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angebracht wurde. Die Entwicklung, die die Schrift nunmehr genommen hat, ist eine rapid sich von dem Ursprung entfernende. Bei solennen Beurkundungen erhält sich zwar lange, bis auf Hammurabi, eine außerordentliche Sorgfalt und ein lapidarer Stil, der oft zu hoher technischer Vollendung gelangt. Auch die Listen und Privaturkunden der Könige von Ur (ca. 2500), die uns in großen Mengen überliefert sind, zeigen immer einen strengen Stil, der den ornamentalen Grundzug der Schrift wahrt. Ganz anders nehmen sich die Kontrakte, Briefe der Hammurabiperiode (ca. 2200) aus. Hier ist eine dem flüchtigen Gebrauch sich anbequemende Kursive entwickelt worden, die nichts Ornamentales mehr an sich hat. Hand in Hand damit geht eine gewisse Sorglosigkeit auf Kosten des überlieferten Zeichenbestandes. Einzelne Zeichen, die früher streng geschieden wurden, fallen zusammen, vgl. S. 13. Im großen und ganzen ist die babylonische Schrift dem in der Hammurabizeit ausgeprägten kursiven Typus für die ganze Folgezeit treu geblieben, denn bei den „,hieratischen" Inschriften Nebukadnezars II., der mit Vorliebe archaische Charaktere verwendete, handelt es sich lediglich um antiquarische Liebhaberei.

Eine eigentümliche Entwicklung hat die Keilschrift in Assyrien genommen. Wie die ersten Anfänge der politischen Geschichte Assyriens nach Mesopotamien weisen, so tauchen auch die ersten Spuren der Eigentümlichkeiten, die die assyrische Schrift von der babylonischen unterscheiden, dort auf. Die Korrespondenz des Mitannikönigs aus dem Archiv von Tel-Amarna ist fast identisch mit der späteren, ausschließlich gebräuchlichen assyrischen Schreibweise. In der ältesten Zeit, soweit das Material bis jetzt einen Überblick gestattet, jedenfalls aber zur Zeit Salmanassars I., Tukultininibs I. (ca. 1300) ist neben dieser assyrischen Schreibweise noch die altbabylonische im Gebrauch gewesen. Die stilistischen Verschiedenheiten der altassyrischen und der gleichzeitig in Babylonien gebräuchlichen Schrift schließen eine unmittelbare Ableitung der einen aus der andern vollständig aus. Für ihre Sonderentwicklung muß daher eine Mittelstufe maßgebend gewesen sein, die an sich wieder eine bis zu einem gewissen Grad selbständige Entwicklung aus der altbabylonischen Schrift darstellt. Die Tatsache, daß die Mitannikönige die ,,assyrische" Schrift anwenden, läßt kaum einen Zweifel zu, daß diese Entwicklung sich im Kultur

1 Vgl. Winckler, Forschungen I S. 85 ff.

kreis des nördlichen Mesopotamien mit dem Mittelpunkt Haran, dem Reich der Kischschati, vollzogen hat, dessen innige Verknüpfung mit der assyrischen Geschichte zu allen Zeiten durch die Aufnahme des Titels,,König der Kischschati" in den offiziellen assyrischen Königstitel immer wieder geflissentlich betont worden ist. Eigentümlich ist, daß die assyrische Schrift nie eine kursive Form entwickelt hat. Sie hat vielmehr stets einen architektonischen Grundzug festgehalten, gleicherweise in solennen Königsmanifestationen wie in den flüchtigen Aufzeichnungen im brieflichen und geschäftlichen Verkehr.

5. Die Sprachen der Keilinschriften. 1. Allgemeines.

Wie auch sonst im alten Orient, so ist auch im Zweistromland zu unterscheiden zwischen Umgangssprache und Literatursprache. Da die erstere, auch in Privaturkunden, nur gelegentlich durchschimmert und zudem für die ältere Zeit etwa von der

Mitte des zweiten Jahrtausends an wird das Aramäische das immer weiter sich ausbreitende Verständigungsmittel der Bevölkerung — gar nicht bestimmt werden kann, können wir uns hier auf eine kurze Charakterisierung der Sprachen der Schriftdenkmäler beschränken.

Als solche kommen vor allem in Betracht das Sumerische, Babylonische und Assyrische. Die übrigen in Keilschriften vertretenen Sprachen spielen in der Literaturgeschichte keine Rolle und können nur anhangsweise behandelt werden,

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Da sich schon in der ältesten Zeit die Schriftsprache nicht mit dem landesüblichen Idiom deckt, trägt sie schon in den ältesten Texten einen versteinerten, künstlich festgehaltenen Charakter. Die ungeheure Spanne Zeit, die die ältesten von den jüngsten literarischen Erzeugnissen trennt rund 3000 Jahre hat die einzelnen Sprachen kaum merklich beeinflußt. Das ist nur verständlich, wenn man bedenkt, daß der offiziellen Sprache der Nimbus der Heiligkeit anhaftete, daß ausschließlich die Priesterkaste der Schrift kundig war, daß die konservierende Macht der priesterlichen Tradition auch der Fortpflanzung der Schriftsprache diente. Eine ähnliche Erscheinung bieten aus späterer Zeit das Hebräische und das Lateinische, die als Kultussprachen ja jetzt noch in Übung sind, wo kein Mensch sie mehr im täglichen Leben gebraucht; auch das Arabische des Koran wird, solange es Bekenner des Profeten gibt, die Literatursprache der arabisch

sprechenden Völker immer in der Entwicklung hemmen, soweit auch der gesprochene Dialekt sich von ihr entfernen mag.

2. Die sumerische Sprache.

Literatur: Lehmann, Schamaschschumukîn I S. 57—173 (Assyriol. Bibl. VIII, 1892). Weißbach, Die Sumerische Frage, 1898. Fossey, Manuel d'Assyriologie I S. 269-381: Origine Sumerienne des Cunéiformes, 1904. Zur Einführung: Hommel, Sumerische Lesestücke, 1894.

Die Babylonier selbst haben die nichtsemitische Sprache der alten Königsinschriften und der religösen Texte als li-scha-an schu-me-ri, sumerische Sprache, bezeichnet; in neuester Zeit ist ein zweisprachiger Text aus altbabylonischer Zeit aufgetaucht, der die semitische Version als ,,akkadisch" bezeichnet. Durch diese inschriftlichen Zeugnisse ist das erlösende Wort in jahrzehntelangem Streit gesprochen, man sollte meinen, auch für die, denen auch in wissenschaftlichen Fragen der sinnenfällige Beweis allein zwingend scheint. Auf die große Streitfrage, die Halévy aufgeworfen hat, die Frage nach der Existenz einer sumerischen Sprache überhaupt, brauche ich wohl nicht mehr einzugehen. Von Interesse aber ist die Frage nach den innerhalb des Sumerischen vorliegenden Dialekten. Während man früher fast einstimmig die beiden Dialekte nach dem seit ca. 2500 bis in die späteste Zeit gebräuchlichen Königstitel: „König von Sumer und Akkad" als sumerisch und akkadisch bezeichnete, wird nach dem eben erwähnten Täfelchen die Bezeichnung „akkadisch" künftig ausschließlich für das semitische Idiom Babyloniens gebraucht werden dürfen, während für die Unterscheidung der Dialekte innerhalb des Sumerischen ausschließlich die ihrem Sinn nach freilich noch nicht ganz durchsichtigen Termini eme-ku und eme-sal, oder aus lautgesetzlichen Erwägungen die Termini alt- und neusumerisch in Betracht kommen.

Das Sumerische ist eine agglutinierende Sprache, d. h. sie bildet die grammatischen Verhältnisse nicht durch Modifikationen im Innern des Wortkörpers, durch Flexion, sondern ausschließlich durch Anfügung der bestimmenden Elemente an den völlig intakt bleibenden Stamm. Die wichtigsten syntaktischen Eigentümlichkeiten der sumerischen Sprache sind: Das Verbum steht am Schluß des Satzes, das Adjektiv vor dem Nomen, der Genitiv vor dem Substantiv, wo im Semitischen der status constructus steht, Postposition an Stelle der Präposition der die Beziehung andeutenden Elemente. In einzelnen Stücken ist freilich das Sumerische

schon in der ältesten Zeit sehr stark vom Semitischen beeinflußt worden. So hat sich nur in vereinzelten versteinerten Composita die alte Stellung des Adjektivs erhalten, während in der historischen Zeit bereits die semitische Stellung Regel wird; auch die Stellung des Genitivs gleicht sich bald und immer ausschließlicher der semitischen Übung an. Die Zersetzung der alten Sprache mit charakteristischen Elementen des semitischen Idioms ist ja ganz selbstverständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Vermischung der sumerischen und semitischen Bevölkerungsteile einer für uns schon prähistorischen Zeit angehört, daß wohl kein einziger der überlieferten Texte von einem Verfasser herrührt, der noch Sumerer gewesen wäre, daß schon in der ältesten Zeit das Sumerische jedenfalls keine lebende Sprache mehr gewesen ist. Als besondere charakteristische Eigentümlichkeiten der sumerischen Sprache seien noch hervorgehoben: das Streben nach Vokalharmonie und die außerordentliche Fülle der Lautübergänge1, bei den Vokalen der Übergang von u zu i, bei den Konsonanten beispielsweise die Übergänge bezw. Lautabwechslungen g zu m, n zu m, g zu d, d zu s, n zu 1, r zu l, r zu d, n zu r, n zu d, s zu r, sch zu 1 und andere mehr. Diese lautlichen Übergänge finden sich zuweilen auch bereits in den Texten, die überwiegend in altsumerischer Sprache abgefaßt sind. Eine Zahl von Texten hebt sich aber augenfällig von den übrigen ab durch durchgehende Verwendung der jüngeren Wortformen. Diese Texte bilden die Literatur des sog. neusumerischen Dialekts, den die babylonischen Grammatiker als eme-sal, d. i. Weibersprache (?) bezeichnen. Grundlegend für die Erkenntnis dieses Dialekts sind die aus Assurbanipals Bibliothek erhaltenen Listen, das dreisprachige Vokabular 5. R. 11-12, die dreisprachige Götterliste 2. R. 59 und auch das fünfspaltige Vokabular (Haupt, ASKT 185)3. Lange war die Frage strittig, ob die Dialekte in verschiedenen Gegenden gleichzeitig nebeneinander existiert haben; man glaubte zumeist auf Grund der mißverstandenen Zweiteilung Gesamtbabyloniens in Sumer und Akkad, sie als Dialekte Nord- und Südbabyloniens und dann richtiger Süd- und Nordbabyloniens auffassen zu müssen. Der Wahrheit näher kommt jedenfalls die Erkenntnis, daß es sich bei den dialektischen Verschiedenheiten um lautliche Entwicklungs1 Vgl. die Zusammenstellung bei Hommel, Lesestücke S. 137 ff. 2 Vor allem die sog. Bußpsalmen.

3 Näheres siehe § 71.

stufen handelt, die im ganzen sumerischen Sprachgebiet in gleicher Weise verbreitet waren. Dafür, daß es sich bei dem eme-salDialekt um eine jüngere Erscheinung handelt, spricht auch der Inhalt der Texte. Aus inneren Gründen wird man die reiche Zauberformel- und Beschwörungsliteratur für älter ansehen müssen, als die Psalmen und Hymnen, die schon viel mehr als jene die Einflüsse des semitischen Geistes erkennen lassen, und gerade die letzteren sind es, die unverhältnismäßig mehr eme-sal-Formen aufweisen, ja teilweise vollständig im eme-sal-Dialekt abgefaßt sind.

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Auf die Frage nach den Verwandtschaftsverhältnissen des Sumerischen einzugehen, muß ich mir versagen. So sehr ich persönlich geneigt bin, die sog. Turk-Hypothese Hommels 1 die Verwandtschaft des Sumerischen mit dem Uralaltaischen als wohlbegründet anzuerkennen, muß ich doch Bedenken tragen, sie den Kreisen, an die sich dieses Buch vor allem wendet, als sichere Tatsache vorzutragen. Erwähnt mag noch werden, daß Hommel auch einer lexikalischen Beeinflussung des Altägyptischen durch das Sumerische mit einleuchtenden Gründen das Wort redet. Solange unsere Kenntnis der sumerischen Sprache im einzelnen noch so unvollkommen ist, fehlt auch die erste Voraussetzung für die unwidersprechliche Entscheidung der Verwandtschaftsfragen. Die Entscheidung dieser Fragen ist übrigens auch für die Religions- und Kulturgeschichte ungleich bedeutungsvoller als für die Literaturgeschichte.

3. Die babylonische und assyrische Sprache.

Literatur: Delitzsch, Assyrische Grammatik. Hommel, zuletzt im Grundriß, S. 75 ff., woselbst auch die übrige einschlägige Literatur nachgewiesen ist.

Die Stellung des Babylonischen und Assyrischen innerhalb der semitischen Sprachen ist lange Gegenstand wissenschaftlichen Streites gewesen. Hommels These, daß das Babylonische als ostsemitisch allen anderen semitischen Sprachen, die er als westsemitische zusammenfaßt, gegenüber eine besondere Stellung einnimmt, darf heute trotz gelegentlichen Widerspruchs als gesichert gelten. Die Gründe sind der Grammatik und dem Wortschatz entnommen und lassen sich durch die Vergleichung der Eigennamenbildung und durch religionsgeschichtliche Erwägungen stützen. Hinsichtlich der Unterschiede zwischen dem babylonischen und assyrischen Idiom der Denkmäler muß ich mich hier darauf beschränken, zu konstatieren, daß sie vorhanden sind und analoge Erscheinungen aufweisen, wie etwa das Niederdeutsche zum

1 Vgl. jetzt dessen Grundriß S. 18 ff.

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