die Bemühungen der babylonischen Schriftgelehrten um die Ergründung des Ursprungs und Wesens der Keilschrift allzu gering zu schätzen.

Solange wir nicht Denkmäler einer naiveren Gestalt der Keilschrift haben, haben wir auch kaum Aussicht, dem,,Schaffenstrieb der werdenden Schrift" auf die Spur zu kommen, denn von irgendwelchen Merkmalen einer „werdenden" Schrift tragen auch unsere nachweisbar ältesten Inschriften nichts an sich. Das sicherste Zeichen einer im Fluß befindlichen, nach festen Ausdrucksformen strebenden Entwicklung ist eben doch immer die Anschaulichkeit, und diese ist bei vielen Zeichen in den ältesten Texten nicht größer als in viel jüngeren, bei mindestens ebensovielen aber eher geringer.

Die Traditionsketten, an denen sich die Kunde von der Vergangenheit in den priesterlichen Bildungszentren Babyloniens den späteren Geschlechtern vermittelt hat, haben sich mehr und mehr als zuverlässig erwiesen; es geht bei allem Recht zur Kritik - nicht mehr an, eine ,,wissenschaftliche" Meinung der späteren babylonischen Archäologie von vornherein als Spintisiererei abzutun. Die Möglichkeit bleibt immer zu erwägen, daß solche „Spekulationen" tatsächlich den Kern der Sache treffen auch dann, wenn sie für unsere Begriffe von folgerichtiger Entwicklung abstrakt oder gekünstelt erscheinen. Wir kennen jetzt die geistige Entwicklung Babyloniens gut genug, um auch einem hohen Altertum, ja der vorhistorischen Zeit ein recht reichliches Maß von Abstraktion und Spekulation, von Künstelei und Unnatürlichkeit zuzutrauen.

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Es ist daher wissenschaftlich vielleicht ergiebiger, sich vorläufig an das Tatsächliche zu halten und die vorhandenen Materialien immer eingehender zu erforschen — zunächst ohne den Ehrgeiz, immer gleich auch den letzten Grund und die letzte Form jeder Erscheinung zu erkennen, die reichen Sammlungen der babylonischen Schriftgelehrten dankbar zu benützen und zu ergänzen. Wenn wir zunächst auf diesem Wege auch nur dazu kommen, zu erfahren, wie sich in der Überlieferung der babylonischen Schriftgelehrsamkeit die Entstehung der Zeichen ausnimmt, so ist das ein keineswegs gering zu schätzendes wissenschaftliches Ziel. Die Zukunft, die Erschließung neuer, ursprünglichere Zeichen aufweisender Denkmäler mag dann weiter führen.

$ 4. System und Entwicklung der babylon. Keilschrift. Literatur: Die Untersuchungen über die Entstehung der Keilschrift sind eröffnet worden mit den für alle Zeit grundlegenden Ausführungen J. Opperts im 2. Bd. der Expédition en Mésopotamie (1859). Er hat zum ersten Mal die These: „Alle Keilschriftzeichen sind aus Bildern entstanden" im einzelnen zu begründen versucht. Eine Reihe von Urbildern hat er definitiv richtig bestimmt. W. Houghton hat in dem Aufsatz:,,On the Hieroglyphic or Picture Origin of the Characters of the Assyrian Syllabary" (TSBA VI, 1879, S. 454-483) zum ersten Mal den Gedanken verfochten, daß die Zeichen als ursprünglich aufrecht

stehend zu denken sind, er ist aber vor der Inkonsequenz, statt die Zeichen immer mit der Spitze beginnend nach rechts aufzurichten, auch gelegentlich gerade umgekehrt zu verfahren, nicht zurückgeschreckt. Seine Erklärungsversuche haben sich überhaupt nur wenig förderlich erwiesen. Auch F. Hommel hält von Anfang an die vertikale Richtung für die ursprüngliche bei allen Zeichen (Geschichte Babyloniens und Assyriens, 1884, S. 35 ff.). In seiner Schrift: Der Babylonische Ursprung der ägyptischen Kultur 1892 S. 61 ff., vergleicht er überdies 34 vertikal gestellte babylonische mit ,,entsprechenden" ägyptischen Zeichen.

Oppert hatte sich bei der Erklärung der Schriftzeichen auf das Babylonische beschränkt. Seit Houghton wurden alle erreichbaren anderweitigen Bilderschriftsysteme, das chinesische, ägyptische, mexikanische zur Vergleichung herangezogen. Dabei wurden aber die mannigfachen Fingerzeige, die die Schriftentwicklung auf dem Boden Mesopotamiens, besonders aber die Überlieferung der einheimischen Schriftgelehrten bieten, so gut wie völlig außer acht gelassen.

F. Delitzsch hat durch gründliche Ausbeutung dieser beiden Erkenntnisquellen in seinem Werke „Die Entstehung des ältesten Schriftsystems oder der Ursprung der Keilschriftzeichen" 1897, Nachwort 1898, die Erforschung des Keilschriftsystems auf eine völlig neue Grundlage zu stellen versucht. Die Hoffnung, daß durch diese Veröffentlichung die Frage nach dem Ursprunge der Keilschriftzeichen so in Fluß kommen würde, daß sie kaum wieder ganz zum Stillstand kommen werde (Zimmern), ist freilich leider nicht in Erfüllung gegangen. Das Ergebnis der leidenschaftlichen Diskussion war nach der positiven wie negativen Seite ein außerordentlich dürftiges. Die Nachprüfung der einzelnen Aufstellungen Delitzschs ist nur sporadisch erfolgt, die vielen Punkte, an denen Delitzschs Ausführungen zur Ergänzung und Weiterverfolgung auffordern, sind kaum beachtet. Hauptsächlich mit der ,,Methode" Delitzschs setzt sich auseinander F. E. Peiser in MVAG 1897, 4, S. 21 ff. (Zur Frage nach der Entstehung der Keilschrift), der manche recht einleuchtende allgemeine Gesichtspunkte bietet, ohne, was sehr wünschenswert gewesen wäre, aufs einzelne einzugehen. Durch Delitzschs Publikation veranlaßt waren die vorläufigen Mitteilungen F. Hommels auf dem Pariser Orient. Kongreß Sept. 1897, denen als Erläuterung 4 Seiten 4° in Autographie:,,Der hieroglyphische Ursprung der Keilschriftzeichen" beigegeben waren, eine Zusammenstellung der nach Hommel auf Bilder zurückzuführenden Zeichen.

Von besonderer Wichtigkeit ist noch die Einleitung von ThureauDangins Recherches sur l'origine de l'Écriture Cuneiforme (1898), der eine Klassifikation der ältesten Denkmäler nach epigraphischen Gesichtspunkten durchgeführt hat.

Eine weitere Darstellung hat das Problem erst in jüngster Zeit wieder erfahren von Ch. Fossey, Manuel de l'Assyriologie Bd. 1 (1904) S. 245 ff. Leider behandelt er gerade die Frage der Schriftentwicklung nur wenig eingehend. In einigen Punkten, so bezüglich der Zeichengruppen, der Gunierung schließt er sich Delitzsch an, glaubt aber doch, daß die von Delitzsch befolgte Methode nicht zum Ziel führen könne.

Zeichensammlungen:

Eine das gesamte epigraphische Material vorführende und allen wissenschaftlichen Gesichtspunkten, so vor allem der babylonischen Tradition gerecht werdende Sammlung der Keilschriftzeichen aus allen Perioden besitzen wir noch nicht. Als vorzügliche Vorarbeiten dazu sind zu nennen A. Amiaud et L. Méchineau, Tableau comparé des Écritures Babylonienne et Assyrienne, archaiques et modernes, 1887 und die obengenannten Recherches von Thureau-Dangin, welche vor dem erstgenannten Werke die Verwertung der epigraphisch überaus ergiebigen alten Nippurtexte und der ältesten Inschriften von Telloh voraus haben, aber nur die Denkmäler bis zur 1. babyl. Dynastie ausschließlich berücksichtigen. In kleinerem Maßstabe bietet F. Delitzsch in der 4. Aufl. seiner Assyrischen Lesestücke eine vergleichende Darstellung des Zeichenmaterials in den verschiedenen Entwicklungsstadien. Auch das „Verzeichnis der alt- und neubabylonischen und assyrischen Zeichen“ in R. Brünnows „Indices" zu seiner „,Classified List", 1897, S. 303 ff. ist zu erwähnen.

1. Zeichen und Zeichennamen.

Wir kennen im ganzen rund 400 einheitliche Schriftzeichen; von diesen dienen etwa 100 vorwiegend zur Bezeichnung der einfachen Silben (der Vokale und der Verbindung eines Vokales mit einem Konsonenten), etwa 140 vorwiegend zur Bezeichnung geschlossener Silben, etwa 160 werden als Silbenzeichen überhaupt nicht gebraucht, sondern dienen ausschließlich als Ideogramme, als Begriffszeichen. Die meisten Schriftzeichen sind vieldeutig, sie haben mehrere Lautwerte; die vorwiegend für einfache Silben gebräuchlichen Zeichen dienen sehr oft auch zur Bezeichnung geschlossener Silben (Ud = tu, tam, par, pir, lach, lich, chisch; Be= bad, mit, til, ziz, bit, but, mut, zuz). Sehr selten werden Zeichen, die vorwiegend für geschlossene Silben gebräuchlich sind, auch für offene gebraucht (tum ib; kak da; char ur;). Fast alle Silbenzeichen aber dienen außerdem auch als Begriffszeichen, als Ideogramme und zwar haben viele Zeichen außer mehreren syllabischen, auch eine ganze Anzahl und oft sehr verschiedenartige ideographische Werte.

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Was das Verhältnis der Silbenzeichen zu dem Lautbestand anlangt, so fällt vor allem die Tatsache auf, daß die verschiedenen Arten der Gutturale, Labiale, Dentale, und Sibilanten wohl im Anlaut, nicht aber im Auslaut unterschieden werden. So gibt es besondere Zeichen für ba, pa; du, tu, thu; ga, ka, qa; zi, si, çi, nicht aber für ab, ap; ud, ut, uth; ag, ak, aq; iz, is, iç etc. Bei den Zeichen für geschlossene Silben werden die verschiedenen

Gattungen der Konsonanten meist auch im Anlaut nicht unterschieden. Es ist übrigens auch bei den Zeichen für offene Silben die Differenzierung der anlautenden Konsonanten nicht streng durchgeführt. Vielfach handelt es sich dabei um Willkür des Schreibers, oder aber um dialektische, besonders vulgäre Formen.

Die Verschiedenheit der Lautwerte einzelner Zeichen geht in den meisten Fällen zurück auf die Verschiedenheit der Bedeutungen der betreffenden Ideogrammwerte bezw. auf die verschiedene Aussprache derselben im Sumerischen. So hat das Silbenzeichen bu in der sumerischen Aussprache bu die Bedeutungen baqâmu, napâchu, in der Aussprache gid Bedeutungen wie arâku, nasâchu, sanâqu; in der Aussprache sir Bedeutungen wie gaçâçu, namâru, schâchu. — In vielen Fällen erklärt sich die Verschiedenheit der Lautwerte als lautgesetzliche Entwicklung, die gleichfalls auf die sumerische Aussprache zurückgeht, z. B. il aus gil, gur, doch läßt sich diese Entwicklung innerhalb der zur Silbenschreibung gebräuchlichen Zeichen nicht immer mit Sicherheit nachweisen.

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zusammen

Der Zeichenbestand ist im Lauf der Jahrtausende nicht unverändert geblieben, doch ist es immerhin erstaunlich, daß er nicht noch viel einschneidenderen Veränderungen unterworfen war. Zunächst ist eine Anzahl Zeichen mit ähnlich aussehenden, oder gleich, bezw. ähnlich lautenden manchmal aus noch unklaren Gründen gefallen. So sind in dem Zeichen Tu vier Zeichen, die im Sumerischen streng auseinander gehalten werden, verschiedene Bedeutungen und verschiedene Aussprachen hatten, zusammengefallen. Ebenso ist es bei dem Zeichen Bar Masch, Be, Ku, Lu, Șu, Lil, Schid, Sar u. a., die mehr oder weniger ehedem auseinandergehaltene Zeichen, Begriffe und Aussprachen in sich vereinigen. Auch zahlreiche Varianten desselben Zeichen, wie Gunierungen u. a. sind späterhin aufgegeben worden. Diese Erscheinung hat ihren Grund in der immer mehr zunehmenden Unkenntnis der zugrunde liegenden Bilder und ist unterstützt worden durch das Streben nach Vereinfachung des so überaus komplizierten Apparats. Von großem Einfluß war auch die Entwicklung, die dazu führte, die Schrift immer ausschließlicher zur Wiedergabe der Sprachlaute zu gebrauchen, und dadurch natürlich eine wachsende Willkürlichkeit gegenüber den ursprünglichen Sinnwerten zur Folge hatte. Diese Entwicklung erhielt den kräftigsten Anstoß durch die semitische Einwanderung. War so auf der einen Seite eine Vereinfachung des Zeichenbestandes erfolgt, so drängte andererseits die Notwendigkeit, auch für den komplizierteren Lautbestand des semitischen Idioms Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen, zu einer Ergänzung der zur Silbenschreibung verwendeten Zeichen. Dem Sumerischen fehlten der spiritus lenis und die emphatischen Laute th, q, ç. Im Auslaut behalf man sich durch Mitverwendung von z. B. ad, ak, as für ath, aq, aç. Für den Anlaut dagegen sind wenigstens teilweise neue Silbenzeichen eingeführt

worden, so für thi, thu, qa, qi, qu, çi, cu, für die Silben tha, ça dagegen hat man sich mit den Zeichen für da und za beholfen. Auch sonst hat der Bestand der Silbenzeichen im Lauf der Zeit Veränderungen erfahren. So hat sich erst allmählich die Unterscheidung von bi und pi, bu und pu durchgesetzt. Noch bei Hammurabi wird pi mit wenigen Ausnahmen durchgehend durch bi ausgedrückt. Das Zeichen pi hat in dieser Zeit vielmehr die Werte ma (wa) mi (wi), a und im Anlaut ja, ji, die hinwiederum später ganz verschwinden und nur zum Teil gelegentlich archaisierend angewendet werden. Für pu wird bis in die späteste Zeit weitaus überwiegend bu gesetzt. Es ist offenkundig, daß die speziellen Zeichen für pi und pu erst von den semitischen Einwanderern als Silbenzeichen eingeführt worden sind. Völlige Neuschöpfungen sind darunter aber nicht zu verstehen, es sind vielmehr vorhandene Ideogramme zum Ausdruck der Silbenwerte verwendet worden. Nur das Zeichen für den spiritus lenis scheint neugeschaffen, bezw. aus dem Zeichen ach vereinfacht, das zu ihm sich verhält wie das Gunuzeichen zum Grundzeichen.

Da diese Neuerungen nur allmählich sich durchgesetzt haben können, und zudem nie systematisch ausgebaut worden sind, ist es leicht erklärlich, daß in der Schreibung von Konsonanten verschiedener Härtegrade zu allen Zeiten eine große Regellosigkeit geherrscht hat.

Bei den außerordentlichen Schwierigkeiten, die die Vieldeutigkeit der babylonisch-assyrischen Keilschrift mit sich bringt, ist es nur natürlich, daß sehr bald schon gewisse Hilfsmittel, zur Erleichterung und Sicherstellung der Lesung Eingang fanden. Das sind die Determinative und die phonetischen Komplemente, beides lediglich Lesehülfen, die selbst unausgesprochen bleiben. Die Determinative zeigen an, welcher Begriffsgattung ein Wort angehört und werden meist vor, manchmal aber auch hinter das betr. Wort gesetzt. Durch voranstehende Determinative werden kenntlich gemacht Götternamen, männliche und weibliche Personen namen, Namen von Ländern, Bergen, Städten, Flüssen, Geräte aus Holz, Bäume, Gefäße, Pflanzen etc., durch nachstehende die Namen von Fischen und Vögeln. Die sogenannten phonetischen Komplemente finden sich bei vieldeutigen Ideogrammen, um die Lesung sicherzustellen. So bedeutet Tuub daß erub, Tuba daß etarba, Udme daß ume, ichUdschi daß Schamschi, Kuru daß schadu, Kurud daß akschud zu lesen ist.

Die einzelnen Zeichen haben von den babylonischen Schriftgelehrten Namen erhalten, die uns vornehmlich in dem Syllabar Sa (Delitzsch AL S. 83 ff.) überliefert sind (vgl. die Zusammenstellungen nach alphabetischer Reihenfolge und nach formalen Gesichtspunkten bei Brünnow, A classified list S. 562 ff.). Bis jetzt

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