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Stil ausgebildet hat, einen eisernen Bestand von Formeln und Floskeln, die lediglich aneinandergereiht zu werden brauchten. Diese Gattung der Briefe ist aber die weniger umfangreiche; sie sind auch in jeder Hinsicht weniger ergiebig für die Forschung. Dieser bieten gerade die Briefe geschäftlichen" Inhalts- geschäftlich ist hier im weitesten Sinn zu verstehen und umfaßt alle Veranlassungen, die über das Bedürfnis der Loyalitätsversicherung hinausgehen - ein fast unerschöpfliches Material, in grammatischer und lexikalischer Hinsicht, in kulturgeschichtlicher, religiöser und politischer Beziehung. Die Emanzipation der Briefschreiber von dem literarischen Stil führt zur Verwendung einer Fülle neuer Wortformen und -Stämme, die jenem ganz fremd sind. Dadurch, daß kaum irgend eine Seite des alltäglichen Lebens, der religiösen Betätigung, der politischen Verwaltung auch in ihren geheimen und geheimsten Winkelzügen in den Korrespondenzen unberührt bleibt, erschließen sich uns in frischer Unmittelbarkeit viele intime Einzelheiten, die in den offiziellen Dokumenten entweder gar nicht hervortreten oder in schwer verständlicher Formelhaftigkeit sich verhüllen.

Diese Mannigfaltigkeit des Inhalts ist besonders groß in den assyrischen und babylonischen Briefen der letzten Perioden. Die altbabylonischen Briefe der Hammurabizeit enthalten fast ausschließlich Stücke aus der Korrespondenz Hammurabis mit seinem Statthalter Sinidinnam in Larsa und betreffen ausschließlich Gegenstände der inneren Verwaltung. Die Briefe der Tel-el-Amarnazeit dagegen sind durchaus den Fragen der äußeren Politik, den Beziehungen der Staaten untereinander gewidmet. Ihr eigentümlicher Reiz liegt in der Bloẞlegung der Intimitäten des diplomatischen Verkehrs, in der unfreiwilligen Selbstcharakterisierung der königlichen Briefschreiber, ihr unvergleichlicher historischer Wert außerdem in der Aufklärung, die sie über die Kabinettspolitik der großen Reiche Ägypten, Babylonien und des damals mächtig sich regenden Assyrien, wie über die politischen und kulturellen Zustände in den Staaten zwischen Euphrat und Mittelmeer gewähren. Sie sind nichts Geringeres als der Schlüssel für das richtige Verständnis der politischen Geschichte des ganzen alten Orients geworden.

So individuell die keilinschriftlichen Briefe gegenüber den literarischen Erzeugnissen ihrem Inhalt und ihrer Sprache nach

sind, so konventionell erscheinen sie in der strengen Beobachtung der Eingangsformeln.

In der Hammurabi- und Tel-el-Amarnazeit ist die ausschließlich gebrauchte Eingangsformel: Ana N. N. ki-bi-ma umma N. N., d. h.,,An N. N. melde!: So (sagt) N. N."1, worauf in den Hammurabibriefen unmittelbar der Gegenstand der Mitteilung folgte. Aus der Hammurabizeit sind bis jetzt nur ganz wenige Briefe erhalten, die nicht von dem Könige an Beamte gerichtet sind. Aber auch diese wenigen Briefe verzichten vollständig auf die Ergebenheitsfloskeln, die in den späteren Briefen üblich sind. Über rein geschäftliche Korrespondenzen zwischen Privatpersonen aus dieser Zeit s. unten S. 269. Die Ergebenheitsversicherungen nehmen einen sehr breiten Raum ein schon in den Amarnabriefen, deren Eingangsformel sich sonst mit der der Hammurabizeit deckt. Sie sind hier überaus mannigfaltig je nach dem Verhältnis des Absenders zum Adressaten. Wenn die großen Potentaten von Babylonien und Ägypten, Mitanni und Assyrien aneinander schreiben, so konstatieren sie zunächst mit Befriedigung, daß es ihnen selber, manchmal auch, daß es ihren Familien, ihren Rossen und Streitwagen wohl gehe, um dann dem Adressaten das Gleiche in etwas, aber nicht viel ausführlicherer Form zu wünschen. Wenn aber einer der kleinen Fürsten oder Statthalter an „die Sonne", den großen Herrn in Ägypten schreibt, so bezeichnet er sich als dessen Diener, als den,,Staub seiner Füße" und die „Erde, auf die er tritt", den,,Schemel seiner Füße", den,,Thron, auf dem er sitzt" fällt ihm zu Füßen, und zwar meist siebenmal siebenmal, manch-. mal sogar auf Brust und Rücken. Direkte Wünsche oder Schmeicheleien kommen verhältnismäßig seltener, aber doch hin und wieder vor; in der Regel sind über das gewöhnliche Maß hinausgehende Schweifwedeleien durch ein besonders schlechtes Gewissen des Schreibenden motiviert. Das Mindestmaß bieten die Briefe des Abdchiba von Jerusalem, der immer schreibt: „Zu Füßen meines Herrn, des Königs, siebenmal siebenmal falle ich.“ Wenn der Pharao an einen seiner Untergebenen schreibt, so bedient er sich wohl der allgemein üblichen Eingangsformel, verzichtet aber auf jeden Gruß und Wunsch.

Anders bei den assyrischen Königen der späteren Zeit. Sie

1 Das ist wohl die einleuchtendste Übersetzung der schwierigen Phrase. Der Imperativ wendet sich an den offenbar personifizierten und mit dem Überbringer identifizierten Brief.

haben wie auch die anderen Glieder des königlichen Hauses eine eigene Eingangsformel zu ausschließlichem Gebrauch. Ihre Briefe beginnen: Abit oder amat scharri, mârat scharri od. ä., ,,Willensmeinung, Befehl des Königs, der Königstochter" usw. Der assyrische König verschmäht es auch nicht, seine Beamten huldvoll zu begrüßen und tut dies mit den Worten:,,Der Gruß von mir tue wohl Deinem Herzen". Briefe des Königs sind unter den späteren Briefen nur ganz vereinzelt erhalten, offenbar weil es versäumt worden ist, Konzepte bzw. Kopien von ihnen im Archive zurückzubehalten. Die erdrückende Mehrzahl der Briefe dieser Zeit sind an den König oder an Personen seines Hauses und Hofstaates gerichtet. Die Eingangsformel ist hier: „An den König, meinen Herrn, Dein Diener N. N". Darauf folgt ein Wunsch, der kürzer oder ausführlicher gehalten ist, z. B.1: „Heil sei dem König, meinem Herrn, gar sehr! Nebo und Marduk mögen den König, meinen Herrn, segnen! Wohlbefinden des Königs, meines Herrn, Gesundheit des Herzens, Gesundheit des Leibes!" Eine Erweiterung der Formel namentlich durch Anrufung zahlreicher Götter bieten besonders die spontanen Ergebenheitsadressen, deren Zweck lediglich Loyalitätskundgebungen und Glückwünsche sind (vgl. z. B. unten S. 279). Über die in assyrischen Briefen bis jetzt seltene, in den neubabylonischen aber die Regel bildende Eingangsformel „Brief (egirtu, duppu) des N. N. an N. N.“ vgl. S. 277 f.

In dem Hauptteil des Briefes wird zunächst auf das vorhergegangene, die Antwort veranlassende Schreiben Bezug genommen und dann die Antwort gegeben. Der Umstand, daß nur in ganz seltenen Fällen dieses Schreiben des Königs erhalten ist, erschwert das Verständnis der Antwort und damit des ganzen Briefes oft sehr. Die Berichterstattung selbst ist oft von außerordentlicher Kürze und Bestimmtheit. In der Regel fehlt auch dem Schreiben ein eigentlicher Schluß. Wo ein solcher angefügt wird, enthält er entweder einen Wunsch für das Wohlergehen des Königs oder eine Wendung wie „Der König wird es schon wissen; er möge tun, wie ihm beliebt", oder aber der Schreiber konstatiert nochmals ausdrücklich, daß er nach Wunsch und Befehl des Königs gehandelt habe.

Zur Technik des brieflichen Verkehrs bei den Babyloniern und Assyrern ist noch zu bemerken, daß die Briefe in Tonhüllen

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eingeschlossen zu werden pflegten, die mit dem Siegelabdruck des Absenders versehen wurden. Um den inliegenden Brief erreichen zu können, war es notwendig, die Umhüllung zu zerbrechen. Die Umhüllung war mit der Adresse versehen. Dieses Verfahren ist schon zu Hammurabis Zeiten geübt worden.

$ 67. Die Briefe der Hammurabizeit

betreffen ausschließlich Gegenstände der inneren Verwaltung. Die bis ins kleinste sich erstreckende Fürsorge Hammurabis, dieses großen Friedensfürsten und Gesetzgebers, bringt es aber mit sich, daß der Kreis der Verhältnisse, die in seinen und seiner Beamten Briefen zur Sprache kommen, ein außerordentlich umfassender ist, so daß die Detailkenntnisse, die sie für die Kulturgeschichte der damaligen Zeit vermitteln, sehr mannigfaltig sind. Hammurabi hielt seine Beamten unter ständiger Kontrolle und vergewisserte sich durch eine straff organisierte, regelmäßige Berichterstattung, daß die Verwaltungsgrundsätze, die er unter seinen Augen in Babylon zur Geltung gebracht, auch in den Provinzen beobachtet wurden. Bei allen wichtigeren Vornahmen waren die Beamten gehalten, sich Weisungen vom König zu holen. Der größten Fürsorge erfreute sich die Unterhaltung und Erweiterung des Kanalisationssystems, das eine Voraussetzung für die Fruchtbarkeit des Landes war, und die Viehzucht, die in dem fruchtbaren Land und namentlich an den Grenzgebieten eine Quelle der Volkswohlfahrt und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit war. Dieses Verwaltungssystem setzte natürlich einen sorgsam geregelten Postverkehr voraus. Das Botenwesen spielt denn auch in den Briefen von der ältesten bis in die jüngste Zeit eine gleichmäßig bedeutende Rolle.

Nur zwei Briefe spielen auf auswärtige Angelegenheiten an, auf die Eroberung elamitischer Götterbilder. Wenn von militärischen Angelegenheiten die Rede ist, so beschränkt sich das auf interne Truppenbewegungen. In Babylonien steht naturgemäß auch die Kultuspflege unter der Fürsorge der Staatsbehörden: Tempelbauten, die großen Feste, die Eintreibung der Tempeleinkünfte. Die Priester sind Staatsbeamte; über ihre Funktionen, Opfer, Opferschau und Vorzeichendeutung läßt sich der König Bericht erstatten. Die Fürsorge des Königs erstreckt sich in den Briefen auch auf die Regulierung des Kalenders, er erteilt Weisung zur Einschaltung des Interkalarmonats. Auch

auf die Justizverwaltung in den Provinzen übte der König seinen Einfluß aus. Eine ganze Reihe von seinen Briefen befaßt sich mit speziellen Fällen der Rechtspflege, wie ja auch der Kodex Hammurabi ausdrücklich der Appellation an den König Raum gibt (§ 129). Dem wirtschaftlichen Leben mußte unter einem so praktisch angelegten Herrscher die besondere Aufmerksamkeit der Behörden sicher sein. Er ließ Kornhäuser anlegen für Zeiten des Miẞwachses; die Fluren schützte er durch Dammbauten gegen Hochwasserschäden. Er sorgte für statistische Erhebungen über die Erträgnisse der Feldwirtschaft und der Viehzucht, wachte über die Instandhaltung der Zufahrtstraßen zu Wasser und zu Land, damit die Verteilung der landwirtschaftlichen Produkte und die Einfuhr fremder Erzeugnisse ungehemmt vor sich gehen konnte. Auf ausgedehnten Kronländern besaß der König selber mächtige Herden, über deren Entwicklung er sich ständig auf dem laufenden erhalten ließ. Schon in den etwas älteren Tempellisten aus der Zeit der Könige von Ur tritt eine ausgebildete Organisation von Beamten hervor, denen die Pflege und Verantwortlichkeit für die Landwirtschaft zukam. Auch die Arbeiterschaft, die zumeist aus Kriegsgefangenen sich ergänzenden Staatssklaven, durften der Fürsorge des Königs sich erfreuen.

Von diesen Briefen unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht die rein geschäftliche Korrespondenz zwischen Privatleuten, von der auch aus der Hammurabizeit Proben erhalten sind (vgl. Meißner BA II, 557 ff.). Sie haben zwar die Eingangsformel mit den übrigen gemeinsam, fügen aber dann regelmäßig einen kurzen Wunsch bei: „Samas und Marduk mögen Dir Leben schenken." Äußerlich unterscheiden sie sich auch insofern, als sie nie von einer äußeren Hülle umgeben sind, offenbar wegen ihres spontanen Charakters und weil sie nicht zur Aufbewahrung bestimmt waren. Auf uns gekommen sind sie zusammen mit zahlreichen Kontrakten, die in den Archiven von Tempeln und Kaufleuten angesammelt worden waren.

Als Beispiel eines Briefes des Königs Hammurabi an Sinidinnam diene King, III, 75 f. :

Zu Sinidinnam sprich: Also sagt Hammurabi: Unmittelbar nach Empfang dieses Schreibens lasse die Verwaller Deiner Tempel allesamt und Arad-Samas, den Sohn des Eribam, den Hirten des Samastempels, die Deiner Kontrolle unterstehen, nebst

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