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und endigen immer mit den Worten „Kiâm ne-bi-sum" bzw. lediglich „ne-bi-sum", was offenbar soviel als „,quod erat demonstrandum" bedeutet. Das bis jetzt recht spärliche Material von theoretischen Tafeln mathematischen Inhalts wird durch den XX. Band der Babylonian Expedition of the Univers. of Pennsylvania ergänzt werden, in dem H. V. Hilprecht die ,,Mathematical and Astronomical Tablets from the Temple Library at Nippur" vorlegen wird.

Von eigentlichen astronomischen Inschriften aus Assurbanipals Bibliothek scheint nach Bezold bisher nur ein einziges Fragment gefunden,,,auf dem von der Umlaufszeit eines Planeten und der Entfernung gewisser Sterne von bestimmten Punkten die Rede zu sein scheint" (Ninive und Babylon S. 88). Dagegen stammen aus der Bibliothek einige Sternlisten (vgl. Bezold, Catalogue S. 2096). Das neubabylonisch-chaldäische Reich hat auch eine größere Anzahl theoretischer Texte astronomischen Inhalts hinterlassen,,,rechnungsmäßige astronomische Aufzeichnungen, bei denen sich Beobachtungstafeln und Berechnungstafeln unterscheiden lassen" (ebenda S. 90). Von den astrologischen Texten war oben § 51 die Rede. Hier sei noch der sog. Astrolabe, die zur Berechnung der Gestirnhöhe dienen (vgl. z. B. Hommel, Aufss. u. Abhh. S. 242, 458 ff.) gedacht.

4. Was endlich die babylonisch-assyrische Heilkunde anlangt, so haben wir wiederum nur wenige Reste der früher zweifellos umfangreichen theoretischen Literatur. Zunächst liegen auch hier wieder Zusammenstellungen in der Form von Listen vor, Namen von Ingredienzien bestimmter Arzeneien. Sodann aber scheint es auch Handbücher der Heilkunde gegeben zu haben. Dafür dürfen wir jedenfalls z. B. den Text K 191 usw. halten, von dem F. v. Öfele sagt, er behandle die Heilkunde in einer Weise, daß er in griechischer Übersetzung unbedenklich den Knidischen Schriften innerhalb des hippokratischen Corpus zugezählt würde". Der Text gehört zu der Serie,,Wenn ein Mensch an .. .. (suâlam) krankt, es zu Leibschneiden wird", von der Küchler die erhaltenen Fragmente bearbeitet hat. Eine Probe dieses Textes lautet (nach Küchler):

1 oder ne-pi-schum zu lesen?

2 vgl. zur Einführung F. von Öfele: Keilschriftmedizin in Parallelen (AO IV 2o); ders. im Handbuch der Geschichte der Medizin, 1901. Küchler Beiträge zur Kenntnis der assyrischen Medizin, 1902.

Wenn ein Mensch Rauschtrank getrunken hat und sein Kopf ihm gepackt ist, er sein Wort vergißt, während seines Redens (sie) „auswischt“, seinen Verstand nicht festhält, dem betreffenden Menschen seine Augen starr sind (?), sollst du zu seiner Genesung.. (folgen die Namen von 11 Pflanzen) diese 11 Pflanzen in eins zerreiben, er soll (es) mit Öl und Rauschtrank vor dem Herankommen der Göttin Gula, Morgen, ehe die Sonne aufgeht (und) ehe jemand ihn geküßt hat, trinken, so wird er genesen."

am

Dieses Beispiel zeigt die Formulierung der Diagnose und die Kranhkeitsbehandlung. Es ist aber auch charakteristisch dafür, daß die Heilkunde auch da, wo sie rationell war, nie die Krücken der Magie entbehren konnte. Aller Wissenschaft und Kunst wurde doch erst auf magischem Wege der Erfolg garantiert.

Als Belege für die babylonisch-assyrische Heilkunde können auch fast alle Beschwörungstexte gelten; vgl. auch den „Zahnschmerzwurm"-Text oben § 17.

Kap. 20: Volkstümliche Literatur.

§ 74. Allgemeines.

In diesem Kapitel sollen die spärlichen Reste der volkstümlichen Literatur zu kurzer Besprechung kommen.

Was zunächst die sog. Tierfabeln anlangt, so gehören sie ihrem literarischen Charakter nach eigentlich zu der Gruppe der epischen Dichtungen. Wenn sie dort nicht eingereiht worden sind, so liegt der Grund hierfür in der speziellen Eigenart des babylonischen Epos, das durchaus auf den grandiosen Grundton der Göttersage, der Mythologie aufgebaut ist, zu dem der naive, volkstümliche Charakter der Tierfabel in keinerlei Beziehung steht. In einem Stück scheinen wohl beide Kategorien auch inhaltlich sich eng zu berühren, in der Tendenz: sie haben beide einen lehrhaften Charakter. Aber diese Verwandtschaft ist eine rein äußerliche, der Inhalt der jeweiligen Lehre ist hier und dort so verschieden wie das ganze Milieu. Das babylonische Epos ist ein Lehrgedicht in dem Sinne, daß es die geltende Weltanschauung in faßliche Form einkleidet und dem Volk zugänglich macht, es bietet mit anderen Worten die Begründnng der herrschenden Welt- und Staatsordnung in dichterischer Form. Das Epos be

lehrt über die Beziehungen zwischen Göttern und Menschen, Schicksal und Welt, Diesseits und Jenseits. Die „Lehre“ der Fabeln dagegen erstreckt sich ausschließlich auf Gegenstände und Verhältnisse dieser Erde, die Beziehungen zwischen Mensch und Mensch; sie entwickeln keine Dogmatik, sondern eine Ethik, sind nicht Verdeutlichungen von Theorien, sondern Einkleidungen von praktischen Lebenswahrheiten.

Daher gebührt ihnen eine vom Epos durchaus gesonderte Stellung in der Literatur, und als passende Gefährten werden ihnen am besten die wenigen, aber hochinteressanten Bruchstücke einer Literatur an die Seite gestellt, die aus dem praktischen Leben erwachsen ist und, was jene im Gleichnis ausdrücken, in die Form des Erfahrungssatzes, der Lebensregel gießt, der Spruch

literatur.

Während Fabeln und Sprüche für die sittlichen Forderungen des täglichen Lebens eine aus dem gesunden Volksempfinden für Recht, Sitte und Zuträglichkeit herausgewachsene Formulierung vermitteln, geben andere Texte theoretische Verhaltungsmaßregeln, so das Königsgesetz (DT1), das sog. Sabbatgesetz u. a. Für die Erkenntnis der sittlichen Forderungen, die man als,,ungeschriebenes Gesetz" bezeichnen kann, weil sie nicht wie ein staatliches Gesetz niedergeschrieben und sanktioniert zu werden brauchten, da sie sich in jeder Gesellschaft von selbst durchsetzen und nicht erschöpfend beschrieben werden können, weil sie zu sehr in ihren Einzelheiten von Zufälligkeiten und Imponderabilien bestimmt sind, besitzen wir im Zusammenhang von Texten verschiedener Literaturgattungen, namentlich der Beschwörungsformeln und Bußpsalmen, wertvolle Belege. Wir sehen da, daß das Gefühl für das ungeschriebene Gesetz des Taktes, der Liebe, der Rücksicht auf den Nächsten außerordentlich verfeinert und empfindlich war. Die wirkungsvollste Begründung war für alle diese Forderungen ihre Verknüpfung mit der Religion. Wir haben oben schon hervorgehoben, daß der Kodex Hammurabi — und ebenso ist es mit den sumerischen Familiengesetzen - auf jede Motivierung durch religiöse oder moralisierende Tendenzen verzichtet und sich mit der Ordnung der bürgerlichen Rechtsverhältnisse unter dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit begnügt. Das konnte er ruhig tun, da die Religion das ganze weite Gebiet der Sitte und der Moral des guten Willens zu ihrer Einflußsphäre gemacht hatte.

$75. Tierfabeln.

Literatur: 1) „Der Fuchs". Text: CT XV, 31-33; 4 Fragmente, davon 3 aus Assurbanipals Bibliothek, 1 aus neubabylonischer Zeit. Übers.: Smith-Delitzsch, Chaldäische Genesis, S. 136 ff., wo z. T. andere Fragmente hierhergezogen sind (völlig veraltet).

2),,Pferd und Ochs". Text: CT XV, 34—37, 1 großes und eine ganze Reihe zum Teil sehr kleiner Fragmente, sämtlich aus Assurbanipals Bibliothek. Übers.: Smith-Delitzsch, 1. c. S. 139 ff. (völlig veraltet). 3),,Der Hund". Text: CT XV, 38.

4) „Das Kalb". Text: CT XV, 38.

Unter den Tierfabeln verstehen wir hier solche Erzählungen, in denen ausschließlich Tiere handelnd und mit einander redend auftreten. Redende Tiere spielen ja auch in anderen Stücken der babylonischen Literatur eine Rolle, so vor allem im Etanamythus, wo der Adler, das Adlerjunge und die Nachtschlange handelnd auftreten (vgl. § 22) und in der Legende vom göttlichen Sturmvogel Zû (§ 21), wo der Vogel in gleicher Weise eingeführt wird. Zu den redenden Tieren muß auch der Zahnschmerzwurm in der gleichnamigen Legende (§ 17) gerechnet werden. In allen diesen Texten sind aber die redenden Tiere nicht unter sich, sondern treten neben anderen Personen, Göttern oder Menschen, auf. Ob dasselbe auch bei den von uns als Tierfabeln angesprochenen Texten der Fall ist, läßt sich allerdings wegen ihrer Lückenhaftigkeit nicht mit Sicherheit behaupten.

In den keilschriftlichen „Katalogen" zu Assurbanipals Bibliothek sind folgende Titel von Tierfabeln erhalten: „Der Fuchs" (K 9717),,,Das Kalb, als es dies vernahm", „,Ochs und Pferd", „Der gewaltige Ochse" (Rm 618). Von diesen Fabeln haben wir wenigstens in Bruchstücken die Erzählung vom Fuchs, vom Kalb und von Ochs und Pferd, letztere allerdings in Auszügen, die unter dem Namen „,Als die erhabene Istar" vereinigt waren (vgl. S. 304 Anm. 2).

Die Lückenhaftigkeit der erhaltenen Tierfabeltexte ist leider so groß, daß wir keinen einzigen seinem Zusammenhang nach völlig überblicken können.

Weitaus am meisten ist uns von der Fabel von Pferd und Ochs erhalten, aber auch hier nicht genug, um Inhalt uud Tendenz mit wünschenswerter Sicherheit bestimmen zu können.

Die technische Anlage dieser wie auch der anderen Tierfabeln scheint auf die durch eine bestimmte, immer wieder

kehrende Formel eingeleitete Wechselrede aufgebaut zu sein. Diese Einleitung lautet:

Der Ochs (bzw. das Pferd) tat seinen Mund auf, redete und sprach zum Pferd (bzw. zum Ochsen).

Alle durch diese Worte eingeleiteten Abschnitte sind auch im Text durch Trennungsstriche als besondere Teile der Fabel hervorgehoben.

Der babylonische Name der uns erhaltenen Reste der Fabel von Pferd und Ochs scheint gewesen zu sein „Als die erhabene Istar", welche Worte offenbar die Eingangsworte des ganzen Textes bildeten und entsprechend der epischen Erzählungsweise der Babylonier eine Art Kosmologie oder bis zur Urzeit zurückreichende Genealogie eingeleitet haben mögen. Diese ursprünglich etwa 35 Zeilen umfassende Einleitung ist zum kleinen Teil erhalten und an einigen Stellen aus der unmittelbar folgenden Rede des Ochsen wieder herzustellen. Deutlich ist hier eine Anspielung auf eine Überschwemmung, wohl auf die große Flut. Am Schlusse der Einleitung wird hervorgehoben, wie gut es die Tiere nunmehr bei reichlichem Futter haben, und endlich von dem Freundschaftsbündnis zwischen dem Pferd und dem Ochsen kurz berichtet. Die erste Rede tut der Ochs an das Pferd, „erhaben im Kampf". Wie oft Rede und Gegenrede wechseln, ist nicht festzustellen, nach den erhaltenen Fragmenten aber mindestens 12 mal. Eine wichtige Rolle scheint in den Wechselreden das Los der beiden Tiere zu spielen. Jedes sucht seine eigene Stellung in der Welt, seine Anlagen, seine Bestimmung auf Kosten der des Gegenspielers ins vorteilhafteste Licht zu stellen. Über den Gedankengang im einzelnen wie auch über „Fabula docet", die lehrhafte Pointe des Ganzen, wage ich bei der Lückenhaftigkeit des Textes keine Vermutung.

1 Sie gehörte überhaupt zu dem Sprachgebrauch des epischen Stiles und wird in allen epischen Dichtungen mehr oder weniger häufig angewendet, am konsequentesten im Etanamythus, sehr häufig, namentlich in den Gesprächen zwischen dem Freundespaar, im Gilgameschepos und sonst. Aus einer Untersuchung dieser Eingangsformeln

lassen sich vielleicht wertvolle textkritische Beobachtungen ableiten.

2 Nach K 3456+D T43, Rev. Z. 33: Nishu machrû înum iluistar schurbûtum, d. i. „1. Auszug von »Als die erhabne Istar<". Z. 31-32 sind der Folgeweiser für den nächsten nishu. Durch diese Erklärung der Stelle wird auch die bisher geltende Meinung, als hätte man es bei den babylonischen Tierfabeln mit Rahmenerzählungen zu tun, hinfällig.

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