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nur verhältnismäßig selten schon durch die Anordnung der Zeichen im Original angedeutet. Speziell der lyrischen Poesie eigen ist die Einteilung größerer Texte in Perioden und Strophen von verschiedenem Umfang, während sich die epische Dichtung in dieser Hinsicht naturgemäß mit dem Parallelismus membrorum begnügt.

Die Überlieferung der lyrischen Stücke der Keilschriftliteratur ist zum überwiegenden Teile ebenso wie bei den meisten Epen und überhaupt der Hauptmasse der „literarischen“ Erzeugnisse der Sammeltätigkeit der Bibliothekare des Königs Assurbanipal zu danken, die alte Literaturstücke aus verschiedenen Bibliotheken und Archiven kopiert haben. In jüngster Zeit aber mehren sich die Niederschriften aus viel älterer und jüngerer Zeit in unseren Museen. So sind jetzt eine Reihe von Hymnen bekannt geworden, die in der uns erhaltenen Form etwa aus der Zeit der Könige von Nisin (ca. 2400) und der Hammurabizeit (ca. 2200) stammen dürften, und anderseits haben wir eine große Zahl von lyrischen Stücken, namentlich Bußpsalmen, deren Abschrift aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammt. Es ist überaus interessant, daß wir gelegentlich denselben Hymnus in nicht weniger als drei Abschriften kennen lernen, die aus dem 3. Jahrtausend, aus Assurbanipals Bibliothek und aus der Arsacidenzeit stammen, also eine mehr als 2000 jährige Überlieferungsgeschichte aufweisen, und es ist der stärkste Beweis für das oben über die Unmöglichkeit einer chronologischen Bestimmung dieser Literaturstücke Bemerkte, daß die betreffenden Texte diesen ungeheuren Zeitraum hindurch fast völlig unverändert geblieben sind.

Die überwiegende Zahl der lyrischen Stücke sind als Literaturdenkmäler überliefert, d. h. als selbständige Texte, außerhalb eines fremdartigen Zusammenhangs. In vielen Fällen sind solche Stücke, die aus irgendeinem Grunde als gleichartig gegolten haben, in größerem Verbande, in ,,Serien" auf uns gekommen. Die Zusammenstellung solcher Serien dürfte wohl schon auf die Bedürfnisse des praktischen Gebrauchs bei den einzelnen Tempeln, deren liturgischen Bedürfnissen sie dienten, zurückgehen, möglicherweise haben aber auch die Abschreiber für die Bibliotheken gleichartige Stücke in einen größeren Zusammenhang gebracht. Jedenfalls sind bei der Zusammenstellung solcher Serien verschiedenartige Rücksichten von Einfluß gewesen, da wir Fälle haben, wo dieselben Texte in verschiedenen Serien, die vielleicht bei

verschiedenen Tempeln zusammengestellt wurden, erscheinen. Das ist wiederum ein Beleg für die oben erwähnte Tatsache, daß der alte Orient nichts von einer Achtung vor dem Urheberrecht in literarischen Dingen weiß, daß ein einmal vorhandenes Literaturstück vogelfrei war und jedem, namentlich politischen oder religiösen, Zweck dienstbar gemacht werden konnte. Das drückt sich auch darin aus, daß einzelne Hymnen u. dergl. beliebig dem Beschwörungsformular eingegliedert, daß sie gelegentlich, (vgl. oben die Ninibmythen) in epische Dichtungen verwoben wurden und sogar hin und wieder in profanen Texten wie Königsinschriften Verwendung fanden. Besonders bei einigen babylonischen Königen war es beliebt, oft recht umfangreiche Gebete den offiziellen Inschriften einzufügen, die sicherlich nicht ad hoc abgefaßt, sondern dem vorhandenen Literaturschatz entnommen und dem besonderen Zweck angepaßt worden sind.

Die Sprache der lyrischen Stücke der babylonischen Literatur ist entweder die sumerische oder die semitische, in außerordentlich zahlreichen Fällen aber sind dieselben Texte in beiden Sprachen überliefert, und zwar so, daß wenigstens der Anschein erweckt werden soll, daß das Sumerische das Original, das Semitische die Übersetzung sei. Inwieweit das der Wahrheit entspricht, läßt sich kaum in irgendeinem Falle mit Sicherheit ausmachen, denn auch in den Fällen, wo die sumerische Rezension offenkundig als Rückübersetzung aus dem Semitischen zu betrachten ist, ist immer die Möglichkeit offen, daß in einem andern Tempelarchiv das „Original" noch vorhanden war.

Das Sumerisch dieser Texte ist in vielen Fällen direkt als „Neusumerisch" anzusprechen so namentlich in den Bußpsalmen; in anderen Fällen steht es auf einer Zwischenstufe zwischen dem „Alt"- und „Neu"-Sumerischen, wieder in anderen Fällen bleibt es mangels sicherer Kennzeichen zweifelhaft, ob sie so oder so gelesen werden müssen. Daraus, daß der „jüngere Dialekt" in diesen Dichtungen überwiegt, lassen sich bei der Unmöglichkeit einer chronologischen Verwertung der Dialektfrage natürlich keinerlei Schlüsse auf das Alter der Texte ziehen.

Was die Diktion der lyrischen Stücke anlangt, so zeigen auch schon die wenigen unten mitgeteilten Proben einen oft sehr bemerkenswerten Schwung der Gedanken, Kühnheit und Anschaulichkeit der Bilder und eine unverhältnismäßig große Fülle von Ausdrucksmöglichkeiten für allgemeine Vorstellungen und

individuelle Empfindungen. Man muß aber dennoch zugeben, daß die Zahl der durch diese Vorzüge wirklich hervorstechenden Texte eine verhältnismäßig recht kleine ist, die freilich durch neue Funde täglich in überraschender Weise vermehrt werden kann. Unter den bis heute zugänglichen Texten überwiegen aber sehr bedeutend die Durchschnittsleistungen, die einen „,typisch-konventionellen Charakter tragen und wenig individuelle Züge aufweisen". Aber allein die Existenz z. B. des Psalms eines ,,leidenden Gerechten" (vgl. unten § 39, 1) genügt, die Behauptung zu rechtfertigen, daß auch die lyrische Poesie der Babylonier des höchsten dichterischen Schwunges fähig gewesen ist.

In der Hauptsache ist der typische Gebrauch der Bilder und Redewendungen naturgemäß eng an den Gegenstand des Gedichtes gebunden. Bei den Hymnen sind es die Eigenschaften des zu verherrlichenden Gottes, bei den Psalmen und Gebeten ist es die Grundstimmung, die im allgemeinen gleichartige Ausdrucksformen innerhalb der speziellen Dichtungsart wiederkehren läßt, die, manchmal direkt formelhaft geworden, wörtlich sich immer und immer wiederholen. Einen integrierenden Bestandteil vieler Hymnen und Beschwörungstexte bildet eine am Abschluß des Ganzen stehende Litanei, die einförmig eine große Zahl von Göttern in formelhaften Wendungen anredet.

Im folgenden wird eine äußerliche Scheidung vollzogen zwischen Hymnen, Gebeten und Psalmen und besonders die Beschwörungsformeln werden in einem eigenen, dem folgenden, Kapitel behandelt. Die Scheidung dient lediglich praktischen Zwecken und entspricht nur dem Grundgedanken nach dem Befund der Texte. Von den unter den Beschwörungsformeln behandelten Stücken gehören zahlreiche Teile zu den Gebeten und Hymnen; in der Überlieferung aber, die sie im Zusammenhang mit Beschwörungsformeln erscheinen läßt, liegt für uns die formale Begründung, sie in erster Linie als Bestandteile dieser Literaturgattung zu würdigen.

§ 36. Hymnen.

Unter Hymnen meinen wir hier im engeren Sinne Preislieder zu Ehren der Gottheit, die ihre Macht und Herrlichkeit rühmen, ihre besondere Betätigungsweise besingen, unter völliger Außerachtlassung der Bedürfnisse und Nöte des Menschen. Solche Hymnen treten verhältnismäßig selten in dieser speziellen Form auf, sehr häufig dienen sie als Einleitung zu Gebeten, noch häufiger sind sie mit Beschwörungsformeln verknüpft.

Ein solcher Hymnus ist zur Einleitung der großen Annaleninschrift des assyrischen Königs Assurnasirpal (885-860) umgestaltet worden. Er wendet sich an Ninib, den gewaltigen Schlachtengott, und lautet:

An Ninib, den Starken, Übermächtigen, Erhabenen, den Führer unter den Göttern, den Heldenhaften, Gewaltigen, Untadeligen, dessen Ansturm in der Schlacht unwiderstehlich, den ,,Thronfolgersohn", der zermalmt den Widerstand, den Erstgeborenen des Nudimmud, den Helden der Igigi, den Mächtigen, den Fürsten unter den Göttern, den Sproß Ekurs, der da hält das Verschlußband von Himmel und Erde, der öffnet die Tiefe, der niederstampft die weite Erde, an den Gott, ohne den die Entscheidungen über Himmel und Erde nicht getroffen werden, den Vernichter, den Machtvollen, dessen Ausspruch nie hinfällig wird, den Fürsten der vier Weltgegenden, der austeilt Szepter und Entscheidung über die Gesamtheit aller Städte, den grimmigen Herrscher, dessen Worte unabänderlich sind, den Kraftvollen, Großen, den Ratgeber unter den Göttern, den hohen Utgallu, den Herrn der Herren, der die Enden Himmels und der Erde in seiner Hand hält, den König der Schlacht, den Hohen, der des Widerstands Herr wird, den Siegreichen, den Untadeligen, den Herrn der Tiefe und der Meere, den Furchtbaren, dessen Ansturm schonungslos ist, eine Sturmflut, die das Feindesland überwältigt, der bezwingt den Bösen, den mächtigen Gott, dessen Rat nicht zunichte wird, das Licht Himmels und der Erde, das hineinleuchtet in die Tiefe des Ozeans, der verachtet die Schlimmen, unterwirft die Widerwilligen, überwältigt die Feinde, dessen Namen in der Versammlung der Götter keiner zunichte machen kann, der Leben spendet, den ..... gott, zu dem zu beten erfolgreich ist, der da wohnt in Kalchu, anden großen Herrn, meinen Herrn [wende ich mich], ich, Assurnasirpal ...1 Diese Apostrophe ein vollständiges Repertorium der Epitheta ornantia Ninibs ist offenbar aus einem speziellen, oder einem Kreis von Ninibhymnen für den speziellen Zweck der Einleitung der feierlichen Königsannalen umgearbeitet worden, wohl lediglich durch die Umsetzung der direkten Anrede der hymnologischen Vorlage in die Form der Aussage.

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Der reinste Typus einer Götterhymne ist die große Samashymne K 31822. Sie besteht aus vier Kolumnen von zusammen ca. 420 Zeilen und ist nur semitisch erhalten. Leider fehlen aber noch sehr große Stücke namentlich der 1., 2. und 4. Ko

1 Budge-King, The Annals of the Kings of Assyria I, 254ff., KB I, 50ff.

2 ZA IV, 7-35, zuletzt in vollständigerer Gestalt bei C. D. Gray, The Samas Religious Texts", S. 9-23, pl. 1-2, vgl. auch Jastrow, Religion, I, S. 432 ff.

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lumne. Die bisher bekannt gewordenen Bruchstücke verteilen sich auf drei Exemplare, die sämtlich der Bibliothek Assurbanipals entstammen. Charakteristisch für den Text ist die Abteilung der Parallelglieder durch Querstriche. Im folgenden soll versucht werden, den Gedankengang der ganzen Hymne zu skizzieren unter wörtlicher Mitteilung einiger gut erhaltener Stücke.

Kolumne I. Die ersten 18 Zeilen sind meist nur etwa zur Hälfte erhalten.

In einem zweimal nacheinander wiederkehrenden Doppelzeiler werden die beiden Hauptwirkungen der Sonne kurz bezeichnet:

Der du erglänzen machst.

..

des Himmels, ..] oben und unten.

Der du vernichtest [das Böse? Es folgt der Lobpreis der aufstrahlenden Sonne, der sich alle Türen und Herzen im Himmel und auf Erden weit öffnen. Wo immer sie erscheint, verbreitet sie leuchtenden Glanz, vor Idem die Finsternis nicht bestehen kann:

überschaust die Erde,

Die gewaltigen Berge sind schwanger von deinem Glanz,
dein Leuchten erfüllt, überwältigt die Länder.
Du reichst bis an die Berggipfel,
über die Enden (?) der Erde
Die Menschen auf der Erde,
was Ea, der König, der Fürst,
Was Leben hat, weidest du

mitten am Himmel schwebst du.
sie alle überwachst du,

erschaffen, alles überwachst du. allzumal.

Du fürwahr hütest, was oben und unten.

Du schreitest vorwärts auf der Bahn des Himmels,

um zu erleuchten (?) die Erde, Das Gewässer (?), das Meer,

um sie zu (?)..

kommst du Tag für Tag.

die Berge, die Erde, den Himmel kommst du Tag für Tag.

Das was unten ist, das Reich (?) Eas (?), Azaggids, der Anunnaki1

überwachst du.

Das was oben ist, ihre Wohnungen

Hirte des, das unten,

insgesamt, hältst du

in Ordnung.

Hüter des, das oben ist!

o Samas, bist du!

Der in Ordnung hält das Licht des Alls,
Du überschreitest das Meer, das weite, ausgedehnte,
von dem die Igigi nicht wissen, was in ihm ist.
[Samas!] Dein Schimmer dringt in die Meerestiefen,
das Gewimmel des Meeres erschaut dein Licht.

[Samas!] wie ein . . . . . bist du gebunden,

...

deinen Schutz

1 d. h. das Reich der Unterwelt.

wie ein Regen

sturm.

überwältigend die Länder.

2 Die himmlischen Götter.

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