ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

gehört ihr Vermögen der Gulaqâischat. Wer diese Abmachung ändern wird, dessen Verderben mögen Marduk und Zarpanit aussprechen. (Zeugen, Datierung.)

§ 65. Urkunden der Tempelverwaltung.

Texte: Aus der Zeit der Könige von Ur (ca. 2600-2400): CT I. III. V. VII. X passim; Reisner, Tempellisten aus Telloh; ThureauDangin, Recueil de Tablettes Chaldéennes, Radau, Early Bab. History, Appendix S. 321 ff. Aus der Hammurabizeit: in CT II. IV. VI. VIII vereinzelt; Friedrich, BA V, 4 (aus Sippar). Revue d'Assyriologie passim. Aus der Kassitenzeit: Clay, Bab. Exp. XIV u. XV passim. Aus neubabylonischer und persischer Zeit: Strassmaier, Babylonische Texte.

Bearbeitungen: Radau, 1. c.; Thureau-Dangin, Revue d'Assyriologie, passim; Friedrich, Clay ll. cc.; Demuth, BA III, 393 ff.; Ziemer, ib. S. 445 ff. Vgl. auch die Einleitung zu P. Engelb. Huber, Personennamen in den Keilschrifturkunden aus der Zeit der Könige von Ur und Nisin. (Assyr. Bibl. XXI.)

Man hat sich den wirtschaftlichen Betrieb der großen Tempelverwaltung in Babylonien und Assyrien ganz ähnlich dem großer Klöster in der Feudalzeit zu denken. Die Tempel sind Großgrundbesitzer, lassen von Hörigen ihre Felder bebauen, ihre Herden versehen und sammeln aus den Abgaben ihrer Grundholden und den Erträgnissen des unmittelbar verwalteten Besitzes große Reichtümer; sie scheinen auch gewisse Privilegien zur Auflage direkter und indirekter Steuern gehabt zu haben. Sie besaßen Häuser, die sie vermieteten. Ihre wirtschaftliche Betätigung hat sie zu den kapitalistischen Zentren des ganzen Landes gemacht. Die Verwaltungsakten der Tempel lassen sich am besten vergleichen mit den wirtschaftlichen Bestandteilen der alten Klosterarchive, den Geschäftsurkunden, Güterbeschrieben, Salbüchern, Zinsregistern, Bestandregistern usw.

Die Zahl dieser Tempelurkunden ist ganz außerordentlich groß. Die Mehrzahl der Urkunden stammt aus der Zeit der Könige von Ur; aus der Hammurabizeit sind wenige, zahlreiche aber wieder aus der neubabylonischen Periode erhalten. Während die sumerischen Texte der Könige von Ur alle aus Telloh stammen, gehören die babylonischen von Hammurabi bis auf Kambyses zumeist dem Archiv des Sonnentempels in Sippar an; in jüngster Zeit sind aus der Kassitenzeit zahlreiche Urkunden des Tempelarchives zu Nippur veröffentlicht worden.

Was den Inhalt anlangt, so handelt es sich hier in erster Linie um Buchungen von Tempeleinnahmen und -Ausgaben.

Unter den Einnahmen sind vor allem die Erzeugnisse der Landwirtschaft, die Zehnten der Feld- und Gartenfrüchte, der Viehherden und ihrer Erzeugnisse wie Wolle und Tierhäute. Unter den Ausgaben figurieren vor allem die Gehaltsauszahlungen in Geld oder in Naturalien; daneben kommen natürlich auch freiwillige Leistungen und Zuwendungen aller Art dem Tempel zugute. Arbeitsleistungen gegenüber dem Tempel scheinen überhaupt nicht honoriert worden zu sein. Eine Urkunde (Kambyses Nr. 415) wenigstens berichtet, daß ein Schreiner, der drei alte Maße und 15 alte Schemel auszubessern hatte, einen Schemel und außerdem noch Holz zu einer Türe dem Tempel geschenkt hat. Unter den Urkunden aus der Zeit der Könige von Ur sind die Aufzeichnungen über den Stand der Viehherden besonders zahl

reich.

Die Urkunden gönnen uns einen tiefen Einblick in die Realien des Wirtschaftslebens, in die täglichen Lebensbedürfnisse des platten Landes, zeigen, was der Boden an Erträgnissen liefert, was das Gewerbe an Gebrauchsgegenständen hervorbringt. Dadurch sind diese an sich so trockenen Listen eine kaum zu erschöpfende Fundgrube für die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums, gerade wie es die Klosterliteralien für die jüngere Vergangenheit sind. Durch die große Zahl der vorkommenden Personennamen, der Lieferanten, Beamten, Bestandleute usw. sind sie ebenso wie die Kontrakte auch eine ergiebige Quelle für die Personennamenforschung.

Die Urkunden geben meist zuerst die Aufzählung der Gegenstände in wiederholten Summierungen nach besonderen Gesichtspunkten, zum Schluß das Datum in der jeweils üblichen Form. Bemerkenswert ist, daß auch die Urkunden der Zeit der Könige von Ur ebenso wie die der Hammurabizeit nach Ereignissen der Königsjahre datiert sind.

1) Verzeichnis von Pelzvorräten aus der Zeit Bur-sins von Ur (Radau, 1. c. S. 395):

2 Pelze für ein Gewand erster (wörtlich „königlicher“) Qualität für 30 Mana, 7 Pelze für ein Gewand zweiter Qualität für 30 Mana, 11 Pelze für ein Gewand dritter Qualität für 1 Talent, 32 Pelze für ein Gewand vierter Qualität für 1 Talent, 1 Pelz von gewöhnlicher Wolle für 1 Talent, 1 Pelz von gewöhnlicher Wolle, schwarz, für 1 Talent. Summa 54 Pelze. Am zweiten Tag. In Borsippa. Jahr, da Bur-Sin Urbillum zerstörte.

2) Herdenbestand des Hirten in Guabba (Radau S. 357) aus demselben Jahre:

169 Mutterschafe, 181 geschlechtsreife Schafe, 43 weibliche, 60 männliche Lämmer, 2 entwöhnte Zicklein waren vorhanden. 10 Mutterschafe, 8 geschlechtsreife Schafe, 1 Lamm hat Ab, der Oberaufseher, 2 männliche Lämmer hat Ur-Gula, der Oberaufseher, weggenommen1. 73 Mutterschafe, 11 geschlechtsreife Schafe, 3 Lämmer sind geraubt (?) worden. Summe: 455 vorhanden, 21 weggenommen, 87 geraubt (?). Ein Verzeichnis eingelieferter Opfergaben aus der Zeit des Cyrus (BA III, 434 f.):

Mastschafe, welche die Hirten des Nabuzerukin, Sohnes des
Zerutu, an den Sonnentempel eingeliefert haben. 15. Schalt-
Elul des zweiten Jahres des Cyrus, Königs von Babel, Königs
der Länder.

19, 14, 25, 9, 9, 5 Mutterschafe (bei jedem Posten der Name der
Spender), in Summa 81 Schafe wurden zum Opfer dem Na-
bunasir, Sohn des Mardukmukallim, übergeben.

2 Lämmchen hat Nabuzerukin, Sohn des Zerutu, gegeben; die Lämmchen verbleiben im Stall bei Zerutu.

Eine Aufzeichnung über Gehalts- und Lohnauszahlungen an Tempelbeamte und Tempeldiener aus der Zeit des Kambyses (BA III, 485):

67 geeichte Maß makkasu,.... asnê, den Rest des Gehalts für den Monat Ab haben Takisch-Gula und die Tempeldiener erhalten.

60 geeichte Maß als Gehalt für den Elul sind Takisch-Gula und den Tempeldienern gegeben worden.

Die früheren sind getilgt.

(P. S.) 1 Maß ist als Lohn des Gula-Tempels dem Ache-iddinMarduk gegeben worden.

Aus den neubabylonischen Urkunden hat Zehnpfund BA I, 492 ff.,,Weberrechnungen" zusammengestellt, genauer Notizen des Vorratshausverwalters über die Ausfolgung von Wolle und Stoffen zur Herstellung von Gewändern, jedenfalls zum kultischen Bedarf oder auch für die Angestellten, und andererseits Belege über abgelieferte fertige Waren. Dort findet sich auch eine kurze Übersicht über andere Texte verwandten Inhalts.

1 Zu. Opferzwecken?

Kap. 18: Briefe.

Textausgaben: Für die Hammurabizeit: King, L. W., The Letters and Inscriptions of Hammurabi. Für die Tel-el-Amarnazeit: Berliner und Cairener Texte: Abel-Winckler, Mitteilungen aus den oriental. Sammlungen der kgl. Museen zu Berlin 1-3 (1889-1890). Londoner Texte: Bezold, The Tell el-Amarna Tablets in the Br. M. (1892) (mit Photographien). Oxforder Texte: Sayce bei Fl. Petrie „Tell el Amarna“ (1894), pl. XXXI-XXXIII (vgl. S. 34-37).

Die Haupttextpublikation für die neuassyrische Zeit ist Harper, R. F., Assyrian and Babylonian Letters, 8 Bde. Einzelne Briefe dieser Zeit: Smith, S. A., Assyrian Letters und Keilschrifttexte Assurbanipals II, III; Winckler, Sammlung von Keilschrifttexten II. Die astronomischen Berichterstattungen (zumeist ebenso wie die Harperbriefe aus dem Archiv der Sargoniden zu Ninive stammend) hat Thompson in Luzacs Semitic Text and Translation series VI veröffentlicht.

Während der Drucklegung dieses Buches sind 245 neubabylonische Briefe des Brit. Museums aus der Zeit von ca. 600-450, wie es scheint meist aus Sippar stammend, veröffentlicht worden (CT XXII).

Bearbeitungen: Für die Hammurabizeit: Meissner, BA II, 557-564; King, 1. c.; Nagel-Delitzsch, Briefe an Sinidinam, BA IV, 434-483-500, Montgomery, Mary W., Briefe aus der Zeit des babylonischen Königs Hammurabi, Berl. Diss. 1901.

Bearbeitung der gesamten Amarna-Texte von Winckler, in KB V. Verbesserungen auf Grund neuer Kollationen in BA IV, 101–154, 279-337, 410-417 von Knudtzon, von dem auch eine vollständige Neubearbeitung (VAB Band II und III) in Aussicht steht. Zur Geschichte der TA-Zeit vgl. KAT3 S. 192 ff.; zur allgemeinen Orientierung über die Texte und ihren Inhalt Niebuhr in AO I, 2.

Aus der neuassyrischen Zeit: Delitzsch in BA I, 185-248, 613-631, II, 19-62; Johnston, Chr., The Epistolary Literature, JAOS 18 I S. 125 ff., 19 I S. 41 ff. (auch separat); Martin, Revue de l'Institut Catholique de Paris, 1901 und Recueil XXIII u. XXIV; Delattre, PSBA 1900 u. 1901; Geldern, C. v., BA IV, 501-545; Thompson, l. c., Bd. VII; Behrens, Assyrisch-Babyl. Briefe religiösen Inhalts (Leipzig, Hinrichs). Zahlreiche Briefe dieser Zeit sind noch behandelt von Winckler, Forschungen, passim und von anderen in verschiedenen Zeitschriften.

§ 66. Allgemeines.

Die ältesten der in Keilschrift erhaltenen Briefe entstammen der Zeit der ersten babylonischen Dynastie (ca. 2400-2200), die vorläufig jüngsten aus der Perserzeit. In der Hauptsache gehören sie aber vier Perioden an, der Hammurabizeit, dem 15. Jahrhundert, der Sargonidenzeit und dem neubabylonisch-persischen Reich bis auf Artaxerxes I. Es ist von vornherein klar, daß sich innerhalb der Briefliteratur, die dem augenblicklichen Bedürfnis ihren Ursprung ver

dankt und also auch unwillkürlich den Stempel der besonderen Zeitverhältnisse an sich trägt, unmöglich ein so ausgeprägter Konservatismus fast 2000 Jahre hindurch geltend machen kann, wie bei der schönen Literatur und auch bei den offiziellen Staatsdokumenten, den feierlichen Königsinschriften usw. Zu diesen Teilen der Keilschriftliteratur steht die Briefliteratur in demselben Verhältnis wie die Briefstellerei irgend eines Privatmannes zu den „,klassischen" Erzeugnissen. Die Briefe sind durchaus aus dem Bedürfnis der Verständigung über irgend eine praktische Frage erwachsen. Die Verfasser sind sehr oft Leute, die keineswegs im vollen Besitz der schriftstellerischen Routine waren, wie etwa die offiziellen Historiographen des Hofes oder die Beamten der königlichen Kanzlei. Unter den aus der Hammurabizeit stammenden Briefen stammt die Mehrzahl aus der königlichen Kanzlei. Sie tragen daher ein mehr literarisches Gepräge; ihre Formulierung ist weniger willkürlich und zufällig als z. B. fast bei allen aus dem Archiv zu Ninive stammenden Briefen, die zum allergrößten Teil an den König oder an Mitglieder seines Hofstaates gerichtet sind. Diese Briefe zeigen einen ausgeprägt vulgären Charakter. Sie sind abgefaßt in der gesprochenen Sprache des Absenders, wie sie ihm aus dem Munde ging; sie sind daher voll von sprachlichen Freiheiten, die der Literatursprache durchaus fremd geblieben sind. Auch in der Konzeption kommt die ursprüngliche Denkungsart, die nicht in die Fesseln der Logik eingespannt ist, zu unmittelbarem Ausdruck. Die Gedanken folgen einander in dem Briefe in derselben Unordnung wie in dem Geplauder, wo ein Wort das andere gibt, ohne Rücksicht auf eine folgerichtige, straffe Gedankenentwicklung.

Die babylonisch-assyrischen Briefe sind Kraut- und RübenBriefe, die keinen anderen Zweck verfolgen, als auszusprechen, was zu sagen ist, wie es auch immer sei, ohne jede Absicht auf eine ästhetische Wirkung. Gelegentlich bringt es ja der Gegenstand mit sich, daß man sich gewählt ausdrückt, so in den Briefen, die ausschließlich Ergebenheitsversicherungen und freundliche Wünsche für den Adressaten enthalten. Diese Devotionalien unterscheiden sich denn auch wesentlich von den übrigen,,geschäftlichen" Korrespondenzen durch ihre sorgfältigere Struktur, ihre reinere Sprache. Das ist nun freilich weniger das Verdienst des Briefschreibers, als eine Folge der jahrhundertelangen Übung dieser Ergebenheitsadressen, die gerade wie bei uns einen festen

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »