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Wie Astronomie und Geschichtswissenschaft nicht um ihrer selbst willen gepflegt wurden, so waren auch beim Studium der Schrift und der Sprache der sumerischen Sprachdenkmäler vor allem praktische Interessen maßgebend, die ihrem Wesen nach wiederum stark von der Weltanschauung des alten Orients beeinflußt waren. Die Kontinuierlichkeit der religiösen Übung war das stärkste Band, das die jeweilige Gegenwart im alten Orient mit der Vergangenheit, mit dem Anfang aller Dinge in Verbindung und Beziehung erhielt. Das Verständnis der religiösen Urkunden, vor allem der Zauberformeln und Beschwörungstexte hatte aber eine genaue Kenntnis der altgeheiligten Sprache zur unabweisbaren Voraussetzung. Daher war ihr Studium ebensosehr eine sittliche Pflicht, wie eine Forderung des persönlichen Interesses.

Besonders deutlich liegt der Zusammenhang des wissenschaftlichen Betriebes in Babylonien mit den Grundlehren der Religion und Weltanschauung in der Medizin zutage. In anmutiger Form kommt dieser Zusammenhang in der Legende vom Zahnschmerzwurm (vgl. § 17) zum Ausdruck. Der Gedanke, daß alle Krankheit Wirkung unheilvoller Dämonen ist, zieht sich durch die ganze Literatur der Beschwörungsformeln hindurch. Für die Beziehungen, die zwischen den Krankheitserscheinungen und den Vorgängen im Kosmos aufgespürt wurden, bieten die Ominatexte zahllose Belege.

Wenn man nun freilich von einer babylonisch-assyrischen Geographie, Zoologie, Mineralogie u. drgl. spricht, so hat das in den erhaltenen Texten keinerlei Stütze, die meist lediglich als Zusammenstellungen von Vokabeln, nach sachlichen Gesichtspunkten gruppiert, aufzufassen sind. Mit demselben Rechte könnte man dann auch in den Götter- und Tempellisten Zeugnisse einer theologischen Wissenschaft erblicken. Daß auch diese Zusammenstellungen eine geistige Tätigkeit voraussetzen und bekunden, gibt noch kein Recht, sie als Ergebnisse eines wissenschaftlichen Betriebes anzuerkennen. Die Beurteilung des babylonischen Geisteslebens kann eines so stark verkürzten Maßstabes wohl entraten.

Dagegen darf man als eine ganz spezifisch babylonische Wissenschaft die Ominologie bezeichnen im Hinblick auf die bis zur denkbar höchsten Virtuosität ausgebildete Fähigkeit der Anwendung der aus dem System der Weltanschauung gewonnenen Erfahrungssätze auf alle Vorkommnisse am Himmel und auf der

Erde. Bei der Besprechung der Ominatexte wurde gelegentlich auf die subtile Spezialisierung aller ,,Vorzeichen" hingewiesen. Uns fehlt heute noch in den meisten Fällen der Schlüssel - zum Verständnis der in den großen Ominawerken niedergelegten Deutungen. Es kann aber keine Frage sein, daß wir es hier mit den Zeugnissen einer eigenen, in jahrtausendelanger Übung bis ins Kleinste ausgebildeten,,Wissenschaft" zu tun haben. Eine Sparte dieser Wissenschaft ist die Astrologie, eine andere die Leberschau, eine andere die Becherwahrsagung. Für jedes Beobachtungsfeld galt es, eine fast unerschöpfliche Fülle von Variationen festzustellen und für jeden einzelnen Fall die Beziehung zu den aus der Weltanschauung" gewonnenen Erfahrungssätzen herzustellen. So fremdartig eine solche,,Wissenschaft“ unseren Begriffen ist, so haben wir doch kein Recht, ihr diesen Ehrentitel zu weigern, da sie alle formalen Forderungen erfüllt, die man an die Wissenschaft zu stellen berechtigt ist.

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$ 72. Philologische Texte.

I. Syllabare.

Unter Syllabaren versteht man Zeichenerklärungen in Tabellenform. Aber nur die Syllabare der sog. I. Klasse (Sa) führen ihren Namen mit Recht, denn bei den anderen handelt es sich nicht um Erklärung von Silbenzeichen, sondern von Wortzeichen oder Ideogrammen.

1. Die Syllabare der I. Klasse (Sa).

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Publiziert zuletzt in CT XI. pl. 1 ff. Die verschiedenen Fragmente sind zusammengearbeitet von Delitzsch AL S. 83 ff. Bearbeitung: Hommel, Sumerische Lesestücke, S. 66 ff. Über die Anordnung von Sa vgl. Peiser, ZA I, 95 ff.; II. 316ff. und Zimmern in ZDMG. 50, 667. Bestehend aus 3 Kolumnen, von denen die mittlere das zu erklärende Zeichen, die linke die Aussprache, und zwar sowohl die semitische wie die sumerische, die rechte den Namen des Zeichens enthält. Z. B.:

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d. h. das Zeichen X, das in der Sprache der Grammatik tukullum heißt, hat die Lautwerte ku, zi, dur, tukul.

Hatte der angehende babylonische oder assyrische Gelehrte mit der Absolvierung der Syllabare Sa sich der Anfangsgründe

der Schriftlehre bemächtigt, so führten ihn die Syllabare Sb bis Sd in die tieferen Geheimnisse der Schrift und speziell in den Wortschatz der sumerischen Sprache ein.

2. Die Syllabare der 2. Klasse (Sb).

CT XI pl. 14 ff.; Delitzsch, AL S. 91 ff., jetzt ergänzt durch das neubab. Fragment bei Weißbach, Babylonische Miszellen, S. 27 ff. pl. 10f. Bearbeitung: Hommel, Sum. Lesestücke, S. 74 ff.

Bestehend aus 3 Kolummen, von denen die mittlere das zu erklärende Ideogramm, die linke dessen sumerische Aussprache, die rechte dessen semitische Übersetzung enthält. Z. B.1: ni-e X ki-nu-nu (Kohlenbecken)

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d. h. das Ideogramm X bedeutet in der (sumerischen) Aussprache ne: Kohlenbecken, in der Aussprache izi: Feuer, in der Aussprache bil: verbrennen.

Eine eigenartige Variante zu Sb bilden die Listen, die CT XII, pl. 24ff. veröffentlicht sind. Während sich Sb mit der Aufführung der wichtigsten Ideogramme und immer nur einem semitischen Äquivalent begnügt, werden hier die ganzen Materialien in der denkbar erschöpfendsten Vollständigkeit vorgeführt, und zwar unter strenger Einhaltung der Anordnung nach Zeichenformen. Soweit die erhaltenen Fragmente einen Einblick gestatten, scheint es sich ausschließlich um solche Zeichen zu handeln, denen andere Zeichen eingeschrieben werden können. Nach der Erörterung des Grundzeichens nach allen seinen sumerischen Lautwerten und sämtlichen semitischen Bedeutungsnüancen werden alle Modifikationen durch Einschreibung anderer Zeichen ebenso abgehandelt. Daß der maßgebende Gesichtspunkt bei diesen Zusammenstellungen die Möglichkeit eingeschriebener Elemente ist, geht daraus hervor, daß jedesmal das eingeschriebene Zeichen neben dem Kompositum wiederholt wird.

Eine Grenzlinie zwischen Sb und den durchgehends mit Glossen versehenen Vokabularien (vgl. S. 289) ist kaum streng durchzuführen. Streng genommen gehört auch Sb zu den Vokabularien, da hier das charakteristische Merkmal der übrigen Syllabare, die Anführung der Zeichennamen, fehlt und nicht Silben-, sondern Sinnzeichen erklärt werden. Doch ist, um Verwirrung zu vermeiden, die übliche Bezeichnung beibehalten worden.

1 Weißbach, I. c. S. 28.

3. Die Syllabare der 3. Klasse (Sc).

CT XXI pl. 29 ff.; Delitzsch, AL S. 67 ff.; 4 R 62f. Bearbeitung: Hommel, Sum. Lesest, S. 83 ff.

Bestehend aus 4 Kolumnen stellen sie bis zu einem gewissen Grade eine Kombination von Sa und Sb dar. Zu den 3 Kolumnen von Sa (Aussprache, Zeichen, Zeichenname) treten in der 4. Kolumne die semitischen Übersetzungen des Ideogrammes und zwar unter gelegentlicher Anfügung zahlreicher Synonyma. Es handelt sich nicht darum wie in Sa, in der ersten Kolumne alle Möglichkeiten der Aussprache zu registrieren, es wird vielmehr für jedes Zeichen nur eine Aussprache mitgeteilt, die für eine ganze semitische Wörtergruppe Geltung hat; wenn dagegen dasselbe Ideogramm in verschiedener Aussprache verschiedene Bedeutung hat, so wird es meist auch an verschiedenen Stellen behandelt. Die Absicht von Sc ist demnach die Sammlung der babylonisch-assyrischen Übersetzungen, die für ein Ideogramm unter Voraussetzung einer bestimmten Aussprache möglich sind. Es korrespondieren also Kol. I und Kol. IV, während Kol. II und III als Erläuterung beigegeben sind. Z. B.:

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d. h. das Ideogramm Y, das dubbu heißt, hat in der Aussprache dub die Bedeutungen „aufschütten“, „ausgießen" usw. usw.

4. Die Syllabare der 4. Klasse (Sd).

Br.Mus. 82-8—16, 1: Smith, Miscellaneous Textes 25-26; AbelWinckler, Keilschrifttexte 54f.; CT XI, 49f. Bearbeitung: Hommel, Sum. Les. 96ff. Außerdem: Sm 1300 (CT XI, 35f.), K 4174 (ib. 45—48, vgl. Meißner, Supplement, Taf. 8-9) und kleinere Fragmente in CT XI.

Während die als Sc bezeichneten Tabellen durchaus einfache Ideogramme behandeln, enthält eine weitere Gattung von Syllabaren zusammengesetzte Ideogramme, und zwar neben

1 Dasselbe Ideogramm in der Aussprache usch ist an anderer Stelle behandelt.

sachlichen Begriffen vor allem auch Städtenamen, Beamtentitel u. a. In der Anlage entsprechen diese Tabellen völlig denen der Klasse Sc

II. Lexikalische Texte.

In allen bisher besprochenen Texten handelt es sich vor allem um die Erlernung der Ideogramme. Eine große Zahl von Listen sind aber rein lexikalischer Natur, und zwar sind es sowohl sumerisch-semitische Vokabularien, als auch semitische Synonymenlisten zur Erlernung offenbar besonders der der Literatursprache angehörenden und sonstiger selten vorkommenden Wörter. Die Anordnung ist durchweg dieselbe, in zwei Kolumnen, von denen die linke das zu erklärende, die rechte das erklärende Wort enthält.

1. Sumerisch-semitische Vokabulare. Veröffentlicht CT XVIII. pl. 32—50; CT XIX, pl. 1-50; CT XII, 1-23, 33-50.

Sie setzen die Kenntnis der Sprache meist voraus, bei einigen Tafeln ist aber gleichwohl die sumerische Aussprache in kleiner Schrift als Glosse den sumerischen Wörtern entweder immer oder wenigstens vielfach beigeschrieben. Der Umfang dieser Listen muß sehr groß gewesen sein. Soweit sie nicht Schülerübungen, sondern Lehrbücher waren, sind sie wohl alle in Serien eingegliedert gewesen. So haben wir von der Serie An-Ta-Gal: schaqû große Stücke der 3., 5., 7., 8. und vielleicht auch der 10. Tafel (CT XVIII). Desgleichen große Stücke einer Serie Alam: la-a-nu (ib). Von der Serie Sag-Alan: nabnîtum sind Stücke der 1., 4., 5., 10., 21., 22., 23., 25. Tafel erhalten (CT XII, 33 bis 50), von einer Serie Id-A: na-a-qu wissen wir, daß sie aus mindestens 40 Tafeln bestanden hat (CT XII, 1-23, kopiert laut Unterschrift im 10. und 11. Jahr des Artaxerxes I., also 455 und 454 v. Chr. nach Originalen zu Borsippa und Babel [pl. 13]). Die sumerische Aussprache ist in beiden Serien durchweg in Glossen beigeschrieben. Wie in Sc sind in der semitischen Kolumne zahlreiche Synonymen mit aufgenommen. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Texte kann aber die Zugehörigkeit zur betr. Serie wegen ihrer fragmentarischen Erhaltung nicht mehr festgestellt werden. Die Anordnung dieser Vokabularien ist keine einheitliche, wie sich auch bei den Syllabaren Sb bis Sd ein festes System nicht erkennen läßt. Die Gestalt der Zeichen ist wohl

Weber, Literatur,

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