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ist bis heute aus den Trümmerhügeln noch nicht zu Tage gefördert worden.

Ob eine solche überhaupt vorhanden war, etwa nach Art der alttestamentlichen Volksgeschichten Israels, wissen wir nicht. Das Material, die einzelnen Blätter für eine solche Darstellung hat es gegeben, und wir sind wohl imstande, Blatt an Blatt zu fügen und ein zwar lückenhaftes, aber in seiner Anlage und in seinen Grundzügen klar erkennbares Bild zu geben von der Vorstellung, die sich die babylonische Historiographie von der Volksgeschichte gemacht hat. Der babylonische Priester Berosus (ca. 300 v. Chr.) hat uns überdies wichtige Bruchstücke einer solchen Darstellung auf Grund keilschriftlicher Quellen überliefert. Daß die babylonische Geschichtsbetrachtung durchaus beherrscht war von einer pragmatischen Idee, zeigt sich auf Schritt und Tritt in den einzelnen Urkunden. Es wäre gar keine Veranlassung, sich darüber zu wundern, wenn eines Tages ein babylonisches Geschichtswerk auftauchte, das vom Anfang der Welt bis auf die Zeit des Redaktors herunter eine lückenlose Darstellung der,,geschichtlichen" Ereignisse gibt etwa ein Archetypus von

Berosus' babylonischer Geschichte.

Die babylonische Geschichtsschreibung hatte in ihrer Weltanschauung den nie versagenden Schlüssel für das Verständnis geschichtlicher Notwendigkeiten, das Schema zur Ergänzung der Lücken in der Überlieferung, die Motive zur pragmatischen Begründung und Verdeutlichung zeitgeschichtlicher Ereignisse - ihre instruktivste Parallele ist die biblische Historiographie, mit der sie die auffallendsten Berührungspunkte in der gesamten Anlage wie in den Einzelheiten der Überlieferungsform aufweist.

Das erste Kapitel dieser ,,Geschichte" ist die babylonische Schöpfungsgeschichte. Sie ist oben unter den epischen Dichtungen § 12 behandelt. Mit den zehn Urkönigen betreten wir bereits den Boden der historischen Legende insofern, als mit ihnen ein chronologisches Schema für die Geschichte der Urmenschheit vor der Flut gegeben ist. Das nächste Kapitel bildet die Flutgeschichte, die am Schlusse in der Neuordnung der Welt, der Begründung bezw. Neugründung der Städte gipfelt. Die geschichtliche Legende bleibt das Mittel, die Wirksamkeit der Weltordnung an einzelnen Herrschertypen, vornehmlich den Dynastiengründern, nachzuweisen bis in die letzten Jahrhunderte der babylonischassyrischen Geschichte. Sie umrankt die offiziellen Königs

inschriften von der ältesten bis in die jüngste Zeit, wo die bewußte Anwendung des legendarischen Motivs auf gut bekannte historische Persönlichkeiten besonders deutlich ist.

$ 53. Historische Legenden.

den biblischen zehn

Die babylonischen zehn Urkönige 1 Urvätern entsprechend sind uns im ganzen nur aus Berosus bekannt. Von den einzelnen Gliedern dieser Kette haben wir aber auch legendarische Stoffe innerhalb der babylonischen Literatur, so von dem zweiten, Adapa, den nach ihm benannten Mythus (vgl. § 33); von dem siebenten, Evedoranchos Enmeduranki (vgl. sofort) und von dem achten, Amempsinos (vgl. sofort), besitzen wir Legenden, und der neunte, Otiartes, ist der Vater Ubar-Tutu des Sintflutheros Atrachasis, der zehnte und letzte, Xisuthros, dieser selbst (Chasisatra = Atrachasis).

=

Auf Enmeduranki, der als König von Sippar, der Stadt, in der nach Berosus vor der Flut alle Schriften vergraben worden waren, gilt, wird in einem babylonischen Text die Kunst der Wahrsagung zurückgeführt. Der Text ist besonders wichtig für die Kenntnis der zur Bekleidung des priesterlichen Amtes vorausgesetzten persönlichen Eigenschaften. Vgl. den Text oben S. 185.

Wie die Entstehung des Wahrsagepriestertums, so ist die Offenbarung alles sonstigen menschlichen Wissens in der babylonischen Legende mit den Urkönigen in Beziehung gebracht, so mit Daonos, Ammenon (d. i. ummânu = Werkmeister), Amempsinos (d. i. Amelsin), aber nur von dem letzteren berichtet bislang auch ein, leider noch unveröffentlichter, babylonischer Text (K 8080 vgl. KAT3 S. 537).

Auf derartige Dokumente scheint sich auch Assurbanipal zu beziehen, wenn er sagt, daß er ,,Steine aus der Zeit vor der Sintflut" gelesen habe. Es ist nur zu hoffen, daß auch uns bald noch mehr von dieser Lektüre zugänglich werde.

Den Übergang zu den Legenden von Königen aus der Zeit nach der Flut bildet das früher fälschlich mit dem Namen ,,Kuthäische Schöpfungslegende" bezeichnete Stück

1 Vgl. Zimmern in KAT3 S. 530 ff.

Lehmann, Samassumukîn, Tafel XXXV, Z. 18.

1. Der König von Kutha.

Texte: 1) K 5418 a, K 5640, aus Assurbanipals Bibliothek, CT XIII, S. 39-41. 2) Aus altbabylonischer Zeit stammt ein von Scheil (Recueil de Travaux XX) veröffentlichter Text, der sich eng mit den vorgenannten berührt. - Bearbeitungen: Zimmern, ZA XII (1897), S. 377 ff.; Jensen KB VI, 1, S. 291 ff., 558. 3) Von Jensen ist auch das von Haupt zweifelnd zum Gilgameschepos gestellte Fragment K 8582 herangezogen, ob mit Recht, muß bei seiner Lückenhaftigkeit unentschieden bleiben. (Text: Haupt, Nimr. S. 78, vgl. Jensen KB VI, 1, S. 300 f.).

Inhaltsangabe. 1. Stück. Ein König der Vorzeit wird von einem fremden Volk angegriffen, das, von sieben Brüdern, lauter Königen, geführt, aus mischgestaltigen, von den Göttern geschaffenen Wesen besteht:

I, 61 Ein Volk, das trübes Wasser trinkt, reines Wasser nicht trinkt, dessen Einsicht verkehrt, jenes Volk hat überwältigt, gefangen,

gemordet.

Auf einem Denkstein war nichts (darüber) geschrieben, nichts
Drum ließ ich . . . . nicht

hinterlassen.

ins Land (?) hinausziehen, ich bekämpfte es nicht.

Krieger mit Leibern von Aasvögeln, Menschen mit Rabenge

sichtern,

es hatten sie geschaffen die großen Götter,

in der Erde hatten die Götter geschaffen seine (des Volkes) Wohn

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die Herrin der Götter, ihre Mutter, sie schön gebildet.

Im Berge drin wurden sie groß, wurden sie mannbar, bekamen sie Gestalt.

Sieben Könige, Brüder, herrlich an Schönheit,

360 000 (Krieger) an Zahl waren ihre Heere.

Anubanini war ihr Vater, der König, ihre Mutter die Königin

Melili.

Der älteste Bruder, der vor ihnen herzog, Memangab (?) war sein Name.

Es folgen einzeln die sechs anderen königlichen Brüder, jeder mit Namen benannt, die jedoch leider alle verstümmelt und unverständlich sind.

1 Die Anfangszeilen scheinen eine Anrufung des Sonnengottes zu enthalten.

• So nach Zimmern; Jensen: das seinen Weisen, seinen Hirten

jenes Volk bewältigt, erwischt, erschlagen hatte.

D. h. keine Überlieferung gab von ihnen Kunde.

▲ Wörtlich,,Leib und Front" = meine eigene Person? Im zweiten Stück steht dafür: „meinen Leib und mein (Heer)volk“.

Kol. II-III. Der Held unseres Epos berief nun seine Auguren und befragte bei reichlicher Opferspende die großen Götter, die ihn ermutigen, den Kampf zu wagen. Drei Jahre hindurch sendet er seine Heere gegen das wunderliche Volk aus, zuerst 120000, dann 90000, dann 60700 Soldaten, aber kein einziger von ihnen allen kam lebend zurück.

Da war der Held voll Verzweiflung und rief klagend aus:
Fürwahr! Wehe mir!

Was habe ich zu beherrschen übrig gelassen?

Ich bin ein König, der sein Land nicht unversehrt erhält,
ein Hirte, der sein Volk nicht unversehrt erhält.

Nun beschließt er, in eigener Person (?) hinauszuziehen, und einen furchtbaren Fluch schleudert er gegen das feindliche Volk. Alle Schrecken und Plagen wünscht er ihm an, und „eine Sturmflut soll über sie kommen, gewaltiger als die Sturmflut der Vorzeit". Wieder befragt er, jetzt am Anfang des vierten Jahres, unter reichlichen Opfergaben die Götter (der Text wörtlich wie beim ersten Opfer). Leider ist dann der Text ganz verstümmelt; wir können nur vermuten, daß es dem König unter dem Beistand der Götter gelungen ist, die Feinde zu überwältigen.

Kol. IV. Den herrlichen Sieg hat der König in einer Inschrift zum Gedächtnis für jeden König, der zur Herrschaft berufen wird, aufschreiben lassen, und an die künftigen Herrscher wendet er sich in eindringlichen Worten:

IV, 6 Du, o König, Statthalter, Fürst oder wen sonst

ein Gott beruft, daß er die Herrschaft führe,

Ich habe dir eine Tafel angefertigt, einen Denkstein dir ge

in Kutha im Tempel Schitlam,

schrieben,

im Heiligtum Nergals für dich hinterlegt.

Siehe diesen Denkstein an,

höre auf dieses Denkmals Wort,

so brauchst du nicht zu verzweifeln, nicht zu verzagen,

dich nicht zu fürchten, nicht zu zittern.

Fest sei der Boden unter dir,

deinem Weibe wohne auch ferner bei.

Befestige deine Stadtmauern,

fülle deine Gräben mit Wasser,

bringe in deine Truhen dein Korn, dein Geld,

Dein Hab und Gut,

Deine Waffen, Deine Geräte etc. etc.

2. Stück. Das Stück beginnt da, wo der König sich anschickt, seine Soldaten gegen das feindliche Volk auszusenden. Er

schickt zuerst [180000], dann 120 000 und zuletzt 60000, zusammen 360000 Krieger aus, von denen kein einziger zurückkehrt. Darüber ist er betrübt und klagt (fast wörtlich wie im ersten Stück):

Ich, Gimil(?)-ili1, was hab ich über meine Regierung gebracht!
Ich bin ein König, der sein Land nicht unversehrt erhält,
und ein Hirte, der seine Leute nicht unversehrt erhält.
Was wird mir meine Regierung noch bringen?

Nun beschließt er selbst (? vgl. oben zu I, 9 S. 202 Anm. 4) auszuziehen und „zu vernichten das Akkadische Gefilde hat er den mächtigen Feind in Bewegung gesetzt". Der weitere Text ist abgebrochen.

3. Stück. Die Zusammengehörigkeit mit dieser Legende vorausgesetzt, fügt sich das Fragment wohl da ein, wo die Truppen des Königs in den Kampf ausziehen und von dem feindlichen Heere vernichtet werden. Zwölf Krieger entfliehen, werden vom König verfolgt und ergriffen. Alles Weitere ist abgebrochen. Die Erwähnung der zwölf entflohenen Krieger nötigt zu der Annahme, daß hier zum mindesten eine selbständige Rezension der Legende von dem kuthäischen Könige vorliegt.

Bei der Lückenhaftigkeit des Textes verzichte ich auf nähere Ausdeutung des Ganzen. Nur einige Bemerkungen seien gestattet. Daß es sich hier um mythologische Einkleidung handelt, ist ohne weiteres klar. Das beweist schon die Schilderung der Feinde, die Zahlen der Feinde und der Krieger des Königs, die sieben (!) Brüder (!), die an der Spitze stehen. Das Motiv des Kampfes zwischen Marduk und Tihamat, Frühjahrssonne und Wintersonne hat auch in diesem Text die Darstellung beeinflußt. Die wiederholten miẞglückten Versuche, des Feindes Herr zu werden, der endliche Auszug des Königs selbst ruft unwillkürlich die Szenen, die im Weltschöpfungsepos dem Kampfe vorangehen, in die Erinnerung. Interessanter aber ist der schließliche Erfolg der Bezwingung der Feinde durch den König: Friede und Be

1 Name des Königs? Zur Lesung (geschr. Schu-ili) vgl. Ranke, Pers. Names 84. Vielleicht aber appellativisch zu fassen und qât ili zu lesen. Damit würde sich der König als (strafende) Hand Gottes (Nergals?) bezeichnen, als Gottesgeißel für sein eigenes Land. Durch,,Hand Gottes", speziell Nergals wird eine fieberartige Seuche bezeichnet. Vgl. Jensen KB VI, 1, 557, und vor allem Zimmern, Ritualtafeln Nr. 45 Z. 5 (S. 152) und Anm. 2.

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