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digung bieten könnte. Dazu kommt als natürliche Folge eine unseren modernen Begriffen vollständig fremdartige Auffassung oder besser ein vollständiges Fehlen des literarischen Eigentumsrechtes. Ein einmal vorhandenes Literaturstück war vogelfrei und dem Belieben literarischer Eklektiker und Kompilatoren ausgeliefert. So ist es nur natürlich, daß im Lauf der Zeit die Einheitlichkeit dichterischer Erzeugnisse immer seltener wird, daß Literaturstücke sich als aus den verschiedenartigsten Elementen zusammengeschweißt ausweisen, aus oft ganz auseinanderliegenden Teilen, die gleichzeitig außerdem noch eine Sonderexistenz führen.

Leider fehlen uns heute in den allermeisten Fällen alle Mittel, diesen literarischen Prozeß in seinen einzelnen Phasen bloßzulegen. Bei manchen epischen Stücken, wie dem Weltschöpfungsepos, dem Gilgameschepos, geben uns verschiedene Rezensionen aus verschiedenen Zeiten und Paralleltexte wohl hin und wieder Fingerzeige. Bei einzelnen lyrischen Stücken sind wir in der Lage, den Nachweis ihres kompilatorischen Charakters wenigstens annähernd zu liefern. Bei der größten Zahl der Texte aber fehlt für die Geschichte der Überlieferung jeder nähere Anhaltspunkt (vgl. auch noch § 1).

§ 9. Die poetischen Formen.

Literatur: Zimmern in ZA. VIII S. 121 ff., Beiträge S. 53, ZA.X S. 1 ff., XII S. 382 ff. bei Gunkel, Schöpfung u. Chaos S. 401 a. 1; Delitzsch, Weltschöpfungsepos S. 60 ff.

Die metrische Form ist in den uns überlieferten Rezensionen poetischer Stücke nur selten im Original auch äußerlich einheitlich und streng durchgeführt, und zwar sowohl hinsichtlich der Strophenbildung als auch hinsichtlich der Zahl der Hebungen. Ausnahmen bilden z. B. ein von Zimmern in ZA X S. 1 ff. mitgeteilter Text, der die größeren und kleineren Glieder konsequent durch Striche abteilt; ähnlich ist es bei einem von Scheil in ZA X 291 ff. publizierten Text. Meistens ist jede äußerliche Andeutung des Metrums zu vermissen. Regelmäßig aber werden die einzelnen Verszeilen getrennt geschrieben, häufig die Halbverse durch Zwischenräume voneinander getrennt, keineswegs aber immer in konsequenter Durchführung.

Die gebräuchlichste Form der babylonisch-assyrischen Poesie zeigt folgende Einheiten:

Eine Strophe, bestehend aus zwei Versen, jeder Vers aus zwei Halbversen, jeder Halbvers aus zwei Hebungen.

Am strengsten ist die metrische Form durchgeführt in dem Epos Enuma elisch und hier wieder in dem Stück 82-9-18,3737 der IV. Tafel, welche die Halbverse deutlich markiert. Aus dieser Tafel hat Delitzsch fünf Gesetze abgeleitet, die mit verhältnismäßig seltenen Ausnahmen respektiert werden:

1. Jede Zeile zerfällt in zwei Halbzeilen;

2. Die zweiten Halbzeilen unterliegen einem strengeren rhytmischen Gesetz als die ersten;

3. Die zweite Halbzeile hat nicht mehr als zwei Haupthebungen, bestehend aus zwei betonten, sei es langen oder geschlossenen Silben. Eine dieser Silben kann auch eine kurze, offene Silbe sein. Die Partikeln u, scha, ana, ina, dann î, a-a, schut, la, lû zählen nicht mit, wohl aber ischtu.

4. In der ersten Hauptzeile können statt zwei auch drei Haupthebungen vorkommen;

5. Die einzelnen Verse verbinden sich zu Strophen von je 2+2 Versen, oder zu Halbstrophen von je 1 + 1 Versen.

Damit sind aber lediglich allgemeine Gesichtspunkte für die am häufigsten auftretende metrische Form gewonnen. Zimmern konstatiert z. B. in den Schurpu-Tafeln (Beiträge S. 53) Verse von 22, von 2+3, von 3 +2, von 2+2+2 Hebungen, die ohne Regelmäßigkeit miteinander abwechseln.

Auch die Strophenbildung weist starke Differenzen auf. Während die aus zwei Versen bestehende Strophe (Parallelismus membrorum) überwiegt, kommen auch andere Strophenbildungen nicht selten vor. So läßt die berühmte Hymne an den Mondgott (4 R2 9) deutlich achtzeilige Strophen erkennen (vgl. unten § 37). In dem Istarpsalm (AO VII, 19) wechseln mit den überwiegenden vierzeiligen Strophen solche von zwei, drei, fünf und sechs Zeilen, wie auch in dem Bußpsalm 4 R. 10 (s. § 38) die vierzeiligen Strophen vorherrschen. Vgl. auch § 35.

Die Unregelmäßigkeiten in der Form der poetischen Stücke sind sicher zum großen Teil der Tätigkeit der Schreiber im Laufe der Jahrhunderte zur Last zu legen. So erklärt es sich, daß einzelne Stücke des Weltschöpfungsepos z. B., die offenbar zufällig noch auf eine metrisch korrekte Vorlage zurückgehen, die metrischen Glieder genau hervortreten lassen, während andere in dieser Hinsicht sehr willkürlich sind.

In den lyrischen Stücken, den Hymnen und Gebeten, ist die Form viel konsequenter durchgeführt und auch durch äußer

liche Andeutungen häufiger und leichter erkennbar gemacht. Nicht nur, daß durchgehends jede Verszeile auch im Text auf eine Zeile geschrieben ist; ziemlich häufig werden auch die Halbzeilen durch Zwischenräume voneinander getrennt und die Anfänge der zweiten Vershälften genau untereinander gerückt, in einzelnen Fällen werden auch die Strophen als solche durch Striche abgeteilt. Ganz vereinzelt hier handelt es sich aber wohl um

Schulbeispiele

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werden auch die Halbverse durch durchlaufende

Striche in ihre Bestandteile abgeteilt.

Einige Texte in Assurbanipals Bibliothek haben die alliterierende Form, die jede Verszeile mit derselben Silbe beginnen läßt, andere die akrostichische, bei der die Anfangssilben zusammengelesen ein bestimmtes Wort ergeben. Ein besonders instruktives Beispiel ist K 82041, wovon Bezold im Catalogue zwei Strophen mitgeteilt hat. In diesem Text ist doppelte Alliteration und Akrostizismus vereinigt, so daß jede Strophe von je vier Zeilen mit derselben Silbe beginnt und schließt, und diese Silben zusammengelesen die Phrase uschaldudu maruschtu ergeben. Weitere Beispiele für Alliteration sind die Texte K 9290 + 9297, K 9852, von denen Bezold im Catalogue Proben mitgeteilt hat, ein weiterer akrostichisch-alliterierender Text, DT 83, ist von Pinches, Texts in the Bab. wedgewriting S. 15 f. mitgeteilt.

Die Wiederkehr der gleichen Endsilbe innerhalb der ganzen Strophen bei K 8204 glaubte Hommel in PSBA 1896 S. 21f. als Reim erklären zu sollen. Solange aber eine solche Erscheinung nicht auch in nicht alliterierenden Texten belegbar ist, wird man hierin lediglich eine besondere Art der Alliteration erkennen dürfen.

Bei einigen Texten läßt sich auch die Durchführung der dialogischen Form beobachten, wenigstens im Sinne der abwechselnden Reden, wenn sie auch in jedem Fall an ein gemeinsames drittes Subjekt gerichtet sind. Der Dialog findet sich namentlich in den Bußpsalmen und Beschwörungstexten, in denen der Büßer und der Priester abwechselnd zur Gottheit reden. Beispiele siehe bei Zimmern, AO VII, 3 S. 25 ff.; Weber, AO VII, 4 S. 33f.

Ein Dialog im engeren Sinn ist das häufig wiederkehrende

1) Der Text ist bearbeitet von Strong, P. S. B. A., 1895, S. 139, der ganze Artikel, S. 131-151, ist der Alliteration in der bab. Poesie gewidmet.

Zwiegespräch zwischen Marduk und seinem Vater Ea zugunsten des kranken Menschen (vgl. § 42) und K 12851, ein Gespräch zwischen Assurbanipal, dem Gott Nebo und dem Priester.

Mit der dialogischen Form sind wohl die ersten Ansätze der dramatischen Dichtung gegeben, doch läßt sich bis jetzt keine Spur ihrer weiteren Ausbildung nachweisen. Über den mutmaßlichen Begleittext zu einer mimischen Vorführung (K 3476) und Verwandtes s. S. 32f.

Kap. 2: Die epischen Dichtungen im allgemeinen.

§ 10. Die erhaltenen epischen Stücke der babylonischen Literatur können nur einen Bruchteil des ehemals Vorhandenen ausmachen. Die Zufälligkeit einzelner Funde erweckt die Hoffnung auf weitere Gaben, aber auch die anderen Literaturen, die offenkundig aus dem babylonischen Mythenschatze sich bereichert haben, wie vor allem die hebräische und griechische, geben uns ein Recht zu vermuten, daß aus den Schutthügeln des Zweistromlandes die eine oder andere Legende in originaler oder verwandter Rezension irgendeinmal auftauchen werde.

Den inschriftlichen Beweis dafür, daß auch außer den uns bekannt gewordenen noch zahlreiche erzählende Stücke vorhanden waren, liefern uns die „Kataloge" über solche Texte, die aus Assurbanipals Bibliothek auf uns gekommen sind (vgl. § 71, VII). In K 9717, Sm 669, Rm 616 z. B. sind uns Titel von Stücken offenbar epischen und mythologischen Charakters, aber auch von Tierfabeln erhalten, von denen einzelne wohlbekannt, andere uns noch völlig unbekannt sind, z. B. „Die Geschichte (?) von Gilgamesch", „Die Geschichte von Etana", oder Fabeln, wie „Die Geschichte vom Fuchs", „Die Geschichte vom Rind und vom Pferd“, oder Königslegenden wie „Sargon, der mächtige König“. Das sind lauter Titel von bereits bekannten Stücken. Andere sind z. B. „Der gewaltige Stier", „Als der Euphrat sich hob", ,,Adapa [kam?] nach [Nippur?] hinein“. „Als Marduk in Sumer und Akkad" usw. usw.

Namentlich Vorlagen oder Parallelen der biblischen Erzählungen hat man von jeher aus naheliegenden Gründen unter den litera

1 Text: Craig, Rel. Texts 1,5f.; Übers.: A. Jeremias bei Roscher Lexicon der Myth. III, 61 ff. 2 Geschrieben Ku-Kar.

rischen Stücken der Tontafelsammlungen vermutet, nachdem das Weltschöpfungsepos und besonders die Sintflutepisode außer der Gemeinsamkeit der zugrunde liegenden Vorstellungen auch ein offenkundiges literarisches Abhängigkeitsverhältnis außer Frage gestellt hatte. Der Wunsch ist auch hier gelegentlich der Vater des Gedankens gewesen und die Entdeckerfreude hat vor der nachprüfenden Kritik nicht immer Stand gehalten. So hat sich die Annahme, daß in dem Text K 36571 die babylonische Vorlage der biblischen Turmbauerzählung zu erkennen sei, als völlig unbegründet erwiesen; auch eine babylonische Parallele zur Versuchungsgeschichte des ersten Menschenpaares ist trotz gelegentlicher Behauptungen nicht nachzuweisen. Daß aber derartige Erzählungen einmal auch unter den babylonischen Denkmälern auftauchen, ist von vornherein als möglich zuzugeben.

Die Hauptmasse der uns bis heute zugänglichen epischen Dichtungen entstammt der Bibliothek Assurbanipals, für die sie um die Mitte des siebenten Jahrhunderts gesammelt und abgeschrieben worden sind. Von vornherein war klar, daß sie viel älter sein müssen, und in der Tat mehren sich die inschriftlichen Nachweise für die Existenz der meisten epischen Texte im zweiten und dritten vorchristlichen Jahrtausend.

Unter den in Tel-Amarna gefundenen Tafeln, also in einer Niederschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert, fanden sich die Bruchstücke von Nerigal und Erischkigal und die Hauptstücke des Adapamythus. Aus der Zeit der ersten babylonischen Dynastie, also in einer Niederschrift aus dem ausgehenden dritten Jahrtausend, sind uns Stücke aus dem Kreis des Atarchasismythus, des Gilgameschepos, der Sintflutgeschichte erhalten. Der mythologische Text von dem König von Kutha und der Etanamythus sind gleichfalls wenigstens teilweise in altbabylonischer Rezension auf uns gekommen, und für das große Epos Enuma elisch ergibt sich aus inneren Gründen die Notwendigkeit, anzunehmen, daß es die Gestalt, in der es der Bibliothek Assurbanipals einverleibt worden ist, in oder bald nach der Zeit Hammurabis erhalten hat. Es steht also fest, daß es zur Zeit der ersten Dynastie von Babylon, am Ausgang des dritten Jahrtausends, eine ausgebreitete epische Literatur in Babylonien gegeben hat. Leider aber ist es uns heute noch unmöglich, das Verhältnis der älteren Textgestalt

1 King, Seven Tablets II S. 73 f., I S. 219 f.

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