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zu der in Assurbanipals Bibliothek überlieferten zu überblicken. Von der letzteren kann mit Sicherheit behauptet werden, daß sie sich meist unmittelbar an babylonische Vorlagen angeschlossen hat. Inwieweit aber diese Vorlagen von den älteren Niederschriften abweichen, läßt sich im einzelnen nicht feststellen. Die starken Abweichungen des altbabylonischen Gilgameschfragments von der späteren Fassung (s. unten § 23) zeigen aber, daß der literarische Prozeß im Lauf der Zeit die Gestaltung doch wesentlich beeinflußt haben muß, wenn man nicht annehmen will, daß verschiedene Rezensionen nebeneinander hergelaufen sind.

Kap. 3: Die babylonischen Schöpfungsmythen. § 11. Allgemeines.

Die Spekulation über die Uranfänge alles Seins liegt im Wesen der altorientalischen Denkweise begründet; sie kann an die Gegenwart nicht denken, ohne ihrer Beziehung zur Urzeit sich zu vergewissern. Der Glaube an die kosmische Präexistenz aller irdischen Erscheinungen ist die Grundlehre und Grundformel aller Philosophie, an diesem Gedanken entzündet sich die Fantasie zu dichterischem Gestalten, an der Hand dieser Formel findet die,,Geschichts"-Betrachtung ohne jede Gefahr, in eine Sackgasse zu geraten, mit Sicherheit den Weg zu den letzten Gründen, die für das Verständnis der Gegenwart den Schlüssel geben und den Hoffnungen für die Zukunft die Richtung weisen.

Was in den irdischen Erscheinungen zur Spekulation reizt, ist nicht das unmittelbar wahrnehmbare Tatsächliche, sondern die Ordnung, die ihm einen Sinn gibt, das Gesetz, das es beherrscht. Das Dichterwort von der „heiligen Ordnung“, der „segensreichen Himmelstochter" gibt die Antwort auf die Frage nach dem geschichtlichen Recht unserer Gesellschaftsordnung ganz im Geist des orientalischen Altertums und wie wir, so haben auch die Alten mit dem Begriffe des Königstums von Gottes Gnaden, also durch Berufung auf göttliches Gesetz, die Wirksamkeit und Verbindlichkeit der irdischen Autorität motiviert und gerechtfertigt. Die irdische Gewalt ist nur ein Ausfluß der göttlichen Weltregierung, der irdische König darum nur die Inkarnation des göttlichen Weltenherrn, oder er hat doch von ihm zum mindesten

seine Berufung, ist sein Stellvertreter. Aufgabe der ,,Wissenschaft", der priesterlichen Lehre ist es, den Zusammenhang der herrschenden Ordnung mit der göttlichen Weltregierung und dadurch ihre Legitimität zu erweisen.

Was wir an alten Kosmogonien haben, spiegelt wohl in keinem einzigen Falle naive Vorstellungen völlig ungetrübt wieder, sie sind vielleicht ausnahmslos Tendenzprodukte, stehen im Dienst irgend einer Idee, sei sie nun politischer, ethischer oder „,wissenschaftlicher" Natur.

Das bedeutsamste Beispiel ist das Siebentafelepos Enuma elisch, das den Anspruch Babels auf die Weltherrschaft begründen soll; das groteske Gegenbeispiel ist die Legende vom Zahnschmerzwurm, in der ein Rezept gegen Zahnschmerz durch eine veritable Kosmogonie eingeleitet wird (vgl. § 17). Zwischen diesen Endpolen liegen zahlreiche andere Beispiele. Ein Fragment lehrt uns, daß das Epos Enuma elisch auch in einer assyrischen Rezension zirkuliert hat, in der Assur als Weltbildner fungierte, also Assyriens Anspruch auf die Weltherrschaft autorisiert werden sollte (vgl. unten S. 50). Ein weiterer Text scheint eine Familiengeschichte mit der Erschaffung des Alls in Verbindung zu bringen (vgl. § 15). Besonders einleuchtend ist, daß Tempeltraditionen bis zum Uranfang alles Seins zurückgeführt werden, so jedenfalls für den Tempel von Eridu (vgl. § 14). Auch der Tempelbau wurde urgeschichtlich motiviert (vgl. § 16). Wir wissen ja schon aus der hebräischen Legende, daß die „Erfindung" von allerlei Kunstfertigkeit und Handwerk auf bestimmte Gestalten der Urgeschichte zurückgeführt wurde. Die babylonisch-assyrische Lehre weiß von geradezu göttlichen Urhebern. Zur Erfindung der Schrift vgl. oben S. 8; wir kennen Götter des Ziegelbaus, der Zimmerleute, der Goldschmiedekunst, der Steinmetzkunst usw. usw. Denken wir weiter an die göttlichen Urheber der verschiedenartigen Naturkräfte und Erscheinungen, auch von Gebrauchsgegenständen, und vergegenwärtigen wir uns, daß sogar für den Zahnschmerz die ,,Wissenschaft“ eine Urgeschichte zurecht gemacht hat, die mit der Aufzeigung seines Ursprungs auch eine Erklärung für sein Wesen findet, so werden wir uns dem Schluß nicht entziehen dürfen, daß für alle Dinge, die auf göttlichen Ursprung zurückgeführt worden sind, auch eine für den jeweiligen Ausgangspunkt zurechtgeschnittene „Geschichte" im Umlauf gewesen sein kann. Wie diese,,Geschichte" in ihren Grundzügen immer gestaltet ge

wesen, dafür geben uns die oben angeführten Beispiele hinreichende Anhaltspunkte.

Ein klassisches Beispiel ist die Geschichte vom Zahnschmerz, die wegen ihrer lückenlosen Erhaltung besonders instruktiv ist. Daß es sich da nicht um tiefgründige Weisheit handelt, die uns irgendwie von Wert ist, wenn wir den alten, naiven Vorstellungen der Babylonier nachgehen, liegt auf der Hand. Bei diesen Elaboraten handelt es sich doch wohl meist um Priesterwitz und Priesterfindigkeit, die willkürlich aus Überlieferungsstoffen sich zusammensucht, was gerade für den momentanen Zweck dienlich scheint. Vielleicht ist es doch nicht zu kühn, ähnlich auch andere,,Weltschöpfungstexte" zu beurteilen, die uns in ganz fragmentarischem Zustand überkommen sind, von deren Pointe wir gar nichts wissen, namentlich solche, die als Einleitung zu Beschwörungstexten gebraucht wurden. Als Materialsammlung für die Kenntnis kursierender Priestermeinungen sind sie in ihrem Werte gewiß nicht zu unterschätzen, aber für eine Geschichte der Vorstellungen von der Entstehung aller Dinge sind sie nur mit allergrößter Vorsicht zu gebrauchen. Für eine solche hätten sie bedeutsamen Quellenwert erst dann, wenn wir die Pointe der einzelnen Fassung kennen würden, wenn wir wüßten, welchem Tempel sie ihre Fixierung verdanken.

Vorläufig muß uns als Kronzeuge für die babylonischen Vorstellungen von der Urzeit das Epos Enuma elisch dienen. Wenn es auch eine tendenziöse „Geschichtsdarstellung" bietet, so ist es doch durch sein Alter und durch seine Autorität (die Nachrichten der Klassiker scheinen hauptsächlich dieses Epos zur Grundlage zu haben) nicht nur an sich von höchster Bedeutung, sondern darf vielleicht auch als Archetypus oder wenigstens Quelle für anderen Tendenzen dienende Varianten angesehen werden. Es war doch jedenfalls ein Staatsdokument und hatte als solches verbindlichen Charakter, war ein Stück „Lehre". Über das, was wir aus Enuma elisch lernen, hinaus werden wir erst dann zur genaueren Kenntnis von der Urzeit in der Vorstellung der Babylonier gelangen, wenn wir in ähnlichen Dokumenten aus älterer Zeit und aus den Kreisen anderer Tempelüberlieferungen Vergleichsmaterial gewinnen. Vornehmlich aus Nippur dürfen wir solches erwarten.

In dem babylonischen Weltschöpfungsepos sind verschiedenartige Stoffe zusammengearbeitet, die mythologisch wie literarisch zu

nächst gar nichts miteinander zu tun haben: die Theogonie, als die Rechtfertigung aller Ursprünge; der Kampf des Lichts mit den Mächten der Finsternis: eine Projektion des Jahresmythus auf das Weltenjahr; die Übertragung der Schicksalstafeln bezw. die Übertragung der Weltherrschaft: der Mythus dynastischer Legitimitätsansprüche und erst zum Beschluß die Schöpfungsgeschichte der sichtbaren Welt. Diese mythischen Stoffe haben sicher alle auch ein literarisches Sonderdasein in irgendeiner Form geführt. Erhalten sind nur verschiedene Rezensionen des Jahresmythus, des Kampfes zwischen Licht und Finsternis in verschiedenen Variationen (BelLabbu, Legende vom Frühjahrsmond). Der Mythus von der Verleihung der Schicksalstafeln und damit der Weltherrschaft ist die Pointe der Legende von dem göttlichen Sturmvogel, die wiederum mit dem Motiv des Kampfes zwischen Licht und Finsternis innig verknüpft ist, wie es ganz natürlich erscheint, daß die Legende vom Kampf und Sieg des jungen Tages, der Frühjahrssonne, der neuen Zeit, der neuen Aera einen natürlich gegebenen Hintergrund für die Legitimitätsurkunde einer Dynastie darstellt.

Die griechische Überlieferung des Berosus scheidet die der Schöpfungsgeschichte im Epos Enuma elisch angegliederten mythologischen Stoffe vollständig aus. Sie weiß nichts von einer Theogonie, die Idee des Kampfes zwischen Marduk und Tihamat tritt vollständig zurück, der Übertragung der Schicksalstafeln und der Weltherrschaft wird mit keinem Worte gedacht, alles Interesse konzentriert sich auf die Schilderung des Chaos, seines Verhältnisses zum nachmaligen Himmel und Erde und die Schöpfung der sichtbaren Welt. Alles Kosmologische ist in dieser Version vollständig verwischt. Damascius dagegen beschränkt sich auf eine Mitteilung des ersten Teiles des Epos, der Theogonie. Die Abhängigkeit des Damascius von Enuma elisch ist ohne weiteres klar. Die Darstellung des Berosus weist zwar keinen einzigen Zug auf, der nicht auch in Enuma elisch vorkäme, anderseits aber läßt sie gerade das Charakteristische dieser Legende, die kosmische Vorgeschichte der Schöpfung der sichtbaren Welt und ihre mythologische Motivierung, vollkommen aus dem Spiel. Es geht wohl nicht an, daraus zu schließen, daß Berosus oder gar erst Eusebius, dem wir die Kenntnis seines Werkes danken, eigenmächtig diese Umgestaltung der Vorlage vorgenommen habe. Näher liegt wohl, anzunehmen, daß neben Enuma elisch auch andere Versionen

kursiert haben, die sich in der Weise, wie wir es bei Berosus sehen, auf die Fakta der Weltschöpfung beschränken unter Ausmerzung des auf Lokalinteressen des babylonischen Zentralheiligtums zurückgehenden mythologischen Beiwerks1. Näheres s. § 13,1.

§ 12. Das Epos Enuma elisch. Die Schöpfungslegende von Babel.

Der Text von Enuma elisch, wie er uns vorliegt, stammt zum größten Teil aus der Bibliothek Assurbanipals, für welche er in neuassyrischer Schrift abgeschrieben wurde; drei Fragmente der 1., 3. und 4. Tafel sind in neubabylonischer Rezension erhalten, decken sich aber, soweit eine Vergleichung möglich ist, bis auf geringfügige sprachliche Abweichungen vollständig mit dem entsprechenden neuassyrischen Text.

Die erste Kunde von dem Originaltext danken wir George Smith, der am 2. November 1875 in der Society of biblical archaeology in London zum ersten Male ausführliche Mitteilungen über die von ihm entdeckten Fragmente von 5 Tafeln des Epos machte. Seither ist es gelungen, den Text wesentlich zu vervollständigen, bis L. King so glücklich war, eine ganze Reihe wichtiger neuer Fragmente zu finden, von denen der Anfang der 6. Tafel, der die Erschaffung des Menschen schildert, besonders bedeutungsvoll ist. Bei der eminenten Wichtigkeit des Textes ist es selbstverständlich, daß er außerordentlich zahlreiche Bearbeitungen gefunden hat. Von neueren Arbeiten seien die von Delitzsch, Das babylonische Weltschöpfungsepos, 1896, Zimmern bei Gunkel, Schöpfung und Chaos, 1895, Jensen in KB VI, 1 hervorgehoben. Die ausführlichste Behandlung des Epos selbst wie aller Einleitungsfragen gibt King in The Seven Tablets of Creation, 1902. Alle seither bekannten Fragmente sind zusammenhängend verarbeitet bei H. Winckler, Keilinschriftliches Textbuch zum Alten Testament, 2. Aufl.; Bezold, Schöpfungslegende (Kleine Texte f. theol. Vorlesungen, hrsg. v. Liezmann, Nr. 7). Für die Berührungen des Epos mit dem biblischen Schöpfungsbericht siehe bes. Zimmern in KAT3, Jeremias, ATAO, und King, l. c.

Die Originaltexte sind in CT XIII in Autographie publiziert, die später gefundenen Stücke bei King, Seven Tablets II.

Inhaltsangabe.

Tafel I. Einst als droben

drunten die Erde

der Himmel noch nicht benannt war,
mit Namen noch nicht geheißen,
(als) Apsu und der mitwaltende Sohn und Erzeuger

1 Es ist nicht einzusehen, warum z. B. Eusebius, dem daran liegt, die Ungereimtheit der babylonischen Mythe an dem Beispiel des Berosus darzutun, sich die erheiternden Umstände hätte entgehen lassen sollen, unter denen die Übertragung der Weltherrschaft an Marduk der Höhepunkt und der eigentliche Kern und Stern des Epos Enuma elisch — sich vollzog.

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