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ihre Entstehung gar nichts. So ist K. 223, ein Gebet Assurbanipals an Ninib, ein Auszug aus dem größeren Gebet King Nr. 2, das den Namen des Königs nicht enthält. Dies ist ein praktisches Beispiel1 für die Benutzung der Gebete. Aus der ganzen Sammlung konnte sich jeder das seinen persönlichen Verhältnissen am meisten entsprechende auswählen, seinen Namen einsetzen und es vom Priester zur Abhilfe seiner Not rezitieren lassen.

Die Handerhebungsgebete sind an die verschiedensten Gottheiten gerichtet. Auf einigen Tafeln sind Gebete an verschiedene Götter vereinigt, was lediglich auf die Überlieferung und die Anordnung der priesterlichen,,Herausgeber" dieser Gebetssammlungen zurückgeht. Die Differenzen in den Zusammenstellungen auf den Duplikaten lassen auf verschiedene vorliegende Sammlungen, Editionen, schließen. Die Mehrzahl der erhaltenen Gebete sind an Marduk gerichtet (10), an Istar und Sin wenden sich 7 bezw. 6, andere an Samas, Nebo, Taschmetu, Adad, Nergal, Ba-u, Damkina u. a., einzelne sind auch an göttliche Sterne wie Sibziana, Kaksidi u. a. gerichtet. Es liegt nahe, anzunehmen, daß die Möglichkeit bestand, daß jeder Bedrängte sich an seinen speziellen Schutzgott wenden konnte, und daß die Tempelarchive für alle eintretenden Bedürfnisse entsprechende Gebete enthielten.

Die Gebete selbst unterscheiden sich, abgesehen von den besprochenen besonderen Zutaten, nicht von den andern Gebeten der religiösen Literatur, über die man § 37 vergleiche. Das oben S. 132 f. mitgeteilte Gebet stammt aus dieser Serie. Weitere Beispiele siehe bei Zimmern, AO VII, 3, und Jastrow, Rel. I, S. 440. 445. 446. 448 und öfter.

Auch äußerlich von den Gebeten getrennt sind die rituellen Anweisungen, die vielen von den Handerhebungsgebeten angefügt und durch die Worte: Kikittû-schu, d. i.,,sein Ritual" eingeleitet sind. Diese Vorschriften über Ausführung spezieller Zeremonien und Beobachtungen differieren sehr stark nach Inhalt und Umfang. Sie beschränken sich oft auf kurze Andeutungen, geben aber auch gelegentlich genau ausgeführte Einzelvorschriften. Auch hier kehren die üblichen Requisiten des Beschwörungsrituals wieder: reines Wasser, Öl, Räucherwerk, geknotete Schnur,

1 Ganz ähnlich liegt der Fall bei der Mardukhymne 4 R 18 Nr. 2 und BE 13420 (Weißbach, Miscellen Nr. 13).

Libationen von Wasser, Honig, Dickmilch, Opfergaben wie Datteln, Knoblauch, Kräuter, Gold etc. Einzelne Gebete sind des Nachts, an besonderen Tagen, bei bestimmten Mondphasen, Windrichtungen etc. vorzunehmen.

§ 41. Die Beschwörungsserie „Maqlû“.

Laut Unterschrift des Duplikats 82-5-22, 588 auch nach den Anfangsworten (wie Enuma elisch) Serie „Alsikunuschi ilani muschiti", d. h.,,Ich rufe zu euch, ihr Götter der Nacht", genannt, berührt sich inhaltlich vielfach mit der Serie „,Schurpu"; wie diese hat sie von der symbolischen Handlung des Verbrennens, die eine wichtige Rolle in ihr spielt, ihren gewöhnlichen Namen.

Literatur: Gesamtausgabe mit Einleitung, Transkr., Übers., Kommentar u. Originaltexten: Tallquist, Die assyrische Beschwörungsserie Maqlû, Leipzig 1895. Nachträge von Weißbach in BA IV, 155ff.; vgl. auch Jastrow, Religion I, S. 302 ff.

Die Serie besteht aus 8 Tafeln, von denen die erste ca. 150, alle übrigen ca. 200 Zeilen hatten. Die 1. Tafel ist fast vollständig erhalten, auch von der umfangreichsten, über 220 Zeilen enthaltenden 2. Tafel fehlt nur wenig, von der 3.-5. Tafel fehlen je etwa 40-50 Zeilen, noch mehr von der 6., von der 7. ca. 40 Zeilen, während von der 8. Tafel kaum die Hälfte erhalten ist. Im ganzen also fehlen von den ursprünglich ca. 1500 Zeilen der Serie etwa 300. Doch besteht auch hier die Hoffnung, daß es, wie bei der Serie „,Schurpu“, gelingt, im Laufe der Zeit noch weitere Bruchstücke aus Assurbanipals Bibliothek und anderen Sammlungen als zur Serie gehörig zu erweisen.

Der bisher zusammengestellte Text entstammt zum größten Teil der Bibliothek Assurbanipals, für welche er, wie aus textkritischen Erwägungen wahrscheinlich 1, von babylonischen Tempelexemplaren abgeschrieben worden ist. Ein Fragment aber entstammt laut Unterschrift babylonischem Privatbesitz und unterscheidet sich von allen anderen wesentlich auch dadurch, daß es nicht den Seriennamen ,,Maqlu", sondern die Anfangszeile der ganzen Serie als Etikette führt. Hier liegt also mit Sicherheit eine besondere Redaktion vor. Aber auch unter den Fragmenten aus Assurbanipals Bibliothek lassen sich aus formalen Gründen wenigstens drei, vielleicht auch vier verschiedene Redaktionen nachweisen. Man kann aus diesen Tatsachen wohl mit Recht auf die Beliebtheit der Maqlu-Serie schließen.

Die uns erhaltenen Redaktionen der Serie sind durchaus

1 Vgl. Tallquist, S. 12 A. 2.

einsprachig gehalten und sogar zum allergrößten Teil rein phonetisch geschrieben. Das schließt natürlich nicht aus, daß auch eine zweisprachige Überlieferung vorhanden war und daß sie überhaupt ursprünglich auf sumerische Originale zurückgeht, wie ja auch der Inhalt mit seinem Zauber- und Hexenspuck ihre sumerische Herkunft deutlich erkennen läßt. Andererseits aber ist nicht zu verkennen, daß die Maqlu-Serie gegenüber anderen Beschwörungstexten, namentlich den Utukki, Aschakki usw., einen ungleich sympathischeren Eindruck erweckt durch das Überwiegen der Form des direkten Gebetes, das oft eine bemerkenswerte Höhe der religiösen Vorstellung bekundet. Wenn man sich außerdem gegenwärtig hält, daß in diesen Gebeten vielfach die Terminologie des Rechtslebens angewendet wird, indem der Feuergott zum Richter aufgerufen wird, dem Hexengesindel den Prozeß zu machen, so wird man genötigt sein, die Entstehung der Serie Maqlu in eine Zeit zu versetzen, in der die Formelsprache des Rechtslebens nicht nur fertig ausgebildet, sondern auch weiten Kreisen geläufig oder wenigstens verständlich war.

Die Serie enthält eine Sammlung von mindestens achtzig einzelnen Beschwörungsformeln mancherlei Art. Von anderen ähnlichen Sammlungen unterscheidet sie sich durch die Objekte, wie auch durch die gegen sie angerufenen Gottheiten. Die zu Beschwörenden sind die Zauberer oder Hexenmeister und Zauberinnen oder Hexen (kaschschapu, kaschschaptu und synonyme Ausdrücke). Sie gelten als die Spuckgeister der Nacht, Erreger von Krankheiten, Unfällen, bösen Träumen, Verleumdungen, überhaupt als Urheber aller gemütlichen Beunruhigung, es wird aber auch gelegentlich jegliches Ungemach auf sie zurückgeführt:

Das Leid, die Angst, die Zerschneidung und Zerknirschung des
Herzens,

Den Schreck, die Drangsal, die Not

bringen sie über den Menschen (V, 75f.).

III, 105 ff. ruft der Priester im Namen des Heilung Suchenden der Hexe zu:

O du, die du mich behext hast,
O du, die du mich umgebracht,

O du, die du mich bezaubert,

O du, die du mich zu Boden geworfen,
O du, die du mich gefangen genommen,
O du, die du mich niedergedrückt,
O du, die du mich zugrunde gerichtet,

O du, die du mich gebannt,

O du, die du mich gebunden,

O du, die du mich ermüdet hast,

Du hast mir entfremdet meinen Gott und meine Göttin,
Du hast mir entfremdet Vater (?), Mutter (?), Bruder, Schwester,
Freund, Genossen, Dienerschaft.
Eine bewegliche Klage enthält die Einleitung der ganzen
Serie:

Ich rufe zu euch, Götter der Nacht,
mit euch rufe ich zu der Nacht, der verhüllten Braut,
ich rufe des Abends, um Mitternacht, des Morgens.
Weil die Zauberin mich bezaubert hat,

die Hexe mich gebannt hat,

schreien mein Gott

An meiner Krankheit (?)
aufrecht stehe ich,

Mit . . . .

mit upuntu-Kraut

Mein Trinkwasser

und meine Göttin über mir.

leide ich, ich,

nicht lege ich mich nieder Tag und Nacht. haben sie meinen Mund angefüllt,

haben sie meinen Mund zugestopft. haben sie wenig gemacht;

mein Spiel ist Wehklage, meine Freude ist Trauer. Tretet auf, ihr großen Götter,

höret meine Klage!

Schaffet mir Recht, nehmt Kenntnis von meinem Wandel!

Ich habe angefertigt ein Bild

meines Zauberers und meiner Zauberin,

meines Hexenmeisters und meiner Hexe.

Ich habe mich vor euch niedergelegt und bringe meine Klage vor; weil sie Böses getan, auf Unziemliches bedacht war,

soll sie (die Hexe) sterben, ich aber möge am Leben bleiben! Ihr Zauber, ihre Hexerei, ihr Spuck möge gelöst werden! (Es folgt die Bitte, daß der Bedrängte mit Hilfe von allerlei Kräutern vom Banne gelöst und gereinigt werde.)

Unter den im Eingang angerufenen „,Göttern der Nacht“ sind die Lichtgötter gemeint, deren Bestimmung es ist, gegen die Finsternis samt allem Gesindel, das unter ihrem Schutz sein Unwesen treibt, anzukämpfen. So ist es in den weiteren Beschwörungen vor allem der Feuergott, Gibil, selbst, der gegen die Zauberer und Hexen angerufen wird, aber auch Nusku und Samas. Zur Unterstützung der Beschwörung wird Marduk, der ,,Großmagier der Götter", angerufen.

Die Formel, unter der Gibil zitiert wird, ist dieselbe, mit der im Rechtsleben die Entscheidung des Richters angerufen wird: Zu dir (Gibil) rufe ich, wie zu Samas, dem Richter; schaffe mir Recht, laß Entscheidung ergehen.

Die Strafe, die den Zauberer und die Hexe trifft, ist die Verbrennung in effigie, die gleichzeitig der symbolische Ausdruck

ist für die Befreiung des Geplagten von dem auf ihm lastenden Bann.

Die zweite Tafel gibt nach jeder Beschwörung rituelle Vorschriften, zunächst über die Rezitation der Formel. Sie soll im Flüsterton geschehen, dann aber soll ein Bild der Hexe oder des Zauberers bereit gehalten werden, und zwar werden 10 Arten solcher Bilder nach den Herstellungsstoffen unterschieden: Wachs, „Bronze der Erde des Flußgottes", gewöhnliche Bronze, Honig, Ton, Erdpech, Sesammehl, „Erdpech, das mit Gips übergossen ist“, „Ton, der mit Wachs übergossen ist", Binu- und Zedernholz. Jede Beschwörungszeremonie endet dann mit der Verbrennung der Unholde in effigie, eine dabei gesprochene Formel ist uns am Schlusse der 1. Tafel erhalten:

Ich (der Priester) erhebe die Fackel, ihre Bilder verbrenne ich, die Bilder des Utukku, Schedu, Rabiçu, Ekimmu,

Labartu, Labasu, Achchazu,

des Lilu, der Lilitu, der Ardat Lili

und alles Übels, das die Menschheit erfaßt.

Erbebet, schmelzet, schwindet hin!

Euer Rauch steige empor zum Himmel,

Eure . . . . . . verdunkle (?) die Sonne,

Es hemme eure . . . . der Sohn Eas1, der Großmagier.

§ 42. Die Beschwörungstafeln „Schurpu".

Die Serie bestand aus ursprünglich 9 (? vgl. die Unterschrift der 9. Tafel) Tafeln. Sie enthält eine Sammlung von Beschwörungen, denen eine symbolische kultische Handlung, die mit Verbrennen (Schurpu) endigt, gemeinsam ist. Inhaltlich sind sie recht verschiedener Natur. Meist handelt es sich um einen Kranken oder Betrübten, dessen Leiden beschworen werden sollen. Auch spielt die mutmaßliche Vorgeschichte seiner Bedrängnis eine große Rolle. Die Möglichkeiten, die als Ursache erwogen werden, gönnen uns gleichzeitig einen tiefen Einblick in die sittlichen Vorstellungen der Babylonier.

Über die gerade in der Schurpu-Serie häufig zur Anwendung kommende metrische Form s. oben S. 152 f.

Tafel II mit 191, III mit 165, IV mit 87 und VIII mit 73 Zeilen sind durchaus semitisch, von Tafel V/VI sind Z. 1–59, 144–172 zweisprachig, 60-143, 173-199 semitisch abgefaßt. Eine Überlieferung läßt mit Z. 60 eine neue, die sechste, Tafel beginnen. Tafel VII mit 96 Zeilen ist ganz zweisprachig, Tafel IX mit 119 Zeilen ist ganz sumerisch abgefaßt bzw. überliefert.

Die ganze Serie entstammt aus der Bibliothek Assurbanipals und ist fast vollständig wieder hergestellt. Der Text ist in Autographie mit

1 D. i. Marduk.

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